Dieser Artikel untersucht, ob das Erzbistum Hamburg seine finanzielle Situation überdramatisiert hat, um sich "tatsächlich von allem trennen, das kostet statt Gewinn zu bringen."
Spielt das Bistum mit erdachten Zahlen?
Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Bilanzierung nach HGB, die es erlaubt, hohe stille Reserven zu bilden. Ich hatte bereits darauf hingewiesen, daß die Beteiligungen des Erzbistums Köln an der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft, die den Immobilienbesitz des Erzbistums verwaltet, mit den Anschaffungskosten der 50'iger Jahre bilanziert sind. Damit ist die Bilanz im Grunde nicht aussagekräftig, weil der Beteiligungswert inzwischen ein Vielfaches des Buchwertes betragen dürfte. Ähnliches gilt auch für die dort ausgewiesenen Wertpapiere, die aufgrund der Börsensteigerungen mit einem höheren Wert zu berücksichtigen sind.
Auch auf einen anderen wichtigen Punkt wird hingewiesen:
Das Bistum zeigt im Finanzbericht zudem nur einen Teilausschnitt. Das Vermögen der Kirche liegt seit jeher nicht nur im Bistum, sondern verteilt sich über viele einzelne Rechtsträger. Jede einzelne Pfarrei ist eine eigene Körperschaft öffentlichen Rechts und besitzt ihr eigenes Vermögen. Wenn man also wissen möchte, wie es um die Finanzen der Kirche im Norden oder korrekter: Die Vermögenslage der kirchlichen Körperschaften auf dem Territorium des Erzbistums Hamburg – steht, dann muss man tatsächlich auch alle Körperschaften betrachten: Bistum, Pfarreien, Stiftungen, Krankenhäuser etc.
Es wird eben nicht konsolidiert, alle Rechtsträger bilanzieren getrennt. Man kann daher davon ausgehen, daß das bisher bekanntgewordene Kirchenvermögen nur einen kleinen Teil des tatsächlichen Vermögens darstellt.
Im Grunde sind die veröffentlichen Zahlen wenig aussagekräftig. Ob man trotzdem noch weiter spenden will (z.B. für neue Meßdienergewänder, Orgel oder Heizung) muß jeder selbst entscheiden. Notwendig ist das nicht - Geld ist genug da.