Siard hat geschrieben:Yeti hat geschrieben:Das sehen hier einige Gesinnungblockwarte anders.
Du mußt Dich nicht auf das gleiche Niveau begeben.
Der getroffene Hund bellt halt immer noch zuerst. Bist du jetzt auch noch Niveaublockwart? Das ist aber eine unzulässige Ämterhäufung.
Siard hat geschrieben:umusungu hat geschrieben:Ich denke das Bistum ist unter Bischof Stecher diesem Kult sehr genau nachgegangen
Abgesehen davon, daß ich mir da nicht so sicher wäre, finde ich diese Art von Abschaffungen grundsätzlich nicht unproblematisch.
Wobei es zu begrüßen ist, daß antisemitische Relikte als solche verschwinden.
Das führt zur Grundsatzfrage, ob Traditionen der Volksfrömmigkeit abgeschafft werden sollten, weil sie
antisemitisch wirken (könnten), oder weil sie
unwahr sind? Wer jetzt "beides" sagt, muss aufpassen. Denn prinzipiell ist es vernünftigerweise
möglich, dass ein Sachverhalt wahr ist, aber antisemitisch wirken könnte. Ebenso wie etwas prinzipiell unwahr sein kann, es aber auch philosemitisch ausgeschlachtet werden kann. Als Beispiel für Ersteres fällt mir die Politik Israels gegenüber den Palästinensern ein, die - beileibe nicht nur von extremen rechten Parteien - immer wieder kritisiert wird; allerdings wird diese Kritik dann auch oft antisemitisch instrumentalisiert. Ist sie deshalb unwahr? Das wäre widersinnig; die Befürchtung, dass etwas als antisemitisch gedeutet werden könnte, würde in diesem Fall die Frage nach der Wahrheit ersetzen. Letzten Endes ist ja auch der Wahrheitsanspruch des Christentums grundsätzlich eine Infragestellung der theologischen Legitimation des Judentums und damit in Gefahr, vom Vorwurf des Antisemitismus getroffen zu werden. Das geschieht ja auch oft, nicht zuletzt in der pluralistischen Religionstheologie, der insgeheim auch viele anhängen, die sich eigentlich als Christen begreifen. Letzten Endes würde es also in diesem Fall darauf ankommen, ob jenes Kind damals tatsächlich eines unnatürlichen Todes durch Fremdeinwirkung aufgrund seines Glaubens erlitt; dass es ein jüdischer Ritualmord gewesen sein soll, kann ohnehin nicht bewiesen werden. Bischof Stecher hätte also eine bereits lange existierende Tradition ehren können und lediglich die konstruierten Zusammenhänge (
Ritualmord) per Dekret ausschließen, die Geschichte also zu ihrem in sich wahren Kern führen können, dass es zu allen Zeiten des Christentums Menschen gab, die für ihren Glauben starben. Er hat sich dagegen entschieden - also wurde er Politiker, der die
raison d’être mehr schätzt als die Frage nach der Wahrheit.