Ralf hat geschrieben:Robert Ketelhohn hat geschrieben:Jedenfalls haben die Franziskaner sehr zur Zentralisierung der lateinischen Kirche und zu ihrer Verrömerung beigetragen, was ich für einen gravierenden Negativposten halte.
Das ist Franziskus "Schuld", Robert. Er wollte, daß die Franziskaner die Liturgie immer so feiern wie der Papst. Eine Verrömerung war somit bei der starken Ausbreitung der Minderbrüder nur die logische Folge.
Römische Zentralisierung lag aber schon lange vorher in der Luft, und dass ein Orden wie die Franziskaner wie geschaffen war, um für solche Zwecke instrumentalisiert zu werden, war der Kurie natürlich klar.
Eine Distanzierung von der Papstkirche kam für Franz nie in Frage, weil ihn das zum Sektierer gemacht und seinen Glauben an die Umkehrfähigkeit der ganzen Welt unterlaufen hätte. Seine Absicht war, Gläubige, Priester und Prälaten allein durch gutes Beispiel zur Buße zu bewegen und von seiner Religion der Nacktheit Christi zu überzeugen. Hass- und neiderfüllter Protest und Radikalopposition wie bei anderen Armutsbewegungen war (und ist) kontraproduktiv und führt zu Trotz und Verhärtung der Fronten statt zur Lösung des Knotens: Abspaltung auf der einen und Gewaltreaktion auf der anderen Seite.
Nur in dieser Rolle des minderbemittelten aber papsttreuen Narren konnte er sich herausnehmen, was er sich erlaubte. Und nur deshalb blieb die subversive Sprengkraft des Franziskanismus der Kirche trotz aller nachhaltigen und durchaus erfolgreichen Domestizierungsbemühungen erhalten.
Dass Franz mit seinem Versuch einer Bekehrung von innen, die alle gewinnt, letztlich scheiterte, wer soll ihm das übelnehmen? Immerhin lag so viel Kraft im franziskanischen Ideal, dass heute ein Papst dasselbe versucht.