Hmmm, da ist ein Thread aus der Versenkung aufgetaucht...
Ui, wenn etwas behauptet, "systematisch" zu sein, hab ich gleich gewisse Ansprüche daran. Dann les ich es, und dies hier ist wirklich eine Edelschimmelzitrone.
Zitate aus dem verlinkten Artikel und meine Kommentare dazu:
mein zentraler Punkt, dass die Satelliten-Aufzeichnungen das Beste sind, was wir für aktuelle Messungen der globalen Erwärmung haben und dass diese Aufzeichnungen keinerlei Anzeichen des Einflusses von Menschen auf die globalen Temperaturen zeigen. Überhaupt keines. Die darin zum Ausdruck kommende geringfügige Erwärmung ist durchweg natürlichen Ursprungs.
Die Satelliten-Aufzeichnungen zeigen eindeutig eine Erwärmung. Ob oder in welchem Umfang der Mensch auf diese eindeutige Erwärmung einen Einfluss hat, kann aus Aufzeichnungen allein nicht begründet oder widerlegt werden. Es ist also irreführend, ohne Beleg zu behaupten, dass diese Aufzeichnungen "keinerlei Anzeichen" menschlichen Einflusses zeigen und dass die Erwärmung "durchweg natürlichen Ursprungs" ist. Um diese Aussage zu rechtfertigen, müsste begründet werden, was diesen eindeutig meßbaren Anstieg bewirkt, und dass dieser Grund nicht menschgemacht ist.
Auf Seite 20 des auf
https://www.globalchange.gov/browse/rep ... verlinkten PDF-Berichts ist eine Liste von ca. 10 menschgemachten potentiellen Klimabeeinflussern und die aktuelle Konfidenz bezüglich Auswirkung auf das Klima, sowie zwei natürliche Faktoren (Sonneneinstrahlung und Vulkanaktivität). Man kann dort sehen, dass die Sonnenaktivität - wenig überraschend - einen ziemlich großen Einfluss auf das Klima hat, aber der verläuft eher zyklisch; wenn man diese Zyklen aus den Messungen herausrechnet, ist ein deutlicher Trend zu erkennen, der ziemlich gut zu den menschgemachten Treibhausemissionen passt.
die stetige Erwärmung im Zeitraum 1978 bis 1997, welche die Satellitendaten gar nicht zeigen.
Die Satellitendaten zeigen die Erwärmung sowohl auf der Erdoberfläche und in der Troposphäre (=untere Atmosphäre), in der Stratosphäre hingegen eine Abkühlung. Wenn man das einfach zusammenaddiert, reduziert es den beobachteten Effekt. Wenn man hingegen bedenkt, dass die Treibhausgase mehr Wärme in Erdnähe festhalten und daher weniger Energie in den Weltraum zurückgestrahlt wird, passt das leider perfekt zusammen. Hier darf man eben nicht addieren.
Darin weise ich nach, dass diese Statistiken vollkommen unzuverlässig sind und man ihnen nicht glauben darf. Oder anders gesagt, falls sich die Erde aus irgendwelchen Gründen wirklich erwärmt hat, dann ist der Grund dafür sicher nicht die atmosphärische CO2-Anreicherung.
Der bei "darin" verlinkte Artikel beschäftigt sich überhaupt nicht mit CO2, sondern behauptet, dass Klimamodelle nicht glaubwürdig sind, weil sie mit fragwürdigen statistischen Daten und in Hunderstel-Celsiusgraden rechnen. Das "oder anders gesagt" ist hier ein absolutes non sequitur, wodurch das Argument ins Leere geht.
Die reale Angst vor dem Klimawandel kommt ausschließlich direkt aus Computer-Modellen, welche gewaltige Schäden infolge der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung projizieren.
Auch das eine reine Behauptung ohne jede Argumentation. Mehrere Inselvölker sind inzwischen dabei, ihre Absiedelung zu planen (google zB "climate refugee", "environmental migration"), weil der Anstieg des Meeresspiegels bereits unübersehbare Folgen hat. Ob und wie viel vom Klimawandel menschgemacht ist, ist damit nicht begründet, aber dass die Angst ausschließlich aus Computer-Modellen kommt, ist eine Verhöhnung all jener Menschen, die bereits unmittelbar von den Folgen betroffen sind, und das sind nicht wenige.
Und das futuristische Modellieren ist keine Wissenschaft, weil es keine überprüfbaren Hypothesen gibt.
Schreibt er, nachdem er vermeintliche Diskrepanzen zwischen den Modellen und den Satellitenmessungen kritisiert. Sprich: Er selbst nimmt Meßergebnisse her, um die Hypothesen zu kritisieren, mit denen die Vorhersagen gemacht wurden, und schreibt wenig später, dass es keine überprüfbaren Hypothesen gäbe. Eine paradoxe Form der Selbstwiderlegung?
...weise ich darauf hin, dass die Grundlage der Klimamodellierung Zirkelschlüsse sind. Ursachen sind erstens die Hypothese, dass nur Menschen Klimawandel verursachen können und zweitens, dass die Modelle dann zeigen, dass Menschen den Klimawandel verursachen.
Da niemand behauptet hat, "dass nur Menschen Klimawandel verursachen können" - es ist allgemein bekannt, dass die Erde im Lauf ihrer Geschichte zahlreiche massive Klimawandel durchgemacht hat, und da gabs noch keine Menschen - ist das ganze Argument hinfällig.
Die besten Beobachtungen, die wir haben, zeigen keine Erwärmung durch CO2, und die Modelle können nur deswegen eine gefährliche Erwärmung durch CO2 projizieren, weil sie genau so programmiert worden sind, dass sie dies zeigen.
Zunächst mal muss man zwischen Vergangenheit und Zukunft unterscheiden. Die Beobachtungen der Vergangenheit zeigen eine sehr interessante Korrelation zwischen CO2-Gehalt der Atmosphäre und der Temperatur. In den letzten 500.000 Jahren (Quelle: Vostok Eiskernbohrungen) war der Zusammenhang fast immer "wenn die Temperatur raufgeht, geht wenige Jahrhunderte später(!) der CO2-Gehalt rauf, und ebenso runter". Sprich: in geologischen Zeiträumen schwankt die Temperatur aus verschiedenen Gründen, und als Folge wird CO2 freigesetzt/wieder gebunden. In zumindest den letzten 150 Jahren ist das umgekehrt: der Temperaturverlauf folgt dem CO2-Verlauf. Natürlich sind die Effekte Schwankungen unterworfen, sodass ein zu kleiner Beobachtungszeitraum sogar das Gegenteil "zeigen" kann.
Die Prognosen sind das eigentlich Spanennde: Weder wissen wir mit hoher Konfidenz, einen wie großen Anteil am Klimawandel der Mensch verursacht und wie viel durch natürliche Quelle entsteht, noch wie groß die Auswirkungen ("Hebelwirkungen") von Änderungen sind - Stichwort Methan im Permafrost - und/oder wie stark allfällige "Dämpfungsfaktoren" sind, wenn sich zB die Meere deutlich stärker erwärmen als die Luft; wir wissen nicht, wie linear die Korrelation von CO2 und Temperatur bei noch höheren CO2-Werten in der Atmosphäre verlaufen wird; und wir wissen nicht, welche unerwarteten natürlichen Faktoren (zB Vulkanismus) sonst noch Auswirkungen zeigen werden. Prognosen sind also definitiv unsicher. Allerdings wäre es unverantwortlich, die Prognosen gänzlich zu ignorieren, weil sie nicht präzise sind.
Besonders lustig finde ich den Abschluss:
Während CO2 tatsächlich ein Treibhausgas ist, lässt sich nicht folgern, dass es zu einer Erwärmung führen muss, und die Beweise zeigen, dass das auch nicht der Fall war. Warum der zunehmende CO2-Gehalt keine Erwärmung verursacht hat, ist eine wichtige wissenschaftliche Frage...
Würde CO2 nicht zu Erwärmung führen, wäre es kein Treibhausgas. Wenn man also behauptet, dass CO2 ein Treibhausgas ist, lässt sich das sehr wohl folgern - die wissenschaftliche Frage kann dann nur lauten, wie stark es sich auswirkt.
Also da ist wirklich überhaupt nichts systematisch! Einerseits finde ich solche Artikel amüsant. Andererseits tragisch - hier wird der Stand der Wissenschaft mit lachhaften Argumenten diskreditiert (erinnert mich deutlich an die Diskussionen zur Evolutionstheorie unter Evangelikalen), aber offenbar ausreichend überzeugend, dass der Artikel ohne Smileys in einem Forum wie diesem zitiert wird...
