Vom Hebräischen her betrachtet ist es hilfreich, sich mit dem Verständnis des Stammvaters oder Königs als korporative Personen auseinanderzusetzen. Vitus Huonder, mittlerweile emeritierter Bischof von Chur, hat im Rahmen seiner Dissertation "Israel Sohn Gottes" zu diesem Thema etwas geschrieben. Josef de Fraine hat in "Adam und seine Nachkommen" den Begriff der korporativen Persönlichkeit ausführlich dargelegt.philipp hat geschrieben: ↑Freitag 9. Oktober 2020, 16:49Jetzt stell ich mir die Frage, wie das ganze stattdessen zu verstehen sind. Adam und Eva haben ja ihre Relevanz vor allem in der Frage der Erbsünde. Wie kann man also die Erbsünde verstehen, wenn es Adam und Eva gar nicht gab. Wer war derjenige der die Erbsünde eingeleitet hat.
Vereinfacht ließe sich sagen, dass im biblischen Stammvater-Motiv die individuelle als auch kollektive Wirklichkeit zusammenfließt, der Stammvater ist nicht nur er selbst, in ihm ist auch das ganze Volk, das ihm zugehörig ist, gegenwärtig. In Adam als Individuum ist gleichzeitig das Kollektiv des gesamten erbsündlichen Menschengeschlechts gegenwärtig, in Christus (um den Bogen etwas zu spannen), jene, die durch die Taufe in Christus inkorporiert werden.