Niels hat geschrieben:Maja aus Europa, die ich sehr schätze, und gottsucherin, deren Beiträge mir auch gefallen, Ihr wart ja da. Vielleicht schildert Ihr uns Eure Eindrücke und Erfahrungen.

Danke.

Nachdem ich mich schon sehr gefreut habe, dass du, Niels, mir vor dem Katholikentag eine gute Zeit dort gewünscht hast, komme ich jetzt gerne deiner Einladung nach, ein bißchen zu berichten.
Zunächst: Ich denke dort zu sein und nicht (nur) Berichte über den Katholikentag zu lesen/sehen/hören macht die Sache ein bißchen so wie das, was das Sprichwort "Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr" meint. Ich kann eben von "Bäumen" berichten - und das in Verbindung setzen mit den zwei, drei Sachen, die ich sonst so hörte.
Sehr schön und stimmungsvoll fand ich diverse (Groß-)Gottesdienste und Gebetszeiten. Sehr beeindruckt hat mich das Nightfever am Samstagabend... unglaublich viele vor allem junge Menschen, die zumeist sehr andächtig waren und beteten, lange in Warteschlangen standen, um ihre Anliegen vor das Allerheiligste zu bringen, das Beichtgespräch suchten.
Ebenso zahlreiche Jugendliche beim Themenbereich "Jugend".
Wie schon mal in diesem Threat erwähnt wurde war der Biblisch-Geistliche Themenbereich ziemlich überlaufen. Manche Menschen waren enttäuscht, wenn sie "nur" 30 min vor Programmbeginn kamen und nicht mehr Menschen zu einzelnen Veranstaltungen eingelassen werden konnten wegen Sicherheitsbestimmungen. Zu loben finde ich an dieser Stelle den sensiblen Umgang der ehrenamtlichen Helfer mit diesem Problem... die Alternativen aufzeigten oder Menschen auf die Möglichkeit zum Einzelgespräch hinwiesen.
In den einzelnen Veranstaltungen dann das Suchen und Fragen der Teilnehmenden. Menschen, die fragten, wie sie im beruflichen Kontext christlich handeln können, Menschen, die überlegten, wie sie sich für ihre Mitmenschen einsetzen können und Menschen, die in der Kontemplation ihre Beziehung zu Gott zu vertiefen suchten.
Sehr schön fand ich auch die gute Vorbereitung der Referenten, von denen ich annnehme, dass sie nicht gerade fürstlich entlohnt wurden für ihre Angebote.
In diesem Threat hier ist auch zu lesen, dass eher - im weitesten Sinne - politische Veranstaltungen weniger gut besucht waren. Das hörte ich auch so in dem Medien. Und ich finde es schade. Ich glaube es gehört zusammen: Die Vertiefung des und Vergewisserung im Glauben, genauso aber auch das Aktivwerden und - wieder im weitesten Sinne verstanden - politisch werden. Sich einzusetzen für Entrechtete beispielsweise war für Jesus, um dessen Nachfolge wir uns bemühen, ein Kernanliegen. Und da Wissen m.E. eine notwendige Voraussetzung für ein angemessenes Aktivwerden ist, finde ich es schade, dass entsprechende Veranstaltungen anscheinend weniger gut besucht waren.
An dieser Stelle muss ich mich leider miteinschließen: Auch ich war ja nicht bei solchen Veranstaltungen. Mein Grund hierfür war, dass ich oft wenig Räume und Gelegenheiten zur Glaubensvertiefung habe, deshalb wollte ich besonders die entsprechenden Angebote des Katholikentages nutzen. - Ob es auch anderen so ging?
Es gab auch in meinen Augen skurrile Veranstaltungen, z.B. ein Gottesdienst (so stand es im Programm), der nicht so dem entsprach, was ich mir unter Gottesdienst vorstelle. Doch es sprach Menschen an. Und da ich glaube, dass Gott auf vielerlei Wegen und in vielerlei "Sprachen" zu Menschen spricht, möchte ich respektieren, dass auch solch ein "Event" Gottesdienst sein kann.
Schließlich fand ich es schön, dass der Katholikentag in Leipzig stattfand. Ich erlebte viele offene und interessierte Leipziger Bürger. Und gerade dass einige Veranstaltungen offen waren auch für Menschen ohne Eintrittskarte ermöglichte Begegnungen und Berührtwerden.
"Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin." 1 Kor 12