Liebe Leute,
man müßte sich einmal über den Begriff der Konversion unterhalten. Hier ein paar kurze Anmerkungen, die vielleicht nicht ganz den "dogmatischen TÜV" bestehen:
Konversion ist für mich ein ununterbrochener Prozeß, der einen Anfangspunkt hat und einen Zielpunkt. Konversion bedeutet beständige Erneuerung des Menschen im Lichte des Evangeliums. An dessen Ende steht die Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft mit dem Gott, der Urheber und Herr der Schöpfung und der Geschichte ist. Heils- sowie Unheilsgeschichte im Verhältnis Gottes mit den Menschen werden dann vollendet sein. Wir alle sind Teil dieser Geschichte, sind auf dem Weg zu Gott. Denn Gott hat Menschen auserwählt mit ihm diesen Weg zu gehen und hat ein Volk berufen, als Zeugen und Boten für seine Botschaft des Heils für seine Schöpfung zu dienen.
Leider ist dieses Volk, um hier einfach abzukürzen und ganz platt, seit Anbeginn ungehorsam und neigt dazu, sich zu spalten und sich in viele kleine Meinungsgruppen zu organisieren. In der Kirche selbst ist das beispielhaft am Beginn des 1. Korintherbrief zu sehen. Wenn sich die Kirche spaltet, liegt darin schon die Saat für erneute Spaltung. Meiner Meinung nach gilt nun heute
nicht, daß die Summe der Teile
die "eine katholische Kirche" bildeten, wie das u. a. einige in der "Church of England" formulieren.
Ohne nun weiter weitschweifige Erklärungen abzugeben, möchte ich sagen, daß mir die Einheit unter den Christen schon lange sehr am Herzen liegt, und das nicht nur aus sentimentalen Gefühlen heraus oder weil ich einen ökumenschen Einheitsbrei anstrebte. Einheit ist eine Aufgabe, die uns Christus selber aufgegeben hat. Wie dem auch sei: Ich wurde in der Osternacht 2004 in die volle Gemeinschaft mit der Römisch-Katholischen Kirche aufgenommen. Ich fühle mich nicht als "Konvertit", eine Bezeichnung, deren Grundton ich persönlich als herablassend empfinde.
Bei persönlichen Begegnungen mit anderen Katholiken habe ich in letzter Zeit erlebt, daß man manchmal als "unsicherer Kantonist" angesehen wird. Christen (Bezeichnung siehe Paragraph 818 KKK) wie ich bringen doch aus ihrer Zeit als Nicht-Katholiken Erfahrungen mit und können Anstöße geben, die sich durchaus im Rahmen dessen bewegen, was "katholisch" ist. Stephen Dedalus war Methodist, und in seiner Tradition gab es Leute, an denen mancher heutige Methodist Anstoß nehmen würde, weil sie so "katholisch" waren, nicht nur im Denken, sondern auch im Vollzug des Gottesdienstes. In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Paragraphen 813ff. KKK verweisen.
Ich selbst komme aus einer der protestantischen "Unionskirchen", deren Entstehungsgeschichte und konfessionelle Vielfalt ganze Bücher füllt. Deshalb habe ich mir geschworen, nie mehr "Partei" oder "Konfession" sein zu wollen. Das bedeutet allerdings nicht, daß ich keine eigene Meinung hätte. Wahrscheinlich wird der Hinweis auf den Katechismus allein schon die Gegner von Vaticanum II alarmieren, denn der Abschnitt greift im wesentlichen auf die dort verabschiedeten Konstitutionen zurück, über deren Bedeutung und Gültigkeit hier im Forum schon heftig diskutiert wurde.
Man verzeihe mir meine persönlich gefärbten Ein- und Auslassungen. Glücklicherweise können ja die losgelassenen Kettenhunde hier in der Zwischenwelt des virtuellen Raums nicht richtig beißen.

Letztgültige Definitionen mögen diejenigen geben, die schon jetzt über die Wahrheit verfügen und alles auf den Punkt bringen können. Wenn aber Einheit, z. B. zwischen Ost- und Westkirche, kommen soll, dann dürfen wir keine Rechthaberei walten lassen oder menschliche Kompromisse aushandeln, sondern müssen umkehren und Gott Raum geben, damit er unser Handeln lenken kann.
Gott schenke uns allen Einheit und Frieden.
Mit besten Wünschen für das Forum
Jörg