Vom deutschen Arbeitsmarkt

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Torsten
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Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Torsten »

mdr hat geschrieben:Sonderzahlungen sind anrechenbar

Arbeitgeber können Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld in bestimmten Fällen verrechnen. Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt entschied, die Sonderzahlungen könnten herangezogen werden, um die gesetzliche Lohnuntergrenze von 8,50 Euro pro Stunde zu erfüllen. Das gelte jedoch nur in den Fällen, in denen die Sonderzahlungen als Entgelt für tatsächliche Arbeitsleistungen dienten - quasi wie ein 13. Gehalt. Voraussetzung sei, dass dazu eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat existiere. Durch das Urteil können Geringverdiener nicht immer mit Einkommensverbesserungen durch den Mindestlohn rechnen. (Az. 5 AZR 135/16)
Ich frage mich nach dem Sinn, einem Mindestlöhner ein 13. Gehalt oder andere Sonderzahlungen zu versprechen, dann aber zu sagen: Ja, aber das wird auf 12 Monate verteilt auf den Mindestlohn angerechnet.

Vielleicht liegt der Sinn in einem Leistungsversprechen, um die Motivation der Mindestlöhner zu erhöhen, um die dann regelmäßig zu enttäuschen, was keine Konsequenzen hat, weil die eh keine Alternativen haben. Und der Arbeitgeber kann sich in einem sozialen und leistungsorientiertem Image sonnen.

Wem das 13. Gehalt auf den Mindestlohn angerechnet wird, der war eben nicht fleißig genug. (Und im Grunde ist es so, dass eigentlich jeder, der seine Haut zu diesem Preis zu Markte trägt, nichts taugt. Ausnahmen werden in einigen wenigen Fällen mutmaßlich belohnt.)

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Torsten
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Torsten »


Caviteño
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Caviteño »

"Arbeit wird billig wie Dreck" - besagt der link.

Sie wird demnächst noch billiger, dank Merkels Gästen, die hier Arbeit suchen und bereit sind, die bisherigen (Mindest-)Preise zu unterbieten.

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Torsten
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Torsten »

bereit sind, die bisherigen (Mindest-)Preise zu unterbieten.
Achso? Die sind bereit? Es werden (es sind) die Forderungen der der Wirtschaft und damit der Politik sein, jene für noch weniger zu beschäftigen, wegen mangelnder Sprachkenntnisse und geringster Qualifikation, und diese werden es zähneknirschend akzeptieren, oder ihr Heil im Dschihad gegen die Gottlosen suchen.

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Torsten
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Torsten »

Caviteño hat geschrieben:"Arbeit wird billig wie Dreck" - besagt der link.

Sie wird demnächst noch billiger, dank Merkels Gästen, die hier Arbeit suchen und bereit sind, die bisherigen (Mindest-)Preise zu unterbieten.
"Arbeit ist Scheiße." Das Credo des Kapitalismus. Es ist nicht Gott, der sich in einem Logikwölkchen auflösen wird.

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Torsten
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Torsten »

Wer nichts arbeitet, der hat nichts zu essen. Arbeit braucht Eigentum. Sich die Arbeit anderer aneignen, davon lebt diese Welt. Es ist eine Verantwortung, die viel zu groß, und je größer sie wird, desto größer wird ihre Vernachlässigung.
Bis sie die Arbeit selbst erfasst. Und deshalb wird gehungert und daran gestorben - und der Hungertod ist wirklich einer der absolut schlimmsten, wochenlanges Sterben unter unvorstellbaren körperlichen aber auch seelischen Qualen (warum hilft niemand?).

Der Reiche und der Arme, menschlich gesehen ist vielleicht keiner besser als der andere. Aber damit kann ich mich als Reicher nicht rausreden. Ich kann es den Armen als Reicher auch nicht leichter machen. Ich kann nur aufhören, reich zu sein, und anfangen, zu arbeiten. Nicht für einen anderen. Höchstens für alle. Wenigstens für mich.

Wie gesagt, das gilt für den Reichen.

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Torsten
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Torsten »

Weil Gott ein Gott der Armen ist.

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Torsten
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Torsten »

kath.net hat geschrieben:Den Armen ignorieren heißt Gott verachten

Rom (kath.net/as) „Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden“ (Lk 16,19-25).
Geschichten, die man Kindern erzählt. Der Reiche hat zu Lebzeiten nicht seinen Anteil am Guten erhalten, sondern sich an Lazarus verköstigt. Dafür wird er nicht in der Unterwelt qualvolle Schmerzen erleiden, sondern einfach tot sein. In Ewigkeit.

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overkott
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Noch 2,6 Millionen Arbeitslose

Beitrag von overkott »

Kanzlerin nicht zufrieden
2,664 MILLIONEN HABEN KEINE ARBEIT

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Mai um 8. auf 2,664 Millionen gesunken. Das sind 98. Erwerbslose weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilte. Die Arbeitslosenquote sank um ,3 Punkte auf 6, Prozent.

Jeder junge Mensch ist zuviel, der keine Arbeit hat, kritisiert die Kanzlerin.

https://www.youtube.com/watch?v=XdvjB3udekU

Die Opposition findet die Zahlen geschönt. Ältere Arbeitslose dürften nicht aus dem Blick geraten, nur weil sie nicht in der Statistik seien, sagen die Grünen.

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Sempre
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Re: Noch 2,6 Millionen Arbeitslose

Beitrag von Sempre »

overkott hat geschrieben:Jeder junge Mensch ist zuviel, der keine Arbeit hat, kritisiert die Kanzlerin.
Wen kritisiert sie? Sollen sich die zuvielen jungen Menschen vom Acker machen, oder was?
Multi venient in nomine meo, id est in nomine corporis mei. (Tichonius Africanus)
———
Quomodo facta est meretrix civitas fidelis (Is 1:21)

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umusungu
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von umusungu »

Caviteño hat geschrieben:
"Arbeit wird billig wie Dreck" - besagt der link.

Sie wird demnächst noch billiger, dank Merkels Gästen, die hier Arbeit suchen und bereit sind, die bisherigen (Mindest-)Preise zu unterbieten.
musst Du eigentlich in jedem Posting Deinen Anti-Flüchtlingsdreck verschleudern?

Caviteño
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Caviteño »

umusungu hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:
"Arbeit wird billig wie Dreck" - besagt der link.

Sie wird demnächst noch billiger, dank Merkels Gästen, die hier Arbeit suchen und bereit sind, die bisherigen (Mindest-)Preise zu unterbieten.
musst Du eigentlich in jedem Posting Deinen Anti-Flüchtlingsdreck verschleudern?
Beschäftige Dich mal mit dem Gesetz von Angebot und Nachfrage - dann würdest Du derartige Kommentare unterlassen und zu dem gleichen Ergebnis kommen. Im übrigen solltest Du Deine Worte besser wählen: Flüchtlinge sind höchstens die Hälfte, der ganze Rest ist illegal eingereist.

Siard
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Siard »

Caviteño hat geschrieben:Beschäftige Dich mal mit dem Gesetz von Angebot und Nachfrage
Das gilt aber so nicht für den Arbeitsmarkt.

Caviteño
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Caviteño »

Siard hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Beschäftige Dich mal mit dem Gesetz von Angebot und Nachfrage
Das gilt aber so nicht für den Arbeitsmarkt.
Das gilt nur insoweit nicht, weil der Mindestlohn eine Preisuntergrenze darstellt. Gleichwohl wird er trickreich umgangen.

Für die hier nach Beschäftigung suchenden "Flüchtlinge" wird es fast ausschließlich nur Arbeitsplätze geben, bei denen die Anforderungen an Ausbildung und Sprache gering sind. Sie treten insofern in Wettbewerb mit den ungelernten deutschen oder hier bereits ansässigen Arbeitnehmer. Wenn Torsten in seinen Beiträgen den Mindestlohn anspricht, so ist in diesen Fällen davon auszugehen, daß er entweder (gesetzwidrig, aber trickreich) unterschritten wird oder ein Hemmnis für den Arbeitsmarkteintritt ist, weil es nicht genügend Stellen gibt.

Hier ein Artikel über die Auswirkung des Mindestlohns bei den Erdbeerpflückern:
Aktuell kommt nach Verbandsangaben schon jede dritte Frucht aus dem Ausland. Und der Importanteil wird in den kommenden Jahren weiter steigen, prognostiziert Rukwied im Zuge einer ersten Saisonbilanz in der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Schließlich befinde sich Deutschland im europäischen Wettbewerb.
"Wenn Erdbeeren aus Deutschland zu teuer sind, kauft der Handel sie im Ausland ein, wo es keinen oder einen niedrigeren Mindestlohn gibt", sagte Rukwied. Aktuell machen vor allem spanische und italienische Betriebe Druck.
(...)
Und die Verbände glauben nicht, dass die Flächen betroffener Betriebe anschließend wieder für den Erdbeeranbau genutzt werden. Bauernpräsident Rukwied rechnet vielmehr damit, dass solch arbeitsintensive Produktionen "zu nicht unerheblichen Teilen" ins Ausland abwandern.
und ganz aktuell:

Wie Flüchtlinge den "Arbeiterstrich" aufmischen
Das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) in Tübingen schätzt, dass der Mindestlohn im vergangenen Jahr die Schattenwirtschaft um 1,5 Milliarden Euro wachsen ließ. Dies habe auch einen Effekt auf den Niedriglohnsektor, sagt Schwarzarbeitsforscher Schneider. "Etwa zehn bis 15 Prozent aller Jobs für Ungelernte geraten dadurch in Gefahr." Durch die Flüchtlinge wachse der Schwarzarbeitssektor nun noch weiter – was offenbar nicht nur Nachteile hat.
(...)
Die Sorge um das wackelige Gleichgewicht, das sich um den Arbeiterstrich eingependelt hat, ist berechtigt. Erfahrungen aus anderen Ländern, die in den vergangenen Jahren große Flüchtlingswellen zu verdauen hatten, zeigen: Vor allem alteingesessene Schwarzarbeiter müssen um ihre Auftragslage fürchten. In der Türkei etwa, belegte eine kürzlich veröffentlichte Analyse der dortigen Zentralbank, hat der Zustrom von 2,2 Millionen Syrern seit 2011 dazu geführt, dass die bisher im Land Lebenden seltener illegale Jobs finden.
Das bestätigt Forscher Schneider. "Die Flüchtlinge sind bereit, für fünf Euro die Stunde oder weniger zu arbeiten, das machen andere Schwarzarbeiter nicht", sagt er. Somit, schätzt er, brächten die Neuankömmlinge drei von zehn bisherigen Schwarzarbeitern um ihre Einkünfte. Andererseits würden für fünf Euro pro Stunde auch Arbeitsverhältnisse zustande kommen, die es sonst nicht gäbe, etwa Hilfsarbeiten in Küchen.
In Deutschland drehte sich die Debatte bisher um die Effekte für den regulären Arbeitsmarkt. Laut einer Mitte des Monats veröffentlichten Umfrage der Bundesagentur für Arbeit entscheiden sich viele Neuankömmlinge, sobald ihr Asylantrag genehmigt ist, eher für Hilfsarbeiterjobs mit Monatseinkommen um die 1500 Euro als für Ausbildungen. Auch das führt, wie Schwarzarbeit, zu mehr Wettbewerb um Niedriglohnjobs.
(...)
In den kommenden Monaten, so erwarten es die Schwarzarbeitskontrolleure vom Zoll, dürfte sich das Phänomen schwarzarbeitender Flüchtlinge weiter ausbreiten. Genauer gesagt im Frühjahr, wenn die Baubranche wieder richtig loslegt und die Landwirte billige Helfer brauchen.
Man kann es drehen, wie man will: Durch das zusätzliche Angebot an jungen, unqualifizierten Männern sinken die Preise für einfache Tätigkeiten. Für die bisherigen "Arbeitsplatzbesitzer" in diesem Segment tritt zusätzliche Konkurrenz in den Markt, der Verteilungskampf wird härter. Leidtragende bzw. Verlierer sind die unteren Einkommensschichten.

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Torsten
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Torsten »

Caviteño hat geschrieben:Man kann es drehen, wie man will: Durch das zusätzliche Angebot an jungen, unqualifizierten Männern sinken die Preise für einfache Tätigkeiten. Für die bisherigen "Arbeitsplatzbesitzer" in diesem Segment tritt zusätzliche Konkurrenz in den Markt, der Verteilungskampf wird härter. Leidtragende bzw. Verlierer sind die unteren Einkommensschichten.

Das sehe ich hier in meiner Gegend (auf dem Land) nicht. Sowohl in der Landwirtschaft als auch auf dem Bau braucht es gewisse Grundqualifikationen, und zweitens kontrolliert der Zoll hier schon streng "alteingesessene" Unternehmen (bspw. KFZ-Zulieferbetriebe und andere mittelständische Unternehmen) auf Schwarzarbeiter. Wer wirklich angeschmiert ist, das ist der (gezwungenermaßen?) ehrliche Steuerzahler. Denn selbst wenn der eine oder andere Syrer oder Iraker oder Afghane bei mir im Ghetto einen Küchenjob für 5 Euro bekommt, die Hauptlast der Lebenshaltung trägt die öffentliche Hand.

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umusungu
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von umusungu »

Caviteño hat geschrieben:Für die hier nach Beschäftigung suchenden "Flüchtlinge" wird es fast ausschließlich nur Arbeitsplätze geben, bei denen die Anforderungen an Ausbildung und Sprache gering sind.
Deine "" "" bei Flüchtlinge sagen jedes Mal: die lügen, die Typen.

Ich weiß nicht, woher du deine Anschuldigungen nimmst. Ich kann sie langsam nicht mehr ausstehen......

Caviteño
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Caviteño »

umusungu hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:Für die hier nach Beschäftigung suchenden "Flüchtlinge" wird es fast ausschließlich nur Arbeitsplätze geben, bei denen die Anforderungen an Ausbildung und Sprache gering sind.
Deine "" "" bei Flüchtlinge sagen jedes Mal: die lügen, die Typen.

Ich weiß nicht, woher du deine Anschuldigungen nimmst. Ich kann sie langsam nicht mehr ausstehen......
Tja, umusungu, wenn es denn so einfach wäre. Aber "Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt" - das gilt leider nicht in Diskussionen. Da sind Genauigkeit und präzise Ausdrucksweise gefragt.
Das Wort «Flüchtling» vernebelt, worum es geht. Hinter diesem Wort verbergen sich Tausende von Menschen, die sich auf den Weg nach Mitteleuropa und vor allem nach Deutschland machen, deren Schicksal und Absichten völlig unterschiedlich sind. Einige sind persönlich verfolgt und haben Anspruch auf Asyl; anderen, die Krieg und Bürgerkrieg entkommen wollen, muss vorübergehend Schutz gewährt werden; viele sind auf der Suche nach einem besseren Leben, was man gut verstehen kann, woraus sich jedoch kein Aufenthaltsanspruch ableiten lässt. Hinzu kommen Abenteurer, aber auch Kriminelle und Terroristen. Flüchtling im strikten Sinn ist niemand, der sich vor der Ankunft in Deutschland in einem sicheren Land aufgehalten hat.
(Hervorhebung von mir)

http://www.nzz.ch/feuilleton/zeitgesche ... r-ld.8691

Wer pauschal alle Menschen, die von Merkel eingeladen wurden, als "Flüchtlinge" bezeichnet, beweist damit nur, das er zu einer Differenzierung nicht in der Lage oder - aus nachvollziehbaren Gründen - willens ist. Er versucht mit der Nutzung des positiv besetzten Begriffs "Flüchtling" (die Konnotation scheint sich allerdings zu wandeln) eine Stimmung zu erzeugen, in der es jeder schwer hat, "dagegen" zu sein.
Ich hatte bereits mehrfach darauf hingewiesen, daß es sich z.B. bei den Personen aus Syrien nicht um "Flüchtlinge", sondern um Kriegsvertriebene handelt, die nach einer Beendigung wieder zu repatriieren sind. Bei Personen aus den Maghreb-Staaten (= sichere Herkunftsländer) handelt es sich in den allermeisten Fällen um illegale Einwanderer. Jeden als "Flüchtling" zu bezeichnen, obwohl über die Hälfte kein Aufenthaltsrecht erhalten werden, ist nicht nur ungenau, sondern manipulativ.

Vielleicht solltest Du einmal darüber nachdenken. Du wirst dann erkennen, das meine Anführungszeichen die Ungenauigkeit des Begriffs verdeutlichen. :ja:

Raphael

Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Raphael »

Na, jetzt wirst Du aber anspruchsvoll! :blinker:

Lilaimmerdieselbe
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Meines Wissens nach beschreibt "Flüchtling" keinen Rechtsstatus, flüchten kann man vor allem möglichen, einige haben Recht auf Asyl aufgrund persönlicher Verfolgung, viele als Kriegsflüchtlinge, viele fallen durch das Raster und können keinen vorläufigen oder dauernden Aufenthaltsstatus erlangen. Deshalb können sie dennoch aus vielleicht sogar nachvollziehbaren Gründen geflüchtet sein, sie passen allerdings nicht in unser Raster, das wir aufgestellt haben, weil wir in der Tat nicht das Elend der Welt in unserem Land bearbeiten können. Damit muß man kein Werturteil weder über die mit Bleibeperspektive noch über die Chancenlosen verknüpfen.

Caviteño
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Caviteño »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Meines Wissens nach beschreibt "Flüchtling" keinen Rechtsstatus, flüchten kann man vor allem möglichen, einige haben Recht auf Asyl aufgrund persönlicher Verfolgung, viele als Kriegsflüchtlinge, viele fallen durch das Raster und können keinen vorläufigen oder dauernden Aufenthaltsstatus erlangen. Deshalb können sie dennoch aus vielleicht sogar nachvollziehbaren Gründen geflüchtet sein, sie passen allerdings nicht in unser Raster, das wir aufgestellt haben, weil wir in der Tat nicht das Elend der Welt in unserem Land bearbeiten können. Damit muß man kein Werturteil weder über die mit Bleibeperspektive noch über die Chancenlosen verknüpfen.
Dieser allgemeine, weite Begriff des "Flüchtlings" entspricht aber nicht dem, was uns Politik und Medien als "Flüchtling" "verkaufen". Folgt man ihren Darstellungen, handelt es sich bei den hier einreisenden Menschen um Flüchtlinge i.S.d. Genfer Flüchtlingskonvention, denen Schutz zu gewähren ist - alternativlos.

ME ist der von Dir angenommene weite Begriff des "Flüchtlings" nicht hilfreich. Danach fielen z.B. Personen, die dem niederrheinischen Karnevalstrubel oder - wie ich - der kalten Jahreszeit "entfliehen" unter den Begriff "Flüchtling". Der Begriff würde nichtssagend, da er auf fast jeden Menschen angewandt werden könnte. Man müßte dann zur Differenzierung schon die Art des "Flüchtlings" beschreiben, z.B. Winter-, Karnevals- oder Wirtschaftsflüchtling.
Ich gehe davon aus, daß der bisher positiv konnotierte Begriff "Flüchtling" in der nahen Zukunft von der Presse ersetzt wird, weil bereits jetzt eine Stigmatisierung dieser Personengruppe zu beobachten ist. Ähnliches konnte man bei dem Begriff "Asylant" feststellen, der durch "Asylbewerber" ersetzt wurde und jetzt heißt es "Schutzsuchender". Pech nur, das sich durch eine neue Bezeichnung nicht auch das alte Problem erledigt. :breitgrins:

Caviteño
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Re: Vom deutschen Arbeitsmarkt

Beitrag von Caviteño »

In den Herkunfts- bzw. Abreiseländern wird die Sache deutlicher gesehen. Der libysche Premierminister erklärt:

"Wir nehmen von der EU keine Migranten zurück"
Die Welt: Würden Sie Flüchtlinge, die von libyschem Boden aus in Italien angekommen sind, wieder aufnehmen, ähnlich wie es die EU mit der Türkei ausgehandelt hat?

Sarradsch: Nein. Wir werden nicht akzeptieren, dass die EU Migranten zu uns zurückschickt. Europa muss Wege finden, sie in ihre Heimatländer zurückzubringen. Sie können nicht bei uns leben. Die Situation der Migranten, die aus dem Süden zu uns kommen, ist völlig anders als jene in der Türkei. Das kann man nicht vergleichen.
Würde sich diese Wortwahl auch im deutschen Sprachgebrauch durchsetzen, wäre eine realistischere Diskussion möglich.

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