Vatikan: Wird die Limbus-Lehre verworfen?

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Simon hat geschrieben:Unschuldige werden verbannt, weil sie aufgrund ihres Entwicklungsstandes im Augenblick des Todes zum Glauben nicht fähig und auch die Taufe noch nicht begehren konnten. Für mich ist das eine absurde Vorstellung und auch ein Gottesbild, welches einer Gotteslästerung zumindest nahe kommt.
Unschuldige werden nicht "verbannt", sondern der Mensch - nämlich der Nachsündenfallsmensch - ist qua seiner Natur von Gott getrennt. Das ist keine "Strafe" und auch keine Folge persönlicher Schuld, sondern eine Bedingung seiner Existenz, die er, wie viele andere, den Entscheidungen seiner Vorfahren verdankt.

Der durch Christus ermöglichte Heilsweg, über Taufe und Umkehr die mystische Einheit wieder zu erlangen, wird von Ungetauften, groß oder klein, offenbar nicht beschritten. Woher will man also wissen, ob die auch gerettet werden? Das kann man zwar hoffen, aber die Kirche kann es mangels entsprechender Offenbarung natürlich nicht verbindlich lehren. Ich sehe da das Problem nicht.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Linus
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Beitrag von Linus »

overkott hat geschrieben:Die Frage ist, wieviel Feuer in der Höllenlehre ist .
keines. aber trotzdem schrecklich, den ER ist nicht da.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Simon
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Beitrag von Simon »

Unschuldige werden nicht "verbannt", sondern der Mensch - nämlich der Nachsündenfallsmensch - ist qua seiner Natur von Gott getrennt. Das ist keine "Strafe" und auch keine Folge persönlicher Schuld, sondern eine Bedingung seiner Existenz, die er, wie viele andere, den Entscheidungen seiner Vorfahren verdankt.

Der durch Christus ermöglichte Heilsweg, über Taufe und Umkehr die mystische Einheit wieder zu erlangen, wird von Ungetauften, groß oder klein, offenbar nicht beschritten. Woher will man also wissen, ob die auch gerettet werden? Das kann man zwar hoffen, aber die Kirche kann es mangels entsprechender Offenbarung natürlich nicht verbindlich lehren. Ich sehe da das Problem nicht.
Kommen dann unsere älteren Brüder, die Juden, auch in den Limbus, sie sind ja im Normalfall wohl auch nicht getauft?

Mir ist es auch nicht glaubhaft, dass von persönlichen Sünden freie Menschen wegen der Sünde von Adam und Eva von der Anschauung Gottes ausgeschlossen sein sollten.

Meiner Meinung nach gilt die Vorbedingung der Taufe für das Erreichen der Anschauung Gottes für Menschen, die in der Lage sind, diese auch zu erfüllen, wenn sie nur wollen.

Herzliche Grüße
Simon
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
Zitat von Albert Schweitzer

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Linus
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Beitrag von Linus »

Simon hat geschrieben:An einen Gott, der aus reinem Formalismus Unschuldige aus seiner Gegenwart verbannt, glaube ich nicht.
Ich auch nicht. Aber seit wann sind Kinder unschuldig? Die Schuld der Erbsünde Adams haftet ihnen seit Empfängnis an.
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Benedikt

Beitrag von Benedikt »

Kommen dann unsere älteren Brüder, die Juden, auch in den Limbus, sie sind ja im Normalfall wohl auch nicht getauft?
Die waren vor der Kreuzigung im "limbus patrum", also in der Unterwelt der Väter. Durch das Kreuzesopfer wurden die Fesseln des Todes, die Pforten der Hölle aufgesprengt und Christus führt die Gerechten in sein Reich. (vgl. hierzu das Lexikon für Theologie und Kirche in allen Auflagen)

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Simon
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Beitrag von Simon »

Die Erbschuld ist eine Kollektivschuld, ein Makel, der den Menschen zugesprochen wird, der aber meines Wissens von Jesus nie erwähnt wurde, und sicher keine persönliche Sünde. Ich halte die persönliche Sündhaftigkeit der Menschen für einen ausreichenden Grund, dass wir des Erlösers Jesus Christus bedürfen.

Jesus ist sicher kein Vertreter der Sippenhaftung, und die Taufe tilgt auch persönliche Sünden. (Es werden ja auch Erwachsene getauft, da ist die Tilgung der persönlichen Sünden wichtig).

Herzliche Grüße
Simon
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Zitat von Albert Schweitzer

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overkott
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Beitrag von overkott »

Linus hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Die Frage ist, wieviel Feuer in der Höllenlehre ist .
keines. aber trotzdem schrecklich, den ER ist nicht da.
Wie schrieb doch Bruder Feuer an alle Menschen?

Weh jenen, die nicht in der Buße sterben, denn sie werden Kinder des Teufels sein, dessen Werke sie tun; und sie werden ins ewige Feuer kommen.

Und wir öffnen das versiegelte Buch und lesen mit heiligem Schauer:

Offb 14,9-13
Ein anderer Engel, ein dritter, folgte ihnen und rief mit lauter Stimme: Wer das Tier und sein Standbild anbetet und wer das Kennzeichen auf seiner Stirn oder seiner Hand annimmt,
der muss den Wein des Zornes Gottes trinken, der unverdünnt im Becher seines Zorns gemischt ist. Und er wird mit Feuer und Schwefel gequält vor den Augen der heiligen Engel und des Lammes.
Der Rauch von ihrer Peinigung steigt auf in alle Ewigkeit und alle, die das Tier und sein Standbild anbeten und die seinen Namen als Kennzeichen annehmen, werden bei Tag und Nacht keine Ruhe haben.
Hier muss sich die Standhaftigkeit der Heiligen bewähren, die an den Geboten Gottes und an der Treue zu Jesus festhalten.
Und ich hörte eine Stimme vom Himmel her rufen: Schreibe! Selig die Toten, die im Herrn sterben, von jetzt an; ja, spricht der Geist, sie sollen ausruhen von ihren Mühen; denn ihre Werke begleiten sie.

Welch leichtes Lüftchen weht uns im Vergleich dazu mit der Limbuslehre von der Theologenkommission an.
Zuletzt geändert von overkott am Samstag 21. April 2007, 20:22, insgesamt 1-mal geändert.

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Simon
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Beitrag von Simon »

Benedikt hat geschrieben:
Kommen dann unsere älteren Brüder, die Juden, auch in den Limbus, sie sind ja im Normalfall wohl auch nicht getauft?
Die waren vor der Kreuzigung im "limbus patrum", also in der Unterwelt der Väter. Durch das Kreuzesopfer wurden die Fesseln des Todes, die Pforten der Hölle aufgesprengt und Christus führt die Gerechten in sein Reich. (vgl. hierzu das Lexikon für Theologie und Kirche in allen Auflagen)
Dann kamen die Gerechten also auch ohne Taufe in den Himmel?

Herzliche Grüße
Simon
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Zitat von Albert Schweitzer

Benedikt

Beitrag von Benedikt »

@Simon
Ja. Aber die traditionelle Auffassung umfasst nur Juden, da diese im Bund mit Gott stehen.

Petra
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Beitrag von Petra »

War der Schächer am Kreuz neben Jesus auch bestimmt Jude?

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Simon hat geschrieben: Kommen dann unsere älteren Brüder, die Juden, auch in den Limbus, sie sind ja im Normalfall wohl auch nicht getauft?
Meine älteren Brüder sind das nicht, aber abgesehen davon: Was das Getrenntsein von Gott zur Hölle im engeren Sinn macht, sind die Dämonen, die sich dort mit den Seelen spielen.

Die Limbuslehre besteht ja nun gerade darin, daß diese Konsequenz wenigstens den unschuldigen Kindern erspart bleibe. Wie die da genau darauf kommen, weiß ich nicht, aber die Schriftstellen, die von der ewigen Verdammnis sprechen, legen ja immer irgendwie eine persönliche Schuld der Betroffenen nahe, wahrscheinlich deshalb.
Mir ist es auch nicht glaubhaft, dass von persönlichen Sünden freie Menschen wegen der Sünde von Adam und Eva von der Anschauung Gottes ausgeschlossen sein sollten.
Des is hoit aso. Dafür haben wir den kritischen Vernunftgebrauch erlangt und können Wolkenkratzer bauen.
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Benedikt hat geschrieben:@Simon
Ja. Aber die traditionelle Auffassung umfasst nur Juden, da diese im Bund mit Gott stehen.
Das sind aber nicht die Talmudjuden, sondern die alten Israeliten.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Benedikt

Beitrag von Benedikt »

War der Schächer am Kreuz neben Jesus auch bestimmt Jude?
@Petra
Wenn du dich beschweren willst, dass die Kirchenväter den Limbus patrum nur für die Juden vorsahen, dann wende dich an St. Augustin und nicht an mich. ;-)

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overkott
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Beitrag von overkott »

Simon hat geschrieben:
Benedikt hat geschrieben:
Kommen dann unsere älteren Brüder, die Juden, auch in den Limbus, sie sind ja im Normalfall wohl auch nicht getauft?
Die waren vor der Kreuzigung im "limbus patrum", also in der Unterwelt der Väter. Durch das Kreuzesopfer wurden die Fesseln des Todes, die Pforten der Hölle aufgesprengt und Christus führt die Gerechten in sein Reich. (vgl. hierzu das Lexikon für Theologie und Kirche in allen Auflagen)
Dann kamen die Gerechten also auch ohne Taufe in den Himmel?

Herzliche Grüße
Simon
Ganz so überraschend dürfte die Limbuslehre der Theologenkommission nicht kommen, nährte doch schon das Konzil in Gaudium et Spes die Hoffnung (22):

"Auch auf dem Christen liegen ganz gewiß die Notwendigkeit und auch Pflicht, gegen das Böse durch viele Anfechtungen hindurch anzukämpfen und auch den Tod zu ertragen; aber dem österlichen Geheimnis verbunden und dem Tod Christi gleichgestaltet, geht er, durch Hoffnung gestärkt, der Auferstehung entgegen (30).''
Das gilt nicht nur für die Christgläubigen, sondern für alle Menschen guten Willens, in deren Herzen die Gnade unsichtbar wirkt (31). Da nämlich Christus für alle gestorben ist (32) und da es in Wahrheit nur eine letzte Berufung des Menschen gibt, die göttliche, müssen wir festhalten, daß der Heilige Geist allen die Möglichkeit anbietet, diesem österlichen Geheimnis in einer Gott bekannten Weise verbunden zu sein."

Gehen wir daher mit Freude dem Pfingstfest entgegen, auf dass uns der Heilige Geist in dieser Hoffnung bestärke.

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Simon hat geschrieben:Ich halte die persönliche Sündhaftigkeit der Menschen für einen ausreichenden Grund, dass wir des Erlösers Jesus Christus bedürfen.

Jesus ist sicher kein Vertreter der Sippenhaftung,...
Darum geht es hier nicht. Unsere Vorfahren haben dieses Schicksal, von Gott getrennt zu existieren, aus freien Stücken gewählt, für sich und ihre Kinder, nämlich uns, wie Eltern alle möglichen Entscheidungen für ihre Kinder treffen. Sie waren gewarnt, aber sie haben es trotzdem getan, und sie konnten es tun, weil sie einen freien Willen hatten.

Glücklicherweise hat Gott aber einen Plan B bereitgestellt, aber auch für den müssen wir uns wiederum aus freiem Willen entscheiden. Gott respektiert die Autonomie, die er uns verliehen hat.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Simon
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Beitrag von Simon »

Benedikt hat geschrieben:@Simon
Ja. Aber die traditionelle Auffassung umfasst nur Juden, da diese im Bund mit Gott stehen.
Wie kam die Kirche dann zur Auffassung, gerechte Juden des AT mussten nach ihrem Tode nur bis zur Kreuzigung Jesu im limbus patrum warten, dann kamen sie in den Himmel, obwohl sie sicher persönliche Sünden begangen hatten?
Aber nachdem Jesus gekreuzigt worden war, kommen Kinder ohne persönliche Schuld für ewig in einen Zustand natürlichen Glückes, weil sie vor der Taufe ermordet oder eines natürlichen Todes gestorben sind, bevor sie selbst eine Taufe haben begehren können?

Damit ist es das Unglück der Kinder, dass sie erst nach Christus von ihrer Mutter empfangen worden sind. Und dafür straft sie dann Gott? Und dass die Zugehörigkeit zum Judentum für eine Ausnahme ausreicht, und die Nichtzugehörigkeit zum Judentum zur Benachteiligung führt, wird für die abgetriebenen Nichtjuden zur Vorherbestimmung zur ewigen Trennung von Gott. Nichtjuden sind doch üblicherweise unschuldig daran, dass sie nicht zu den Juden gehören.
Es tut mir leid, aber da kann ich nicht mit. Vielleicht sollten wir mehr auf Gott vertrauen und uns und unsere Mitmenschen seiner Liebe und Barmherzigkeit anvertrauen.
Wir sollten nicht so tun, als könnten wir Gott "in die Karten sehen", auch die Kirche nicht. Sie besitzt Wahrheit, aber nicht "DIE WAHRHEIT", ansonsten bedürfte sie die Unterstützung des Hl. Geistes nicht mehr, und weitere Aussagen über Glaubensinhalte und Moral wären auch überflüssig, besäße sie schon die ganze Wahrheit. Für mich ist die Kirche unterwegs und wächst in der Kenntnis von Wahrheiten, erreichen wird sie sie aber erst bei Gott.

Bei diesen Spekulationen, die aus Gott einen Formalisten machen, der mit seinem Formalismus so manchen persönlich Unschuldigen benachteiligt, wundert es mich nicht, dass immer mehr Menschen den Glauben verlieren.

Herzliche Grüße
Simon
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Zitat von Albert Schweitzer

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Simon hat geschrieben:
Benedikt hat geschrieben:@Simon
Ja. Aber die traditionelle Auffassung umfasst nur Juden, da diese im Bund mit Gott stehen.
Wie kam die Kirche dann zur Auffassung, gerechte Juden des AT mussten nach ihrem Tode nur bis zur Kreuzigung Jesu im limbus patrum warten, dann kamen sie in den Himmel, obwohl sie sicher persönliche Sünden begangen hatten?
Weil sie von der Bundestreue Gottes ausgeht.
Wir sollten nicht so tun, als könnten wir Gott "in die Karten sehen", auch die Kirche nicht.
Ja eben. Etwas verbindlich lehren, was sich der Offenbarung nicht entnehmen läßt, wäre aber genau das - so tun, als könnten wir Gott in die Karten sehen.
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Simon
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Beitrag von Simon »

Peregrin hat geschrieben:
Simon hat geschrieben:Ich halte die persönliche Sündhaftigkeit der Menschen für einen ausreichenden Grund, dass wir des Erlösers Jesus Christus bedürfen.

Jesus ist sicher kein Vertreter der Sippenhaftung,...
Darum geht es hier nicht. Unsere Vorfahren haben dieses Schicksal, von Gott getrennt zu existieren, aus freien Stücken gewählt, für sich und ihre Kinder, nämlich uns, wie Eltern alle möglichen Entscheidungen für ihre Kinder treffen. Sie waren gewarnt, aber sie haben es trotzdem getan, und sie konnten es tun, weil sie einen freien Willen hatten.

Glücklicherweise hat Gott aber einen Plan B bereitgestellt, aber auch für den müssen wir uns wiederum aus freiem Willen entscheiden. Gott respektiert die Autonomie, die er uns verliehen hat.
Dann geht es also doch um Sippenhaftung, denn die Kinder Adams und Evas hatten keine Chance, dem Übel zu entgehen. Adam und Eva hatten die Neigung zur Sünde noch nicht und sündigten doch.

Und dann traut man Gott zu, dass er die Sündenfolgen der Eltern auf die Kinder überträgt und diesen die Sünden dann anrechnet, als hätten sie aus eigenem Antrieb gesündigt?
Und zum Darüberstreuen bestraft er im Mutterleib ermordete Kinder durch Aussperren aus dem Himmel?

Und im Plan B ist für ermordete Kinder keine Rettungsvariante enthalten, da würden ja die Regeln nicht eingehalten?

Wenn man das NT liest, bekommt man aber von Jesus einen anderen Eindruck, ich zumindest.

Herzliche Grüße
Simon
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Zitat von Albert Schweitzer

Kurt
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Beitrag von Kurt »

holzi hat geschrieben:
Asperges1976 hat geschrieben:http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,478599,00.html

Da scheint mir der Spiegel wieder was zu verwechseln, oder?

Wenn ich den Limbus für Kinder verwerfe, dann doch nicht automatisch auch das Fegefeuer im herkömmlichen Sinne?
Das hab ich mir grade eben bei den Radionachrichten auch gedacht.
Nicht, dass ich den Spiegel in Schutz nehmen möcte, aber in der heutigen Printausgabe der "Rheinischen Post" (Zeitung für Politik und Christliche Kultur) wird das Thema heute mit dem Titel gebracht:

Vatikan: Kein Platz fürs Fegefeuer in katholischer Lehre

In der Online-Ausgabe wurde der Titel inzwischen korrigiert.

Benedikt

Beitrag von Benedikt »

Schuld an diesem Begriffe-Wirrwarr ist nicht der Spiegel, sondern die AFP, die französische Presseagentur. Die hat die Abschaffung des Fegefeuers verzapft.


Bzgl. der Limbus-Diskussion:
In der Schrift ist der Wille Gottes, alle Menschen zu retten klar bezeugt. Gleichzeitig ist bezeugt, dass die Erlösungstat Christi durch die Taufe für die Menschen fruchtbar wird. Nun gibt es Menschen, die gestorben sind, bevor sie die Möglichkeit hatten mit dem "lebendigen Wasser" der Taufe in Berührung zu kommen.

Ich halte es für ausgeschlossen, dass alle diese Menschen quasi automatisch gerettet werden, wie es ja manchmal anklingt. Das würde auf eine All-Erlösungslehre hinauslaufen, die der Schrift völlig zuwiderläuft. Nein, Gott hat jedem Menschen die Freiheit gegeben und daher glaube ich, dass jeder Mensch vor die Wahl gestellt wird. Nur weiß ich nicht, wie das bei denen passiert, die objektiv keine Möglichkeit zur Wahl hatten. (Es geht hier nicht, um gute oder schlechte Taten, sondern einzig und allein um die Frage, wie das Erlösungwerk Christi im Leben eines jeden einzelnen fruchtbar wird.)

Geschieht diese Entscheidung an einem anderen Ort, nach dem Tod? Meines Wissens gibt es weder in Schrift und Tradition Belege für diese Ansicht. Und doch erscheint sie mir die plausibelste zu sein, auch wenn dann einige philosophische Fragestellungen auftreten, die eigentlich dagegensprechen.

Mein persönliches Fazit: Mein Interesse, alles zu verstehen, zu durchdenken, zu wissen, stößt hier an eine Grenze. Mein Verstand kann da einfach nicht mehr mit.

Vertrauen.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Simon hat geschrieben:Die Erbschuld ist eine Kollektivschuld, ein Makel, der den Menschen zugesprochen wird, der aber meines Wissens von Jesus nie erwähnt wurde, und sicher keine persönliche Sünde. Ich halte die persönliche Sündhaftigkeit der Menschen für einen ausreichenden Grund, dass wir des Erlösers Jesus Christus bedürfen.

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Petr 1,18-19 Ihr wisst, dass ihr aus eurer sinnlosen, von den Vätern ererbten Lebensweise nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Gold,sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel.

Ich halte die Vergebung der ererbten Sünde für ausreichend, daß wir Jesu Christi Erlösung bedürfen. Denn die ist bereits da, ehe man persönlich Schuld auf sich laden kann.
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Simon
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Beitrag von Simon »

Benedikt hat geschrieben:Schuld an diesem Begriffe-Wirrwarr ist nicht der Spiegel, sondern die AFP, die französische Presseagentur. Die hat die Abschaffung des Fegefeuers verzapft.


Bzgl. der Limbus-Diskussion:
In der Schrift ist der Wille Gottes, alle Menschen zu retten klar bezeugt. Gleichzeitig ist bezeugt, dass die Erlösungstat Christi durch die Taufe für die Menschen fruchtbar wird. Nun gibt es Menschen, die gestorben sind, bevor sie die Möglichkeit hatten mit dem "lebendigen Wasser" der Taufe in Berührung zu kommen.

Ich halte es für ausgeschlossen, dass alle diese Menschen quasi automatisch gerettet werden, wie es ja manchmal anklingt. Das würde auf eine All-Erlösungslehre hinauslaufen, die der Schrift völlig zuwiderläuft. Nein, Gott hat jedem Menschen die Freiheit gegeben und daher glaube ich, dass jeder Mensch vor die Wahl gestellt wird. Nur weiß ich nicht, wie das bei denen passiert, die objektiv keine Möglichkeit zur Wahl hatten. (Es geht hier nicht, um gute oder schlechte Taten, sondern einzig und allein um die Frage, wie das Erlösungwerk Christi im Leben eines jeden einzelnen fruchtbar wird.)

Geschieht diese Entscheidung an einem anderen Ort, nach dem Tod? Meines Wissens gibt es weder in Schrift und Tradition Belege für diese Ansicht. Und doch erscheint sie mir die plausibelste zu sein, auch wenn dann einige philosophische Fragestellungen auftreten, die eigentlich dagegensprechen.

Mein persönliches Fazit: Mein Interesse, alles zu verstehen, zu durchdenken, zu wissen, stößt hier an eine Grenze. Mein Verstand kann da einfach nicht mehr mit.

Vertrauen.
Diesen Gedanken kann ich etwas abgewinnen.

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overkott
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Beitrag von overkott »

Benedikt hat geschrieben:Ich halte es für ausgeschlossen, dass alle diese Menschen quasi automatisch gerettet werden, wie es ja manchmal anklingt. Das würde auf eine All-Erlösungslehre hinauslaufen, die der Schrift völlig zuwiderläuft.
Auch wenn jetzt die gestorbenen ungetauften Kinder durch die Limbuslehre der Theologenkommission heilig gesprochen wurden, ist das keine Allerlösungslehre. Eine Allerlösungslehre wäre schriftferner Gnadenkommunismus: "Ob du willst oder nicht, du kommst trotzdem in den Himmel." Wenn uns aber Christus befreit, sind wir wirklich frei. Deshalb besteht die Freiheit der Kinder Gottes nicht darin, keine zu haben. Wer nichts glaubt, wird nichts bekommen. Wer aber in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

Simon hat geschrieben:Newsletter

Der Inhalt klingt für mich durchaus logisch.
Ich nehme an, dass ein Irrtum, wenn er schon passiert ist, nicht dem jetzigen Papst sondern schon in der Vergangenheit passiert ist. Vielleicht bedient sich der Hl. Geist des jetzigen Papstes, um mit dem Irrtum des Limbus aufzuräumen. Ich nehme an, dass Benedikt XVI. noch mehr "Aufräumarbeiten" zu erledigen haben wird.

Herzliche Grüße

Simon
dieses dokument löst die frage nicht endgültig man kann jetzt genausogut umgekehrt sagen die these von limbus ist nie dogmatisch verworfen worden das ganze ist eine absolute nachkonziliare schlamperei man denkt nicht an die dogmatischen auswirkungen wenn man erklärt ungetaufte kinder können zur ewigen seligkeit gelangen

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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

Simon hat geschrieben:
Unschuldige werden nicht "verbannt", sondern der Mensch - nämlich der Nachsündenfallsmensch - ist qua seiner Natur von Gott getrennt. Das ist keine "Strafe" und auch keine Folge persönlicher Schuld, sondern eine Bedingung seiner Existenz, die er, wie viele andere, den Entscheidungen seiner Vorfahren verdankt.

Der durch Christus ermöglichte Heilsweg, über Taufe und Umkehr die mystische Einheit wieder zu erlangen, wird von Ungetauften, groß oder klein, offenbar nicht beschritten. Woher will man also wissen, ob die auch gerettet werden? Das kann man zwar hoffen, aber die Kirche kann es mangels entsprechender Offenbarung natürlich nicht verbindlich lehren. Ich sehe da das Problem nicht.
Kommen dann unsere älteren Brüder, die Juden, auch in den Limbus, sie sind ja im Normalfall wohl auch nicht getauft?

Mir ist es auch nicht glaubhaft, dass von persönlichen Sünden freie Menschen wegen der Sünde von Adam und Eva von der Anschauung Gottes ausgeschlossen sein sollten.

Meiner Meinung nach gilt die Vorbedingung der Taufe für das Erreichen der Anschauung Gottes für Menschen, die in der Lage sind, diese auch zu erfüllen, wenn sie nur wollen.

Herzliche Grüße
Simon
wenn du nicht an die lehre der erbsünde glaubst bist du nicht katholisch

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Simon
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Beitrag von Simon »

ottaviani hat geschrieben:
Simon hat geschrieben:
Unschuldige werden nicht "verbannt", sondern der Mensch - nämlich der Nachsündenfallsmensch - ist qua seiner Natur von Gott getrennt. Das ist keine "Strafe" und auch keine Folge persönlicher Schuld, sondern eine Bedingung seiner Existenz, die er, wie viele andere, den Entscheidungen seiner Vorfahren verdankt.

Der durch Christus ermöglichte Heilsweg, über Taufe und Umkehr die mystische Einheit wieder zu erlangen, wird von Ungetauften, groß oder klein, offenbar nicht beschritten. Woher will man also wissen, ob die auch gerettet werden? Das kann man zwar hoffen, aber die Kirche kann es mangels entsprechender Offenbarung natürlich nicht verbindlich lehren. Ich sehe da das Problem nicht.
Kommen dann unsere älteren Brüder, die Juden, auch in den Limbus, sie sind ja im Normalfall wohl auch nicht getauft?

Mir ist es auch nicht glaubhaft, dass von persönlichen Sünden freie Menschen wegen der Sünde von Adam und Eva von der Anschauung Gottes ausgeschlossen sein sollten.

Meiner Meinung nach gilt die Vorbedingung der Taufe für das Erreichen der Anschauung Gottes für Menschen, die in der Lage sind, diese auch zu erfüllen, wenn sie nur wollen.

Herzliche Grüße
Simon
wenn du nicht an die lehre der erbsünde glaubst bist du nicht katholisch
Ich glaube auch nicht, dass die Sonne die Erde umkreist, wie man aus der Bibel schließen könnte, wenn man liest: "Sonne stehe still".
Da zur Zeit der Verfassung der einzelnen Bücher des NT noch niemand von der Evolution eine Ahnung hatte, blieb zur Erklärung der menschlichen Neigung zur Sünde nur die Vorstellung, Gott hat zwar ein vollkommenes Wesen geschaffen, dieses habe aber diese Vollkommenheit durch eine Ursünde geschwächt und die Sündenfolgen gingen bei der Zeugung auf die Nachkommen über.
Man beachtete dabei nicht, welches Bild man damit von Gott zeichnet: Man behauptet, Gott bestraft eine Sünde des ersten Menschenpaares bis ans Ende des Menschengeschlechtes, zumindest an jenen, die aus irgend einem Grunde ohne Taufe sterben. Diese Bestrafung soll offensichtlich auch dann erfolgen, wenn die Erlangung der Taufe unmöglich war. An einen Gott, der Menschen, die persönlich nichts verbrochen haben, aus seiner Gegenwart verbannt, nur weil an ihnen ein bestimmter Ritus nicht vollzogen wurde, glaube ich sicher nicht. Ein solcher Gott wäre mit Liebe nicht in Verbindung zu bringen.

Man sollte den Teil der Bibel, der sich mit den Anfängen der Welt bzw. des Menschen beschäftigt, als das nehmen, was er ist, nämlich eine Umgestaltung orientalischer Mythen im Sinne Jahwes, der gepriesen wird als Schöpfer der Welt und des Menschen. Die daraus zu ziehende Lehre ist also, die Welt ist kein Zufallsprodukt und der Mensch nicht zufällig entstanden, sondern Gott wollte die Welt, und der Mensch war Ziel der Schöpfung. Wenn der Mensch dem Körper nach der Materie entstammt, ist er nach wie vor den materiellen Bedürfnissen unterworfen, die er zu besiegen hat, soll sein Geist für Höheres fähig werden. Der Zwist zwischen Bodenhaftung und Drang nach Höherem kann unsere Schwankungen zwischen Gut und Böse gut erklären, dafür brauche ich nicht Gott Sippenhaftung unterstellen.

Es ist aber klar, dass auch das erste Primatenpaar, das man als Mensch bezeichnen kann, gesündigt hat. Das zu leugnen wäre sinnlos. Warum sollte ein Steinzeitmensch frei von Sünden geblieben sein? Das Freibleiben von Sünde gelingt ja auch heute niemandem. Nur dass Gott die Sünden der ersten zwei Menschen noch an den letzten ungetauft sterbenden Menschen ahnden wird, unabhängig davon, ob sie eine Chance zur Taufe gehabt hätten, glaube ich nicht.

Jesus war kein I-Püpfchenreiter.

Herzliche Grüße
Simon
Zuletzt geändert von Simon am Sonntag 22. April 2007, 19:54, insgesamt 1-mal geändert.
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
Zitat von Albert Schweitzer

Benedikt

Beitrag von Benedikt »

Könnte man das Thema Erbsünde hier mal ausgliedern? (Auch wenn das mit dem Thema Limbus zu tun hat, verdient es doch einen eigenen Diskussionsfaden, bzw. den gibt es bestimmt schon.)

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Diese ganze Aktion ist so unnötig wie ein Kropf und hat als Folge einzig und allein dazu, Verwirrung zu stiften.
Nicht eine Seele wird dadurch gerettet. Nicht ein Mensch wird sagen: "Oh, ungetaufte Kinder kommen in den Himmel? Na, dann werde ich katholisch."
Stattdessen sagen bei Überschriften im Spiegel wie "Vatikan schafft Vorhölle ab" zig Leute: "Na, wenn sich das sowieso ständig ändert, brauche ich eh nicht auf die zu hören".

Irgendwelche Theologenkommissionen halboffizielle spekulative Verlautbarungen an die Medien geben zu lassen, die es so aussehen, als wäre das jetzt die offizielle kirchliche Lehre (und leider hat es den Anschein, als ob genau das so gewollt ist) ist in meinen Augen eine schlimme Untergrabung des Kirchlichen Lehramts. Statt zu lehren, wird verwirrt.

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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

Benedikt hat geschrieben:Könnte man das Thema Erbsünde hier mal ausgliedern? (Auch wenn das mit dem Thema Limbus zu tun hat, verdient es doch einen eigenen Diskussionsfaden, bzw. den gibt es bestimmt schon.)
das thema kann man glaube ich nicht ausgliedern den das gehört absolut zusammen denke ich

sofaklecks
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Lehramt

Beitrag von sofaklecks »

Einmal mehr hören wir die Klage über die pastorale Verwirrung.

Was ist deren Ursache?

Die Tatsache, dass man etwas nicht nachvollziehbar erklären kann, aber so getan hat, als wisse man es präzise.

Weshalb tut man so, als habe man hier das Unbegreifliche begriffen?

Die Antwort des Katechismus ist die einzig richtige: Wir vertrauen auf die Liebe Gottes. Vertrauen und glauben daran. Ehrlich: Wer weiss mehr als das? Und wer muss mehr wissen?

Ich glaube, nicht nachvollziehbare Antworten auf Fragen, die wir nicht präzise beantworten können, versehen mit der Forderung, diese widerspruchslos zu glauben, hindern mehr Menschen am Ja zum Glauben als der Hinweis, dass Gott uns die Antwort -sicher nicht ohne Grund- verborgen hält, wir aber ihm vertrauen dürfen. Die (unbeantwortet gebliebene) Frage von Bärchen ist signifikant. Wer ihr antworten will, ihre totgeborenen Kinder seien in einer Vorhölle (schon das Wort alleine ist ein Schlag ins Gesicht), gibt nicht Steine statt Brot, sondern Skorpione.

Und die ständigen Hinweise an die ehrlich Fragenden, sie würden sich mit diesen Fragen aus der Kirche verabschieden, machen es auch nicht besser.

Ja, das ist ein ganz zentrales Thema. Und mir scheint, die Theologen hier gehen einer Antwort gezielt aus dem Weg.

Dass es eine Ursünde gibt, das muss man nicht (nur) glauben, das sieht man. Jeder wird schuldig auf dieser Welt. Als bekäme man es vererbt. Also von mir aus auch Erbsünde.

Und die Antwort darauf, die Erlösung davon durch Gott selbst, das ist eine Wahrheit, die wahrhaft befreiend ist. Die nur wir Christen haben. Wir haben eine Antwort. Jesus von Nazareth.

Die Antwort auf die Frage nach dem Woher der Ursünde, die bleiben uns die Theologen allerdings schuldig. Statt dessen verweisen sie auf die Schöpfungsgeschichte(n) und einen ewig nachtragenden Gott. Basta. So isses halt. Glaubt's einfach. Ist besser für Euch. Wir wissen das.

Und erklären jeden, der das als unverständlich, ja durch die Erkenntnisse der Naturwissenschaft über das Werden des Menschen als widerlegt bezeichnet, als nicht mehr zur Kirche gehörig.

Ihr macht es euch zu einfach.

Wir wollen es doch nur verstehen, was ihr lehrt. Erklärt es uns doch so, dass wir es verstehen können. Wenn ihr es versteht, muss es doch auch uns möglich sein.

Aber bitte nicht mit dem Argument, wenn wir Euch das nicht glauben, wäre die Kirche pro procto. Das überzeugt nicht.

sofaklecks

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Simon
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Beitrag von Simon »

Leguan hat geschrieben:Diese ganze Aktion ist so unnötig wie ein Kropf und hat als Folge einzig und allein dazu, Verwirrung zu stiften.
Nicht eine Seele wird dadurch gerettet. Nicht ein Mensch wird sagen: "Oh, ungetaufte Kinder kommen in den Himmel? Na, dann werde ich katholisch."
Stattdessen sagen bei Überschriften im Spiegel wie "Vatikan schafft Vorhölle ab" zig Leute: "Na, wenn sich das sowieso ständig ändert, brauche ich eh nicht auf die zu hören".

Irgendwelche Theologenkommissionen halboffizielle spekulative Verlautbarungen an die Medien geben zu lassen, die es so aussehen, als wäre das jetzt die offizielle kirchliche Lehre (und leider hat es den Anschein, als ob genau das so gewollt ist) ist in meinen Augen eine schlimme Untergrabung des Kirchlichen Lehramts. Statt zu lehren, wird verwirrt.
Manchmal diskutieren Menschen über ein Thema, weil sie damit nicht zu Rande kommen und es sie dauernd oder immer wieder in Unruhe versetzt. Es ist doch auch ein Wert, wenn sich die Gläubigen sagen können, dass wenigstens ein Teil der kirchlichen Lehre nicht unverständlich bleiben muss, weil er der natürlichen Vernunft nicht widerspricht. Gehorsam im Glauben bzw. dem Lehramt gegenüber üben kann man auch bei den Glaubensgeheimnissen, die sich ebenfalls jeder Beweisbarkeit entziehen, die aber wenigstens den Anspruch erheben können, geoffenbarte Wahrheit zu sein. Die Aussagen der Theologen lassen sich in wenige Worte kleiden: Friss, oder stirb. Notfalls steckst du dein menschliches Wissen in einen Sack und begräbst ihn. Anschließend wirst du leicht Aussagen hinnehmen können, die sich mit der Bibel höchst mühsam und nur mit Verrenkungen in Einklang bringen lassen.

Herzliche Grüße
Simon
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
Zitat von Albert Schweitzer

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Linus
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Re: Lehramt

Beitrag von Linus »

sofaklecks hat geschrieben:Ja, das ist ein ganz zentrales Thema. Und mir scheint, die Theologen hier gehen einer Antwort gezielt aus dem Weg.

Dass es eine Ursünde gibt, das muss man nicht (nur) glauben, das sieht man. Jeder wird schuldig auf dieser Welt. Als bekäme man es vererbt. Also von mir aus auch Erbsünde.
Warum der Konjunktiv? Du erhältst ja durch Vererbung ja nicht nur die sinnlich wahrnehmbaren Eigenheiten deiner Vorfahren (Große Ohren, schiefe Nase, schöner Mund) sondern auch gewisse Eigenschaften deiner Eltern (auch wenn jetzt Soziologen sagen, die seien sozialisatorisch erworben) Warum nicht auch die Neigung zur Sünde die in der Erbsünde wurzelt?
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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