Ist die Armut nicht umfassend gemeint: Verkaufe alles, was du hast und folge mir nach (sorry, wenn ich nicht richtig zitiere, ich habe keine Bibel zur Hand).
Und war nicht die Ausgangsfrage hier, wie man diese radikale Armut im eigenen Leben umsetzt?
Nach meiner Bekehrung vor drei Jahren habe ich meinen geistlichen Begleiter förmlich gelöchert mit dieser Armutsfrage. Seine Antwort fand ich damals absolut unmöglich: "Achten Sie darauf, dass sie das Geld nicht mit vollen Händen ausgeben ... schmeissen Sie es nicht zum Fenster raus ... verzichten Sie auf Luxus ... Sie können diese radikale Armut nicht umsetzen, das schaffen Sie nicht. Das schaffen wir auch im Kloster nicht. Auch hier sammeln wir immer wieder Besitztümer ..." Enttäuscht war ich, blöd fand ichs. Da stand ich mit all meiner Bereitschaft ... und bekomme solche Larifariantworten.
Heute leiste ich ihm ob meiner Urteile echte Abbitte. Recht hatte er. Ich bin in einem sozialen Netz, habe eine Krankenversicherung, die ich nicht kündige, um dieses Geld den Armen zu geben. Ich habe eine Rentenversicherung, in die ich fleißig einzahle, um mit 65 auch noch etwas zu kauen zu haben, anstatt dieses Geld jetzt den Armen zu geben und darauf zu vertrauen, dass der Herr schon für die Seinen sorgt. Ich habe ein Haus, das ich nicht verkaufe, weil dann eine Familie obdachlos wird ...
Wenn ich eine wirklich radikale Form von Armut leben wollte, dürfte ich mich auch nicht an andere Menschen binden, dürfte vor allem nicht heiraten, keine Familie haben. Denn nur dann, wenn ich keinem andern verpflichtet bin, und keinem anderen sozial zur Last falle - kann ich mich überhaupt auf radikale Formen einlassen.
Oder bin ich da jetzt auf dem völlig falschen Dampfer?
