Bruder Donald hat geschrieben: ↑Donnerstag 7. Mai 2020, 13:08
Darüber hinaus kann sich der Mensch fragen, warum der gute Gott den sündigen Menschen so hart bestraft, obwohl Gott ja überhaupt die Rahmenbedingungen gelegt hat. Hat der Mensch etwas nach so einer Existenz gebettelt? Hat es den Menschen danach verlangt, geprüft zu werden?
Es ist logisch unmöglich, also auch für Gott unmöglich, den Menschen vor seiner Existenz zu fragen ob er existieren will. Außerdem ist die Art der Frage modern-individualistisch und somit im gedanklichen Konflikt mit dem ganzen Stammesvater-Konzept der "Adam und Eva" Geschichte. Wenn überhaupt, dann ist die Frage nicht ob Du oder ich jetzt existieren wollen, die Frage ist vielmehr ob Adam und Eva vor dem Fall existieren wollten. Und die Antwort darauf ist eindeutig "ja", denn die Schöpfung war gut.
In den üblichen Diskussionen über die Handlungen Gottes werden oft Denkfehler gemacht. Erstens wird das "gut sein" Gottes mit dem "gut sein" des Menschen identifiziert. Aber der Mensch ist ein Geschöpf mit einer Natur die definiert was "gut sein" bedeutet. Gottes Natur ist es zu existieren, nicht mehr und nicht weniger. Darauf kann man kein "gut sein" aufbauen, außer in dem Sinne daß Gott gut ist weil er ist. Vielmehr ist Gott "gut" in ungefähr dem Sinne wie das Urkilogramm "gut" ist für die Gewichtsmessung. Gott schafft alle Dinge in ihrer Natur, und setzt damit den Maßstab für "gut sein". Er ist die fundamentale Quelle des "gut sein", aber nicht in dem Sinne, daß er nun selber gut ist wie alle möglichen Dinge gut sind. Die Absurdität dieses menschlichen Verlangens, Gott (als Gott, nicht als Mensch Jesus) solle gut sein wie ein Mensch, wird klar wenn wir es auf andere Geschöpfe ausweiten. Soll Gott auch gut sein wie ein Löwe, wie ein Bandwurm, wie eine tektonische Platte, wie das Element Iridium, wie ein Neutronenstern, ...?
Als Folgefehler macht es keinerlei Sinn, menschliche Moral und Ethik auf Gott (als Gott) anzuwenden. Dahinter steht eine Art meta-platonische Idee, daß was menschliches Verhalten bindet über den Menschen heraus alles bindet. Aber erstens ist Gott nie gebunden, sondern bindet, z.B. unser Verhalten mit Moral und Ethik die er in unser Herz legt. Und zweitens ist es schlicht offensichtlicher Unfug anzunehmen, menschliches Verhalten könne man über den Menschen heraus verallgemeinern. Und wir wissen das, denn wenn wir Tierfilme schauen ist es gerade eines der Hauptinteressen, wie anders gutes Verhalten von Tieren oft ist. Hätte Gott nun nicht einen haarlosen Affen als Basis für sein Ebenbild erkoren, sondern meinetwegen die Nacktmulle (ganz zu schweigen von außeriridischen Optionen), dann sähe vieles einfach anders aus.
Allerdings ist Gott - christlichem Verständnis nach - kein Zufallsgenerator, sondern Log(osist)isch. Und wir sind, als sein Ebenbild, durchaus in der Lage viel zu verstehen was er tut. Daraus folgt das entscheidende Kriterium nachdem man Gott (oder genauer: menschliche Berichte über Gott) beurteilen kann: Folgerichtigkeit, Übereinstimmung, Einklang. Wenn Gott sich nachweisbar selbst widerspricht, dann ist irgendwas nicht in Ordnung. Entweder wir verstehen etwas falsch, oder es handelt sich nicht um Gott.
Langer Rede, kurzer Sinn: Es ist eine konzeptionelle Sackgasse darüber nachzudenken, ob es Gott erlaubt ist den Menschen vor dem Himmel zu prüfen. Vielmehr sollte man darüber nachdenken, ob er das konsequent tut (ja) und wie das mit anderen Dingen die er tut zusammen passt. Als Denkanstoß: warum ist es schwer für einen Multimilliardär wahre Liebe zu finden?
Bruder Donald hat geschrieben: ↑Donnerstag 7. Mai 2020, 13:08
Trisagion hat geschrieben: ↑Donnerstag 7. Mai 2020, 11:44
Damit bleibt die Schlange schuldig, jedoch Gott trägt auch Verantwortung für die Situation.
Ui, ui, ui, na, da hast du dich jetzt aber was gewagt!
Gottes Wille geschieht. Es ist sein Wille, daß es Wesen gibt, die sich innerhalb der ihnen von Gott gegebenen Möglichkeiten gegen seinen Willen auflehnen können. Es ist sein Wille, daß diese Wesen auch andere Teile seiner Schöpfung durch die ihnen von Gott gegebenen Kräfte furchtbar versauen können. Es ist sein Wille, daß als Strafe für ihre Auflehnung gegen ihn die Schöpfung so prinzipiell ruiniert wird, wie dies wirklich nur Gott alleine erwirken kann. Es ist noch dazu klar, daß Gott im Zuge der Schöpfung all dies perfekt wußte, da er ewig, nicht zeitlich, schaut und agiert. Soll heißen, obwohl diese Wesen "frei" agieren innerhalb der Schöpfung gesehen, ist ihre freie Auflehnung genauso von Gott geschaffen wie alles andere, in einem Akt. In diesem ultimativen Sinne gibt es überhaupt keine Verantwortung als die Gottes, denn alles ist nur in, durch und mit Gott.
Ich bin verantwortlich für das, was ich tue. Aber Gott is verantworlich für das was ich tun kann, und insbesondere dafür, daß ich verantwortlich sein kann.
Aber daraus folgt kein Anspruch an Gott, genausowenig wie ein Kühlschrank mit der Elektrizität und dem Ingenieur über die Aufgabe Dinge zu kühlen hadern kann. Die Reden Gottes an Ijob (38,1–40,2 und 40,6–41,26) hören sich ein wenig nach STFU an. Aber sie sind letztlich einfach das was man (poetisch ausschweifend) zum Thema sagen kann.