Klöße.
(Disclaimer: mit Jürgens genialen Gerichten kann ich natürlich in keiner Weise konkurrieren.)
also. Ich bin Bayreuther.
In Bayreuth gibt es beim "Oskar am Markt" ganz normal auf der Speisekarte das, was normalerweise nur als Kindergericht angeboten wird: "Kloß mit Soß".
vgl. hierzu auch gern den diesbezüglichen Hymnus von Herrn Michl (Dreggsagg) Müller:
https://www.youtube.com/watch?v=U8Ey49bgdVY
Also.
Sonntag ist Kloßtag. Es eignen sich dazu viele Beilagen (Scchweinebraten, Hähnchen, Truthahn, Rouladen - bitte darauf achten, dass es klare Soße dazu gibt).
Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Klößen:
1) baumwollene Klöße - aus gekochten Kartoffeln.
2) grüne Klöße - aus rohen Kartoffeln, deren Herstellung etwas aufwendiger ist: rohe Kartoffeln fein reiben. Dann die Masse in das "Kloß-Säckchen" füllen. Einen Besenstiel nehmen. Diesen zwischen zwei Stühlen hinhängen, in der Mitte das Kloßsäckchen hinhängen. Unter das Kloßsäckchen eine Schüssel hinstellen, zum Auffangen der aus dem Kloßsäckchen austretenden Flüssigkeit. Abwarten. Flüssigkeit abgießen, die in der Schüssel sich unten befindliche Stärke wieder zusetzen, zwecks Bindung. Weitermachen.
Uns ist das alles zu aufwendig. Wir nehmen gern "Fertig-Kloßteig". Sehr zu empfehlen ist der "Nürnberger Kloßteig halb und halb", eher zweite Wahl (um es vorsichtig auszudrücken), ist der "Abenberger Kloßteig" obwohl der auch aus Franken kommt. Ich will das nicht schlechtreden - immerhin bekommt der frühere Ortspfarrer dort immer noch Personalrabatt.
Nun das Wichtige: Die "Bröckeli". Brot (welche Sorte man gerade hat), in Würfel (Kantenlänge ca. 0,8 cm) schneiden und mit Butter oder Butterschmalz anrösten. Bitte immer mehr davon machen, als gebraucht wird - der Überschuß wird nämlich den dann bereits hungrigen Gästen zum vorher Naschen angeboten.
Wenn ich eine Wirtschaft (vulgo: Gasthaus) gehe, und mir "hausgemachte" Klöße angeboten werden, öffne ich die dann zuerst. Wenn da keine Bröckeli drin sind, weiß ich: Die sind nicht hausgemacht.
Noch etwas anderes: Es gibt auch Semmelknödel (korrekterweise, nach Karl Valentin, "Semmelnknödeln"). Die eignen sich eher zu Sauerbraten und Wild-Gerichten.
Und noch was persönliches. Als meine beiden Brüder meiner Mutter das letzte Essen in der eigenen Wohnung (wenige Wochen vor ihrem Tod) ihr Lieblingsessen (was auch meines ist, ich darf das hier veröffentlichen, weil ich werde nie Bischof werden) zubereitet hatten - Rouladen mit Klößen -, fragten sie sie: "Nun, wie schmeckt's?" sagte meine Mutter: "noja - aber die Bröckeli sind verbrennt!"
Seitdem ist das, ein "running gag" zwischen mir und meiner Frau, seit achtzehn Jahren. Immer wenn es bei uns Klöße gibt, muß man dann sagen: "Noja - aber die Bröckeli sind verbrennt!"
