Freikirchler, Brüdergemeinden u. Anderes

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
Pilgerer
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Re: Freikirchler, Brüdergemeinden u. Anderes

Beitrag von Pilgerer »

Reinhard hat geschrieben:
Pilgerer hat geschrieben:In welcher Weise glauben die Freikirchen an "die Eine heilige apostolische und katholische Kirche"?
1. "Die Freikirchen" sind kein homogener Block, sondern ein buntes Spektrum, von den "Jesus Freaks" bis zu den Altlutheranern. Dementsprechend breit ist auch das Spektrum von Lehrauffassungen.
2. Bei den meisten freikirchlichen Gruppen, insbesondere im evangelikalen Bereich, gehört das Apostolicum nicht zum Bekenntnisinventar. Von daher ist die "Heilige apostolische und katholische Kirche" idR kein Thema und wird nicht reflektiert oder betrachtet.
3. Inhaltlich wird "die Gemeinschaft aller Gläubigen" dann idR als die virtuelle Gemeinschaft all derer gesehen, die "sich zu Christus bekehrt" haben und dadurch "wiedergeboren" sind, im Sinne einer persönlichen Lebensübergabe.
Mit "Freikirchen" meine ich die evangelikalen Freikirchen, die sich aus der calvinistischen Tradition entwickelt haben (und diese in Teilen überwunden haben), dazu auch Methodisten, Pfingstkirchen und charismatische Gemeinden.
Es gibt in der Bibel entsprechende Stellen, die an "die Eine Gemeinde" glauben und damit ein älteres Synonym zur "heiligen apostolischen und katholischen Kirche" gebrauchen. In welcher Weise existiert diese eine Kirche (oder Gemeinde) aus evangelikal-freikirchlicher Sicht? Welche Verbindungen gibt es zwischen der Jerusalemer Apostelgemeinde und den heutigen Gemeinden/Kirchen?
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Pilgerer
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Re: Freikirchler, Brüdergemeinden u. Anderes

Beitrag von Pilgerer »

Pit hat geschrieben:Ja, es ist auch bei vielen freikirchlichen Gemeinden - besonders stark bei Evangelikalen - so, dass sie zu "überkonfessionellen" Werken gehören, aber diese Netzwerke usw. (z.B. die Evangelische Allianz) verstehen überkonfessionell nicht in Sinne von ökumenisch,sondern so,dass auf die Weise alle Christen, die Jesus als Lebensmittelpunkt haben und an die Unfehlbarkeit der Bibel glauben - zu einer geistigen Gemeinschaft gehören.
Reinhard hat geschrieben: ...
3. Inhaltlich wird "die Gemeinschaft aller Gläubigen" dann idR als die virtuelle Gemeinschaft all derer gesehen, die "sich zu Christus bekehrt" haben und dadurch "wiedergeboren" sind, im Sinne einer persönlichen Lebensübergabe.
Gleichzeitig wird nach meiner Erfahrung auch die Bedeutung der christlichen Gemeinschaft betont, d.h. der Christ bleibt nicht für sich, sondern schließt sich einer Gemeinde "wiedergeborener" Christen an, wobei jeder frei darin ist, sich eine zu suchen (ob FEG, EFG, Brüdergemeinde oder ...). Worin sehen diese Gemeinden die Verbindung zur Urkirche? Wo sehen sie die Braut Christi in der Zeit vor der Reformation? Gab es eine historische Kontinuität der einen Kirche/Gemeinde? Können evtl. die monastischen Kommunitäten des Mittelalters diese Funktion übernehmen?
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

TillSchilling

Re: Freikirchler, Brüdergemeinden u. Anderes

Beitrag von TillSchilling »

Pilgerer hat geschrieben: Worin sehen diese Gemeinden die Verbindung zur Urkirche? Wo sehen sie die Braut Christi in der Zeit vor der Reformation? Gab es eine historische Kontinuität der einen Kirche/Gemeinde? Können evtl. die monastischen Kommunitäten des Mittelalters diese Funktion übernehmen?
Werter Pilgerer, Ihre Fragen betreffen einen Bereich der Theologie, der die meisten freikirchlichen Evangelikalen nicht interessieren wird und der freikirchliche Evangelikale wird auch auf die meisten Ihren Fragen keine Antwort haben. Die Verbindung zur Urkirche ist noch am Einfachsten, dann natürlich glaubt jeder freikirchliche Gläubige, dass Lehre und Frömmigkeitsform seiner Gemeinschaft genau dem urkirchlichen Vorbild entsprechen. Wobei die meisten glauben werden, dass irgendwo zwischen dem Jahr 80 und 200 die ganze Kirche ganz massiv falsch gegangen ist und man für die folgenden Jahrhunderte bis zur Konstituierung der entsprechenden Gemeinschaft unseres Freikirchlers eigentlich nicht mehr von einer christlichen Kirche sprechen kann.

In der Folge wären die Antworten auf Frage 2, 3 und 4:

1. Nicht vorhanden. Aber wieso nur bis vor der Reformation. Das Christentum kam doch erst wieder im X Jahrhundert zum Vorschein. [Für X lies 18., 19. oder 20. ]
2. Ja natürlich. Allerderdings mit einer Unterbrechung von X Jahren. [Für X lies mindestens 1400 Jahre ]
3. Um Gotteswillen, nein.


Auf der anderen Seite muss man aber auch zugeben, dass die Gemeinschaft der evangelikalen Christen wahrscheinlich die einzige wirklich funktionierende Form der Ökumene darstellt. Ich selber besuche mit meiner Familie eine Gemeinde der Church of England, die bewusst versucht auch Gläubigen anderer (evangelikaler) Gemeinden eine (vorübergehende) Heimat zu bieten. Ein Angebot, dass in einer Gegend, in der viele Zugezogene nur ein paar Jahre wohnen bevor sie weiterziehen, gerne angenommen wird.

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