auch auf die Gefahr hin, ein Faß aufzumachen, das mir am Ende um die Ohren fliegt (was nicht meine Absicht ist), habe ich eine Frage zu Evangelii Gaudium:
Wieso schreibt Franziskus in EG 253:
Das klingt natürlich sehr schön und ich wünschte mir, dem wäre so. Auch kenne ich selbstverständlich einzelne Muslime, die vollkommen friedfertig leben und mir in manchen Dingen des Lebens auch Vorbild sein sollten.„[…] der wahre Islam und eine angemessene Interpretation des Korans stehen jeder Gewalt entgegen.“
Doch betreffend der Religion des Islam hielt ich diese bisher für nicht als prinzipiell gewaltfrei angelegt. Hiermit meine ich weniger die persönliche Vita Mohameds, die man ja „zur Not“ noch als zeitgebundenen Zwängen unterworfen verteidigen kann, sondern vielmehr konkrete Handlungsanweisungen aus Koran und Hadiths (schriftliche Auszeichnungen mündlicher Überlieferung).
Laut Wikipedia gibt es unter den unzähligen Hadiths auch solche, die als „top notch“ angesehen werden, als absolut wasserdicht zu gelten haben. Und ganz, ganz oben wiederum rangiert dabei die Hadith-Sammlung Al-Bukhari. Vor allem aus dieser werden in formalen islamischen Rechtsgutachten auch aus gemäßigten Ländern wie Marokko häufiger ziemlich „harte“ Stellen zitiert:
Al-Bukhari (52:260): „Der Prophet sagte: ‚Wenn jemand seine Religion ablegen will, töte ihn.“
Al-Bukhari (61:577): „Ich hörte, wie der Prophet sagte: „In den letzten Tagen der Welt werden junge Menschen erscheinen, die dumme Ideen und Gedanken haben. Sie werden gut sprechen, aber sie werden den Islam verlassen, wie ein Pfeil, der sein Ziel verpasst. Ihr Glaube wird nicht über den Hals hinausgehen. Also töte sie, wo auch immer du sie finden wirst. Diejenigen, die solche Menschen getötet haben, werden am Tag des jüngsten Gerichts eine Belohnung erhalten.“
Al-Bukhari (83:37): „Bei Allah, Allahs Apostel tötete nie jemanden, mit Ausnahme der folgenden drei Situationen: Eine Person, die jemanden unrechtmäßig getötet hatte, eine Verheiratete Person, die Ehebruch beging oder einen Mann, der gegen Allah und seinen Apostel kämpfte, den Islam aufgab und ein Abtrünniger wurde.“
Al-Bukhari (84:57) : „Aussage von Allahs Apostel: ‚Wer immer seine islamische Religion ändern will, töte ihn.“
Ich dachte bisher immer, daß die Lebensgefahr, in die sich Konvertiten aus islamischen Ländern nach ihrer Bekehrung zum Christentum begeben, nicht einer Laune o.a. ihrer Mitbürger entspringt, sondern ihre „wohlbegründete“ Rechtfertigung in diesen und anderen Stellen findet.
Meine Frage: Was also meint der Papst mit a) dem wahren Islam und b) einer angemessenen Interpretation des Koran, die gemäß ihm jeder Gewalt entgegenstünden, genau?
Und wo findet ich die päpstliche/katholische Definition des „wahren Islam“ und einer „angemessenen“ Interpretation des Koran?
Immerhin geht Franziskus ja in seiner Aussage weit, weit über Nostra Aetate hinaus…
Vielen Dank!
PigRace