H. U. v. Balthasar - Hoffnung auf Rettung aller?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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taddeo
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Re: H. U. v. Balthasar - Hoffnung auf Rettung aller?

Beitrag von taddeo »

:daumen-rauf:

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overkott
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Re: H. U. v. Balthasar - Hoffnung auf Rettung aller?

Beitrag von overkott »

al-Muschrik hat geschrieben:
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Al-Muschrik, es ist kaum möglich, aus den Bildern der Mystiker argumentative Sprache zu machen, die folgenden Fehler liegen deshalb an mir und nicht an den Heiligen, aber wie haben Sie dem Ratzingerzitat entnommen, dass wir alle, alle in den Himmel kämen?
Ich verstehe die Mystiker so, dass sie ihr eigenes Elend als Teilhabe am Leiden des Gottessohns verstanden und darin ihr Heil und sein Erlösungswirken gefunden haben, worauf sie von Gottes Liebe überwältigt und zur Weitergabe dieser Liebe befähigt wurden. Es ist zunächst die höchst persönliche irdische Hölle der Heiligen, die im Erlösungsleiden des Gottessohns überwunden wird. Ihr Hoffnungs- und Liebeszeugnis geht aber darüber weit hinaus, ohne das damit etwas über die jenseitige Hölle und ihre Bevölkerung behauptet wird.
Den Zusammenhang mit dem Nietschezitat müßten Sie mir auch noch erklären, genauso was Sie aus der bildreichen Darstellung des zu erwartenden Gottesgerichts folgern wollen.
Der, wie beim Thema Mystik kaum anders vorstellbar, etwas schwammige Text transformiert trotzdem den biblischen Begriff der Hölle deutlich genug in weltimmanente Zusammenhänge, verharmlost sie sogar zu einem Äquivalent persönlicher Leiden.
Der heilige Bonaventura hilft: Wer die Bibel in der Tradition liest, weiß aus der geistlichen Lesung um die Mehrdeutigkeit. Dazu ist es hilfreich, zu einem Wort mehrere Stellen zu suchen. Denn die Bibel ist wie eine Gitarre, deren Saiten man von oben nach unten schlägt und von unten wieder nach oben. Erst im Akkord ergeben die Saiten den vollen Klang. So ergeben erst mehrere Stellen den vollen Umfang der Bedeutung.

Wir ergänzen den Heiligen dahingehend, dass uns die Bibel in mehreren Sprachen vorliegt und in Übersetzungen weder das gleiche Wort immer mit dem gleichen Fremdwort übersetzt wird, noch unterschiedliche Worte immer mit unterschiedlichen Worten. So heißt Hölle auf Latein einmal gehenna, einmal abyssus. Dann wiederum ist auch von inferus die Rede. Weltlich betrachtet ist Gehenna tatsächlich eine Schlucht bei Jerusalem, die man sich heute bei google streetview angucken kann:

https://maps.google.de/maps?q=hinnom&oe ... a=N&tab=wl

Dort befindet sich spätestens seit dem 8. Jahrhundert vor Christus eine bedeutende Nekropole. Im Buch Jeremia 19 wird Gehenna als Ort des Unheils beschrieben, als grausame Kultstätte von Brandopfern, die auf das Feuer der Hölle verweisen:

3 Du sollst sagen: Hört das Wort des Herrn, ihr Könige und ihr Einwohner Jerusalems! So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Seht, ich bringe solches Unheil über diesen Ort, dass jedem, der davon hört, die Ohren gellen.
4 Denn sie haben mich verlassen, mir diesen Ort entfremdet und an ihm anderen Göttern geopfert, die ihnen, ihren Vätern und den Königen von Juda früher unbekannt waren. Mit dem Blut Unschuldiger haben sie diesen Ort angefüllt.
5 Sie haben dem Baal eine Kulthöhe gebaut, um ihre Söhne als Brandopfer für den Baal im Feuer zu verbrennen, was ich nie befohlen oder angeordnet habe und was mir niemals in den Sinn gekommen ist.
6 Seht, darum werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da wird man diesen Ort nicht mehr Tofet oder Tal Ben-Hinnom nennen, sondern Mordtal.
7 Dann vereitle ich die Pläne Judas und Jerusalems an diesem Ort. Ich bringe sie vor den Augen ihrer Feinde durch das Schwert zu Fall und durch die Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Ich gebe ihre Leichen den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß.
8 Ich mache diese Stadt zu einem Ort des Entsetzens und zum Gespött; jeder, der dort vorbeikommt, wird sich entsetzen und spotten über alle Schläge, die sie getroffen haben.
9 Ich gebe ihnen das Fleisch ihrer Söhne und Töchter zu essen; einer wird das Fleisch des andern verzehren in der Not und Bedrängnis, mit der ihre Feinde und alle, die ihnen nach dem Leben trachten, sie bedrängen.

In geistlicher Lesung wird die wörtliche Bedeutung spiritualisiert: Gegenüber dem Himmel als überragender Wohnsitz Gottes, von dem alles Gute kommt, ist die Hölle als Unterwelt Ort des Bösen, Ort der Strafe. Denn wer dem Guten nicht treu bleibt, landet beim Bösen. Wer jedoch die Bibel aufmerksam liest, stellt fest, dass dem Guten der Böse untergeordnet ist. Denn der Böse hat kein eigenes Sein, sondern ist ein gutes Geschöpf, das sich vom Schöpfer abgewandt hat, ein verdrehter Geist. Demnach überragt der Himmel auch die Hölle. Die Hölle ist ein von Gott abgesonderter Raum, also ein Raum, den Gott selbst abgesondert hat.

Die Theologik hat also etwas mit Logik zu tun.
al-Muschrik hat geschrieben:Und damit steht er in einer leider nicht ganz jungen (mindestens 2 Jahre alten) Tradition, die ich als eine Art Höllenabolitionismus bezeichnen würde, und als eine Schwund- und Verfallsstufe des Christentums betrachte, die sich derzeit auf ihrem vorläufigen Höhepunkt befindet.
Ich möchte nicht so übertreiben, aber manche Theologen versuchen sich eher am Turmbau zu Babel, als sich von Gottes Heiligem Geist inspirieren zu lassen und die Bibel mit offenen Augen zu lesen.
Bei den normalen Kirchensteuerzahler- und Meßbesucher-Christen hat er sich vollständig durch- und unverrückbar festgesetzt. In der Anfangszeit meiner Irrfahrten durch die Ruinen und Überreste des christlichen Glaubens hat mir die Religionslehrerin einer Kleinstadt die "katholische" Lehre zur Hölle folgendermaßen kurz zusammengefaßt: "Niemand kommt in die Hölle. Die Hölle gibt es gar nicht. Sie wurde im Mittelalter von der Kirche erfunden, um die Menschen in Furcht zu versetzen und in Abhängigkeit zu erhalten."
Diese Ansicht vom Ende der 6-er Jahre resultiert aus einer unzureichenden Reflexion des Verhältnisses von Gut und Böse. Beim Versuch, Gläubigen die Angst zu nehmen, hat man das Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Tatsächlich kann die relecture der Tradition helfen, Gottes Weisheit und seine Logik neu zu entdecken.

Wer den Zusammenhang von Gut und Böse richtig versteht, weiß, warum Gott als dem höchsten Guten die höchste Verehrung gebührt.

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Peti
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Re: H. U. v. Balthasar - Hoffnung auf Rettung aller?

Beitrag von Peti »

Bei aller Entwicklung und Vieldeutigkeit innerhalb des alten Testamentes galt für die Juden zur Zeit Jesu
ein doppelter Ausgang des Gerichts als sicher.
Wenn wir heute mehr Hoffnung haben als damals,-aber auch keine Heilssicherheit,
dann allein durch die stellvertretnde Erlösungstat Jesu Christi.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Pilgerer
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Re: H. U. v. Balthasar - Hoffnung auf Rettung aller?

Beitrag von Pilgerer »

overkott hat geschrieben:Wer jedoch die Bibel aufmerksam liest, stellt fest, dass dem Guten der Böse untergeordnet ist. Denn der Böse hat kein eigenes Sein, sondern ist ein gutes Geschöpf, das sich vom Schöpfer abgewandt hat, ein verdrehter Geist.
Das stimmt. Das sündige oder auch verletzte Geschöpf ist ein Opfer des Satans, der da ist: der Lügner, Mörder und Ankläger aller Seelen von Anfang an. Indem die Menschen auf den Verführer hören, wählen sie den Tod. Doch ist der Tod nicht von Gott geschaffen und somit nicht "wahr". Darum leben sie im Zustand der Lüge: Der Tod kann nicht sein, sondern ist ein Dämmerzustand des ständigen Schlafens. Alle Menschen lebten nach dem Sündenfall in diesem Dämmerzustand, die einen stärker und die anderen schwächer. Als Gott in Jesus Mensch wurde, kam er um uns zur Auferstehung aus diesem Seelenschlaf zu führen. Denn das Wort Christi weckt uns auf.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

al-Muschrik
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Re: H. U. v. Balthasar - Hoffnung auf Rettung aller?

Beitrag von al-Muschrik »

Peti hat geschrieben:Du machst es dir leicht.
Du nimmst diese paar Zeilen aus der Eschatologie von Joseph Ratzinger und qualifizierst ihn damit ab.
Hättest du das ganze Buch gelesen, oder auch nur die Seite davor, müßte ein Urteil anders ausfallen.
Das Thema Mystik bei der Begründung eschatologischer Tatsachen wird bei Ratzinger nicht dauernd und auch nicht schwammig verwendet.
Mir geht es um das Atmosphärische und dazu muß ich keinesfalls ganze Bücher lesen. Vor allem, wenn es gar nicht um mein Thema geht. Die Ansicht, daß man dem modernen Menschen die Hölle nicht zumuten kann, ist in der heutigen Theologie omnipräsent. Nur die Methoden unterscheiden sich, von den vorsichtigen und schamhaften Andeutungen bis zu knallharten Leugnungen, wie bei der von mir schon erwähnten Religionslehrerin. Eine schon recht derbe Variante davon hat in einer Diskussion mir gegenüber der Dogmatikprofessor Beinert geäußert, der die Hölle für eine leere Drohung hält, vor allem um die Menschen vom Schlechten abzuhalten. Auf meinen Einwand, daß eine solche schwarze Pädagogik nur solange funktioniert, wie sie nicht als solche entlarvt wird, hatte er nichts zu erwidern.
Peti hat geschrieben:Dass das Thema Hölle im Religionsunterricht der letzten Jahrzehnte oft banalisiert wird, damit hast du recht.
Aber es gab sicher auch Zeiten, in denen man dieses Thema überstrapaziert hat. Ich habs in den fünfziger Jahren noch erlebt.
Die Abschaffung der Hölle ist eine der Lieblingstätigkeiten der Modernisten, sie beginnt spätestens im 19ten Jhd. um nach dem V2 in krassester und frechster Höllenleugnung zu kulminieren. Daß das Thema Hölle in den 50er Jahren überstrapaziert wurde, glaube ich nicht, allenfalls im Vergleich zu der jetzt allgemeinen Leugnung. Schon im NT nämlich wird deutlich öfter und sehr viel konkreter von der Verdammnis gesprochen, als vom Himmelreich.
Peti hat geschrieben:Dann differenzierst du nicht zwischen Leuten, die von einem plumpen Heilsoptimismus reden, und Theologen wie Ratzinger und von Balthasar, die von einer kirchlich verantwortbaren Hoffnung sprechen.
Und Bultmannjünger sind diese beiden natürlich in keinster Weise.
Zwischen den Methoden differenziere ich sehr wohl, aber ich sehe auch das eine Ergebnis das sie allesamt zeitigen, daß nämlich fast niemand mehr an die Hölle als nachtodlichen Ort ewiger Strafe glaubt.
Peti hat geschrieben:Ob Selbstmörder oder auch Judas in der Hölle sind, das wissen wir nicht.
Nicht wir sind ihre Richter.
Bei Selbstmördern bin ich geneigt Dir recht zu geben. Die Begründung Augustins ist sehr schwach, sie hängt am Wort occidere, das eine recht ungenaue Wiedergabe von רצח und φονευειν ist, die in der Bibel nie im Zusammenhang mit Selbstmord verwendet werden. Tatsächlich wird im AT der Selbstmord sogar neutral (bei Saul, Ahitophel, und dem geplanten von Tobits Sarah) bis positiv (Rasi in Makkabäer) beschrieben, nur der des Judas ist eindeutig negativ konnotiert.
Daß Judas in der Hölle ist, ergibt sich für jeden der lesen kann und die Bibel ernst nimmt von selbst. Es zeigt sich im: "wäre besser nicht geboren worden" ebenso deutlich wie in "ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt".
Auf "nicht wir sind ihre Richter" weiß ich nichts freundlicheres zu entgegnen als: Tatsächlich?
Das Unfreundlichere halte ich zurück.
Peti hat geschrieben:Zum Pfarrer von Ars kam einmal eine Frau, deren ungläubiger Mann Selbstmord begangen hatte. Sie fragte den Pfarrer verzweifelt und voll Angst, ob sie annehmen müsse, ihr Mann sei jetzt in der Hölle? Der Heilige tröstete sie: “Ich sah, wie Ihr Mann sich während des Sturzes vom Geländer bis zum Wasser bekehrte und gerettet wurde“. "Er ist im Fegfeuer und sie müssen viel für ihn beten."
Ich weiß nicht, ob ich hier eine wirkliche Offenbarung an den Pfarrer von Ars annehmen darf. Ich nehme es als womöglich frei erfundenen Trost in einem speziellen Fall. Von denen, die diese Geschichte mit Vorliebe verbreiten, nehme ich an, daß sie entweder nicht wissen, was sie tun oder aber der Hölle vermehrt Selbstmörder zuführen wollen
Peti hat geschrieben:Ich machte in den Ferien 1972 mein erstes Praktikum auf einer Pflegestation. Seitdem hab ich als Altenpfleger wahrscheinlich über 500 Menschen beim Sterben begleitet. Was sich da in den letzten Stunden zwischen Gott und einen Sterbenden abspielt, darüber wissen wir alle wenig. Es steht uns aber allen noch bevor.
Richtig, darüber wissen wir wenig. Und gerade deshalb dürfen wir niemandem Hoffnung auf eine Bekehrung in letzter Minute machen, die der Bibel zufolge sicher kein häufig (wenn überhaupt) vorkommender Fall ist.
Peti hat geschrieben:Nietzsche kannst du übrigens eher auf dich selbst beziehen:
"Richtet nicht!" sagen sie, aber sie schicken alles in die Hölle, was ihnen im Wege steht.“
Nein, kann ich nicht. Eher schon Du auf Dich. Das vollständige Nietzschezitat (Antichrist 44) lautet nämlich: „Man muss sich nicht irreführen lassen: „richtet nicht!“ sagen sie, aber sie schicken Alles in die Hölle, was ihnen im Wege steht. Indem sie Gott richten lassen, richten sie selber“. Er schließt sich damit also keinesweg den lauen Christen an, die der Welt Freundschaft suchen und daher gegen glaubenstreue Christen immer das ebenso irreführend verkürzte „Richtet nicht! im Munde führen.
Ich zitiere sehr gerne Nietzsche, weil sich seine „Christentumskritik“ gegen seine Intentionen im wesentlichen als eine Kritik an Verfallsformen des Christentums herausstellt. Das gilt allerdings am wenigsten für die späten Werke ab 1886, als sich seine Krankheit immer deutlicher manifestierte. Wozu auch die von Dir sinnentstellend unvollständig zitierte Stelle gehört.

Ich habe übrigens noch keinen in die Hölle geschickt. Dazu fehlt mir die Macht.
Auch noch nicht damit gedroht. Dafür mangelt es mir an zureichender Hybris.
Ich muß mich auf’s Warnen beschränken.
níĝ-ge-na-da a-ba in-da-sá nam-ti ì-ù-tu
אין שלום לרשעים
πᾶν γὰρ ἑρπετὸν πληγῇ νέμεται
ad hoc sacramentum adacti sumus, ferre mortalia nec perturbari iis quae vitare non est nostrae potestatis. In regno nati sumus: deo parere libertas est.

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Peti
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Re: H. U. v. Balthasar - Hoffnung auf Rettung aller?

Beitrag von Peti »

Wenn es dir um das "Atmosphärische" geht, darfst du ja im Kreuzgang einen Fortschritt im Vergleich zum K-net erleben.
Mehr als um das „Atmosphärische“ geht es aber um die Lehre der Kirche.
Taddeo hat dazu mal geschrieben:
taddeo hat geschrieben: Aber die Lehre von den Letzten Dingen (Eschatologie) ist ein Grenzbereich der Theologie, in dem das Lehramt schon immer äußerst zurückhaltend mit definitiven Aussagen war. Kein Theologe kann und will Gott vorschreiben, was er in seiner Barmherzigkeit über jeden einzelnen Menschen entscheidet. Das gilt selbst für Judas Iskariot. Als Mensch mag er verzweifelt sein; aber wer weiß, welche Gnade ihm in seinem letzten Augenblick noch zuteil geworden ist?

Es hat schon seinen Sinn, daß die Kirche zwar Selig- und Heiligsprechungen kennt, also sich zu sagen traut, der oder die ist mit Sicherheit in der Anschauung Gottes, aber noch nie auf die Idee gekommen ist, das Gegenteil zu definieren, eine Malifikation sozusagen. Einem barmherzigen Gott, der die Liebe selbst ist, muß man alles zutrauen.
Hölligsprechungen kennt die Kirche also nicht, und wenn du das bei Judas annehmen willst, ist es deine Privatmeinung.
Glaube der Kirche ist es, dass es Hölle real gibt. Wer, und wieviele Menschen sie bevölkern entzieht sich unserem Wissen, auch wenn verschiedene Christen das gemeint haben zu wissen,
oder es heute meinen.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Pilgerer
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Re: H. U. v. Balthasar - Hoffnung auf Rettung aller?

Beitrag von Pilgerer »

Der Umgang mit Jesus ist schon eine Art von Gericht:
"19 Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. 18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes." (Johannes 3,19 und 18 in umgekehrter Reihenfolge)

Darum lässt sich die Menschwerdung Gottes in Jesus als den "Tag des HERRN" ansehen, an dem das Gericht begann. "23 Siehe, ich will euch senden den Propheten Elia, ehe der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. 24 Der soll das Herz der Väter bekehren zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern, auf dass ich nicht komme und das Erdreich mit dem Bann schlage." (Malechi 3,23-24)

"25 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, dass die Stunde kommt und jetzt da ist, wo die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben." Wer die Stimme Christi im Evangelium wahrnimmt und in sein Herz dringen lässt, der kommt zum wahren Leben. "Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten." (Epheser 5,14)
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Robert Ketelhohn
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Re: Sodom & Co. III.

Beitrag von Robert Ketelhohn »

al-Muschrik hat geschrieben:Da hat sich der Herr Ratzinger einen schönen, geradezu lyrischen Text einfallen lassen, um uns zu zeigen, daß wir alle alle in den Himmel kommen.
Du liest den Text durch die Brille deines Vorurteils und entziehst dich so seinem Verständnis.
al-Muschrik hat geschrieben:Der Satz "dem Licht des Herrn dadurch nahe zu kommen, daß sie sein Dunkel teilen" ist besonders schön, luzid und überzeugend. Kann man mehr und überzeugenderes tun, um uns den Herrn der Rache, das Zornes und der Gerechtigkeit, von dem nirgends steht, daß er alle Menschen liebt, vergessen zu machen.
Cave ne cum ebionitis errorem incurras synagogæ in qua contigit cæcitas ob perfidiam ejus.
al-Muschrik hat geschrieben:Kurz und treffend hat dies der letzte Papst in Nietzsches Zarathustra ausgedrückt:
»Als er jung war, dieser Gott aus dem Morgenlande, da war er hart und rachsüchtig und erbaute sich eine Hölle zum Ergötzen seiner Lieblinge. Endlich aber wurde er alt und weich und mürbe und mitleidig, einem Großvater ähnlicher als einem Vater, am ähnlichsten aber einer wackeligen alten Großmutter. Da saß er, welk, in seinem Ofenwinkel, härmte sich ob seiner schwachen Beine, weltmüde, willensmüde, und erstickte eines Tags an seinem allzugroßen Mitleiden.«
Ne tibi blandire somnians te Ulixi parem Sirenas canentes seducentes posse auscultare immo sustinere ac tamen non collabi. pseudoconservatores isti, videlicet Fridericus Nietzsche sive Oswaldus Spengler sive Arminius Mohler ceterisve hujus generis, tibi plane devitandi sint.
al-Muschrik hat geschrieben:Und noch heute laben und ergötzen sich die frommen christlichen Leichenmaden an dem ungeheuren Aas und predigen ihre Theo-Nekrophilie.
Ruhig Blut.
al-Muschrik hat geschrieben:Im Geiste aber lebt er fort, ein verkitschtes liebes Herrgöttlein, das nur noch für Nettigkeiten zuständig ist, ein Hampelmann, der uns gefällige Faxen macht, wenn wir an der Schnur ziehen.
Dies Kitschgöttlein, das gibt es wohl. Du verortest es hier aber ganz verkehrt.
al-Muschrik hat geschrieben:
Dann sah ich den Himmel offen, und siehe, da war ein weißes Pferd, und der, der auf ihm saß, heißt «Der Treue und Wahrhaftige»; gerecht richtet er und führt er Krieg. Seine Augen waren wie Feuerflammen, und auf dem Haupt trug er viele Diademe; und auf ihm stand ein Name, den er allein kennt. Bekleidet war er mit einem blutgetränkten Gewand
Wessen Blut? Was meinst du?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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