ar26 hat geschrieben: ↑Donnerstag 11. März 2021, 15:19
Ganz so pessimistisch sehe ich Laschets Chancen nicht. Wäre ich er, würde ich vorerst die Finger von der Kanzlerkandidatur und einen anderen in's Verderben ziehen lassen. Die Union kann diesmal nichts gewinnen. Sie muss bestenfalls in schwarz-grüne Verhandlungen. Dort würde ich als PV&MP Laschet auf ein Scheitern wegen der Energiepolitik hinwirken. In NRW wird ihm das nicht schaden. Wenn dann Grün-Rot-irgendwas kommt, ist er der Oppositionsführer mit Hausmacht und konnte sich als Haudegen profilieren.
Laschet kann für sich dieses Jahr viel gewinnen und zugleich die CDU aus der grünen Klammer befreien. Er muss nur klug handeln.
Da bin ich sehr skeptisch.
Ob Laschet, wenn er kein Kanzlerkandidat ist, großen Einfluß auf die Koalitionsverhandlungen haben würde, ist zumindest fraglich. Der Kanzlerkandidat (wahrscheinlich dann Söder) würde alles daran setzen, einen Koalitionsvertrag mit den Grünen abschließen zu können. Insofern wäre die einzige Hoffnung für Laschet, daß Grün andere Optionen hat und den Kanzler stellt - obwohl er dann als PV auch "wackeln" würde.
Zweitens muß Laschet im Mai 22 um seinen Posten in NRW kämpfen und da könnte er auf einen grünen Koalitionspartner angewiesen sein. Im Bund die Koalition scheitern lassen und dann in NRW eine solche Koalition anstreben - sehr "mutig"....
Fraktionsvorsitzender in Berlin zu werden gäbe ihm zwar die Möglichkeit, sich zu profilieren - wäre aber für ihn ziemlich unattraktiv. Kohl ist diesen Weg gegangen - aber ob Laschet das auch machen würde?
Ich halte es auch für fraglich, ob das establishment der Union eine knallharten Oppositionspolitik gegen den links-grünen Zeitgeist und die dafür eintretenden Parteien und gegen den orkanartigen Widerstand in den Medien unterstützen würde. Man ist doch aus der Merkelzeit sediert und "kämpfen" ist ein Fremdwort. Für die wohl allermeisten Abgeordneten wäre es eine vollkommen neue Erfahrung, sich auf den Oppositionsbänken einfinden zu müssen. Wer würde sich denn hinstellen und sagen: "Vieles aus der Merkelzeit war ein Fehler."? Man würde doch in jeder talk-show, bei jedem Interview mit den eigenen Aussagen und Abstimmungen aus der Merkelzeit konfrontiert werden. Welches Trommelfeuer einsetzen würde, wenn der von den Medien herbeigeschriebene grüne Kanzler angegriffen wird, kann man im Augenblick erahnen...