Pensionierte Priester unerwünscht?
Pensionierte Priester unerwünscht?
Aus meiner Jugendzeit kenne ich es noch, daß in vielen Gemeinden Priester lebten,
die zwar offiziell im Ruhestand waren, aber in der Gemeinde noch aushalfen, Messen
zelebrierten etc.
Wenn ich mir die kirchl. Verlautbarungen (Amtsblatt) anschaue und dort die Nachrichten
über die Sterbefälle lese, so stelle ich fest, daß ein großer Teil der alten Priester hier in
Paderborn gestorben sind und dann oft aber in der Gemeinde ihrer letzten Pfarrstelle be-
erdigt wurden.
Ich stelle mir die Frage, warum so viele nicht in anderen Gemeinden leben, und dort evt.
auch noch tätig sind.
Natürlich kann jeder Rentner seinen Wohnsitz frei wählen, doch beschleicht mich das
Gefühl, daß es vielleicht vor Ort gar nicht gewollt ist, daß mehr Priester da sind, als ins
neue Gemeinde-Verbundsystem passen: Daß gleichsam eine künstliche Verknappung
geschaffen wird.
Freilich mag es auch möglich sein, daß älteren Priester die neuen Strukturen nicht ge-
fallen und sie froh sind, damit nichts mehr zu tun haben zu müssen.
die zwar offiziell im Ruhestand waren, aber in der Gemeinde noch aushalfen, Messen
zelebrierten etc.
Wenn ich mir die kirchl. Verlautbarungen (Amtsblatt) anschaue und dort die Nachrichten
über die Sterbefälle lese, so stelle ich fest, daß ein großer Teil der alten Priester hier in
Paderborn gestorben sind und dann oft aber in der Gemeinde ihrer letzten Pfarrstelle be-
erdigt wurden.
Ich stelle mir die Frage, warum so viele nicht in anderen Gemeinden leben, und dort evt.
auch noch tätig sind.
Natürlich kann jeder Rentner seinen Wohnsitz frei wählen, doch beschleicht mich das
Gefühl, daß es vielleicht vor Ort gar nicht gewollt ist, daß mehr Priester da sind, als ins
neue Gemeinde-Verbundsystem passen: Daß gleichsam eine künstliche Verknappung
geschaffen wird.
Freilich mag es auch möglich sein, daß älteren Priester die neuen Strukturen nicht ge-
fallen und sie froh sind, damit nichts mehr zu tun haben zu müssen.
Gruß Jürgen
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Re: Pensionierte Priester unerwünscht?
Ich vermute, sehr häufig ist Letzteres der Fall.
- Florianklaus
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Re: Pensionierte Priester unerwünscht?
In unserer fusionierten Großgemeinde sind wir froh über jeden Priester, der aushilft.
Re: Pensionierte Priester unerwünscht?
Und ich kann nur bestätigen, welch ein Segen das ist. Wir haben hier in unserem "Seelsorgebereich" neben zwei hauptamtlichen Priestern drei Ruhestandspriester, wodurch wir ein Pro-Kopf-Verhältnis von Priestern zu Gläubigen haben, was es sonst vermutlich nur noch im Vatikan gibt. Auch wenn die Ruhestandsgeistlichen in der Pfarrseelsorge in unterschiedlichem Maß aktiv sind, ist die tägliche Messe in jeder unserer Pfarreien hier jedenfalls noch kein Problem.
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Re: Pensionierte Priester unerwünscht?
Bei uns sind mehrere Ruheständler jede Woche am Altar, meistens um eine Frühmesse zu feiern. Anders wäre es auch kaum aufrechtzuerhalten, in allen Pfarrvikarien und Kapellengemeinden wenigstens alle zwei Wochen eine Sonntagsmesse zu feiern.
Zuletzt geändert von Protasius am Mittwoch 28. März 2012, 11:58, insgesamt 1-mal geändert.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009
Re: Pensionierte Priester unerwünscht?
Also hier in der Diözese gibt es für Priester i.R. mehr als genug zu tun
gestern erst sagte mir ein Religionsprofessor i.R. er hat jetzt mehr zu tun als Kaplan vor 60 Jahren
gestern erst sagte mir ein Religionsprofessor i.R. er hat jetzt mehr zu tun als Kaplan vor 60 Jahren
Re: Pensionierte Priester unerwünscht?
Ich stimme Jürgen allerdings zu, dass es sicher Gemeinden gibt, die keine großen Ambitionen haben, Ruhestandspriester zu beschäftigen. In Pfarreien, wo es immer eine tägliche Messe gab, wird man das aus Gewohnheit vielleicht zunächst versuchen, aber wo sich die Gemeinde einmal daran gewöhnt hat, dass irgendein "Pasti" einen "Werktags-GoDi" anbietet, will man sich da vermutlich nicht von irgendeinem dahergelaufenen Priester ins Programm pfuschen lassen, der vielleicht (Gott bewahre) sogar noch so ein konservativer Knochen ist und mit der Lebenswirklichkeit der heutigen Menschen nicht zurechtkommt.
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Re: Pensionierte Priester unerwünscht?
In Zahlen (Amtsblatt 3/2012):Juergen hat geschrieben:Wenn ich mir die kirchl. Verlautbarungen (Amtsblatt) anschaue und dort die Nachrichten
über die Sterbefälle lese, so stelle ich fest, daß ein großer Teil der alten Priester hier in
Paderborn gestorben sind und dann oft aber in der Gemeinde ihrer letzten Pfarrstelle be-
erdigt wurden.
- 12 Todesfälle
- 7 davon in PB gestorben
Gruß Jürgen
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- cantus planus
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Re: Pensionierte Priester unerwünscht?
Ich habe meine schönsten Werktagsgottesdienste als junger Organist in meiner Heimatgemeinde mit pensionierten Geistlichen erlebt. Einer war vertrieben aus der Diözese Ermland. Seine vorbildliche Zelebration hat mich sehr geprägt, seine bodenständige und tiefe Frömmigkeit ebenso wie seine theologische Bildung. Er forderte auch von der Gemeinde viel: so stimmte er gerne mit dröhnender Baßstimme (und die war wahrlich beeindruckend!) eine Choralmesse an. Auch unbekannte. Er meinte stets, wenn er kräftig mitsinge, würden sich die Leute schon trauen und nach drei oder vier Messen könnten sie es dann. Und er hatte recht.
Ohne diese prägenden Erfahrungen wäre ich heute nicht auf dem Weg, auf dem ich bin. Und ich wäre ohne diese Priester und das hartnäckige Drängen einer Franziskanerin wohl nie auf die Idee gekommen, auch hauptberuflich in die Kirchenmusik einzusteigen.
Eine kleine Anekdote fällt mir noch ein. In der Kirchenzeitung äußerte sich der Bischof vor Jahren zur Kirchenkrise, dem Rückgang der Messbesucher etc. Platt, wie Theologen heute sind, brachte er die Formel: "Wir werden weniger, also müssen wir besser werden." In meiner jungen Naivität damals fand ich den Spruch toll, und zitierte ihn bei einem kurzen Gespräch vor der Messe in der Sakristei. Daraufhin hörte ich die tiefe Stimme des alten Priesters: "Ich weiss ja nicht, wie das bei unserem Bischof ist... Ich jedenfalls habe mich immer bemüht, alles für unseren Herrgott zu geben. Auch, als die Kirchen noch voll waren."
Ohne diese prägenden Erfahrungen wäre ich heute nicht auf dem Weg, auf dem ich bin. Und ich wäre ohne diese Priester und das hartnäckige Drängen einer Franziskanerin wohl nie auf die Idee gekommen, auch hauptberuflich in die Kirchenmusik einzusteigen.
Eine kleine Anekdote fällt mir noch ein. In der Kirchenzeitung äußerte sich der Bischof vor Jahren zur Kirchenkrise, dem Rückgang der Messbesucher etc. Platt, wie Theologen heute sind, brachte er die Formel: "Wir werden weniger, also müssen wir besser werden." In meiner jungen Naivität damals fand ich den Spruch toll, und zitierte ihn bei einem kurzen Gespräch vor der Messe in der Sakristei. Daraufhin hörte ich die tiefe Stimme des alten Priesters: "Ich weiss ja nicht, wie das bei unserem Bischof ist... Ich jedenfalls habe mich immer bemüht, alles für unseren Herrgott zu geben. Auch, als die Kirchen noch voll waren."
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Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky
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- Yeti
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Re: Pensionierte Priester unerwünscht?
Im Erzbistum Freiburg kenne ich persönlich den Fall eines pensionierten Priesters unserer ehemaligen Wahlgemeinde, der der Freiburger Bistumsleitung während seiner Amtszeit ein arger Dorn im Auge war, weil er deren kirchenpolitischen Kurs nicht billigte (z.B. die Einrichtung der Seelsorgeeinheiten und erzbischöfliche Wortblasen kritisierte) und damit auch noch stets eine volle Kirche hatte (invidia clericalis). Nach seiner Pensionierung fand er plötzlich keinen Pfarrer mehr, der ihm die tägliche Feier der Hl. Messe in seiner Kirche erlaubt hätte. Das Erzbistum hatte Angst, dass seine Gemeinde, die nun ganz neu mit Dekan, Kaplan und Pastoralterrorist versorgt war, ihm nachfolgte, was auch geschah, nachdem er in die kleine Kapelle eines kath. Altenheims auswich, die immer bis zum Gang hinaus brechend voll war. Bis das Bistum ihm auch dieses verbot.
#gottmensch statt #gutmensch
- cantus planus
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Re: Pensionierte Priester unerwünscht?
Seht, wie sie einander lieben.Yeti hat geschrieben:Bis das Bistum ihm auch dieses verbot.
Das sind glücklicherweise Einzelfälle, obgleich man sagen muss: selten sind sie auch nicht gerade. Noch immer hat man mancherorts lieber ein Konzept mit allen Mitteln durchgedrückt, als eine volle Kirche. Traurig, aber wahr.
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Re: Pensionierte Priester unerwünscht?
Es gibt auch Fälle wo konzilsbewegte Ruhestandspriester den neuen, engagierten, konservativen Pfarrern das Leben schwer machen.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore
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- cantus planus
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Re: Pensionierte Priester unerwünscht?
Dem kann man aber meistens mit Weihrauch abhelfen.Raimund Josef H. hat geschrieben:Es gibt auch Fälle wo konzilsbewegte Ruhestandspriester den neuen, engagierten, konservativen Pfarrern das Leben schwer machen.
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Re: Pensionierte Priester unerwünscht?
Ist bei uns ebenfalls der Fall, zwei Hauptamtliche und (mindestens) drei im Ruhestand. In den drei Kirchen der Gemeinde (Stadtzentrum, Radius von 1 km) werden am Sonntag (einschl. Vorabendmessen und Altersheim) insgesamt sieben Messen gefeiert. Dazu käme noch eine Messe im Krankenhaus (knapp 2 km entfernt).HeGe hat geschrieben:Und ich kann nur bestätigen, welch ein Segen das ist. Wir haben hier in unserem "Seelsorgebereich" neben zwei hauptamtlichen Priestern drei Ruhestandspriester, wodurch wir ein Pro-Kopf-Verhältnis von Priestern zu Gläubigen haben, was es sonst vermutlich nur noch im Vatikan gibt. Auch wenn die Ruhestandsgeistlichen in der Pfarrseelsorge in unterschiedlichem Maß aktiv sind, ist die tägliche Messe in jeder unserer Pfarreien hier jedenfalls noch kein Problem.
Dieses Angebot wäre ohne die pensionierten Priester nicht möglich.
Die Gründe für einen Wohnsitz pensionierter Priester in der Stadt können auch die bessere Gesundheitsversorgung dort und der häufigere Kontakt zu ihren "Kollegen" sein. Auch bei uns scheinen die "Pensionierten" überwiegend in der Innenstadt zu wohnen und nicht in den Stadtrandbezirken.
Re: Pensionierte Priester unerwünscht?
ein Ruhestandspriester sollte ja nicht im Ruhestand sein um quasi einen anderen Posten auszuüben
ich kenne Ruhestandspriester die max 1 mal im Monat eine aushilfe übernehmen und sich in die Ortspfarre nicht integrieren bewußt nicht
ich kenne Ruhestandspriester die max 1 mal im Monat eine aushilfe übernehmen und sich in die Ortspfarre nicht integrieren bewußt nicht