lifestylekatholik hat geschrieben:Aber auch für Usbeken und Tadschicken ist es Nonsens, dass sie sich damit ist "kulturelle Niemandsland" beförderten, weil sie ja zugleich mit der Ablehnung der sowjetischen und russischen die Wiederentdeckung anderer kultureller Wurzeln betreiben, nämlich die türkische und die persische/islamische (Rudakikult usw.). Das ist der Anschluss an bedeutende und hochstehende Kulturen. Da von "kulturellem Niemandsland" zu sprechen, finde ich doch ziemlich erstaunlich. Das gilt im Prinzip durch bis hinten in die äußere Mongolei.
Und dann müsste tatsächlich hinterfragt werden, wo es denn diese sagenhafte "flächendeckende Ablehnung" des Russischen überhaupt gibt und welche Leute das sind.
Ich bestreite nicht die eigene (seit sehr langer Zeit bestehende) Kultur der Länder längs der Seidenstraße. Diese Kultur hat sich nur, mindestens im 20.Jhd., auch anderer Ausdrucksmittel als der eigenen Sprache, und zwar vorwiegend der russischen Sprache bedient. Diese Sprache ist in diesen Ländern heute auch da noch unverzichtbar, wo es um Wissenschaft und Technik geht.
Inwieweit heute die Ablehnung des Russischen wirklich flächendeckend ist, kann ich auch nicht beurteilen. (Die Formulierung stammt ursprünglich auch nicht von mir, sondern aus einem Vorgängerposting, wenn ich mich nicht irre.)
Eine mögliche staatlich-repressive Vorgehensweise, die diese Ablehnung eindrucksvoll demonstriert, kann man seit 1995 im heutigen EU-Mitgliedsstaat Lettland bewundern: Dort hat man diejenigen Bewohner, die nicht den amtlich erwünschten Enthusiasmus für die offizielle Staatssprache -- Lettisch, insgesamt 2,2 Millionen Sprecher, d.h. fast so viele Sprecher wie Zentralripuarisch (= "Kölsch") -- aufbringen konnten, kurzerhand ausgebürgert.
Von den etwa 2 Millionen Einwohnern Lettlands gehören zur Zeit immer noch knapp 300.000 Personen in die Kategorie der sogenannten "Nicht-Staatsbürger", d.h. sie genießen, obwohl sie zum Teil schon in x-ter Generation im Land leben, ähnliche Rechte wie Staatenlose, insbesondere kein Wahlrecht, keine Reisefreiheit innerhalb der EU, und sie dürfen nicht im Staatsdienst arbeiten. Zu diesen 300.000 "Nicht-Staatsbürgern" zählen überwiegend russische, aber auch weißrussische, ukrainische und polnische Muttersprachler.
In den letzten Jahren erlebte Lettland deshalb immer mal wieder kritische Anfragen und Mahnungen seitens des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte. (Na ja, Hauptsache, sie haben jetzt auch den Euro ...)