ottaviani hat geschrieben:Simon hat geschrieben: Unschuldige werden nicht "verbannt", sondern der Mensch - nämlich der Nachsündenfallsmensch - ist qua seiner Natur von Gott getrennt. Das ist keine "Strafe" und auch keine Folge persönlicher Schuld, sondern eine Bedingung seiner Existenz, die er, wie viele andere, den Entscheidungen seiner Vorfahren verdankt.
Der durch Christus ermöglichte Heilsweg, über Taufe und Umkehr die mystische Einheit wieder zu erlangen, wird von Ungetauften, groß oder klein, offenbar nicht beschritten. Woher will man also wissen, ob die auch gerettet werden? Das kann man zwar hoffen, aber die Kirche kann es mangels entsprechender Offenbarung natürlich nicht verbindlich lehren. Ich sehe da das Problem nicht.
Kommen dann unsere älteren Brüder, die Juden, auch in den Limbus, sie sind ja im Normalfall wohl auch nicht getauft?
Mir ist es auch nicht glaubhaft, dass von persönlichen Sünden freie Menschen wegen der Sünde von Adam und Eva von der Anschauung Gottes ausgeschlossen sein sollten.
Meiner Meinung nach gilt die Vorbedingung der Taufe für das Erreichen der Anschauung Gottes für Menschen, die in der Lage sind, diese auch zu erfüllen, wenn sie nur wollen.
Herzliche Grüße
Simon
wenn du nicht an die lehre der erbsünde glaubst bist du nicht katholisch
Ich glaube auch nicht, dass die Sonne die Erde umkreist, wie man aus der Bibel schließen könnte, wenn man liest: "Sonne stehe still".
Da zur Zeit der Verfassung der einzelnen Bücher des NT noch niemand von der Evolution eine Ahnung hatte, blieb zur Erklärung der menschlichen Neigung zur Sünde nur die Vorstellung, Gott hat zwar ein vollkommenes Wesen geschaffen, dieses habe aber diese Vollkommenheit durch eine Ursünde geschwächt und die Sündenfolgen gingen bei der Zeugung auf die Nachkommen über.
Man beachtete dabei nicht, welches Bild man damit von Gott zeichnet: Man behauptet, Gott bestraft eine Sünde des ersten Menschenpaares bis ans Ende des Menschengeschlechtes, zumindest an jenen, die aus irgend einem Grunde ohne Taufe sterben. Diese Bestrafung soll offensichtlich auch dann erfolgen, wenn die Erlangung der Taufe unmöglich war. An einen Gott, der Menschen, die persönlich nichts verbrochen haben, aus seiner Gegenwart verbannt, nur weil an ihnen ein bestimmter Ritus nicht vollzogen wurde, glaube ich sicher nicht. Ein solcher Gott wäre mit Liebe nicht in Verbindung zu bringen.
Man sollte den Teil der Bibel, der sich mit den Anfängen der Welt bzw. des Menschen beschäftigt, als das nehmen, was er ist, nämlich eine Umgestaltung orientalischer Mythen im Sinne Jahwes, der gepriesen wird als Schöpfer der Welt und des Menschen. Die daraus zu ziehende Lehre ist also, die Welt ist kein Zufallsprodukt und der Mensch nicht zufällig entstanden, sondern Gott wollte die Welt, und der Mensch war Ziel der Schöpfung. Wenn der Mensch dem Körper nach der Materie entstammt, ist er nach wie vor den materiellen Bedürfnissen unterworfen, die er zu besiegen hat, soll sein Geist für Höheres fähig werden. Der Zwist zwischen Bodenhaftung und Drang nach Höherem kann unsere Schwankungen zwischen Gut und Böse gut erklären, dafür brauche ich nicht Gott Sippenhaftung unterstellen.
Es ist aber klar, dass auch das erste Primatenpaar, das man als Mensch bezeichnen kann, gesündigt hat. Das zu leugnen wäre sinnlos. Warum sollte ein Steinzeitmensch frei von Sünden geblieben sein? Das Freibleiben von Sünde gelingt ja auch heute niemandem. Nur dass Gott die Sünden der ersten zwei Menschen noch an den letzten ungetauft sterbenden Menschen ahnden wird, unabhängig davon, ob sie eine Chance zur Taufe gehabt hätten, glaube ich nicht.
Jesus war kein I-Püpfchenreiter.
Herzliche Grüße
Simon
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
Zitat von Albert Schweitzer