Ja. Die ganze Gegend wurde langsam christianisiert. Allerdings nicht einfach alle "nicht-trinitarisch" sondern in einem Mischmasch verschiedener christlicher Strömungen, mit starkem Einfluß von Geographie und politisch-militärischen Ereignissen.Bruder Donald hat geschrieben: ↑Dienstag 22. März 2022, 23:46Wann wurden die Araber nicht-trinitarisch "christianisiert"? War das ein allgemeiner, schleichender Prozess zwischen 3. und 7. Jh., in welchem das arabische Volk diesen Glauben annahm?
Grundsätzlich, nein. Grundsätzlich kannst Du auch im Lotto gewinnen. Es ist halt nur nicht besonders wahrscheinlich.Bruder Donald hat geschrieben: ↑Dienstag 22. März 2022, 23:46Widerspricht es denn grundsätzlich der Möglichkeit, das ein selbsternannter "Prophet" durch einen nicht-trinitarischen Glauben beeinflusst wurde und selbst sein Volk dazu missionierte?
Ja, offensichtlich kommt ein syrisches Lektionar aus Syrien... Das gab es spätestens so um 600 AD. Aber es ist am Ende nur so ein Drittel der Textmasse, der Rest wurde dann über mindestens drei Jahrhunderte hinweg hinzugefügt, wohl weitgehend Material aus Predigten zu dem Material. So kurz vor 700 AD fing dann eine Periode der ganz offiziellen Arabisierung statt - konkret wurde da Aramäische als Amtssprache ersetzt, und das Arabische verdrängte es als die "lingua franca". Anders gesagt, es gab einen Zeitrahmen von fast zweihundert Jahren in dem der Koran weiter ganz erheblich verändert wurde, aber dann mit dem zusätzlichen Problem von Übersetzung und Sprachverwirrung, nämlich aus dem Aramäischen ins Arabische, plus Probleme mit der arabischen Schrift selber (diakritische Zeichen) die zu erheblichen Zweideutigkeiten führte.Bruder Donald hat geschrieben: ↑Dienstag 22. März 2022, 23:46Wo entstand jetzt der "syrisch-christliche Lektionar" (=Proto-Koran)? In Ost-Syrien/Persien? Und die Araber haben dann im 8(?)/9. Jh. auf dieser Grundlage den Koran "arabisiert"?
Ich würde Hinduismus eher wie die heidnischen Religionen in Europa anschauen. Wenn es da mal einen Propheten gab, ist die Erinnerung an den schon lange in der Zeit verschütt gegangen, und es ist auch mehr ein Sammelsurium verschiedener religiöser Ideen als eine einheitliche Verkündung. Aber genau wie in unseren Gefilden kommen alle einheitlichen, identifizierbaren religiösen Neuerungen von "Propheten" (siehe Buddhismus, Jains, Sikhs, ...) Die jüdische Situation brauche ich wohl eigentlich nicht zu erklären, schließlich ist es auch unsere, und die der Muslime? Wir reden hier von einer Abfolge von Propheten, mit unterschiedlichen Meinungen bzgl. des prophetischen Endpunktes.Bruder Donald hat geschrieben: ↑Dienstag 22. März 2022, 23:46Ist das im Hinduismus auch so? Kennt das Judentum auch nur den einen Religionsstifter, Abraham oder Moses?
Man konnte aber nicht auf eine historische Figur zurückgreifen. Jedenfalls nicht auf eine, die diesen spezifischen Text neu verkündete, weil es die so nicht gab. Es fing halt mit einem Lektionar an, nicht mit einer Offenbarung. Außer vielleicht man hat da irgendeinen späteren Missionar brutal überhöht. Dagegen spricht, daß man ausgerechnet einen Ehrentitel von Christus als Prophetennamen angenommen hat. Was genau einem sehr verständlichen Übersetzungs- / Verständnisfehler entspricht. Wie in den Videos erläutert, ist es sprachlich ganz so als hätte manBruder Donald hat geschrieben: ↑Dienstag 22. März 2022, 23:46Wozu sich die Mühe machen und eine Propheten erfinden, wenn man auf eine historische Figur zurückgreifen kann und dessen Biographie nur noch "aufhübschen"?
Benedictus qui venit in nomine Domini.
irgendwann als
Benedictus, der da kommt im Namen des Herren.
mißverstanden. Ein durchaus nachvollziehbarer Fehler.
Die Araber wurden überall über Jahrhunderte hinweg christianisiert. Das Lektionar wurde mit Christen aus dem syrischen Westen in den tiefen Osten verschleppt. Die Perser hatten die Angewohnheit hunderttausende Besiegte "umzusiedeln" in ihre leeren Gebiete im Osten, unter anderem z.B. einmal das komplette Antioch, schlicht alle Einwohner. Die füllten langsam aber sicher ihr ganzes Reich mit Christen, und das Christentum breitete sich aus. Später kamen dann die Araber nach Persien, auch inzwischen teilweise christianisiert, aber nach dem Zusammenbruch des persischen Reiches als die neuen regionalen Machthaber. Und der Mann, der zuerst eine konsequente Arabisierung und Vereinheitlichung der Religion durchzog im entstehenden arabischen Reich war vorher Gouverneur von Merv im Nordosten von Persien. Und da waren eben die nicht-trinitarischen Christen stark vertreten. Es ging dann im Anschluß andersherum, nicht von der arabischen Halbinsel nach Persien herein (was eine Umkehrung aller kulturellen und militärischen Gegebenheiten wäre), sondern von Persien in die arabische Halbinsel herein (was schlicht viel mehr Sinn macht). Zu dem Zeitpunkt war die ganze Region von der Türkei bis Ägypten und bis in den tiefen persischen Osten und in die arabische Halbinsel hinein bereits entweder mehrheitlich christlich, oder hatte zumindestens eine starke christliche Minderheit. Es ging also mehr darum, die alle auf eine bestimmte Form des Christentums einzuschwörten, es ging nicht mehr primär um grundlegende Mission überhaupt.Bruder Donald hat geschrieben: ↑Dienstag 22. März 2022, 23:46Mir erschließt sich zeitlich nicht, wann (und wie) die Araber "christianisiert" wurden und Zugriff auf den "syrisch-christlichen Lektionar" hatten.
Ob es so war? Keine Ahnung, ist natürlich ziemlich viel Spekulation dabei. Aber es ist allemal wahrscheinlicher als die "kanonische" Geschichte von einem Propheten der irgendwie aus einem kompletten Sandloch heraus die Welt eroberte, ohne daß das irgendwelche nachweisbaren archäologischen Spuren oder Quellen hinterlies.