overkott hat geschrieben:Isidor_von_Sevilla hat geschrieben:overkott hat geschrieben:Meine einfachsten philosophischen Einsichten sind die vom Unterschied zwischen Sein und nichts sowie vom Sein als Ganzem in seinen Teilen.
Das Ganze hat Subjektcharakter, während die Teile Objektcharakter haben. Das Ganze bestimmt die Teile. Die Teile sind abhängig vom Ganzen.
Und das macht jetzt konkret weswegen die Art und Weise, wie Sie Theologie betreiben, zu einer Wissenschaft?

Tatsächlich. Propädeutisch werden erst einmal die Rahmenbedingungen der Aussagenlogik als Grundlage jeder Wissenschaft geklärt. Wissenschaft kann zwar unlogische Aussagen zum Gegenstand haben, um diese als unlogisch zu beschreiben, aber selbst keine unlogischen Aussagen treffen, ohne den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit zu verlieren. Beispiel: Eine Theologie des unaussprechlich-unausgesprochenen Wortes ist keine Wissenschaft, soweit sie den Gegenstand des unaussprechlich-unausgesprochenen Wortes zum Prinzip erhebt. Noch extremer: Theologie des unaussprechlich-ausgesprochenen Wortes.
Vor allem ist dabei die Widerspruchsfreiheit zu klären, die sich aus dem Verhältnis der Teile zum Ganzen ergibt: Zwar können Teile des Ganzen einander widersprechen, nicht jedoch dem Ganzen, ohne den Charakter des Teils zu verlieren. Die Einheit des Ganzen ist jedoch am größten, wenn sich auch seine Teile nicht widersprechen. Beispiel: Der Widerspruch eines Teil zum Ganzen wäre die Aussage: Ein Teil ist das Ganze. Oder: Ein Teil ist das Gegenteil des Ganzen. Dagegen: Die heilige Dreifaltigkeit ist die Personifikation der Einheit, der Liebe und des Friedens.
Mit den Einlassungen zum Sein und Nicht-Sein sowie dem Verhältnis von dem Ganzen zu seinen Teilen wurde ja zunächst einmal nur ein Rahmen abgesteckt, der eher in den Bereich philosophischer Überlegungen fällt; sozusagen
Erste Philosophie.
Im zweiten Schritt wurde dann auf die Vernünftigkeit als Kriterium von theologischer Überlegungen rekurriert, die sich selbstverständlich nur verbal über das äußern kann, was sich überhaupt in Worte fassen läßt. Allerdings erscheint es unmittelbar einsichtig zu sein, daß sich nicht alles, was da ist, tatsächlich in Worte fassen läßt. Ansonsten müßte man ja den Positivismus als einzig mögliche Philosophie anerkennen.
Theologie kann man also als die Wissenschaft definieren, die sich - durchaus auch spekulativ - dem Unsagbaren annähert, um den Verständigen von der Richtigkeit der zuvor angestellten theologischen Überlegungen zu überzeugen. Letzteres ist dann Mission, zu der jeder Christ aufgefordert ist.
Außer Acht darf jedoch in keinem Falle gelassen werden, daß diese theologischen Überlegungen in einem (geistigen) Raum stattfinden, der bereits bevölkert ist. Der theologische Denker ist niemals allein, sondern nimmt Bezug auf schon vorliegendes Wissen. Letzteres führt ihn zur Hochachtung gegenüber seinen Vorfahren und zur Demut gegenüber seinem Schöpfer.