Nach Muttis Willen sollte ihr Klügster nach der Wahl 2012 in NRW bleiben und dort die Partei aus der Opposition wieder aufbauen. Ob sie wirklich das Wohl des Landesverbandes dabei im Auge hatte und nur einen -künftigen- Konkurrenten "in die Wüste" schicken wollte - darüber läßt sich trefflich streiten.
Röttgen wollte nicht, wollte Minister in Berlin bleiben und so mußte Laschet die Aufgabe übernehmen. Er siegte in 2017 gegen Frau Kraft und dürfte jetzt die stärkste Position von allen vier Kandidaten haben, während Röttgen wohl kaum auf dem Siegertreppchen stehen wird.
Daran zeigt sich, daß man mitunter auch mal von einem angenehmen Posten zurücktreten und sich bescheiden muß. Ein gutes Beispiel ist Helmut Kohl, der seinen MP-Posten in Rheinland-Pfalz aufgab, um Oppositionsführer im Bundestag zu werden. Wahrlich keine angenehme Aufgabe bei dem beliebten Kanzler Helmut Schmidt, zumal aus Bayern noch immer die Querschüsse und Besserwisserei kamen.
Röttgen war der Minister, der die Sprunghaftigkeit von Merkel in der Energiepolitik umsetzte. Erst Laufzeitverlängerung und dann Sofortabschaltung. Nach der Niederlage in NRW entließ Merkel ihren "Klügsten". In einem Kommentar der FAZ hieß es dazu:
EnthauptungsschlagDie CDU-Vorsitzende hat auch nicht nur die innerparteiliche Karriere eines ehrgeizigen und ambitionierten Politikers beendet. Angela Merkel hat einem ganzen Flügel der CDU den Kopf abgeschlagen.
Norbert Röttgen stand für den Teil der CDU, der sich mit Begriffen wie „Schwarz-Grün“, „Öffnung zu neuen Wählerschichten“, „Liberales Bürgertum“ umschreiben lässt. Dessen intellektuellen Wortführer („Vordenker“) hat sie vom Hof der Macht gejagt.
Ein interessanter - acht Jahre alter - Artikel, der damaligen Personal- und Machtverhältnisse beschreibt. Ein Vergleich mit heute bietet sich an und zeigt, wie weit Merkel die Union nach links verschoben hat.