Seraphina hat geschrieben:Marcus hat geschrieben:Zuviel architektonisch zum Ausdruck gebrachter Klerikalismus...
Erst soll der Priester Richtung Volk zelebrieren und dann regt man sich über Klerikalismus auf...

Du hast es richtig erfasst und bringst dabei mehr Reife und Verständnis zum Ausdruck als so manch ein „WsK-Aktivist“, der um Jahrzehnte älter ist als Du.
Ein konservativer Protestant, der von der Ableitung des Pastorenamtes vom allgemeinen Priestertum der Getauften überzeugt ist, würde die einheitliche Gebetsrichtung zum Altar hin schon deshalb begrüßen, weil damit eben auch schön ausgedrückt würde, dass der Pfarrer nicht als Angehöriger eines besonderen priesterlichen/klerikalen Standes der Gemeinde gegenüberstände, sondern als von dieser ordentlich berufener Diener hervorträte, um die Gebete vor der Gemeinde stehend zu Gott zu sprechen. Ich glaube, dass ein ev.-luth. User auch deshalb hier im Forum einst die Meinung hinterließ, dass Volksaltäre eigentlich besser zum Katholizismus als zum Luthertum passten...
Man findet aber auch heute vor allem in den Landeskirchen genügend Pfarrer, die sich mit der Agende vor dem Altar sowie der Gemeinde zugewandt stellen und die Gebete dabei unmotiviert herunterleiern. Dazu bräuchte man sich nur Fernsehgottesdienste sowie Youtube-Videos anzusehen. Und aus meinen Teilnahmen an landeskirchlichen Gottesdiensten in „gewöhnlichen“ Gemeinden (Unionsgemeinden) zur Erfüllung von sittlichen Anstandspflichten im Verwandtenkreis habe ich ebenfalls solche Eindrücke mitnehmen können.
Das bringt dann auch nach außen verständlich zum Ausdruck, dass man gar nicht ernsthaft mit Gott kommunizieren möchte, zumal auch der Altar nach ev.-luth. Auffassung als Thron des auferstandenen und erhöhten Lamm Gottes verstanden wird. Sich vor dem Altar zu stellen und dem Altar den Rücken zu kehren, verstehe ich daher als liturgisch ausgedrückte Geringschätzung (ob bewusst oder unbewusst sei dahingestellt) gegenüber der Person Jesu Christi und sein vollbrachtes Kreuzopfer. Darum sollte auch der Altar einen erhöhten Platz bekommen.
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)