Sorry, alles OT:
Bruder Donald hat geschrieben: ↑Montag 5. August 2019, 20:10
Mich würde hierbei interessieren, wie es damals so war, als man Bibeln in den Ostblock geschmuggelt hat. Wie war es damals mit der Finanzierung?
Ich kann nicht für alle sprechen. Da, wo ich mitgefahren bin, lief die Finanzierung über Spenden im möglichst kleinen Unterstützerkreis innerhalb einer oder mehrerer Kirchengemeinden. Einige der Unterstützer hatten einen verwandtschaftlichen oder sonstigen Bezug zum jeweiligen Zielland und kannten auch die Adressaten der Lieferungen (normalerweise Pfarrer oder andere vertrauenswürdige Personen). Die Sache durfte ja möglichst nicht an die große Glocke gehängt werden.
Bei den Kosten ging es nicht nur um die Literatur an sich, sondern es musste mindestens ein Auto her, das im Fall des Erwischtwerdens möglicherweise "weg" war, sowie passende Verstecke in Autos, Wohnwagen hergerichtet bzw. gebaut werden.
(Üblich waren z.B. Ladungen bis zu 500 kg Bücher im Dachraum eines Wohnwagens, was sich recht ungünstig auf dessen Fahreigenschaften auswirken konnte, vor allem dann, wenn schon ein Teil der Ladung ausgeliefert war und der Rest begann, während der Fahrt zu verrutschen.

)
Außerdem musste eine Tarnung geplant und die ganze Zeit aufrechterhalten werden; am besten eignete sich die Nummer "Campingtourist mit massenhaft Sympathie für die sozialistische Idee". Die "Ostfahrer" opferten Teile ihres Jahresurlaubs dafür, und falls sie erwischt wurden (je nach Land unterschiedlich), noch wesentlich mehr Zeit.
Am riskantesten waren Fahrten nach Albanien, wogegen Polen als gutes Zielland für einen Anfänger galt, wobei jedoch die DDR üblicherweise mit Hilfe einer Ostseefähre (z.B. von Travemünde nach Swinemünde/Świnoujście) umschifft wurde. Fahrten durch die DDR waren gefürchtet, denn (nicht nur) die Ordnungskräfte in der DDR waren mit deutscher Gründlichkeit und preußischem Untertanengeist so penibel und ideologisch korrekt, dass die DDR-Deutschen insgesamt auch in anderen Ostblockländern, in denen man es mit der staatlich verordneten Denkweise normalerweise weit weniger genau nahm, oft als übermotivierte, streberhafte Lachnummern galten, wie ich damals feststellen musste.