Pollux hat geschrieben:
Ich werde nicht katholisch, weil ich ev. sozialisiert bin und kein Lehramt über meinen Glauben befinden soll. Es glaubt eh jeder nach seiner eigenen persönlichen Einsicht und nicht danach, was andere ihm vorschreiben wollen.
Den gebrachten Einwand fand ich schon nachvollziehbar. Die Bibel ansich, ihre Zusammenstellung, die Übersetzungen, die Deutungen, sind ja Teil eines "Lehramts". Auf der einen Seite kann ich Deiner Argumentation (menschlich) folgen, auf der anderen Seite stellt sich mir die Frage, warum ein Lehramt abgelehnt wird, wenn man sich gleichzeitig auf ein Buch, das u.a. auch die Frucht des Lehramts ist, stützt. Hier wurde ja angeführt, dass die Bibel weder vom Himmel gefallen ist, noch die Verbalinspiration eines Engels, sondern im Kontext von Zeit und Kultur steht und daher immer die Interpretation durch eine kompetente Stelle benötigt.
Die Sozialisation halte ich übrigens für kein Argument: Jesus forderte uns zur Umkehr auf und nicht dazu, sozialisierte Fehler weiter zu pflegen
Jedenfalls bin ich katholisch geworden, obwohl ich anders sozialisiert wurde, weil ich die Wahrheit erkannt habe und zu dieser Wahrheit auch jemand gehört, der sie mir vermitteln kann. Dazu brauche ich das Lehramt.
Eine kirchliche Dogmatik sehe ich mit größter Vorsicht.ja ich halte sie für höchst problematisch.
Problematisch finde ich eher, für sich selbst umfassende Kenntnisse in Geschichtswissenschaft, Sprachwissenschaft, Theologie, Altgriechisch, Latein usw usf zu beanspruchen. Im Grunde ist das die Voraussetzung, wenn man sich selbst zum Lehramt machen möchte.
Sind denn Protestanten in allen Wissenschaften, die zur Auslegung der Heiligen Schrift notwendig sind, wirklich so professionell geschult und fachkundig?
Freilich haben die Kirchenväter Dogmatik zelebriert und es ist Lehrfach für Studenten der Theologie, aber die Wirklichkeit in einer christlichen Gemeinde, auch der katholischen ist eine andere.
Die Schlussfolgerung kann ich nicht nachvollziehen. Wenn ich einen Missstand erkenne, kann ich ihn doch nicht zum Maßstab machen. Dann können wir auch alle fremdgehen, weil das ja so die übliche Praxis vieler Menschen ist.