Detroit: Schaut auf diese Stadt
Detroit: Schaut auf diese Stadt
Detroit hat den Spitznamen Motown. Motown ist auch das Label eines Musikverlages. Motown steht für Motor Town und Stadt der Automobilindustrie. Denn in Detroit sitzen die großen Drei der American Carmakers: General Motors, Crysler und Ford. Auch der VW-Konzern hat hier eine Niederlassung. Damit steht Motown auch für industrielle Monokultur. Denn klingt nach Geld. Doch das Gegenteil ist der Fall. Auf den Boom folgt der Bang. Detroit ist pleite. Vor einem halben Jahr hat die Stadt Zahlungsunfähigkeit angemeldet.
Und der Bürgermeister? (S)Ex-Bürgermeister Kilpatrick sitzt im Knast. 28 Jahre hat ihm ein Bundesgericht aufgebrummt. Vor drei Monaten. Der Grund: Bandenkriminalität. Inklusive: Erpressung, Bestechung, Betrug, Steuerhinterziehung. Seit fünf Jahren darf er kein öffentlichen Amt mehr bekleiden. 2008 wurde der Rechtsanwalt schon einmal verknackt: Wegen eines Sexskandals und Meineids. Skandalerschüttert war schon seine Wiederwahl 2005. Nach 33 Monaten seiner ersten Amtszeit soll er bereits 210.000 Dollar Spesen verjubelt haben. 2002 war er mit 32 Jahren jüngster Bürgermeister von Detroit. Im Hintergrund wirkten Eltern mit Einfluss. Seine Mutter saß im US-Repräsentantenhaus.
Detroit ist heute eine Geisterstadt. 80.000 Häuser stehen leer. Zum Vergleich: Eine deutsche Mittelstadt hat 40.000 Einwohner. Bei durchschnittlich vier Personen pro Haushalt entspricht das 10.000 Häusern. Auf Industriebrachen folgen Siedlungsbrachen. Die Packard-Produktion und der Hauptbahnhof sind sichtbare Symbole für den baulichen und sittlichen Verfall. In die Ruinen kroch Kriminalität.
Detroit ist die US-Hauptstadt des Verbrechens. 10 Mal mehr Morde als in anderen Städten, 5 Mal mehr Gewaltverbrechen, 50.000 Eigentumsdelikte pro Jahr sprechen eine brutale Sprache. Hintergrund: Die Stadt hängt an der Nadel. Drogenkriminalität treibt Detroit in eine Mischung aus Aggression und Apathie. Ein Drittel der Menschen lebt in Armut.
Detroit ist schwarz. Die meisten Einwohner der Stadt an den Großen Seen sind Afroamerikaner. 80 Prozent. Mehr als in jeder anderen amerikanischen Stadt. Im 20. Jahrhundert wurde Motown mehrfach von Rassenunruhen erschüttert. 1967 starben dabei 43 Menschen. Seitdem ziehen Bürger fort. Apartheid der anderen Art ist die Folge. Die Stadtgrenze wurde zur ethnischen Grenze. Die Euroamerikaner mit Wurzeln in Irland, Deutschland und Polen leben in den Vororten.
Detroit ist Dritte Welt. Detroit braucht Hilfe zur Selbsthilfe. Detroit braucht einen New Deal.
Das Kapital der Stadt sind die Grundstücke ihrer Einwohner. Diese werfen eine Rendite ab in Form von Grundsteuer, Gewerbesteuer und sonstigen Einnahmen. Tun sie das nicht, belasten sie die Stadt. Deshalb müssen ihre Eigentümer in die Pflicht genommen werden: räumen oder renovieren. Tun sie das nicht, muss die Stadt es tun. Mit öffentlichen Aufträgen. Auf Kosten der Eigentümer. Zur Not durch Enteignung.
Die Stadt muss den wirtschaftlichen Abschwung nutzen wie ein Hybridauto die Bremsenergie. Das bremst die Krise und erleichtert den erneuten Aufschwung.
Und der Bürgermeister? (S)Ex-Bürgermeister Kilpatrick sitzt im Knast. 28 Jahre hat ihm ein Bundesgericht aufgebrummt. Vor drei Monaten. Der Grund: Bandenkriminalität. Inklusive: Erpressung, Bestechung, Betrug, Steuerhinterziehung. Seit fünf Jahren darf er kein öffentlichen Amt mehr bekleiden. 2008 wurde der Rechtsanwalt schon einmal verknackt: Wegen eines Sexskandals und Meineids. Skandalerschüttert war schon seine Wiederwahl 2005. Nach 33 Monaten seiner ersten Amtszeit soll er bereits 210.000 Dollar Spesen verjubelt haben. 2002 war er mit 32 Jahren jüngster Bürgermeister von Detroit. Im Hintergrund wirkten Eltern mit Einfluss. Seine Mutter saß im US-Repräsentantenhaus.
Detroit ist heute eine Geisterstadt. 80.000 Häuser stehen leer. Zum Vergleich: Eine deutsche Mittelstadt hat 40.000 Einwohner. Bei durchschnittlich vier Personen pro Haushalt entspricht das 10.000 Häusern. Auf Industriebrachen folgen Siedlungsbrachen. Die Packard-Produktion und der Hauptbahnhof sind sichtbare Symbole für den baulichen und sittlichen Verfall. In die Ruinen kroch Kriminalität.
Detroit ist die US-Hauptstadt des Verbrechens. 10 Mal mehr Morde als in anderen Städten, 5 Mal mehr Gewaltverbrechen, 50.000 Eigentumsdelikte pro Jahr sprechen eine brutale Sprache. Hintergrund: Die Stadt hängt an der Nadel. Drogenkriminalität treibt Detroit in eine Mischung aus Aggression und Apathie. Ein Drittel der Menschen lebt in Armut.
Detroit ist schwarz. Die meisten Einwohner der Stadt an den Großen Seen sind Afroamerikaner. 80 Prozent. Mehr als in jeder anderen amerikanischen Stadt. Im 20. Jahrhundert wurde Motown mehrfach von Rassenunruhen erschüttert. 1967 starben dabei 43 Menschen. Seitdem ziehen Bürger fort. Apartheid der anderen Art ist die Folge. Die Stadtgrenze wurde zur ethnischen Grenze. Die Euroamerikaner mit Wurzeln in Irland, Deutschland und Polen leben in den Vororten.
Detroit ist Dritte Welt. Detroit braucht Hilfe zur Selbsthilfe. Detroit braucht einen New Deal.
Das Kapital der Stadt sind die Grundstücke ihrer Einwohner. Diese werfen eine Rendite ab in Form von Grundsteuer, Gewerbesteuer und sonstigen Einnahmen. Tun sie das nicht, belasten sie die Stadt. Deshalb müssen ihre Eigentümer in die Pflicht genommen werden: räumen oder renovieren. Tun sie das nicht, muss die Stadt es tun. Mit öffentlichen Aufträgen. Auf Kosten der Eigentümer. Zur Not durch Enteignung.
Die Stadt muss den wirtschaftlichen Abschwung nutzen wie ein Hybridauto die Bremsenergie. Das bremst die Krise und erleichtert den erneuten Aufschwung.
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Über Detroit wurde bereits hier und in den folgenden Beiträgen diskutiert:
http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php? ... it#p683264
Dabei wurde auch klargestellt, daß das "Problem-Detroit" ausschl. der überwiegend von Schwarzen bewohnte "Innenstadt-Bereich" ist, die Vororte bzw. Außenbereiche gehören tlw. zu den reichsten Gebieten der USA.
Und woher soll das Geld kommen, mit dem die bankrotte Stadt die öffentlichen Aufträge bezahlt? Aus dem Geldautomaten?
http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php? ... it#p683264
Dabei wurde auch klargestellt, daß das "Problem-Detroit" ausschl. der überwiegend von Schwarzen bewohnte "Innenstadt-Bereich" ist, die Vororte bzw. Außenbereiche gehören tlw. zu den reichsten Gebieten der USA.
Wie kommst Du denn darauf, daß die Grundstücke im leergezogenen Innenstadtbereich einen hohen Wert haben? Wer soll denn dort wohnen wollen oder einen Betrieb aufmachen?overkott hat geschrieben: Das Kapital der Stadt sind die Grundstücke ihrer Einwohner. Diese werfen eine Rendite ab in Form von Grundsteuer, Gewerbesteuer und sonstigen Einnahmen. Tun sie das nicht, belasten sie die Stadt. Deshalb müssen ihre Eigentümer in die Pflicht genommen werden: räumen oder renovieren. Tun sie das nicht, muss die Stadt es tun. Mit öffentlichen Aufträgen. Auf Kosten der Eigentümer. Zur Not durch Enteignung.
Und woher soll das Geld kommen, mit dem die bankrotte Stadt die öffentlichen Aufträge bezahlt? Aus dem Geldautomaten?
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Zunächst einmal geht es nicht um den aktuellen Marktwert der Grundstücke, sondern um Sanierung nach dem Prinzip: Eigentum verpflichtet. Zu dieser Sanierung müssten die Eigentümer verpflichtet werden, um den Wohnwert der leergezogenen Innenstadt wieder zu erhöhen. Sollten die Eigentümer - zum Beispiel aus dem reichen Umland unwillig oder unfähig sein -, leistet die Sanierung ein privates Unternehmen im Auftrag der öffentlichen Hand susidiar. Die Kosten werden dem Eigentümer in Rechnung gestellt, die er zum Beispiel durch Verkauf oder Zwangsversteigerung des Grundstücks decken kann. Ziel dieser Sanierung ist die Marktwertsteigerung der Innenstadt, die Erhöhung des Wohnwertes und die Wirtschaftsförderung für neue Investoren. Durch Förderung von Zuzug neuer Unternehmen und neuer Einwohner kann auch die praktische Apartheid wieder aufgehoben werden.Caviteño hat geschrieben:Über Detroit wurde bereits hier und in den folgenden Beiträgen diskutiert:
http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php? ... it#p683264
Dabei wurde auch klargestellt, daß das "Problem-Detroit" ausschl. der überwiegend von Schwarzen bewohnte "Innenstadt-Bereich" ist, die Vororte bzw. Außenbereiche gehören tlw. zu den reichsten Gebieten der USA.
Wie kommst Du denn darauf, daß die Grundstücke im leergezogenen Innenstadtbereich einen hohen Wert haben? Wer soll denn dort wohnen wollen oder einen Betrieb aufmachen?overkott hat geschrieben: Das Kapital der Stadt sind die Grundstücke ihrer Einwohner. Diese werfen eine Rendite ab in Form von Grundsteuer, Gewerbesteuer und sonstigen Einnahmen. Tun sie das nicht, belasten sie die Stadt. Deshalb müssen ihre Eigentümer in die Pflicht genommen werden: räumen oder renovieren. Tun sie das nicht, muss die Stadt es tun. Mit öffentlichen Aufträgen. Auf Kosten der Eigentümer. Zur Not durch Enteignung.![]()
Und woher soll das Geld kommen, mit dem die bankrotte Stadt die öffentlichen Aufträge bezahlt? Aus dem Geldautomaten?
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Natürlich geht es in Detroit um ein praktisches Beispiel für ähnliche Probleme in Philadelphia-Kensington. Ein Ort wird clean, wenn auch äußerlich das Cleaning beginnt. Die leerstehenden Häuser müssen systematisch abgerissen, soziale Brennpunkte aufgelöst werden. Es muss für Junkies und Dealer unattraktiv werden, dorthin zu kommen. Auch die Rekultivierung von Industriebrachen ist dazu notwendig.
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Du weißt aber schon, daß sich der Eigentumsbegriff der USA nicht nach den Vorschriften des Grundgesetzes richtet, oder? Zusatzartikel V zur Bundesverfassung schreibt vor:overkott hat geschrieben: Zunächst einmal geht es nicht um den aktuellen Marktwert der Grundstücke, sondern um Sanierung nach dem Prinzip: Eigentum verpflichtet. Zu dieser Sanierung müssten die Eigentümer verpflichtet werden, um den Wohnwert der leergezogenen Innenstadt wieder zu erhöhen. Sollten die Eigentümer - zum Beispiel aus dem reichen Umland unwillig oder unfähig sein -, leistet die Sanierung ein privates Unternehmen im Auftrag der öffentlichen Hand susidiar. Die Kosten werden dem Eigentümer in Rechnung gestellt, die er zum Beispiel durch Verkauf oder Zwangsversteigerung des Grundstücks decken kann.
http://de.wikipedia.org/wiki/5._Zusatza ... en_StaatenPrivateigentum darf nicht ohne angemessene Entschädigung für öffentliche Zwecke eingezogen werden.
Und ob dort auch ähnliche Vorschriften wie im deutschen Stadtplanungs- und Baurecht zu finden sind, halte ich für ausgeschlossen. s. im einzelnen auch hier
Wie soll eine "praktische" Apartheid denn wieder aufgehoben werden, sie ist doch nicht verhängt, sondern sie ist durch Segregation entstanden. Warum sollten die Weißen, die überwiegend in den Vororten wohnen, denn zurück in den Stadt ziehen? Sie haben doch alles in ihrer Gegend.overkott hat geschrieben: Ziel dieser Sanierung ist die Marktwertsteigerung der Innenstadt, die Erhöhung des Wohnwertes und die Wirtschaftsförderung für neue Investoren. Durch Förderung von Zuzug neuer Unternehmen und neuer Einwohner kann auch die praktische Apartheid wieder aufgehoben werden.
Investoren ließen sich nur durch besonders günstige Angebote gewinnen (wenn überhaupt) und da sind wir wieder bei der Kernfrage:
Wer soll das bezahlen? Detroit ist PLEITE!
Nur nebenbei bemerkt:
Auch in D. gibt es manche "Geisterhäuser" bei denen die Eigentümer nicht bekannt sind. In meiner Stadt wurde mal in der Presse fünf dieser Ruinen und ihre Geschichte vorgestellt. Das waren Grundstücke, bei denen die Erben gesucht wurden (die erste und zweite "Erbenreihe" hatte die Erbschaft ausgeschlagen) oder Eigentümer(gesellschaften) im Ausland, die auf Anschreiben der Stadt nicht reagierten.
Selbst in D. mit seinem geordneten Grundbuchwesen kann es in Einzelfällen schwierig sein, den Eigentümer zu ermitteln. Wieviel schwieriger ist es dann in einem Land, das kein Meldewesen kennt und der Eigentümer "Michael Smith" heißt und vielleicht verstorben ist....
Allerdings dürften andere - typisch deutschen - Schwierigkeiten in den USA wohl kein Hindernis darstellen: Schlafende Fledermäuse können einen Abriß bis zur Umsiedlung verzögern....
http://www.derwesten.de/staedte/gelsenk ... 4284.html
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Du liest auch hin und wieder mal meine Antworten, oder?Caviteño hat geschrieben:Du weißt aber schon, daß sich der Eigentumsbegriff der USA nicht nach den Vorschriften des Grundgesetzes richtet, oder?overkott hat geschrieben: Zunächst einmal geht es nicht um den aktuellen Marktwert der Grundstücke, sondern um Sanierung nach dem Prinzip: Eigentum verpflichtet. Zu dieser Sanierung müssten die Eigentümer verpflichtet werden, um den Wohnwert der leergezogenen Innenstadt wieder zu erhöhen. Sollten die Eigentümer - zum Beispiel aus dem reichen Umland unwillig oder unfähig sein -, leistet die Sanierung ein privates Unternehmen im Auftrag der öffentlichen Hand susidiar. Die Kosten werden dem Eigentümer in Rechnung gestellt, die er zum Beispiel durch Verkauf oder Zwangsversteigerung des Grundstücks decken kann.
Du liest hin und wieder meine Antworten?Zusatzartikel V zur Bundesverfassung schreibt vor:
http://de.wikipedia.org/wiki/5._Zusatza ... en_StaatenPrivateigentum darf nicht ohne angemessene Entschädigung für öffentliche Zwecke eingezogen werden.
Und ob dort auch ähnliche Vorschriften wie im deutschen Stadtplanungs- und Baurecht zu finden sind, halte ich für ausgeschlossen. s. im einzelnen auch hier
Wie soll eine "praktische" Apartheid denn wieder aufgehoben werden, sie ist doch nicht verhängt, sondern sie ist durch Segregation entstanden.overkott hat geschrieben: Ziel dieser Sanierung ist die Marktwertsteigerung der Innenstadt, die Erhöhung des Wohnwertes und die Wirtschaftsförderung für neue Investoren. Durch Förderung von Zuzug neuer Unternehmen und neuer Einwohner kann auch die praktische Apartheid wieder aufgehoben werden.
Ich wohne sechs Kilometer vom Zentrum entfernt und schätze doch die Vorzüge des Zentrums. Solange die Nachteile etwa durch eine sozial unausgewogene Einwohnerstruktur überwiegen, ist der Zuzug ins Zentrum für die Peripherie jedoch unattraktiv.Warum sollten die Weißen, die überwiegend in den Vororten wohnen, denn zurück in den Stadt ziehen? Sie haben doch alles in ihrer Gegend.
Nochmal: Die Sanierung ist der erste Schritt zur Wirtschaftsförderung. Die Kosten trägt der Verursacher. In diesem Fall sind das die Eigentümer von verfallenen Immobilien.Investoren ließen sich nur durch besonders günstige Angebote gewinnen (wenn überhaupt) und da sind wir wieder bei der Kernfrage:
Wer soll das bezahlen? Detroit ist PLEITE!
Eine bankrotte Stadt wird Eigentümern, die sich nicht um ihr Eigentum gekümmert haben, eine Anstandsfrist vor Enteignung einräumen. Auch ist danach noch eine Entschädigung zu gewähren.Nur nebenbei bemerkt:
Auch in D. gibt es manche "Geisterhäuser" bei denen die Eigentümer nicht bekannt sind. In meiner Stadt wurde mal in der Presse fünf dieser Ruinen und ihre Geschichte vorgestellt.
Was Herr Obama und seine Freunde oder seine Kritiker aus den konstruktiven Vorschlägen machen, bleibt ihnen überlassen, sonst wäre es nicht subsidiar.Das waren Grundstücke, bei denen die Erben gesucht wurden (die erste und zweite "Erbenreihe" hatte die Erbschaft ausgeschlagen) oder Eigentümer(gesellschaften) im Ausland, die auf Anschreiben der Stadt nicht reagierten.
Selbst in D. mit seinem geordneten Grundbuchwesen kann es in Einzelfällen schwierig sein, den Eigentümer zu ermitteln. Wieviel schwieriger ist es dann in einem Land, das kein Meldewesen kennt und der Eigentümer "Michael Smith" heißt und vielleicht verstorben ist....
Allerdings dürften andere - typisch deutschen - Schwierigkeiten in den USA wohl kein Hindernis darstellen: Schlafende Fledermäuse können einen Abriß bis zur Umsiedlung verzögern....
http://www.derwesten.de/staedte/gelsenk ... 4284.html
Eine weiter führende Idee ist zum Beispiel eine Umschichtung der öffentlichen Haushalte:
Raus aus Afghanistan, Aufräumen zu Hause, Vorbereiten des Aufschwungs.
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Ich lese immer Deine Antworten, allerdings beantworten sie nicht meine Zweifel nach den fehlenden Rechtsgrundlagen in den USA. Sie erscheinen mir auch sehr von deutschen Rechtsvorstellungen durchsetzt zu sein, die jedoch nicht überall auf der Welt Geltung erlangen.
Egal, ob Du ein Gebäude enteignen oder den Eigentümer zur Sanierung verpflichten oder diese - im Weigerungsfall - durch die Stadt bzw. ihren Beauftragten durchführen lassen willst: Man muß dafür eine Rechtsgrundlage haben, also simpel ein Gesetz, das dieses Vorgehen ermöglicht.
In D. gibt es solche Vorschriften, angefangen beim Grundgesetz (Eigentum verpflichtet !) sowie dann über verschiedene Vorschriften im Planungs- und Baurecht. In den USA wird, wie in dem vom mir verlinkten Artikel ersichtlich ist, dem Eigentümer ein weitaus größeres Recht gewährt, mit "seinem Eigentum nach belieben zu verfahren". Die von mir verlinkte Dissertation über den Eigentumsbegriff schreibt dazu:
Wie Du auf die Idee kommst, daß der Eigentümer der Immobilie der Verursacher des Verfalls und der Deindustrialisierung Detroits im Bereich der Innenstadt ist, darüber kann wohl sehr kontrovers diskutiert werden.
Was ist, wenn der sich auf den Standpunkt stellt, daß die Stadt durch eine falsche Industriepolitik die Mieter vergrault hat? Oder seine Mieter aufgrund der geänderten Einwohnerstruktur ihr Geschäft/ihre Wohnung aufgegeben haben. Als Beispiel kann er auf die prosperierenden Vororte (mit einer anderen Verwaltung) verweisen. Dann wäre der Verursacher die verfehlte Politik der Stadtverwaltung Detroit.....
Egal, ob Du ein Gebäude enteignen oder den Eigentümer zur Sanierung verpflichten oder diese - im Weigerungsfall - durch die Stadt bzw. ihren Beauftragten durchführen lassen willst: Man muß dafür eine Rechtsgrundlage haben, also simpel ein Gesetz, das dieses Vorgehen ermöglicht.
In D. gibt es solche Vorschriften, angefangen beim Grundgesetz (Eigentum verpflichtet !) sowie dann über verschiedene Vorschriften im Planungs- und Baurecht. In den USA wird, wie in dem vom mir verlinkten Artikel ersichtlich ist, dem Eigentümer ein weitaus größeres Recht gewährt, mit "seinem Eigentum nach belieben zu verfahren". Die von mir verlinkte Dissertation über den Eigentumsbegriff schreibt dazu:
Es ist daher mE fraglich, ob Maßnahmen, die in D. möglich sind, auch in den USA verfassungsrechtlich durchgesetzt werden könnten.Demgegenüber genießt das Grundstückseigentum als klassische Eigentumsposition nach der Rechtsprechung des Supreme Court eine deutliche Vorrangstellung, die nahezu an eine Bestandsgarantie heranreicht.
(...)
Die Regulierungsbefugnis der öffentlichen Hand ist bei den traditionellen Rechte aus Grundstückseigentum durch eine Beweislastumkehr erschwert.
Die Grundstücksnutzung ist ihrem Wesen nach nur dann beschränkbar, wenn dies dem Rechtstitel bereits originär aus der Belegenheit des Grundstücks oder der konkreten nachbarrechtlichen Situation heraus innewohnt.
Wie Du auf die Idee kommst, daß der Eigentümer der Immobilie der Verursacher des Verfalls und der Deindustrialisierung Detroits im Bereich der Innenstadt ist, darüber kann wohl sehr kontrovers diskutiert werden.
Was ist, wenn der sich auf den Standpunkt stellt, daß die Stadt durch eine falsche Industriepolitik die Mieter vergrault hat? Oder seine Mieter aufgrund der geänderten Einwohnerstruktur ihr Geschäft/ihre Wohnung aufgegeben haben. Als Beispiel kann er auf die prosperierenden Vororte (mit einer anderen Verwaltung) verweisen. Dann wäre der Verursacher die verfehlte Politik der Stadtverwaltung Detroit.....
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Wir sollten die Zieldebatte vor die Frage der Mittel stellen. Tatsächlich gibt es in Detroit bereits seit den 9-er Jahren Ansätze, die Abrissbirne einzusetzen, wo nicht renoviert wird. Eine Einzelklage verhinderte jedoch die beschlossene Planierung des Hauptbahnhofs. Denkmalschutz muss nicht unvereinbar sein mit ökonomischer Nutzung. Wo die Fassade erhalten bleibt, kann eine Kernsanierung stattfinden. Ein Einkaufszentrum im Erdgeschoss ist denkbar für die Bewohner von Komfortwohnungen oben drüber. Der Rooseveltpark vor der Tür dürfte den Wohnwert steigern. Und ins Zentrum sind es nur 3,2 Kilometer. Hier ein Blumenbeet mehr, da ein bisschen Farbe ans Gebäude und der Rückbau der Gleisanlagen nach hinten raus dürften schon sinnvolle Maßnahmen zur Umfeldsanierung sein. Das Mexican Village Restaurant in der Bagley Ave gilt übrigens als ganz vorzüglich:Caviteño hat geschrieben:Ich lese immer Deine Antworten, allerdings beantworten sie nicht meine Zweifel nach den fehlenden Rechtsgrundlagen in den USA. Sie erscheinen mir auch sehr von deutschen Rechtsvorstellungen durchsetzt zu sein, die jedoch nicht überall auf der Welt Geltung erlangen.
Egal, ob Du ein Gebäude enteignen oder den Eigentümer zur Sanierung verpflichten oder diese - im Weigerungsfall - durch die Stadt bzw. ihren Beauftragten durchführen lassen willst: Man muß dafür eine Rechtsgrundlage haben, also simpel ein Gesetz, das dieses Vorgehen ermöglicht.
In D. gibt es solche Vorschriften, angefangen beim Grundgesetz (Eigentum verpflichtet !) sowie dann über verschiedene Vorschriften im Planungs- und Baurecht. In den USA wird, wie in dem vom mir verlinkten Artikel ersichtlich ist, dem Eigentümer ein weitaus größeres Recht gewährt, mit "seinem Eigentum nach belieben zu verfahren". Die von mir verlinkte Dissertation über den Eigentumsbegriff schreibt dazu:
Es ist daher mE fraglich, ob Maßnahmen, die in D. möglich sind, auch in den USA verfassungsrechtlich durchgesetzt werden könnten.Demgegenüber genießt das Grundstückseigentum als klassische Eigentumsposition nach der Rechtsprechung des Supreme Court eine deutliche Vorrangstellung, die nahezu an eine Bestandsgarantie heranreicht.
(...)
Die Regulierungsbefugnis der öffentlichen Hand ist bei den traditionellen Rechte aus Grundstückseigentum durch eine Beweislastumkehr erschwert.
Die Grundstücksnutzung ist ihrem Wesen nach nur dann beschränkbar, wenn dies dem Rechtstitel bereits originär aus der Belegenheit des Grundstücks oder der konkreten nachbarrechtlichen Situation heraus innewohnt.
Wie Du auf die Idee kommst, daß der Eigentümer der Immobilie der Verursacher des Verfalls und der Deindustrialisierung Detroits im Bereich der Innenstadt ist, darüber kann wohl sehr kontrovers diskutiert werden.
Was ist, wenn der sich auf den Standpunkt stellt, daß die Stadt durch eine falsche Industriepolitik die Mieter vergrault hat? Oder seine Mieter aufgrund der geänderten Einwohnerstruktur ihr Geschäft/ihre Wohnung aufgegeben haben. Als Beispiel kann er auf die prosperierenden Vororte (mit einer anderen Verwaltung) verweisen. Dann wäre der Verursacher die verfehlte Politik der Stadtverwaltung Detroit.....
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Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Aber du wirst in D. lange und vergeblich suchen müssen, bis du Städte oder Stadtteile findest, die so kaputt sind wie Detroit, L.A., Chicago etc. pp. Ich glaube, dass da unser kulturelles Verständnis in Europa nicht mitkommt. Amerikaner sehen ihre Bleibe eher pragmatisch, da steckt die alte Pionierhaltung dahinter; wenn's nicht mehr geht, zieht man einfach weiter. Ähnliche Haltungen sieht man in allen angelsächsisch geprägten (Pionier-) Siedlungsgebieten der Welt (Australien, Südafrika, Kanada). Eigentlich spiegelt ja die amerikanische Gesellschaft selbst dieses Wesen einer Zweckgemeinschaft wider. Die Stadt ist dort kein Ort der durch Geschichte gewachsenen Kultur eines Zusammenlebens. Ich frage mich, ob das überhaupt für irgendeine außereuropäische Stadt gilt, zumal diese Form des Zusammenlebens aus der europäischen Antike stammt. Alexander Mitscherlich schreibt in seinem Buch "Die Unwirtlichkeit unserer Städte - Anstiftung zum Unfrieden" (Frankfurt a.M. 1965) in Bezug auf amerikanische Städte von "hergestellten" Städten. Er meint, dass daran vor allem die Einfamilienhäuser in den Vorstädten Schuld trügen, weil die Menschen mit ihrem Wegzug aus der Kernstadt dieselbe aushöhlen würden. Das ist allerdings ein Effekt, den wir in größeren deutschen Städten auch oft schon haben. Abends oder in der Nacht ist es dort gähnend leer. Ein guter Lesetipp für dieses Thema!Caviteño hat geschrieben:Auch in D. gibt es manche "Geisterhäuser" bei denen die Eigentümer nicht bekannt sind.
#gottmensch statt #gutmensch
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Detroit ist Sinnbild für das Drogenproblem, das sich keineswegs hauptsächlich auf die Badezimmer Wohlhabender beschränkt oder auf das Land der grünen Berge. Viele Drogentote sind im Dreck verreckt, in den Häuserruinen, in die sich die Drogenunterwelt verkrochen hat. Über Ursache und Wirkung lässt trefflich streiten. Schafft das Angebot aus Afghanistan die Nachfrage nach Drogen oder findet die Nachfrage in Amerika ihr Angebot? Ist der Anbau in Afghanistan als Hauptlieferant für Opium ebenso Ausdruck einer Wirtschaftskrise wie die Nachfrage in den USA? Nahrungsmittellieferungen, heißt es, hätten die Preise für den heimischen Getreideanbau kaputt gemacht und die afghanischen Bauern in den Opiumanbau gedrängt. Die wirtschaftliche Depression und in deren Gefolge eine soziale und psychische, heißt es auf der anderen Seite, hätten breitere Bevölkerungsschichten in den USA anfällig gemacht. Die Legalisierung bisher geächteter Drogen deutet sicher auf eine Bewusstseinskrise. Wenn es den USA gelingt, Drogen generell zurückzudrängen, wozu eben auch Nikotin und Alkohol gehören, wird die Zahl der Drogenabhängigen wieder sinken. Ohne ein Umdenken wird dies nicht möglich sein. Aber auch äußere Maßnahmen wie die Sanierung der Städte dürften nicht nur wirtschaftliche Impulse setzen.
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Piusderdritte
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Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Der komplete weltweite Drogenanbau wird von den üblichen Verdächtigen betrieben.
NATO Truppen passen auf die Felder auf, damit alles gut wächst.
Die HSBC Bank, auch in den Händen der üblichen Verdächtigen, ist die Drogenbank Nr.1 weltweit, worüber diese
internationalen Geschäfte abgewickelt werden.
Es werden international große Summen an Drogengelder verschoben, also muß es ja dafür auch eine gut funktionierende
Infrastruktur geben.
Drogenhandel ist ein lurkratives Geschäft und wird u.a. auch aus diesem Grunde betrieben, der westliche Steuerzahler darf via
Steuergelder noch für die Bewachung der Felder aufkommen.
Nicht schlecht eingefädelt.
gruss, PiusIII.
NATO Truppen passen auf die Felder auf, damit alles gut wächst.
Die HSBC Bank, auch in den Händen der üblichen Verdächtigen, ist die Drogenbank Nr.1 weltweit, worüber diese
internationalen Geschäfte abgewickelt werden.
Es werden international große Summen an Drogengelder verschoben, also muß es ja dafür auch eine gut funktionierende
Infrastruktur geben.
Drogenhandel ist ein lurkratives Geschäft und wird u.a. auch aus diesem Grunde betrieben, der westliche Steuerzahler darf via
Steuergelder noch für die Bewachung der Felder aufkommen.
Nicht schlecht eingefädelt.
gruss, PiusIII.
"Katholische Haus- und Schulbibel" (aus1928) von Paul Bergmann, ist eine sehr gute Zusammenfassung der Bibel! Sollte jeder Katholik mal gelesen haben. Verständlich geschrieben und schnell durchgelesen!
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Das liest sich wie PR: "Der größte US-Automobilhersteller hat die schwerste Krise seiner Firmengeschichte #endgültig# hinter sich." Bei Ford und Chrysler laufe die Auto-Produktion ebenfalls wieder auf Hochtouren, heißt es. ( Auch wenn im Januar erst mal wieder die Stotterbremse folgte. ) Aber die Wirtschaftslage habe sich gebessert. Auch für Arbeitnehmer. Die Worte hören wir wohl gerne. Allein das Niveau vor der Krise ist noch nicht wieder erreicht. Immerhin wirft der kranke Riese die Krücken weg. Der GM-Vorstandschef verkündet mit Blick auf die Regierungsbeteiligung seit dem Beinahe-Bankrott vor fünf Jahren das Ende der Ära "Government" Motors, nicht ohne beiläufig den Helfern die Schuld in die Schuhe zu schieben. Bleibt für Detroit zu hoffen, dass etwas von den zu erwartenden Gewinnen auch auf die Stadt abgerubbelt wird.
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Hab n kleinen Jung aus Detroit als Schüler.
Deutschstämmige Familie, ging damals rüber, heute zurück. ganz konsequent.
Ist n lustiges Bürschlein, der kleine. Ich weiß jetzt nu nicht so recht, was ich vom amerikanischen Schulsystem halten soll, wo ich das Ergebnis sehe
Ich mag ihn, weil er noch mehr "Kind" und unangepasst ist, als das bei gleichaltrigen in Deutschland der Fall ist.
Deutschstämmige Familie, ging damals rüber, heute zurück. ganz konsequent.
Ist n lustiges Bürschlein, der kleine. Ich weiß jetzt nu nicht so recht, was ich vom amerikanischen Schulsystem halten soll, wo ich das Ergebnis sehe
Ich mag ihn, weil er noch mehr "Kind" und unangepasst ist, als das bei gleichaltrigen in Deutschland der Fall ist.
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Ähnlich wie Argentinien hat auch Detroit jetzt Schwierigkeiten mit einzelnen Gläubigern, die dem Insolvenzplan nicht zustimmen wollen:
http://www.wsj.de/article/SB1142452 ... ernational
Es reicht heute für einen Staat oder eine Gemeinde nicht mehr, Schulden aufzunehmen und sich dann - wenn man sie nicht mehr zurückzahlen kann - für insolvent zu erklären. Gläubiger werden trotzdem versuchen, weiterhin an ihr Geld zu kommen und dabei alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen. Ich erinnere an die Pfändung des Segelschulschiffes der arg. Marine in Ghana.
Wenn die Politiker dadurch lernen sollten, vorsichtiger bei der Kreditaufnahme zu sein, wäre viel erreicht.
http://www.wsj.de/article/SB1142452 ... ernational
Es reicht heute für einen Staat oder eine Gemeinde nicht mehr, Schulden aufzunehmen und sich dann - wenn man sie nicht mehr zurückzahlen kann - für insolvent zu erklären. Gläubiger werden trotzdem versuchen, weiterhin an ihr Geld zu kommen und dabei alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen. Ich erinnere an die Pfändung des Segelschulschiffes der arg. Marine in Ghana.
Wenn die Politiker dadurch lernen sollten, vorsichtiger bei der Kreditaufnahme zu sein, wäre viel erreicht.
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Erst wenn die für die von ihnen aufgenommenen Kredite selbst haften müssen, dann vielleicht.Caviteño hat geschrieben:Wenn die Politiker dadurch lernen sollten, vorsichtiger bei der Kreditaufnahme zu sein, wäre viel erreicht.
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Deutschland hat inzwischen auch sein Detroit - Gera:
Der fürchterlichen Idee der Quersubventionierung frönen fast alle Kommunen in D.. Der Bürger soll dann über den höheren Strom-, Gas- und Wasserpreis das Theater, die Schwimmbäder oder das Museum bezahlen, die zu verbilligten (subventionierten) Eintrittspreisen ihre Leistungen anbieten.
Wäre es nicht für alle Beteiligten besser, wenn die Subventionierung direkt über den Haushalt erfolgen würde?
Dann könnte jeder Bürger sehen, was ihn Theater usw. tatsächlich kosten und könnte bei der Wahl entsprechend entscheiden.
Allerdings fielen die Versorgungsposten bei den kommunalen Versorgungsunternehmen für die Politiker fort. Die Pleite-Städte Dortmund und Bochum hatten/haben zwar kein Geld, kauften trotzdem von Eon über 9% der Gelsenwasser-Aktien. Im Aufsichtsrat sitzen jetzt die Oberbürgermeister von Bochum (als Vorsitzende mit einer Vergütung von 59.2 €) und Gelsenkirchen und der Stadtkämmerer von Dortmund (beide mit einer Vergütung von je 29.6 €). Als Vorsitzende des Aufsichtsrates der kommunalen Verkehrsunternehmens Bogestra erhielt die OB'in von Bochum nochmals 5.72 €. Die frühere Grünen-Politikerin Gunda Röstel bekam bei Gelsenwasser auch noch einen Job - böse Zungen sagen, als Frühstücksdirektorin......
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... hland.htmlDie Textilwirtschaft hatte es sehr wohlhabend gemacht, noch heute zeugen mehr als 1 Stadtvillen vom alten Reichtum. In den 4er-Jahren gehörte Gera zu den zehn reichsten Städten Deutschlands. Heute ist die Stadt so pleite, wie eine Stadt nur pleite sein kann.
Zuerst meldeten die Stadtwerke Insolvenz an, nachdem Ende Juni das Thüringer Landesverwaltungsamt der Stadt weitere Kredite verweigert hatte. Der Stadtrat verhinderte gerade noch den Notverkauf von 7 kommunalen Wohnungen. Im Juli folgten dann die Geraer Verkehrsbetriebe. Das ist einmalig in Deutschland.
Der Schuldenberg, den die Stadtwerke angehäuft haben, ist beeindruckend hoch: Mit 224 Millionen Euro steht die Holding in der Kreide. Dass es so gekommen ist, überrascht nicht wirklich. Schon seit 21 gab es keinen bestätigten Haushalt mehr.
(...)
Das finanzielle Elend begann mit einer Idee, mit der die Verantwortlichen den Stadthaushalt vor den Bilanzen der Versorgungsunternehmen bewahren wollten. Deswegen gründete man die Stadtwerke-Holding. Die Stadt Gera fungierte als einziger Gesellschafter. Das ist an sich ein in vielen Kommunen übliches Verfahren.
Die Theorie: Die Tochterunternehmen der Holding können sich gegenseitig querfinanzieren. Die Verkehrsbetriebe zum Beispiel, die auf Zuschüsse angewiesen sind, sollten von den Gewinnen aus dem Energiesektor profitieren. Das Problem an der Sache: Der Energiesektor musste bereits im Jahr 2 teilprivatisiert werden. Der französische Energiekonzern GDF Suez griff zu und ließ sich eine vorteilhafte Klausel in den Vertrag schreiben: Gewinne werden mit der Stadt geteilt, das Verlustrisiko blieb jedoch an der Stadt Gera hängen.
Die Folge: Die Stadt musste Geld in den Verbund einzahlen, weil aus der Energieversorgung nichts mehr zu holen war. Die gewinnbringenden Stadtwerke-Töchter mussten immer nur Geld abliefern. "Das konnte auf Dauer nicht gut gehen", sagt Viola Hahn, "Es ist ja immer wichtig, in einem Konzernverbund alle zu bedenken. Das ist leider nicht geschehen."
Der fürchterlichen Idee der Quersubventionierung frönen fast alle Kommunen in D.. Der Bürger soll dann über den höheren Strom-, Gas- und Wasserpreis das Theater, die Schwimmbäder oder das Museum bezahlen, die zu verbilligten (subventionierten) Eintrittspreisen ihre Leistungen anbieten.
Wäre es nicht für alle Beteiligten besser, wenn die Subventionierung direkt über den Haushalt erfolgen würde?
Allerdings fielen die Versorgungsposten bei den kommunalen Versorgungsunternehmen für die Politiker fort. Die Pleite-Städte Dortmund und Bochum hatten/haben zwar kein Geld, kauften trotzdem von Eon über 9% der Gelsenwasser-Aktien. Im Aufsichtsrat sitzen jetzt die Oberbürgermeister von Bochum (als Vorsitzende mit einer Vergütung von 59.2 €) und Gelsenkirchen und der Stadtkämmerer von Dortmund (beide mit einer Vergütung von je 29.6 €). Als Vorsitzende des Aufsichtsrates der kommunalen Verkehrsunternehmens Bogestra erhielt die OB'in von Bochum nochmals 5.72 €. Die frühere Grünen-Politikerin Gunda Röstel bekam bei Gelsenwasser auch noch einen Job - böse Zungen sagen, als Frühstücksdirektorin......
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Lilaimmerdieselbe
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- Registriert: Dienstag 4. Dezember 2012, 11:16
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Dem Übel der unkontrollierten Quersubventionen könnte man ja damit beikommen, dass man sie zunächst als Einnahmen in den städtischen Haushalten führt.
Die Politiker in den kommunalen Unternehmen und in den Sparkassen sind da ein viel größeres Problem, wobei die Versorgungsposten von unfähigen noch größeren Schaden anrichten als wenn aktive Politiker sich einsegnen.
Dabei möchte ich die Unternehmen der Daseinsvorsorge durchaus lieber weiter in öffentlicher Hand sehen, die Privatisierungsergebnisse sind so toll nun wieder auch nicht. An dem EON-Deal Bochums stört mich deshalb vor allem der Preis.
Die Politiker in den kommunalen Unternehmen und in den Sparkassen sind da ein viel größeres Problem, wobei die Versorgungsposten von unfähigen noch größeren Schaden anrichten als wenn aktive Politiker sich einsegnen.
Dabei möchte ich die Unternehmen der Daseinsvorsorge durchaus lieber weiter in öffentlicher Hand sehen, die Privatisierungsergebnisse sind so toll nun wieder auch nicht. An dem EON-Deal Bochums stört mich deshalb vor allem der Preis.
Re: Detroit: Schaut auf diese Stadt
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Dem Übel der unkontrollierten Quersubventionen könnte man ja damit beikommen, dass man sie zunächst als Einnahmen in den städtischen Haushalten führt.
Die Politiker in den kommunalen Unternehmen und in den Sparkassen sind da ein viel größeres Problem, wobei die Versorgungsposten von unfähigen noch größeren Schaden anrichten als wenn aktive Politiker sich einsegnen.
Sehr richtig - die Überschüsse der Stadtwerke sollten im Haushalt genauso erscheinen wie die Subventionen für Zoo, Theater, Schwimmbäder oder Museen. Dann kann der Bürger entscheiden, ob ihm niedrigere Strom-, Gas- und Wasserkosten lieber sind als ein Theater, Zoo oder Schwimmbad. Vor allem würde er die tatsächlichen Kosten kennen und nicht glauben, ein Theaterbesuch sei für xx € möglich....
Leider wird man, wenn man so in der Öffentlichkeit argumentiert, sofort in die Kiste gepackt "Abbau der Leistungen zur Daseinsvorsorge" - obwohl damit nur die effektiven Kosten der defizitären Sonderbereiche offengelegt werden sollen. Aber natürlich können Politiker in dem bisherigen Modell wunderbar hin- und herschieben und sie wehren sich daher vehement gegen mehr Offenheit. Erinnert mich irgendwie an die kirchlichen Bereiche.....