Aquila (griechisch Ἀκύλας) und Prisca oder Priscilla ware ein italo-jüdisches Zeltmacher-Ehepaar, welches Paulus zu Korinth gefunden und bekehrt hatte:
Lucas (Act 18,1-3) hat geschrieben:»Darnach schied Paulus von Athen und kam nach Korinth. Und dort fand er einen Juden namens Aquila, aus Pontus gebürtig, der vor kurzem samt seiner Frau Priscilla aus Italien gekommen war (weil Claudius befohlen hatte, daß alle Juden aus Rom weichen sollten); zu diesen ging er, und weil er das gleiche Handwerk hatte, blieb er bei ihnen und arbeitete; sie waren nämlich von Beruf Zeltmacher.«
Aquila und Priscilla begleiteten Paulus, als dieser Korinth verließ, bis nach Ephesus, wo er sie als Katechisten zurückließ (cf. Act 18-19.26). Sie unterwiesen dort unter anderm den Apollos, der bald darauf nach Korinth ging, während Paulus nach Ephesus zurückkehrte, diesmal für einen längeren Aufenthalt. Aquila und Priscilla ihrerseits sind im Frühjahr 58 noch dort, denn der Apostel richtet den Korinthern Grüße von ihnen aus (I Cor 16,19); kurz darauf kehrten sie nach Italien zurück, was wir daraus ersehen, daß Paulus sie in seinem Brief an die Römer grüßen ließ (Rom 16,3), den er um die Jahreswende 58/59 immer noch aus Ephesus schrieb. Später finden wir sie wieder zu Ephesus, wohin Paulus ihnen erneut Grüße sendet (II Tim 4,19).
Auf ein „Presbyteramt“ – und schon gar ein weibliches der Priscilla – weist gar nichts hin. Vielmehr standen die zwei im Verkündigungsdienst, klassische Katechisten, wie wir sie, nebenbei bemerkt, auch heute noch oder wieder kennen, so namentlich in Afrika und – um auf persönliche Erfahrung zurückzugreifen – in den Gemeinschaften des Neokatechumenalen Wegs.
Was nun die angebliche Junia betrifft, so kann die einzig belegte griechische Akkusativform ΙΟΥΝΙΑΝ (ohne Spiritus und Akzente, die man damals noch nicht benutzte) sowohl weiblich (Ἰουνίαν, nom. Ἰουνία) als auch männlich (Ἰουνιᾶν, nom. Ἰουνιᾶς) sein. Der Kontext – die Reihung von Grüßen am Briefschluß: erst das Ehepaar Prisca und Aquila, dann Epænetus, dann eine Maria, dann Andronicus und Junias oder Junia, dann eine Reihe von Männern und schließlich noch einmal drei Frauen – legt meines Erachtens eher nahe, einen Mann Junias anzunehmen.
Andronicus und Junias wären dann wohl ein Gespann zu zweit ausgesandter Katechisten gewesen. So wurde die Stelle meines Wissens traditionell verstanden und akzentuiert. Dem Hinweis, die griechischen Kirchenväter hätten das anders interpretiert und eine Frau Junia angenommen – während meine Erinnerung das Gegenteil zu wissen meint –, kann ich nicht nachgehen, da ich auf die Schnelle in den Schriften, die ich zur Hand habe, keine Belege finde.
Origenes allerdings, dem gerade in solchen nicht-dogmatischen Sachen große Autorität zukam, hat eindeutig zwei Männer Andronicus und Junias angenommen und erwägt nicht einmal eine Frau Junia (in Rom. X,21.26.39). Er vermutet, es könne sich um zwei der einst vom Herrn je zu zweien ausgesandten Zweiundsiebzig handeln, zumal der Apostel von ihnen sagt, daß sie »vor mir in Christus gewesen sind«. – Denkbar bleibt freilich auch, daß es sich um ein Katechisten-Ehepaar wie Priscilla und Aquila gehandelt habe. Letzte Sicherheit läßt sich nicht gewinnen.
Der männliche Name Ἰουνιᾶς ist übrigens sehr leicht als kontrahierte Kurzform von Ἰουνιᾶνος ‹ lat. Junianus zu erklären, gebildet mit der damals sehr produktiven Endung -ᾶς. Auf dieselbe Weise sind zum Beispiel Σιλᾶς ‹ Σιλουᾶνος ‹ lat. Silvanus, Λουκᾶς ‹ Λουκᾶνος ‹ lat. Lucanus (oder ‹ Λούκιος ‹ lat. Lucius) und Ἐπαϕρᾶς ‹ Ἐπαϕρόδιτος gebildet worden; eine weibliche Ἰουνία dagegen – sprachlich ebenso möglich – wäre die schlichte Entsprechung einer lateinischen Junia.
Kurz gesagt: Die Stelle ist einfach nicht ganz eindeutig. Was die Frage betrifft, inwiefern Andronicus und Junias oder Junia „Apostel“ gewesen seien, gilt übrigens dasselbe. Man kann Paulus dahingehend übersetzen, die beiden seien »angesehen unter den Aposteln« gewesen – also selbst „Apostel“ –, oder aber »angesehen bei den Aposteln«. Im ersten Falle hätte Paulus den Apostelbegriff „uneigentlich“, also im allgemeinen Sinne verwandt, im andern Fall im Sinne des besonderen Amtes der Zwölfe. Beides ist denkbar. Wie auch immer, das Ergebnis ist in jedem Fall: Andronicus und Junias oder Junia waren ein Katechistenpaar, wahrscheinlich zwei Männer, vielleicht auch ein Ehepaar.
Die »Apostolischen Konstitutionen« endlich, Fiore, bringen zwar ein Segnungsgebet für Diakonissen, betonen jedoch ebenso sehr deutlich:
Die »Apostolischen Konstitutionen« VIII,28 (Syrien um 380) hat geschrieben:»Die Diakonisse segnet nicht und tut überhaupt nichts von demjenigen, was die Priester und Diakone tun, sondern hat die Kirchentüren zu bewachen oder der Schicklichkeit wegen den Priestern bei der Taufe von Frauen zu assistieren.«
Dies Diakonissenamt umfaßte also weder irgendeine Leitungs- oder Lehrfunktion, noch hatte es schon gar einen Bezug zur Darbringung des eucharistischen Opfers.