7 Todsünden: cupiditas und voluptas, was ist das?
7 Todsünden: cupiditas und voluptas, was ist das?
Salvete!
Heute habe ich eine Abendmahlsvermahnung anhand der "7 Wurzelsünden" gehalten, dabei aber ein bisschen gestottert beim Erklären von Begierde und Wollust.
Wie würdet ihr das dem modernen Menschen verdeutschen?
Heute habe ich eine Abendmahlsvermahnung anhand der "7 Wurzelsünden" gehalten, dabei aber ein bisschen gestottert beim Erklären von Begierde und Wollust.
Wie würdet ihr das dem modernen Menschen verdeutschen?
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Re: 7 Todsünden: cupiditas und voluptas, was ist das?
Porneia: Unkeuschheit, Geilheit, Hurerei (ständige Suche nach Erregung)Clemens hat geschrieben:Salvete!
Heute habe ich eine Abendmahlsvermahnung anhand der "7 Wurzelsünden" gehalten, dabei aber ein bisschen gestottert beim Erklären von Begierde und Wollust.
Wie würdet ihr das dem modernen Menschen verdeutschen?
Man könnte das mit der "ständigen Suche nach Erregung" -
in dem Sinn, daß die Porneia, dazu verleitet, ständig den ultimativen letzten Kick zu suchen, ohne die Bedürfnisse des Andern zu berücksichtigen und die Verantwortung für die eigene Entwicklung
zu übernehmen.
Evagrius Ponticus (345-399), ein gelehrter Anachoret des 4. Jahrhunderts, erarbeitete aufgrund von neuplatonischen und gnostischen Elementen einen Achtlasterkatalog.
Die acht Laster
• Gastrimargia: Fresslust, Völlerei (“entfesselter Magen”)
• Porneia: Unkeuschheit, Geilheit, Hurerei (ständige Suche nach Erregung)
• Philargyria: Geldgier, Geiz , Habsucht
• Lype: Traurigkeit, Kummer, Selbstmitleid
• Orge: Zorn, Wut
• Akedia: Trägheit, Überdruss, Gleichgültigkeit
• Kenodoxia: eitle Ruhmsucht, Geltungssucht
• Hyperephania: Hochmut, Arroganz, Stolz
- Robert Ketelhohn
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Erstens handelt es sich nicht um Todsünden, sondern um
Haupt- oder Wurzelsünden oder, noch exakter, um die
Hauptlaster. Zweitens ist das kein Stück der Glaubensleh-
re, sondern gehört in die katechetische Tradition. Drittens
gehört die cupiditas nicht in die Liste (allenfalls ist es eine
Dublette zu voluptas; falls im Sinne von concupiscentia
gemeint, ist’s hier ganz verkehrt); dafür hast du die luxu-
ria ausgelassen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
Danke, Robert,
den Verdacht hatte ich schon nach Esperantos Hinweis.
Ging mir bei der Abendmahlsvermahnung auch schon so, dass es mir etwas doppelt vorkam, aber war halt nicht sicher.
Also tausche ich jetzt Cupiditas gegen Luxuria aus,
aber dann sind die Luxuria und die Voluptas wieder sehr ähnlich, oder wie würdest du die übersetzen?
Wäre es nicht sinnvoll, eine davon gegen die Völlerei (wie heißt die auf Latein?) zu tauschen? - dass die eigentlich dazugehört, war mir früher schon mal bewusst, danke, Idefixx, für die Erinnerung!
den Verdacht hatte ich schon nach Esperantos Hinweis.
Ging mir bei der Abendmahlsvermahnung auch schon so, dass es mir etwas doppelt vorkam, aber war halt nicht sicher.
Also tausche ich jetzt Cupiditas gegen Luxuria aus,
aber dann sind die Luxuria und die Voluptas wieder sehr ähnlich, oder wie würdest du die übersetzen?
Wäre es nicht sinnvoll, eine davon gegen die Völlerei (wie heißt die auf Latein?) zu tauschen? - dass die eigentlich dazugehört, war mir früher schon mal bewusst, danke, Idefixx, für die Erinnerung!
Es gibt da so einiges:Clemens hat geschrieben:Interessant und lehrreich, danke!
Ist "meine" lateinische Liste der 7 Todsünden eigentlich allgemein anerkannt, oder gibt es da verschiedene Traditionen?
Ich zähle so auf (Reihenfolge willkürlich):
Avaritia, pigritia, superbia, voluptas, cupiditas, ira, invidia.
"Die Tradition der sieben (bzw. acht) Todsünden.
Die Geschichte der Haupt- oder Todsünden beginnt in der ägyptischen Wüste.
Evagrius Ponticus (345-399), ein gelehrter Anachoret des 4. Jahrhunderts, erarbeitete aufgrund von neuplatonischen und gnostischen Elementen einen Achtlasterkatalog..... Die acht Laster gastrimargía, porneía, philarguría, lúpe, orgé, akedía, kenodoxía und huperephanía verstand Evagrius als ‚böse Gedanken‘, die Dämonen einsetzten, um Einsiedler von ihrem Ziel abzulenken, die apatheia zu erreichen. Dieses Lasterschema wurde von
Johannes Cassian (360-435) übernommen und damit dem lateinischen Westen überliefert. Zwei Jahrhunderte später wurde die Lasterlehre von
Gregor dem Grossen (~540-604) in seiner Moralia in Iob einer grundlegenden Wandlung unterzogen. Gregor kennt offensichtlich Cassians Lasterkatalog, nimmt aber nur sieben Hauptlaster an, wobei diesen Hauptlastern der Stolz ( superbia ) als regina oder radix übergeordnet wird, aus der die anderen Laster entspringen. Ferner führt Gregor den Neid ( invidia ) als neues Laster ein, fasst aber acedia und Traurigkeit ( lúpe , tristitia ) zu einem einzigen Laster, der tristitia zusammen. Gregors Lasterkatalog hatte einen kaum zu unterschätzenden Einfluss auf die christliche Literatur des Abendlandes, wobei dieser Katalog häufig mit demjenigen Cassians kombiniert wurde. Im 12. Jahrhundert wurden die verschiedenen Modelle vereinheitlicht und eine leicht korrigierte Fassung des Gregorianischen Lasterkatalogs mit sieben Lastern setzte sich durch. Die sieben Laster Stolz ( superbia ), Neid ( invidia ), Zorn ( ira ), Acedia, Geiz ( avaritia ), Völlerei ( gula ) und Geilheit ( luxuria ) wurden seit dem 12. Jahrhundert in einer schier unübersehbaren Fülle von theologischen Abhandlungen, pastoralen Schriften (Predigthandbücher, Bussbücher, etc.) und literarischen Werken beschrieben. Der triumphale Erfolg dieses Lasterkatalogs hielt bis zum 15. Jahrhundert an und verschwand dann allmählich, ohne freilich je vergessen zu gehen. Wenn heute an die sieben Hauptlaster erinnert wird, dann ist damit in erster Linie eine mittelalterliche Lehre gemeint, die vor allem im 12.-15. Jahrhundert nicht nur die gelehrte Diskussion prägte, sondern auch das alltägliche Leben beeinflusste.
Die Darstellungen von Lastern und Tugenden sind aber ausserdem auch eine wichtige Quelle für die Beschreibung der menschlichen passiones (Leidenschaften). Vor allem in philosophischen und theologischen Werken wird das Verhältnis von Leidenschaften und Lastern vertieft. Dies wird zum Beispiel anhand der Beschreibung des Zorns besonders deutlich, der einerseits als Leidenschaft, nach einer langen philosophischen Tradition sogar als eine der grundlegenden Leidenschaften verstanden, andererseits wurde er seit den ersten Lasterkatalogen immer auch als Hauptlaster gedeutet. Psychologische Beschreibungen von Leidenschaften und Darstellungen von Lastern überschneiden sich somit und befruchten damit auch moralphilosophische Fragestellungen."
http://www.mediaevum.unifr.ch/vitia/konzept.html
Laster -
Sie sind selbst keine Sünden im engeren Sinne, jedoch die Ursache von Sünden und können sowohl zu schweren als auch zu lässlichen Sünden führen. Da die Hauptlaster Ursache und somit Wurzel von Sünden sind, werden sie gelegentlich auch als Wurzelsünden bezeichnet; auch der Begriff Hauptsünde ist gebräuchlich. Verwirrend und theologisch falsch, aber umgangssprachlich gebräuchlich ist die Bezeichnung der sieben Hauptlaster als sieben Todsünden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Tods%C3%BC ... zum_Laster
Totsünde -
Seit dem 4. Jahrhundert gibt es die Unterscheidung von Todsünde und läßlicher Sünde.
Diese wird im 11. Jahrhundert allgemein gebräuchlich.
In der Theologie der Scholastik im 12. und 13. Jahrhundert wird Todsünde als Abkehr vom letzten Ziel und als Handlung gegen die Liebe, läßliche Sünde dagegen als Unordnung in den Mitteln zum Ziel bzw. als unvollständiger menschlicher Akt verstanden.
Mit der Bestimmung des Konzils von Trient, daß alle Todsünden nach Zahl, Art und artverändernden Umständen zu beichten sind, setzte ein besonders intensives Bemühen um die Klärung des Unterschiedes zwischen Todsünde und läßlicher Sünde ein. Dabei kam es zu einer immer größeren Ausweitung des Begriffs und der Zahl von Todsünden. In Theologie und Pastoral wird bis heute an der Zweiteilung in Todsünde und läßliche Sünde festgehalten; doch wird, wie Papst Johannes Paul II. eigens betont, die in der Tradition ebenfalls übliche Unterscheidung in schwere und leichte Sünde mit der Aufteilung in Todsünde und läßliche Sünde praktisch gleichgesetzt ..
Die heutige kirchliche Lehrverkündigung nennt in Übereinstimmung mit der ganzen Tradition "denjenigen Akt eine Todsünde, durch den ein Mensch bewußt und frei Gott und sein Gesetz sowie den Bund der Liebe, den dieser ihm anbietet, zurückweist, indem er es vorzieht, sich selbst zuzuwenden oder irgendeiner geschaffenen und endlichen Wirklichkeit, irgendeiner Sache, die im Widerspruch zum göttlichen Willen steht (conversio ad creaturam - Hinwendung zum Geschaffenen)" (RP 17; vgl. KKK 1857).
http://dbk.de/katechismus/scripte/kate_ ... r=1&band=2
- Robert Ketelhohn
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Du fragst zu Recht nach, Clemens. Da habe ich glatt eine Dublette durch eine andere ersetzt. So ergeht es Oberschlaubergern bisweilen.Clemens hat geschrieben:Danke, Robert,
den Verdacht hatte ich schon nach Esperantos Hinweis.
Ging mir bei der Abendmahlsvermahnung auch schon so, dass es mir etwas doppelt vorkam, aber war halt nicht sicher.
Also tausche ich jetzt Cupiditas gegen Luxuria aus,
aber dann sind die Luxuria und die Voluptas wieder sehr ähnlich, oder wie würdest du die übersetzen?
Wäre es nicht sinnvoll, eine davon gegen die Völlerei (wie heißt die auf Latein?) zu tauschen? - dass die eigentlich dazugehört, war mir früher schon mal bewusst, danke, Idefixx, für die Erinnerung!


Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Was haltet ihr hiervon?
Die Kirche will sich anscheined neue Todsünden überlegen.
Die sieben wären dann:
Drogenhandel und -konsum
Mußbrauch von Kindern und Jugendlichen
Umwertverschmutzung
Protitution
Genmanipulation
Profitgier
Luxus
Die Kirche will sich anscheined neue Todsünden überlegen.
Die sieben wären dann:
Drogenhandel und -konsum
Mußbrauch von Kindern und Jugendlichen
Umwertverschmutzung
Protitution
Genmanipulation
Profitgier
Luxus
Wir brauchen die Todsünden nicht neu zu erfinden.
Todsünde ist das, was sich tiefgreifend gegen das erste und zweite Gebot richtet: gegen den Schöpfer und seine Schöpfungsordnung. Jede zerstörerische oder selbstzerstörerische Handlung, die zum geistlichen, seelischen, biologischen, wirtschaftlichen und sozialen Tod führt, ist grundsätzlich eine Todsünde.
Todsünde ist das, was sich tiefgreifend gegen das erste und zweite Gebot richtet: gegen den Schöpfer und seine Schöpfungsordnung. Jede zerstörerische oder selbstzerstörerische Handlung, die zum geistlichen, seelischen, biologischen, wirtschaftlichen und sozialen Tod führt, ist grundsätzlich eine Todsünde.
Habe auch ich vorhin in den Nachrichten gehört. Meine erste Reaktion war ein heftiges Tippen an meine Stirn.
Jede dieser "neuen" Todsünden lässt sich doch ohne Probleme aus den "alten" Todsünden ableiten. Die heutige Menschheit ist wahrscheinlich bedauerlicherweise nur zu blöd, diese Überlegung noch zu machen und kann sich bei solchen Sachen wie Wolllust nicht vorstellen, dass Missbrauchsfälle darunterfallen. Letztlich speckt man die Todsünden damit nur zugunsten des Zeitgeistes ab.

Jede dieser "neuen" Todsünden lässt sich doch ohne Probleme aus den "alten" Todsünden ableiten. Die heutige Menschheit ist wahrscheinlich bedauerlicherweise nur zu blöd, diese Überlegung noch zu machen und kann sich bei solchen Sachen wie Wolllust nicht vorstellen, dass Missbrauchsfälle darunterfallen. Letztlich speckt man die Todsünden damit nur zugunsten des Zeitgeistes ab.
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Re: Kurze Fragen, kurze Antworten, kurze Nachrichten
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)
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Re: Kurze Fragen, kurze Antworten, kurze Nachrichten
Du glaubst auch offensichtlich alles, was die Journaille an Kirchenfeindlichem verbreitet, oder?Vir Probatus hat geschrieben:http://www.welt.de/geschichte/article14 ... erger.html
Der Dildo der Äbtissin![]()
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Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!
Re: Kurze Fragen, kurze Antworten, kurze Nachrichten
Kirchenfeindlich? Ganz bestimmt nicht.Isidor_von_Sevilla hat geschrieben:Du glaubst auch offensichtlich alles, was die Journaille an Kirchenfeindlichem verbreitet, oder?Vir Probatus hat geschrieben:http://www.welt.de/geschichte/article14 ... erger.html
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Re: Kurze Fragen, kurze Antworten, kurze Nachrichten
Deine "Argumentation" legt das in der Tat sehr nahe!Tinius hat geschrieben:Kirchenfeindlich? Ganz bestimmt nicht.

Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!
Re: 7 Todsünden: cupiditas und voluptas, was ist das?
Es geht noch platkativer… z.B. in der
Daraus:

Flyer zur Ausstellung: http://www.lwl.org/kloster-dalheim-down ... tblatt.pdfhttp://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/ ... .bild.html
SCHLÜPFRIGE AUSSTELLUNG ZU DEN SIEBEN TODSÜNDEN
Ach du lieber Gott! Dieser
Dildo gehörte einer Nonne
…
Daraus:
…
Zwischen Patres und Pin-ups
Die Versuchung des Heiligen Antonius, der gläserne Phallus der Äbtissin, die Galerie des Casanova, Hitlers Globus, Knigges Benimmregeln oder Rudi Dutschkes Lederjacke: Anhand von 3 Exponaten aus 15 Jahrhunderten zeigen „Die 7 Todsünden“ auf rund 6 Quadratmetern Ausstellungsfläche ihre unterschiedlichsten Gesichter.…
Gruß Jürgen
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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