Bischöfin Käßmann reicht die Scheidung ein

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
Petra
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Beitrag von Petra »

Pit hat geschrieben:Nur, das es garantiert einen mittleren Aufstand geben würde, wenn ein evangelischer Christ hier schreiben würde, warum das Verhalten dieses oder jenes Bischofs nicht in Ordnung ist etc.
Sehe ich da etwa zweierlei Maß bei einigen Usern? ;-)

Aber Du hast schon recht:
Wie heisst es so treffend:
Wer unter euch ohne (!) Sünde ist, werfe den ersten Stein.
Nun, hier im Thread haben einige schon mehrere Steine geworfen.

Gruß, Pit
Petra hat geschrieben:Du schätzt die Jungs falsch ein, Pit. Hier geht’s um grundsätzliche Fragen. Mit dem Schicksal des Einzelnen gehen sie menschlich um, christlich eben. Ersten Stein werfen und so.

Übrigens ist das keine „Einmischung“. In den Sauna-Threads wird sich auch nicht eingemischt, sondern eigene Ansichten werden veröffentlicht. Das ist Foren-Alltag.
Es sollte eine selffulfilling prophecy werden. Dachte mir beim Schreiben: Möge die Übung gelingen :roll:

Petra
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Beitrag von Petra »

Die Begründung, Frau Käßmanns Ehe wäre wegen ihrer Karriere gescheitert, ist wohl nur ein Vorurteil. Oder habt ihr Zugang zu ihren Tagebüchern?

Wenn die Ehen von Nicht-Erfolgreichen scheitern, woran liegts dann?

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Chiara
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Beitrag von Chiara »

Wobei das Problem dann eher darin liegen würde, DASS der Staatsanwalt nicht eingreift, nicht wahr? Im Übrigen habe ich dahingehend nur angeprangert, dass da der Vorwurf stand: "Aber guckt mal, ihr Katholiken, wie schlimm ihr erst seid!" Das ist daneben. Es geht nicht um Rundumschläge, sondern um eine konkrete Person, deren Verhalten man nicht gut findet - oder eben doch.

Jedenfalls geht es mir nicht darum, dass oder warum ihre Ehe gescheitert ist (das werden unter Umständen nicht einmal die Eheleute so ganz nachvollziehen können), sondern wie sie damit umgeht. Im Leben auf die Nase zu fallen, ist halt menschlich - aber nicht, sich danach zum Vorbild der anvertrauten Gläubigen zu stilisieren. Vorbildlich kann hinsichtlich des Glaubens entweder etwas Gutes sein oder etwas Schlechtes, das durch den Glauben und die Gnade Gottes in etwas Gutes verwandelt wird. Zum Beispiel, wenn nach einem Ehebruch der unschuldige Partner verzeihen kann. Aber die Vorbildhaftigkeit ist dann ein Urteil der anderen (Gläubigen) über die entsprechende Person, und nicht ihre Selbsteinschätzung. Frau Käßmann kann zwar anläßlich eines Ehejubiläums sagen, dass sie hofft, anderen eine Ermutigung zu sein; sie kann dasselbe sagen, wenn sie sich in einer schwierigen Lage nach Christi Wort verhalten hat. Aber sie kann ihr Festhalten am Amt nicht dadurch begründen, dass sie ja doch ein VORBILD sein könnte - wofür denn?

Im Übrigen wäre ein Rücktritt von ihr durchaus eine einfachere Angelegenheit als die eines katholischen Bischofs, da die evangelischen Oberhirten ja ohnehin nach Ende ihrer Amtszeit wieder Pfarrer sind.
"Scio cui credidi"

Kurt
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Beitrag von Kurt »

Protestanten begründen (auf Grund Luther'scher Überlieferung) gerne mit der Bibel:
1 Tim 3,1-7 hat geschrieben:Das ist gewißlich wahr: Wenn jemand ein Bischofsamt begehrt, der begehrt eine hohe Aufgabe. Ein Bischof aber soll untadelig sein, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, maßvoll, würdig, gastfrei, geschickt im Lehren, kein Säufer, nicht gewalttätig, sondern gütig, nicht streitsüchtig, nicht geldgierig, einer, der seinem eigenen Haus gut vorsteht und gehorsame Kinder hat in aller Ehrbarkeit. Denn wenn jemand seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie soll er für die Gemeinde Gottes sorgen? Er soll kein Neugetaufter sein, damit er sich nicht aufblase und dem Urteil des Teufels verfalle. Er muß aber auch einen guten Ruf haben bei denen, die draußen sind, damit er nicht geschmäht werde und sich nicht fange in der Schlinge des Teufels.
Das "warum und woran lag es", ist also nicht die Frage. Es wird schon Gründe geben. Hier geht es aber um die Anforderungen an den Bischof, so wie sie die Bibel stellt.
Man muss fragen: Ist die Bibel nicht mehr Grundlage des protestantischen Glaubens?

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Edi
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Beitrag von Edi »

Chiara hat geschrieben:Aber die Vorbildhaftigkeit ist dann ein Urteil der anderen (Gläubigen) über die entsprechende Person, und nicht ihre Selbsteinschätzung. Frau Käßmann kann zwar anläßlich eines Ehejubiläums sagen, dass sie hofft, anderen eine Ermutigung zu sein; sie kann dasselbe sagen, wenn sie sich in einer schwierigen Lage nach Christi Wort verhalten hat. Aber sie kann ihr Festhalten am Amt nicht dadurch begründen, dass sie ja doch ein VORBILD sein könnte - wofür denn?
Zitat: «Die von mir zu erwartende Vorbildfunktion sehe ich darin, wahrhaftig zu sein.»

Offenbar meint sie damit, dass sie nicht weiter in einer unbefriedigenden ehelichen Gemeinschaft verbleiben will und nach aussen so tun will, als ob alles in bester Ordnung wäre.
Als ob das für einen Christen ausreichend wäre.
Wie die Leute alles passend hindrehen nur weil sie in ihrem Ehrgeiz ihr Amt beibehalten wollen und meinen sie seien sooo wichtig.
Mit ihrer Wahrheitsliebe ist es übrigens des öfteren auch nicht so weit her gewesen, zumal sie einige Dinge, die sie als Theologín wissen musste, immer wieder verdreht und verbogen hat.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

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Chiara
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Beitrag von Chiara »

Edi hat geschrieben:Zitat: «Die von mir zu erwartende Vorbildfunktion sehe ich darin, wahrhaftig zu sein.»

Offenbar meint sie damit, dass sie nicht weiter in einer unbefriedigenden ehelichen Gemeinschaft verbleiben will und nach aussen so tun will, als ob alles in bester Ordnung wäre.
Als ob das für einen Christen ausreichend wäre.
So meine ich das!
Ohne diese konkrete Ehe beurteilen zu wollen: Die zerbrochene Ehe aufzugeben, ist keine Heldentat, auch wenn es als "Wahrhaftigkeit" hochgelobt wird. Es ist heutzutage das Übliche, und Frau Käßmann nimmt etwas heute (leider) Selbstverständliches für sich in Anspruch. Vorbildlich könnte es hingegen sein, sich um die gefährdete Ehe zu bemühen, sofern noch etwas zu retten ist.
Aber bitte schön: Die Vorbildhaftigkeit definiert nicht der Delinquent!
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Edi
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Beitrag von Edi »

Chiara hat geschrieben: Ohne diese konkrete Ehe beurteilen zu wollen: Die zerbrochene Ehe aufzugeben, ist keine Heldentat, auch wenn es als "Wahrhaftigkeit" hochgelobt wird. Es ist heutzutage das Übliche, und Frau Käßmann nimmt etwas heute (leider) Selbstverständliches für sich in Anspruch. Vorbildlich könnte es hingegen sein, sich um die gefährdete Ehe zu bemühen, sofern noch etwas zu retten ist.
Aber bitte schön: Die Vorbildhaftigkeit definiert nicht der Delinquent!
Es sind schon viele Ehen, die nach menschlichem Ermessen absolut nicht mehr zu retten waren, mit Gottes Hilfe wieder in Ordnung gekommen! Auch hier kann Gott Wunder wirken.
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Chiara hat geschrieben:Wobei das Problem dann eher darin liegen würde, DASS der Staatsanwalt nicht eingreift, nicht wahr?
Das war schon verjährt, wenn ich mich recht erinnere. Aber es bleibt natürlich das Problem, daß deshalb der Sachverhalt nie wirklich geklärt wurde und die in den Medien gestreuten Geschichten daher als "Fakten" stehengeblieben sind. Obwohl der Zeuge ja nicht unbedingt glaubwürdig war. Aber was soll man da tun? Den labilen Menschen noch durch ein kirchengerichtliches Verfahren zerren und ihn kirchenoffiziell für unglaubwürdig erklären - was hätte die veröffentlichte Meinung denn dazu gesagt? Oder den Beschuldigten trotz der trüben Beweislage und damit gegen jede Gerechtigkeit eintunken?
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Granuaile
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Mittelalter?

Beitrag von Granuaile »

Wenn ich einzelne Beiträge lese, frage ich mich schon, ob wir noch im Mittelalter sind. Richtig, Frau Käßmann hat nach 26 Jahren Ehe die Scheidung eingereicht. Richtig, sie und ihr Ehemann haben damals versprochen, den weiteren Lebensweg in guten und schlechten Zeiten gemeinsam zu gehen. Aber, wer von uns weiss, was in den letzten Monaten und Jahren im Hause Käßmann ablief. Ist es christlicher, nach einem Auseinanderleben einfach nach aussen die Fassade der intakten Ehe zu zeigen? Warum soll eine Pastorin, welche ein Bischofsamt inne hat, nach einer allfälligen Scheidung zu dessen Ausübung nicht mehr befähigt sein?
Es ist bedauerlich, dass die Ehe Käßmann auseinander gebrochen ist, wie dies für jede solche Ehe traurig ist. Doch ist es für mich auch ein Zeichen von Mut und Wahrhaftigkeit, als Person in hohem geistlichen Amt vor die Oberbehörden und danach indirekt vor die Öffentlichkeit zu treten und das Scheitern der eigenen Ehe offen zu legen. Dafür gebührt Frau Käßmann Dank, Hochachtung und auch Mitgefühl. Dasselbe gilt selbstverständlich auch für Herrn Käßmann.
Insbesondere ist katholische Häme im Sinne, man habe schon immer gewusst, dass Frauen und Verheiratete nicht für geistliche Ämter geeignet seien, fehl am Platz.

Raimund J.
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Re: Mittelalter?

Beitrag von Raimund J. »

Granuaile hat geschrieben: Es ist bedauerlich, dass die Ehe Käßmann auseinander gebrochen ist, wie dies für jede solche Ehe traurig ist. Doch ist es für mich auch ein Zeichen von Mut und Wahrhaftigkeit, als Person in hohem geistlichen Amt vor die Oberbehörden und danach indirekt vor die Öffentlichkeit zu treten und das Scheitern der eigenen Ehe offen zu legen. Dafür gebührt Frau Käßmann Dank, Hochachtung und auch Mitgefühl. Dasselbe gilt selbstverständlich auch für Herrn Käßmann.
Na ja, also darin sehe ich wirklich keine anerkennswerte Leistung.
Granuaile hat geschrieben: Insbesondere ist katholische Häme im Sinne, man habe schon immer gewusst, dass Frauen und Verheiratete nicht für geistliche Ämter geeignet seien, fehl am Platz.
Das ist keine Häme sondern lediglich eine Feststellung.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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Pit
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Re: Mittelalter?

Beitrag von Pit »

Tja, hier wissen (!) einige User eben, daß Verheiratete nicht zur Führung eines geistlichen Amtes geeignet sind, und deshalb sollten diese User auch am Besten den griechisch-,russisch-und anderen orthodoxen Priestern, sofern sie verheiratet sind, vorschlagen, schnellstmöglich ihr Amt niederzulegen.

Gruß, Pit
Granuaile hat geschrieben:
Insbesondere ist katholische Häme im Sinne, man habe schon immer gewusst, dass Frauen und Verheiratete nicht für geistliche Ämter geeignet seien, fehl am Platz.
carpe diem - Nutze den Tag !

Raimund J.
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Re: Mittelalter?

Beitrag von Raimund J. »

Pit hat geschrieben:Tja, hier wissen (!) einige User eben, daß Verheiratete nicht zur Führung eines geistlichen Amtes geeignet sind, und deshalb sollten diese User auch am Besten den griechisch-,russisch-und anderen orthodoxen Priestern, sofern sie verheiratet sind, vorschlagen, schnellstmöglich ihr Amt niederzulegen.
Unter den griechisch-,russisch-und anderen orthodoxen Priestern gibt es verheiratete Frauen???
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Petra
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Re: Mittelalter?

Beitrag von Petra »

Granuaile hat geschrieben: Insbesondere ist katholische Häme im Sinne, man habe schon immer gewusst, dass Frauen und Verheiratete nicht für geistliche Ämter geeignet seien, fehl am Platz.
"Katholische Häme"? Ich bin übrigens katholisch :roll: - und hier haben u.a. auch christliche Nichtkatholen Frau Käßmanns zum Rücktritt geraten.

(Diese Verallgemeinerungen kann ich einfach nicht ab. *schimpf*)

John Grantham
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Re: Mittelalter?

Beitrag von John Grantham »

Petra hat geschrieben:
Granuaile hat geschrieben:Insbesondere ist katholische Häme im Sinne, man habe schon immer gewusst, dass Frauen und Verheiratete nicht für geistliche Ämter geeignet seien, fehl am Platz.
"Katholische Häme"? Ich bin übrigens katholisch :roll: - und hier haben u.a. auch christliche Nichtkatholen Frau Käßmanns zum Rücktritt geraten.

(Diese Verallgemeinerungen kann ich einfach nicht ab. *schimpf*)
Kurz im Kreuzgang vorbeigeschaut nach langem Abstinenz, und ich stelle fest, dass ich ebenso von diesem Rundumschlag erwischt wurde. ;-)

Als Katholik-aber-Nicht-Römisch-Katholik (bzw. Anglikaner*), der gerne Frauen und Verheiratete in allen geistlichen Ämtern sieht, denke ich auch, dass Bischöfin Käßmann lieber zurücktreten sollte, wie mein lieber Mit-Anglikaner SD ebenfalls gesagt hat.

Es ist letztendlich ihre Entscheidung, ob sie zurücktritt, und die Entscheidung der hannöverschen Landeskirche, ob sie im Amt bleibt. Also mir geht es eigentlich nichts an. Aber wenn man mich fragt, würde ich sie eher zum Rücktritt raten. Als Pfarrerin oder sonstwie könnte sie jedoch weiterhin agieren IMO, aber ich frage mich, wie sie als Bischöfin weitermachen kann.

Cheers,

John

* - Jaja, jetzt kommt's, Ihr Anglikaner seid nicht katholisch blah blah blah. ;-)
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Edi
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Beitrag von Edi »

Für diejenigen, die es noch nicht gemerkt haben:

Es gibt auch Evangelische, die einen Rücktritt als notwendig ansehen:
http://www.idea.de/index.php?id=891&tx_ ... ee8ab227c6

Der Befürworter für ihr Verbleiben im Amt (siehe Link) hat allerdings wieder das Geschwafel vom Steinewerfen gebracht. Zu mehr geistlichem Verständnis der heiligen Schrift bringen es manche Berufschristen ja nicht, zumal die Stelle ja von einer Ehebrecherin handelt, die Buße tat. Nun kann man Frau Käßmann sicher derzeit keinen Ehebruch anlasten, jedoch ist eine Scheidung auch nicht gerade das beste Zeugnis, egal wer nun an der Situation schuldig ist.

Und bei jesus.de sind es noch mehr, die den Rücktritt für nötig ansehen.
Zuletzt geändert von Edi am Sonntag 20. Mai 2007, 23:33, insgesamt 3-mal geändert.
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Walter
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Re: Mittelalter?

Beitrag von Walter »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Unter den griechisch-,russisch-und anderen orthodoxen Priestern gibt es verheiratete Frauen???
Nicht unter ihnen – an ihrer Seite. :mrgreen:
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SpaceRat
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Re: Mittelalter?

Beitrag von SpaceRat »

Walter hat geschrieben:
Raimund Josef H. hat geschrieben:Unter den griechisch-,russisch-und anderen orthodoxen Priestern gibt es verheiratete Frauen???
Nicht unter ihnen – an ihrer Seite. :mrgreen:
Auch unter ihnen... sofern die Ehe auch körperlich vollzogen wird...
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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

Edi hat geschrieben:Für diejenigen, die es noch nicht gemerkt haben:
Es gibt auch Evangelische, die einen Rücktritt als notwendig ansehen:
http://www.idea.de/index.php?id=891&tx_ ... ee8ab227c6
Setz mich mit auf die Liste.

Ich wüsste auch nicht, was das mit Steinewerfen zu tun hat, von einem Rücktritt stirbt sie nicht und wird auch nicht verarmen.
Vielleicht kann sie ja zu den Calvinisten wechseln, einen Unterschied würde sie ja eh nicht merken....
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Granuaile
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Beitrag von Granuaile »

SpaceRat hat geschrieben: Vielleicht kann sie ja zu den Calvinisten wechseln, einen Unterschied würde sie ja eh nicht merken....
Verstehe ich schlicht nicht. Soll dies indirekt ein Tritt eines überzeugten Lutheraners an das Schienbein der Reformierten sein? Oder meint SpaceRat in der Tat, Margot Käßmann könne die verschiedenen Konfessionen nicht unterscheiden?

Margot Käßmann hat immer wieder polarisiert. Rücktrittsforderungen gegen sie hat es schon früher gegeben. Diesmal ist sie nicht die von einigen offenbar erwünschte liebe, sanfte, gehorsame Seelenhirtin, die still ihr Schicksal, in einer nicht mehr lebenserfüllenden Ehe zu stehen, trägt. Sie handelt, lässt sich scheiden. Ich verstehe, dass dies einigen Menschen, denen die Heiligkeit der Ehe als auf Lebzeiten eingegangener Lebensbund ein Anliegen ist, gegen den Strich geht. Ich respektiere deshalb auch die Ansicht, Margot Käßmann handle mit ihrem Scheidungsbegehren falsch, auch wenn ich diese nicht teile. Doch habe ich den Eindruck, dass diese Scheidung für viele - evangelische wie andere - Christinnen und Christen, die sich ohnehin an der Person von Margot Käßmann stossen, ein willkommener Anlass ist, einmal mehr ihre Entfernung aus dem Bischofsamt zu fordern. Dagegen wehre ich mich. Ich halte daran fest, dass eine Ehescheidung für sich allein in einer evangelischen Kirche nicht Anlass bilden soll, eine fähige Person ins Abseits zu befördern.

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Edi
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Beitrag von Edi »

Granuaile hat geschrieben: Dagegen wehre ich mich. Ich halte daran fest, dass eine Ehescheidung für sich allein in einer evangelischen Kirche nicht Anlass bilden soll, eine fähige Person ins Abseits zu befördern.
Worin ist sie denn fähig, vielleicht im Maul-Aufreissen und falsche Dinge behaupten oder gar die Homosexuellen zu fördern?
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taddeo
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Beitrag von taddeo »

Edi hat geschrieben:
Granuaile hat geschrieben: Dagegen wehre ich mich. Ich halte daran fest, dass eine Ehescheidung für sich allein in einer evangelischen Kirche nicht Anlass bilden soll, eine fähige Person ins Abseits zu befördern.
Worin ist sie denn fähig, vielleicht im Maul-Aufreissen und falsche Dinge behaupten oder gar die Homosexuellen zu fördern?
Die "Fähigkeit" beurteilt doch jeder nach seiner eigenen Sicht. Was innerhalb des Protestantismus als fähig angesehen wird, muß noch lange nicht aus katholischer Sicht gelten und umgekehrt.
Wenn man anfängt, darüber ernsthaft zu streiten, sind (ehedem) nordirische Verhältnisse nicht mehr weit. Hier im Forum bringen derartige Diskussionen doch auch nur mehr Traffic, aber keinen nennenswerten Erkenntnisfortschritt - jeder weiß ja eigentlich schon von vornherein, was er für richtig hält, oder? Ich versteh manchmal den Zelotismus nicht, mit dem hier gestritten wird...

John Grantham
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Beitrag von John Grantham »

Granuaile hat geschrieben:Doch habe ich den Eindruck, dass diese Scheidung für viele - evangelische wie andere - Christinnen und Christen, die sich ohnehin an der Person von Margot Käßmann stossen, ein willkommener Anlass ist, einmal mehr ihre Entfernung aus dem Bischofsamt zu fordern. Dagegen wehre ich mich.
Ich stoße mich an ihrer Person nicht. Ich war in Hannover bei der Unterzeichnung der Charta Oecumenica dabei und fand ihre Predigt zu dem Anlaß gut.

Aber ein Bischof soll nunmal tadellos in seiner Person sein, wie man mehrfach biblisch lesen kann. Und eine Scheidung ist nunmal die Auflösung eines Versprechens vor Gott und der Familie, auch wenn das manchmal Realität ist. Bischöfin Käßmann könnte m.E. durchaus anderswo in der Kirche tätig sein, als Pfarrerin oder sonstwie, aber ich finde, dass eine geschiedene Person kein Bischof sein kann. Das paßt einfach nicht, weil das sich nicht weder der Bibel noch mit den Kirchenvätern noch mit Tradition vereinbaren läßt (geschweige vom Verstand).

Ich habe sehr viel Mitleid für Bischöfin Käßmann und Scheidungen sind immer eine traurige Sache. Aber man kann m.E. nicht einfach alles aus Mitlied durchgehen lassen, so leid sie mir tut. Sie soll nicht ausgestoßen oder bestraft werden, aber ich sehe nicht, wie sie in dieser Situation auf Grundlage der christlichen Schriften und Tradition eine christliche Führungsrolle als Bischöfin ausüben kann.

Cheers,

John
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SpaceRat
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Beitrag von SpaceRat »

John Grantham hat geschrieben: Aber ein Bischof soll nunmal tadellos in seiner Person sein, wie man mehrfach biblisch lesen kann. Und eine Scheidung ist nunmal die Auflösung eines Versprechens vor Gott und der Familie, auch wenn das manchmal Realität ist. Bischöfin Käßmann könnte m.E. durchaus anderswo in der Kirche tätig sein, als Pfarrerin oder sonstwie, aber ich finde, dass eine geschiedene Person kein Bischof sein kann. Das paßt einfach nicht, weil das sich nicht weder der Bibel noch mit den Kirchenvätern noch mit Tradition vereinbaren läßt (geschweige vom Verstand).

Ich habe sehr viel Mitleid für Bischöfin Käßmann und Scheidungen sind immer eine traurige Sache. Aber man kann m.E. nicht einfach alles aus Mitlied durchgehen lassen, so leid sie mir tut. Sie soll nicht ausgestoßen oder bestraft werden, aber ich sehe nicht, wie sie in dieser Situation auf Grundlage der christlichen Schriften und Tradition eine christliche Führungsrolle als Bischöfin ausüben kann.
*Unterschreib*
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Radio Vatikan - von gestern:
20/05/2007
D: Käßmann verteidigt Leitbild Ehe

Trotz ihres Entschlusses zur Scheidung hat die Hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann das Leitbild der Ehe verteidigt. Für Protestanten sei die Ehe zwar kein Sakrament, aber eine wichtige Institution, sagte Käßmann dem Hamburger Magazin „Der Spiegel“. Die evangelisch-lutherische Bischöfin hatte vor kurzem angekündigt, sich nach 26 Jahren Ehe scheiden zu lassen. Dies sei für sie ein „unendlich schwerer Schritt“ gewesen, erklärte Käßmann. Sie habe sehr bitter selbst erfahren müssen, wie Menschen scheitern könnten. Ihre Vorbildfunktion sehe sie nun darin, wahrhaftig zu sein. Käßmann verwies auch darauf, dass Bischöfe nach evangelischem Verständnis keinen besonderen Weihestatus haben.
(kna 20.05.2007 gs)
-> no comment...
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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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Edi
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Beitrag von Edi »

Nach Luther: Die Ehe ist ein weltlich Ding. Da kann man heiraten, sich scheiden lassen, wieder heiraten und dasselbe noch einmal, alles kein Problem und die ev. Pfarrer segnen das noch ab.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Beitrag von Ecce Homo »

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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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Walter
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Beitrag von Walter »

Was findest du an oder in diesem Beitrag so hammerhaft? :kratz:
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Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Walter hat geschrieben:Was findest du an oder in diesem Beitrag so hammerhaft? :kratz:
Die Überschrift?
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Den Heiligenschein!
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Beitrag von Ecce Homo »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
Walter hat geschrieben:Was findest du an oder in diesem Beitrag so hammerhaft? :kratz:
Die Überschrift?
Also, die Überschrift fand ich schon "hammerhaft"--- :/

OK, Taktik der Presse - irgendwie muss man die Leute ja zum Lesen kriegen... :/
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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Walter
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Beitrag von Walter »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Die Überschrift?
... bezieht sich wohl auf:
Der Entschluss, sich scheiden zu lassen, sei kein Ergebnis von einigen Monaten, sondern das Resultat einer langen und gründlichen Prüfung, heißt es darin [im Brief an die Pfarrer]. „Es war für mich ein ungeheuer schwerer Schritt, zu dem viel Gottvertrauen gehörte.“

Werner Führer, Oberkirchenrat der Landeskirche Schaumburg-Lippe, wird dies wohl nicht überzeugen. Nach seiner Meinung sollte Frau Käßmann ihr Amt zur Verfügung stellen, ins zweite Glied zurücktreten, weil sie Pfarrer in Erklärungsnot stürze. Eine Scheidung könne jeden treffen, ihn auch, sagt er. Die Kirche müsse jedoch bezeugen, dass Gottes Gebot auch für ihre Amtsträger unumstößlich gelte. Diese könnten nicht gegen den ausdrücklichen Willen Gottes handeln, ohne die Kirche unglaubwürdig zu machen, findet Führer.

Auf die Bedeutung der Ehe, die bei den Protestanten kein Sakrament ist - auch darauf geht Frau Käßmann in ihrem Schreiben ein. Sie halte die Ehe nach wie vor „für eine gute Gabe Gottes, ein Leitbild auch, und denke, wer vor den Traualtar tritt, sollte entschlossen sein, lebenslang zusammenzubleiben, eben, bis der Tod uns scheidet“. Das hätten sie auch gewollt „und sind doch daran gescheitert“.
Vor kurzem las ich einen längere Abhandlung von Frau Käßmann zu Migrationsfragen und die Unruhen in Frankreich, da fiel mir auf, dass das Wort Gott (oder Jesus Christus) kein einziges Mal vorkam. Und hier nun gleich zweimal in nur wenigen Zeilen. :roll:
γενηθήτω το θέλημά σου·

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Walter hat geschrieben:[
Vor kurzem las ich einen längere Abhandlung von Frau Käßmann zu Migrationsfragen und die Unruhen in Frankreich, da fiel mir auf, dass das Wort Gott (oder Jesus Christus) kein einziges Mal vorkam. Und hier nun gleich zweimal in nur wenigen Zeilen. :roll:
Jaa, da hat es ja auch einen Sinneswandel gegeben:

Bischöfin gesteht kirchliche Fehler ein
Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat Fehler und Einseitigkeiten der evangelischen Kirche in den vergangenen Jahrzehnten eingeräumt. Es habe eine Zeit gegeben, „in der wir uns so stark gesellschaftspolitisch engagiert haben, dass nicht mehr erkennbar war, warum wir dies tun, wie dies mit unserem Glauben zusammenhängt“, sagte die Spitzenrepräsentantin der größten Landeskirche in einem Interview
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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