Der zukünftige Berliner Erzbischof hat sich in einem
Hirtenbrief über seine künftigen Aufgaben geäußert.
Dabei zeigt sich m.E. deutlich, wie sehr er in der Vergangenheit lebt
(was man sonst ja eher Konservativen vorwirft):
Bischof Heiner Koch hat geschrieben:Vom gotischen Dom in Köln zur barocken Hofkirche in Dresden und nun zur klassizistischen St. Hedwigs-Kathedrale im Herzen Berlins. Welcher Reichtum des Lebens und des Glaubens steht hinter diesen Kirchen! Wie tief ist dabei die uns verbindende Einheit des Glaubens und der Kirche, wie tief die uns zu allen Zeiten und an allen Orten geschenkte Gegenwart Gottes, in der wir leben dürfen!
Ein Bischof mit Humor, das dürfte den Berlinern gefallen.
Bischof Heiner Koch hat geschrieben:Mit ganzem Herzen übernehme ich die Verantwortung meines bischöflichen Amtes in Verbundenheit mit meinen Vorgängern Kardinal Woelki, Kardinal Sterzinsky und Kardinal Meisner, mit denen ich auf meinem bisherigen Lebensweg schon verbunden war.
Vielleicht meint er die Telefonverbindung.
Bischof Heiner Koch hat geschrieben:Auf die Begegnung mit Ihnen, den Ungetauften, freue ich mich. Vielleicht werden wir miteinander auf unserem Weg erfahren, dass nicht nur wir nach Gott fragen, sondern dass schon viel früher Gott nach uns fragt. Wahrscheinlich sind wir einander viel näher als wir es ahnen.
Papst Benedikt sagte ja in seiner Freiburger Rede, dass ein wahrhaft suchender Atheist oder Agnostiker Gott mitunter näher ist als die "Berufskatholiken". Insofern vermute ich, dass es sich mit
"Wahrscheinlich sind wir einander viel näher als wir es ahnen" um eine zumindest sehr ambivalent formulierte Hoffnung handelt, wenn die, die suchen, bei denen, die Kraft ihres Amtes eigentlich gefunden haben müssten, mehr oder weniger offiziell weder Suchende noch gefunden Habende vorfinden, insofern könnten Erstere sagen:
"Du gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir."
Bischof Heiner Koch hat geschrieben:Wir befinden uns in einem Prozess der Überlegung, wie wir inhaltlich und strukturell den Weg der Kirche und ihren Sendungsauftrag zu den Menschen hin weitergehen sollen: „Wo Glauben Raum gewinnt“.
"Wo Glauben Raum gewinnt" Schon wieder so eine ambivalente Formulierung, die könnte man auch so deuten: Wer
"Raum gewinnt", rennt weg. Also verflüchtigt sich der Glaube.
Bischof Heiner Koch hat geschrieben:Gerne gehe ich mit Ihnen diesen Weg
Wie? Hat er schon die nächste Station ins Auge gefasst? Was und vor allem wie er etwas bislang von sich gibt, deutet m.E. ja darauf hin, dass er unter
"chronischen Brustschmerzen" leidet. Aber welcher Bischofsstuhl wäre denn oder würde demnächst noch frei? Limburg stünde zur Wahl, Aachen (?), Mainz (wird sicher bald vakant, aber für alle drei gilt, dass der "Abstieg" vom Erzbischof zum Bischof eher unwahrscheinlich wäre)...
Bischof Heiner Koch hat geschrieben:Ich hoffe, dass wir so mit ihnen die Erfahrung teilen können, dass Gott mitten unter uns lebt und den Weg unseres Lebens mit uns geht.
Das ist eine abgeleitete Phrase aus dem
Pastoralbingo, die ich als Stilmittel oder rhetorische Figur noch nie verstanden habe. Ich dachte immer, dass Gott das Ziel sei und wir uns auf ihn zubewegen sollten. Wenn er aber mit uns geht, weshalb sollten wir dann überhaupt einen Schritt tun. Wir wären doch schon da.
Ich stelle mir auch eine ganz grundsätzliche Frage. Wieso wählt man für Berlin nicht einen Bischof, der auch aus dem Osten kommt (das gilt auch für andere ostdeutsche Bistümer: Erfurt und Dresden-Meißen)?
Vielleicht täusche ich mich bei Bischof Koch, vielleicht verkenne ich ihn. Es gibt
Hinweise, die dafür sprächen, dass er kein "Glaubens-Manager" ist. Vielleicht kann jemand, der ihn in seinem Bistum Dresden-Meißen erlebt hat, mehr darüber sagen. Aber wie er "einklappt" gegenüber auch nur dem Hauch einer Möglichkeit, dass eine Pressure-Group ihre Krallen ausfährt, das macht mich sehr misstrauisch. Und da Bischof Koch auch für das Thema "Familie" zuständig ist, habe ich schlimmste Befürchtungen. Als ich mir sein
Interview vor dem Konklave durchgelesen hatte und seine Positionen (die wirklich welche waren) mit seinen aktuellen Äußerungen verglichen habe, war ich mir fast sicher: Der Mann ist ein Opportunist. Ich hoffe für das EB Berlin, dass ich mich irre.