Über die Situation der katholischen Theologie in Deutschland

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Stefan

Über die Situation der katholischen Theologie in Deutschland

Beitrag von Stefan »

Klaus Berger hat geschrieben:
Katholische Theologie in Deutschland

Ich bin erschrocken darüber, wie zerspalten gerade die aktiven Katholiken und dann noch einmal die Katholiken rechts von der Mitte sind. Es ist immer wieder die Spaltung zwischen Traditionalisten und Reformisten. Dabei entsprechen die Reformisten etwa dem, was zu 80 bis 90 Prozent an katholischen Fakultäten gelehrt wird. Und das ist ein irenischer, aufgeklärter Rationalismus – ohne ernstzunehmenden Bezug zur ganzen Bibel; eucharistische Frömmigkeit und Marienverehrung sind abhanden gekommen. Aus moralischen Gründen ist man antipäpstlich, antihierarchisch und oft antikirchlich. Diese oftmals interreligiös begründeten Positionen finden sich besonders oft auch im Apparat der kirchlichen Angestellten und bei Pfarrern zwischen 45 und 65. Es gehört oft zum, guten Ton, gegen die Kirche zu sein. Wer nicht gegen die Kirche ist, kann nichts werden.

Zum Beleg für die Zustände an den katholischen Fakultäten nur wenige Fragen: Wo ist die eucharistische Frömmigkeit geblieben? Irgendjemand hat den Menschen eingeredet, aus Rücksicht auf die Protestanten dürfe man nicht mehr an die Gegenwart Jesu in Brot und Wein glauben. In vielen Pfarreien werden seit Jahren keine Sakramentsandachten mehr gehalten, in sehr vielen Kirchen ist der Tabernakel schamhaft in die Ecken abgedrängt. – Und zweitens: Die Vereinigung deutschsprachiger katholischer Systematiker hat jüngst erklärt, sie entschuldige sich bei den Protestanten für „Dominus Jesus". Das nenne ich „katholische Weicheier". Kein Protestant wird dieses ernsthaft würdigen wollen und können. Denn man kann froh darüber sein, daß die Diskussion über Kirche" endlich ehrlicher wird.

Zur Diagnose: Daß der Mangel an Priesternachwuchs am Zölibat hinge, ist im wesentlichen eine Ausrede. Vielmehr: Es stimmt mit der Theologie das meiste nicht. Sie ist seicht aufklärerisch und naiv angepaßt. Die Heilmittel liegen auf der Hand: biblischer und urkirchlicher Pfeffer, Freude am Glauben und apokalyptische Distanz zur Gesellschaft, und wie wäre es mit einem Schuß Radikalität?

„Apokalytische Distanz", weil die Nähe zum Staat zu groß ist. „Freude am Glauben", weil es im Evangelium heißt: Voll Freude ging der, der den Schatz im Acker gefunden hatte, hin und gab alles auf, was er hatte. Ob man den Zölibat schafft, das ist ein Indikator für die Freude am Glauben. – Eine erneuerte Theologie stelle ich mir vor als monastische Theologie und eben nicht nur als Neuauflage der Scholastik. Meine Fragezeichenbücher („Wer war Jesus wirklich?", „Darf man an Wunder glauben?" usw.) sind als Beiträge zu monastischer Theologie gedacht.

Nun werden meiner These von der „erneuerten Spiritualität" sicher fast alle zustimmen können, weil es sich da um etwas Schwammiges zu handeln scheint, die These aber, mit der Theologie stimme das meiste nicht, werden Theologen, Apologetik gewöhnt, bestreiten. Doch die Spiritualität ist nicht zu haben ohne eine zugehörige Theologie. Und genau das habe ich seit meiner Jugend entbehrt.

Schon als ich Theologie studierte, wurden Spirituale in den Priesterseminaren als Witzfiguren geführt. Ihre Rolle entsprach ungefähr der des Zeichenlehrers an einem Gymnasium voll rotzfrecher Buben. Die Unterstützung durch die Regenten war halbherzig. Das wäre ein Heilmittel: Die jungen Menschen zu faszinieren durch den Reichtum, den Liturgie und Väter in spiritueller Hinsicht bieten. Bei meinen protestantischen Hörern in Heidelberg ist wenigstens die Frage aufgebrochen. In einer Kirche mit durchschnittlich einem Prozent Gottesdienstbesuch entdeckt man plötzlich, daß das Überleben von der Spiritualität abhängt. Geradezu verzweifelt sucht man danach, reist nach Taize, um wenigstens „Zisterzienser light" zu erleben.
Klaus Berger ist katholischer NT-Exeget an der Universität Heidelberg.
Der Artikel geht noch weiter, aber ist zu lang, um ihn hier zu posten. Ich möchte aber Bergers These aufgreifen:

Eine erneuerte Theologie stelle ich mir vor als monastische Theologie

Ist dies der Weg, den die Kirche im nachchristlichen Europa zu beschreiten hat?

Cicero
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Beitrag von Cicero »

Danke für den Hinweis.

Den Vortrag werde ich mir mal genau zu Gemüte führen.
Das wenige, was ich gerade überflogen habe, trifft genau das, was ich in meinem Studium empfunden habe.

Theologie, in der Gott nicht als Wirklichkeit vorkommt.

In den ganzen Jahren hat es bei uns im Fachbereich Theologie an der Uni Paderborn nicht eine einzige Hl. Messe für Studenten gegeben.
Spiritualität und geistliche Begleitung waren kein Thema.
Da die meisten Studenten Religionslehrer werden wollten, wurden wir für die Schulabteilung im Bistum erst kurz vor Ende des Studiums interessant. Dann kursierten die Horrormeldungen über die Erteilung der Missio. Man dürfe angeblich nicht unverheiratet zusammenleben etc.
Auf meinen Einwurf hin, die meisten von uns seien ja schließlich auf dem Weg katholische Religionslehrer zu werden und sollten hinter der Lehre der Kirche stehen, bin ich der Verbalsteinigung gerade noch entgangen.
Gerade in der Ausbildung der Religionslehrer wird die Diskrepanz zwischen der Wirklichkeit der Kirche und der "geleerten" Theologie dramatisch deutlich. So wundert es mich nicht, wenn eine "kath. Religionslehrerin" ihren Schülern erzählt Himmel und Hölle gebe es nicht u.a. interessante Neuigkeiten aus der Welt die sie für katholisch hält.

Einen Punkt von Klaus Berger finde ich sehr interessant, nämlich wenn er das monastische in nachchristlicher Zeit auf den Schild hebt. Denken wir mal zurück, wer Träger der Mission in unseren Landen waren. Bonifatius, Ansgar u.a. waren Mönche. In den Klöstern ist der geschützte Raum, wo Leben und Praxis der Kirche überleben können, wo sich geistliche Zentrem als Inseln in der säkularen Welt ansiedeln können.
Dort könnte auch der Platz für die geistliche Erneuerung der Theologie sein.

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Niels
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Beitrag von Niels »

Siehe auch:
K. Berger, Das kranke Herz der Theologie
http://www.die-tagespost.com/Archiv/tit ... sp?ID=2556
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Cicero hat geschrieben: In den Klöstern ist der geschützte Raum, wo Leben und Praxis der Kirche überleben können, wo sich geistliche Zentrem als Inseln in der säkularen Welt ansiedeln können.
Dort könnte auch der Platz für die geistliche Erneuerung der Theologie sein.

Merkwürdig, genau darüber habe ich gestern spätabends mir noch Gedanken gemacht.

Und Klöster schaffen es, weitherzig und großzügig zu sein, ohne zu laut zu protestieren. Da spürt man einfach die innere Gewissheit und Zuversicht.
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Cicero hat geschrieben:In den ganzen Jahren hat es bei uns im Fachbereich Theologie an der Uni Paderborn nicht eine einzige Hl. Messe für Studenten gegeben.
Man möge betonen, daß es sich dort um die Uni Paderborn gehandelt hat, nicht aber um die Theologische Fakultät Paderborn
Termine von Messen der Theologischen Fakultät im Wintersemester 2003/2004
  • 14. Oktober 2003: Eröffnung des Studienjahres (9.00 Uhr Semestereröffnungsgottesdienst, anschl. Akademische Jahresfeier)
  • 11. November 2003: Hochamt zur Eröffnung des ´dies academicus` (09.30 Uhr Universitätskirche)
  • 19. November 2003: Feierliches Fakultätsrequiem ++ Mitglieder, Freunde und Förderer der Fakultät (18.00 Uhr Universitätskirche)
  • 17. Dezember 2003: Fakultätsmesse (18.00 Uhr Universitätskirche)
  • 21. Januar 2004: Fakultätsmesse (18.00 Uhr Universitätskirche)
  • 11. Februar 2004: Fakultätsmesse (18.00 Uhr Universitätskirche)
Sonntagsmessen der Fakultät in der Universitätskirche: An jedem letzten Sonntag im Monat um 19.00 Uhr (auch in der vorlesungsfreien Zeit) - Termine: 27.07.03, 31.08.03, 28.09.03, 26.10.03, 30.11.03, 28.12.03, 25.01.04, 29.02.04, 28.03.04
Gruß Jürgen

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anselm
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Re: Über die Situation der katholischen Theologie in Deutsch

Beitrag von anselm »

Stefan hat geschrieben: Klaus Berger ist katholischer NT-Exeget an der Universität Heidelberg.
Der Artikel geht noch weiter, aber ist zu lang, um ihn hier zu posten. Ich möchte aber Bergers These aufgreifen:
Übrigens, Klaus Berger ist protestantischer Theologe. Umso bemerkenswerter finde ich deshalb seine Rede.

Biggi
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Re: Über die Situation der katholischen Theologie in Deutsch

Beitrag von Biggi »

anselm hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben: Klaus Berger ist katholischer NT-Exeget an der Universität Heidelberg.
Der Artikel geht noch weiter, aber ist zu lang, um ihn hier zu posten. Ich möchte aber Bergers These aufgreifen:
Übrigens, Klaus Berger ist protestantischer Theologe. Umso bemerkenswerter finde ich deshalb seine Rede.
Da muss ich dich korrigieren, Anselm: Klaus Berger ist "total katholisch" ;) , mit einer Protestantin verheiratet und lehrt als katholischer Exeget im Fachbereich protestantische Theologie in Heidelberg. Also sowohl aus privaten als auch aus beruflichen Gründen "ökumenisch interessiert", aber katholisch. Umso bemerkenswerter finde ich es, dass Prof. Berger in den letzten Jahren zunehmend deutlicher seine "katholische Meinung" kundtut und sich keinen Deut darum schert, was die "linkskatholische Öffentlichkeit" oder seine Kollegen dazu sagen. Ich bewundere den Mut dieses Mannes.

Privat steht er übrigens dem Zisterzienser-Kloster in Bochum-Stiepel (ja, das aus deiner Signatur, Heinrich!) nahe und lässt keine Gelegenheit aus, dafür zu werben.

Und damit zum Inhalt des Artikels: Ich stimme Bergers kritischer Diagnose durchaus zu, nicht so ganz aber seinem Therapieansatz. Dass dem Auseinanderdriften von Theologie und Spiritualität mit monastischer Theologie zu begegnen wäre, stellt m.E. nur einen möglichen Weg dar. Nach meinem Eindruck werden dadurch aber Laien ebenso wie Weltpriester, die beide schließlich genauso gläubig sein sollen und können wie Ordensleute, diskreditiert und/oder in eine Richtung gedrängt, die zwar für einige Christen, aber keineswegs für alle, ihren Weg zu Gott darstellt. Warum soll es nicht auch eine laikale Spiritualität, auch innerhalb der Theologie, geben?

LG
Biggi

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Niels
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Beitrag von Niels »

Biggi hat geschrieben:Da muss ich dich korrigieren, Anselm: Klaus Berger ist "total katholisch" ;)
Aus einem Interview mit Klaus Berger:

MK: Sie sind katholisch und lehren an einem evangelischen Lehrstuhl für das Neue Testament. Wird Jesus von den Katholiken anders gesehen als von evangelischen Christen?

Berger: Ich sehe, dass es eine Ökumene der gemeinsamen Harmlosigkeit gibt. Die Katholiken haben weithin das neoliberale protestantische Jesusbild übernommen. Die Sicht auf Jesus unterscheidet sich in der normalen Kirche kaum noch. Ich versuche, die katholische Dimension wieder ins Spiel zu bringen, die ungeliebten Texte über Jesus besser lesen zu können. Das gilt besonders für die mystische Tradition und für alle Visionen und Erscheinungsberichte und auch für die Wiederkunft Jesu, also all das, was mit der sichtbaren Berührung von Himmel und Erde zu tun hat. Dafür hat die normale protestantische Theologie keinen Sinn. Das kann man von katholischer Seite als neue Bereicherung einbringen.

Quelle
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

max72
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Beitrag von max72 »

Cicero hat geschrieben:Danke für den Hinweis.

Den Vortrag werde ich mir mal genau zu Gemüte führen.
Das wenige, was ich gerade überflogen habe, trifft genau das, was ich in meinem Studium empfunden habe.

Theologie, in der Gott nicht als Wirklichkeit vorkommt.
Sowas ist einfach traurig... Wie haelt man es dann als Student da aus?

Gibt es Orte an denen das denn anders ist? Eichstaett hoere ich da ab und zu... Andere?

Gruesse

Max

max72
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Beitrag von max72 »

Niels hat geschrieben:Siehe auch:
K. Berger, Das kranke Herz der Theologie
http://www.die-tagespost.com/Archiv/tit ... sp?ID=2556
Das muss man erst mal verdauen (das ist ein protestantisches Lehrbuch?):

Nach dem allgemein für das Erste Theologische Examen überall in Deutschland gebräuchlichen Lehrbuch von Hans Conzelmann und Andreas Lindemann stammen weder das Vaterunser noch die Bergpredigt von Jesus; weder hat er Abendmahl gefeiert noch die Kirche gestiftet, noch ist er auferstanden. Weder war das Grab leer noch ist Jesus vom Heiligen Geist empfangen. Von Jesus weiß man fast nichts, vielleicht sind acht, vielleicht drei oder fünfzehn Jesusworte „echt“, und das Urteil darüber ist je nach Professor unterschiedlich. Conzelmann, der anerkannte Mitautor dieses Buches, hatte gesagt: „Die Volkskirche lebt davon, dass man ihr die Ergebnisse der kritischen Jesusforschung vorenthält.“

Was wollen Theologen denn? Beweisen dass die ganze Religion falsch ist, damit man sie endlich aufgeben kann? Warum nennen die sich denn Christen?? Ich mein, sie muessen ja nicht Christen sein.

Und dann sich wundern dass die Kirchen leer sind. Man erzaehlt, dass alles falsch ist, und wundert sich, dass die Leute andere Religionen aufsuchen...

Max

Stefan

Re: Über die Situation der katholischen Theologie in Deutsch

Beitrag von Stefan »

anselm hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben: Klaus Berger ist katholischer NT-Exeget an der Universität Heidelberg.
Der Artikel geht noch weiter, aber ist zu lang, um ihn hier zu posten. Ich möchte aber Bergers These aufgreifen:
Übrigens, Klaus Berger ist protestantischer Theologe. Umso bemerkenswerter finde ich deshalb seine Rede.
Nein, er ist katholisch. Und fühlt sich bei protestantischen Exegeten wohler als bei seinen katholischen Kollegen.

Stefan

Re: Über die Situation der katholischen Theologie in Deutsch

Beitrag von Stefan »

Biggi hat geschrieben:monastischer Theologie zu begegnen wäre, stellt m.E. nur einen möglichen Weg dar. Nach meinem Eindruck werden dadurch aber Laien ebenso wie Weltpriester, die beide schließlich genauso gläubig sein sollen und können wie Ordensleute, diskreditiert und/oder in eine Richtung gedrängt, die zwar für einige Christen, aber keineswegs für alle, ihren Weg zu Gott darstellt. Warum soll es nicht auch eine laikale Spiritualität, auch innerhalb der Theologie, geben?
Hier sollte man beachten, daß sich sein Referat an Ordensangehörige richtete.

Jojo
Beiträge: 251
Registriert: Dienstag 11. November 2003, 19:12

Re: Über die Situation der katholischen Theologie in Deutsch

Beitrag von Jojo »

Stefan hat geschrieben:
Biggi hat geschrieben:monastischer Theologie zu begegnen wäre, stellt m.E. nur einen möglichen Weg dar. Nach meinem Eindruck werden dadurch aber Laien ebenso wie Weltpriester, die beide schließlich genauso gläubig sein sollen und können wie Ordensleute, diskreditiert und/oder in eine Richtung gedrängt, die zwar für einige Christen, aber keineswegs für alle, ihren Weg zu Gott darstellt. Warum soll es nicht auch eine laikale Spiritualität, auch innerhalb der Theologie, geben?
Hier sollte man beachten, daß sich sein Referat an Ordensangehörige richtete.
Ja, das sollte man sicher beachten. Ich denke schon, dass die monastische Tradition eine wichtige Quelle sein kann.
Aber ich muss auch gestehen, dass ich beim Lesen dieses "Lösungsvorschlags" den selben Gedanken wie Biggi hatte.
Spontan musste ich an Vat II und die damit verknüpften Hoffnungen denken.
Öffnen wir uns zur Welt und alles wird gut!
Natürlich wurde es das nicht und die Antwort auf die Frage, warum liegt in Bergers Vortrag selbst: Der Weg setzt nicht bei den eigenen Ressourcen an! Es wird auf das geschielt, was woanders vermeindlich besser ist, es ist keine Orientierung am Eigenen, an dem, was man selbst "hat", sondern an dem, was andere "haben".
Das Kloster ist nicht die Welt. Vor der Klosterpforte ist nicht hinter der Klosterpforte. Ich werde nicht müde, das zu sagen, auch wenn es nervt.
Das Monastische ist nicht das Eigene. Es ist das, was man sich von außen ansieht, was vermeindlich besser, frömmer, spiritueller ist. Aber es ist letztlich das, was man selbst nicht lebt, ja nicht leben kann. (Auch interessiert das Monastische längst nicht jeden, z.B. hier im Forum ;-) ).

Trotzdem will ich den Vorschlag auf keinen Fall mies reden. Wie gesagt, ich denke schon, dass die monastische Tradition eine Quelle sein kann. Aber eben nur eine. Fatal wäre es, darüber hinaus die eigenen Ressourcen nicht zu kultivieren.

Ansonsten bin ich über den Berger-Vortrag wirklich hocherfreut. Zunächst das Zitat hier im Threat gelesen, dachte ich: Na, es hat sich also immer noch nichts geändert seit fünfzehn, zwanzig Jahren, im Gegenteil, es schein ja immer schlimmer zu werden. Den Vortrag aber noch einmal insgesamt überflogen, kam mir der Gedanke: Na, endlich merkt es mal einer! Und vor allem spricht er es aus und erreicht Öffentlichkeit.
Zu merken, an welchem Punkt man eigentlich steht, ist ja bekanntlich der erste Schritt zur Orientierung in allen Lebenslagen.
und das ist schon einmal ein guter Anfang, auch wenn ich mir lebhaft vorstellen kann, wie solche Gedanken auf heftigen Widerstand stoßen. Das macht aber nichts. Die Zeit wird zeigen, wer näher an der Wirklichkeit ist.
Unser Abt vom Stift Heiligenkreuz bei Wien wurde jüngst in der Konferenz der Ordensoberen im fernen Österreich gefragt, warum sein Kloster reichlich Nachwuchs habe, andere aber gar nicht. Seine Antwort: Weil wir Ordenskleidung tragen auch, wenn wir unterwegs sind, und weil wir hinter dem Papst stehen.
Zarte Pflänzchen des Frühlings inmitten der theologischen Winterlandschaft.
Ich würde sagen: Das 1:0 ist schon gefallen :-)

max72
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Re: Über die Situation der katholischen Theologie in Deutsch

Beitrag von max72 »

Unser Abt vom Stift Heiligenkreuz bei Wien wurde jüngst in der Konferenz der Ordensoberen im fernen Österreich gefragt, warum sein Kloster reichlich Nachwuchs habe, andere aber gar nicht. Seine Antwort: Weil wir Ordenskleidung tragen auch, wenn wir unterwegs sind, und weil wir hinter dem Papst stehen.
Zarte Pflänzchen des Frühlings inmitten der theologischen Winterlandschaft.
Ich würde sagen: Das 1:0 ist schon gefallen :-)
Vielleicht hast Du Recht. Wie Berger sagt, fehlen den Fakultaeten die Studenten, und nur sie wo die "Welt noch in Ordnung ist" haben Nachwuchs. Dann werden auch nur die ueberleben...

Welche Fakultaeten haben den sonst noch kein Problem mit Nachwuchs?

Gruesse

Max

mk

Re: Über die Situation der katholischen Theologie in Deutsch

Beitrag von mk »

max72 hat geschrieben: Vielleicht hast Du Recht. Wie Berger sagt, fehlen den Fakultaeten die Studenten, und nur sie wo die "Welt noch in Ordnung ist" haben Nachwuchs. Dann werden auch nur die ueberleben...

Welche Fakultaeten haben den sonst noch kein Problem mit Nachwuchs?
Also, die Fakultät in Münster hat keine Probleme mit dem Nachwuchs, zumindest was das quantitative anbelangt... ;-) was aber natürlich auch daran liegt, daß hier sehr viele Lehramtsstudenten rumlaufen, so daß der Überblick, wer was macht, oft schwerfällt.

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

"Die deutschsprachige Theologie ist einfallslos geworden."

Jürgen Moltmann
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

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