taddeo hat geschrieben:Das würde ich nicht ganz so sehen. Die Kirche nimmt kein göttliches Urteil vorweg, so wie die Kirche auch noch nie jemanden "hölliggesprochen" hat, sondern nur "heiliggesprochen".
, na das wäre auch noch mal ne interessante Variante, dies mal offziell mit Titelverleihung zu vollziehen.
Allerdings: Allein "inoffiziell" ist ein solches Prädikat in einer weiter zurückliegenden Kirchenvergangenheit (auch protestantische) schon vielfach vergeben worden.
Bzgl. Deiner folgenden Anmerkungen bin ich überzeugt, dass sie stimmen, denn Du hast da im Gegensatz zu mir die weitaus besseren Fachkenntnisse:
taddeo hat geschrieben:Was die Kirche macht, ist jedoch folgendes: Jede Sünde hat einen objektiven und einen subjektiven Aspekt. Der objektive ist der, den man aufgrund der Tatsachen beschreiben kann (also zB aufgrund der zivilen Wiederverheiratung). Der subjektive ist der, inwieweit dem Betroffenen die objektive Sünde auch als Schuld anzurechnen ist. Das kann eventuell ein Beichtvater beurteilen, letzlich sicher aber nur Gott.
Die Kirche als sichtbare Gemeinschaft des Glaubens hat aber die Verpflichtung, die göttliche Ordnung anhand objektiver Kriterien zu wahren, das ist ihr von Christus auferlegt. Wenn nun einer von außen betrachtet in objektiv schwerer Sünde wie einer zweiten Zivilehe lebt, dann muß die Kirche diesen auch im äußeren Bereich entsprechend behandeln und tut dies, indem sie ihn solange vom Empfang der Sakramente abhält. Die Kirche darf da nur den äußeren Anschein bewerten und auch nur für den äußeren Bereich handeln, und das macht sie. Die subjektive Seite, also die eigentliche Schuldfrage, ist davon nicht berührt, sondern durch das Beichtgeheimnis so geschützt, daß die Kirche gar nicht wissen darf, was der Betroffene vor dem Herrn selbst für einen Gnadenstand hat. Wie der ewige Richter einmal diese Frage endgültig beurteilen wird, darüber erlaubt sich die irdische Kirche zwar eine begründete Meinung, aber kein Urteil.
Ich kann Dir da auch folgen und in dieser Beurteilung dieses Sachverhalts ist auch der Altkatholizismus mbMn ganz nah dran, mit Ausnahme der Ausgrenzung. Nur ist da noch ein Problem, dass sich mit einem Auszug aus der Meteorologie vergleichen lässt: Es gibt die tatsächlichen Temperaturen und die gefühlten. Und der Wind, der aus Richtung römischer Geistlichkeit kommt, ist eisig.
Denn gerade die Überbetonung, aus meiner Sicht sogar Überhöhung, des von Dir genannten "Objektiven", also der Äußerlichkeiten oder in mancherlei Hinsicht sogar des äußeren Scheins
(der ja auch in einer Unzahl von Fällen zur subjektiv unzulässigen Teilnahme an der Kommunion führt), welcher die individuelle Situation des Einzelnen überhaupt nicht berücksichtigen kann, führt ja gerade zu diesen Verwerfungen zwischen der Geistlichkeit und des Kirchenvolkes, in vielen Fällen zu genau dem, was ich in meinem vorangegangenen Post zugegebenerweise recht drastisch beschrieben habe.
Und ich bin davon überzeugt, dass es Geistliche
(bis in die höchsten Ebenen) und Gläubige gibt, die dennoch vorverurteilen, sei es aus Unkenntnis oder auch willentlich in Kenntnis. Und das wäre nicht nur aus meiner bescheidenen Sicht und auch aufgrund Deiner Einlassungen überhaupt nicht notwendig.
Es mag ja durchaus ein "Zeitgeistphänomen" sein - und der Zeitgeist wird ja gerade von konservativen (erst recht von traditionellen) Katholiken überaus kritisiert und damit vielfach
(allerdings nicht in Gänze) zu Unrecht ignoriert - aber selbst ein Gutteil wahrhaft gläubiger Romkatholiken wollen heutzutage keine derlei menschich-kirchliche Erziehungsmethoden, inkl. Stigmatisierung, mehr über sich ergehen lassen.
Aus meiner ganz persönlichen Sicht hat sich die römische Kirche über die Jahrhunderte in eine Situation manövriert, die nur zu einem kleinen Teil wirklich theologisch motiviert war
(ich weiß, dass das die meisten hier natürlich nicht mittragen, stellt für mich aber die Quintessenz des heutigen Zustands dar), in der sich heute vermutlich nicht mehr verändern kann. Von "wollen" will ich mal überhaupt gar nicht reden.