Zollitsch als DBK-Vorsitzender

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Linus
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Beitrag von Linus »

Marcus hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Ich habe auch schon mehrere Dogmen verfasst. Nun verstehe ich, warum sich dafür nie einer interessiert hat... :hmm:
Das hatte ich auch schon versucht:

1. Dogma: Ich habe immer recht.
2. Dogma: Sollte ich mich irren, so das 1. Dogma zu meinen Gunsten anzuwenden.

Bislang konnte ich mich damit aber irgendwie nicht durchsetzen. Woran das nur liegen mag...? :hmm:
In deinem Fall ist das leicht zu beantworten: Du bist ein schismatischer Ketzer. :kiss: im Falle Cantus' ist mir das aber nicht so klar :mrgreen:
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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Linus hat geschrieben:In deinem Fall ist das leicht zu beantworten: Du bist ein schismatischer Ketzer. :kiss: im Falle Cantus' ist mir das aber nicht so klar :mrgreen:
Ach, ich versuche nur zwei Dinge zu dogmatisieren:
  • Eine Kaffeemaschine in jedem kirchlichen Besprechungsraum.
  • Einen Dienstparkplatz für Organisten, wenn man sie schon zwingt, innerhalb weniger Minuten zwischen zwei Messen hin- und herzupendeln.
Zum ersten höre ich immer nur: "Wir haben kein Geld", und zum zweiten: "Dafür haben wir keine Zeit." *seufz*
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Linus
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Beitrag von Linus »

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Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

cantus planus hat geschrieben:Einen Dienstparkplatz für Organisten, wenn man sie schon zwingt, innerhalb weniger Minuten zwischen zwei Messen hin- und herzupendeln.[/list]
Dieses Begehren möchte ich unbedingt unterstützen! Des weiteren sollte kraft päpstlicher Autorität jeder Priester verpflichtet werden eine angemessene Zeit bis zum Messbeginn zu warten nachdem der Organist die Sakristei verlassen hat!
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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Linus hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Ich habe auch schon mehrere Dogmen verfasst. Nun verstehe ich, warum sich dafür nie einer interessiert hat... :hmm:
Das hatte ich auch schon versucht:

1. Dogma: Ich habe immer recht.
2. Dogma: Sollte ich mich irren, so das 1. Dogma zu meinen Gunsten anzuwenden.

Bislang konnte ich mich damit aber irgendwie nicht durchsetzen. Woran das nur liegen mag...? :hmm:
In deinem Fall ist das leicht zu beantworten: Du bist ein schismatischer Ketzer. :kiss: im Falle Cantus' ist mir das aber nicht so klar :mrgreen:
Und obwohl ich ein "schismatischer Ketzer" bin, kriege ich von einem bayerischen Urgestein wie Dir sogar noch ein Bussel...So seid Ihr Bayern eben, hart aber herzlich... :kiss:

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Linus
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Beitrag von Linus »

eh schon wissen: christliches Gruppenkuscheln :ikb_hug: :ikb_hug:
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Edi
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Beitrag von Edi »

http://www.kath.net/detail.php?id=19081

„Statt einer Neuauflage alter Zölibatsdebatten, bei denen alles schon einmal und von allen gesagt worden ist, werden wir uns als Bischöfe verstärkt um die Weckung von Priesterberufungen und die tiefere Einsicht in die spirituelle Dimension der zölibatären Lebensform bemühen, die – mit den Worten des Konzils gesagt – 'dem Priestertum in vielfacher Hinsicht angemessen ist' (Presbyterorum ordinis, Art. 16).“

maliems
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Beitrag von maliems »

das ist erst der anfang.

kein anders denkender bischof wird bei zollitsch so den mund halten, wie er es bei lehmann tat.

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Edi
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Beitrag von Edi »

maliems hat geschrieben:das ist erst der anfang.

kein anders denkender bischof wird bei zollitsch so den mund halten, wie er es bei lehmann tat.
Wird auch Zeit, der Lehmann hat sich ja auch die Geschäfte anderer Bischöfe eingemischt, die ihn einen Dreck angehen, auch einmal bei Bischof Müller in einer Sache. Dem hätten einige schon längst die Hosen herunterziehen müssen und zwar öffentlich, denn seine Einmischung war auch öffentlich.

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,536080,00.html

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Nachtrag: Zollitsch sagte laut »Spiegel«, wie mir erst jetzt
auffällt, auch: »Die evangelische Kirche „ist Kirche. Ich kann
ihr das nicht absprechen.“«

Eben dies ist mir prompt schon heute von protestantischer Seite
buchstäblich hohnlachend um die Ohren gehauen worden.
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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Nachtrag: Zollitsch sagte laut »Spiegel«, wie mir erst jetzt
auffällt, auch: »Die evangelische Kirche „ist Kirche. Ich kann
ihr das nicht absprechen.“«

Eben dies ist mir prompt schon heute von protestantischer Seite
buchstäblich hohnlachend um die Ohren gehauen worden.
Die Schlußfolgerung ist für mich: Da für Erzbischof Zollitsch das Amt der Apostelnachfolge nicht notwendig und nicht intendiert ist, muß er sich doch selbst als Usurpator sehen, der die Weisungsbefugnis über die Erzdiözese Freiburg aus seiner eigenen Machtvollkommenheit ableitet.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Das wird ihm wurscht sein, solange die Kohle fließt. Folglich:
Drehen wir ihnen den Hahn ab. Weg mit der Kirchensteuer,
weg mit der staatlichen Episkopenalimentierung.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Robert bist du noch Mitglied der Kirchensteuergemeinschaft?
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »


Ja, natürlich. Aber die Sache ist in Bewegung. In Rom, meine
ich. Das deutsche Staatskirchensystem hat sich überholt.
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maliems
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Beitrag von maliems »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Ja, natürlich. Aber die Sache ist in Bewegung. In Rom, meine
ich. Das deutsche Staatskirchensystem hat sich überholt.
und das ist gut so.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Ja, natürlich. Aber die Sache ist in Bewegung. In Rom, meine
ich. Das deutsche Staatskirchensystem hat sich überholt.
Da find ich dich inkonsequent. Zuerst fordern "ihnen den Hahn abzudrehen" aber dann nichtmal den eigenen Tropfen abzweigen.
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Edi
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Beitrag von Edi »


Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Hier der Originaltext des ZPV
Presseerklärung

zum Spiegel-Online-Interview des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Dr. R. Zollitsch


Der neu gewählte Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Dr. Robert Zollitsch hat in einem Interview mit Spiegel-Online am 16. Febr. 2008 zu Reizthemen der heutigen Gesellschaft seine persönliche Meinung geäußert.


Der Zusammenschluß papsttreuer Vereinigungen e.V. beurteilt diese Äußerungen kritisch bis ablehnend. Zum Thema Zölibat spricht sich EB Zollitsch "gegen Denkverbote" aus und hält "die Verbindung zwischen Priestertum und Ehelosigkeit" für "nicht theologisch notwendig". Mit dieser Feststellung eröffnet der neue Vorsitzende der DBK keinerlei neue Perspektiven, schürt aber Emotionen, die in keiner Weise hilfreich sind. Er bezeichnet sogar einen "Abschied vom Zölibat" als "eine Revolution, bei der ein Teil der Kirche nicht mitginge". Dies hätte er dann allerdings als höchster Repräsentant der deutschen Bischöfe in besonderer Weise zu verantworten.


Für skandalös halten wir seine Äußerungen zum Thema "Kinderkrippe". Mit seiner "Mitbruderschelte" zeigt sich EB Zollitsch als würdiger Nachfolger seines Vorgängers Kardinal Lehmann, zu dessen Ritual es gehörte, eigenständige Mitbrüder durch in die Öffentlichkeit getragene "Korrekturen" zur Räson zu rufen. Niemand zweifelt an der Notwendigkeit von Kinderkrippen für besondere Familiensituationen. Zunächst aber hätten wir erwartet und verlangt, daß der Vorsitzende der DBK sich eindeutig für die berechtigten Belange von Familien und Kindern einsetzt.


Parteipolitisch sollte sich ein Vorsitzender der DBK nicht äußern, da Parteien so wandelbar sind wie die Gesellschaft selbst und wahltaktischen Überlegungen folgen. Die Kirche und ihre Amtsträger sollten auf ethischen Grundsätzen beharren und die parteipolitischen Leitlinien daran messen. Genau das aber vermissen wir hier.


Was die Ökumene betrifft, hat Rom klare Richtlinien vorgegeben. Dazu zählt unter anderem auch die Feststellung, daß die protestantischen kirchlichen Gemeinschaften nicht den Status "Kirche" für sich beanspruchen können. Da EB Zollitsch diesen Gemeinschaften öffentlich den Status "Kirche" zuspricht, untergräbt er die Einheit der katholischen Kirche.


Der ZpV fragt sich, wem die o.g. Stellungnahmen dienen sollen. Der neue Vorsitzende Zollitsch dient damit nicht den Interessen der katholischen Kirche.


Bonn, 17. Februar 2008


Reinhard Dörner, Vorsitzender
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

maliems hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Ja, natürlich. Aber die Sache ist in Bewegung. In Rom, meine
ich. Das deutsche Staatskirchensystem hat sich überholt.
und das ist gut so.
Ich frage mich, ob solche Bemerkungen wirklich bis zuende gedacht worden sind.
If only closed minds came with closed mouths.

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Zur Kirchensteuer:
Linus, ich muss gestehen, ich weiß nicht, wie das im Össireich ist, aber in Germanien muss man aus der Kirche austreten, wenn man die Kirchensteuer sparen oder umwidmen möchte. Wenn Robert nicht ganz massive Probleme mit seinem katholischen Selbstverständnis kriegen möchte (so schätze ich wenigstens), kann er diesen Weg nicht gehen.

Ich selbst denke auch seit meiner Jugend immer wieder darüber nach, was alles passieren würde, wenn man "das KS-System" kippen würde und bin nicht sicher, ob ich wirklich wollen täte: eine Revolution wäre es allemal. Vielleicht mit wunderbaren Chancen für eine Neubesinnung auf die Grundlagen des Glaubens, aber davor sehr schmerzhaft.

Zu Zollitsch:
Ich gebe euch Kritikern ja recht, dass Z.´s aktuelle Äußerungen nicht wirklich hilfreich sind und mir sind konservative katholische Bischöfe auch viel lieber, als liberale.

Aber was ich hier an Ausflüssen von Hass und Verachtung lesen darf (oder ist es "nur" jahrzehntelang angestaute Frustration?), das wäre imho Stoff für einige ausführliche Beichten.

Betet doch mehr (in Demut) für RZ!

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Linus
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Beitrag von Linus »

Clemens hat geschrieben:Zur Kirchensteuer:
Linus, ich muss gestehen, ich weiß nicht, wie das im Össireich ist, aber in Germanien muss man aus der Kirche austreten, wenn man die Kirchensteuer sparen oder umwidmen möchte. Wenn Robert nicht ganz massive Probleme mit seinem katholischen Selbstverständnis kriegen möchte (so schätze ich wenigstens), kann er diesen Weg nicht gehen.
Eben nicht. Die Zugehörigkeit zur Kirchensteuergemeinschaft sagt nichts über die Zugehörigkeit zur Kirche aus. Siehe http://kath.net/detail.php?id=19079 (der größte unterschied zu Ö ist, daß die Kirche den Beitrag selbst einhebt. (und keine Staatl Steuer)
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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Ei, kuck an!

Linus, wenn du nicht so weit weg wärst, könntest du mich jetzt verblüfft sehen.

Und was macht Zapp jetzt?
Einer katholischen Gemeinde seiner Wahl seine Steuern zuwenden? Und wie wird von kirchlicher Seite aus seine fortdauernde Mitgliedschaft verifiziert?
Immer wieder nachprüfen, ob er noch zur Messe kommt und angemessene Opfer einlegt/überweist?
:hmm:

Bei uns Evangelen würde das so wohl kaum gehen (wär ich sonst schwer in Versuchung)!

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Edi
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Beitrag von Edi »


Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Clemens hat geschrieben:Ich selbst denke auch seit meiner Jugend immer wieder darüber nach, was alles passieren würde, wenn man "das KS-System" kippen würde und bin nicht sicher, ob ich wirklich wollen täte: eine Revolution wäre es allemal. Vielleicht mit wunderbaren Chancen für eine Neubesinnung auf die Grundlagen des Glaubens, aber davor sehr schmerzhaft.
Das Kirchensteuersystem hat - wie die meisten Dinge - Vorteile und Nachteile. Es hat die Großkirchen in Deutschland lange Zeit davor bewahrt, sich wirklich ernsthaft um ihre Gemeinden zu kümmern oder Sorgen zu machen. Was schert es einen Pfarrer, wenn 2000 Leute Kirchensteuer zahlen, von denen am Sonntag aber nur 25 zum Gottesdienst kommen? Leere Kirchen lassen sich so lange gut ertragen, wie die schweigende Masse zahlt. Würde das KS-System fallen, wäre man plötzlich auf die Menschen angewiesen, die eine innere Verbindung zur Kirche haben. So sehr, daß sie auch dafür freiwillig zahlen. In diesem Augenblick müßten aber die aktiven Kirchenchristen wesentlich mehr zahlen als im Augenblick. Sind sie dazu bereit?

Ein zweiter Punkt kommt hinzu: Wegen des hohen KS-Aufkommens kann die Kirche im Augenblick viele Dinge leisten, die ohne KS bedroht wären. Sicher gehören dazu viele Arbeitszweige, die gerade konservativen Christen ein Dorn im Auge sind, wie zum Beispiel kirchliche Bildungshäuser. Davon betroffen ist aber auch die kulturelle Arbeit der Kirchen, nicht zu letzt die Kirchenmusik und die Erhaltung von Gebäuden. Die Kirche müßte sich hier in Deutschland aus Geldnot "aus der Fläche" zurückziehen und wesentlich stärker auf ehrenamtliche Arbeit setzen als bisher. Vieles wäre nicht mehr zu halten. Ist man dazu bereit?

Es gibt natürlich auch positive Effekte, das ist nicht zu leugnen. In England gibt es keine Kirchensteuer. Die Gemeinden hier sind wesentlich direkter darauf angewiesen, vor Ort Konzepte zu entwickeln, eine erfolgreiche Seelsorgearbeit anzubieten. Die Kirche als Ganze gibt ihnen dazu nicht nur die Freiheit, sondern ermutigt und unterstützt dies nach Kräften mit entsprechenden Beratern und Konzepten. Hilfreich ist natürlich auch, daß aufgrund der Bandbreite der Kirche von England die Gemeinden in einer gewissen Profilkonkurrenz stehen. So wird man kaum zwei Gemeinden in direkter Nachbarschaft finden, die ein gleiches Profil haben. Man bildet Profile aus und erreicht damit bestimmte Gruppen von Menschen. In einem durchschnittlichen Londoner Stadtteil wird es in der Regel eine moderne Familienkirche geben, eine Smells & Bells High Church, eine eher evangelisch ausgerichtete Low Church Gemeinde. Alle erreichen aufgrund dieser Schärfung ihres Profils eine kritische Masse an Gläubigen und ehrenamtlichen Mitarbeitern, um ein gesundes Gemeindeleben zu ermöglichen. Diese kritische Masse ist auch nötig, um den Gemeindebetrieb und die Erhaltung von Gebäuden zu ermöglichen, denn das Geld geht an die Gemeinde selbst.

Von einer solchen Flexibilisierung der Profile ist man in Deutschland aber sowohl evangelischerseits wie katholischerseits noch weit entfernt. Das Kirchensteuersystem hat stattdessen den Einheitsbrei gefördert. Das Geld ging ja auch nicht an die Gemeinden direkt, sondern in den großen Topf. Erst ganz langsam fängt man an, hier umzudenken. Die Frage ist auch hier: Will man solche eine lebendige Konkurrenz der Profile?
Aber was ich hier an Ausflüssen von Hass und Verachtung lesen darf (oder ist es "nur" jahrzehntelang angestaute Frustration?), das wäre imho Stoff für einige ausführliche Beichten.
Ja, der Mann wird medial abgeschlachtet, vor allem auf den konservativen katholischen Websites. Widerwärtig.
Zuletzt geändert von Stephen Dedalus am Dienstag 19. Februar 2008, 15:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Edi
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Beitrag von Edi »


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Linus
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Beitrag von Linus »

Clemens hat geschrieben:Ei, kuck an!

Linus, wenn du nicht so weit weg wärst, könntest du mich jetzt verblüfft sehen.

Und was macht Zapp jetzt?
Einer katholischen Gemeinde seiner Wahl seine Steuern zuwenden? Und wie wird von kirchlicher Seite aus seine fortdauernde Mitgliedschaft verifiziert?
Immer wieder nachprüfen, ob er noch zur Messe kommt und angemessene Opfer einlegt/überweist?
:hmm:

Bei uns Evangelen würde das so wohl kaum gehen (wär ich sonst schwer in Versuchung)!
Bei uns in Ö ( vornehmlich Diözese Linz)gibt es einige Leute, die die Kirchensteuer auf ein treuhandkonto überweisen: http://www.kirchentreu.info/ (Die Rechtsanwälte die die Treuhänderische Verwaltung über haben, treten jetzt auch zur Landtagswahl in Niederösterreich (immerhin in 20 von 21 Bezirken) mit einer eigenen Partei an...
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maliems
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Beitrag von maliems »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
maliems hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Ja, natürlich. Aber die Sache ist in Bewegung. In Rom, meine
ich. Das deutsche Staatskirchensystem hat sich überholt.
und das ist gut so.
Ich frage mich, ob solche Bemerkungen wirklich bis zuende gedacht worden sind.
das weiß ich natürlich auch nicht, sondern nur der liebe gott und derjenige, der mir das gegenteil beweist. wir brauchen eine arme kirche. ich halt´s mit ratzi, der einen wesentlich niedrigeren kirchenbeitrag als in d üblich, für sinnvoll hält.

zitieren kann ich hier nicht, vielleicht war´s auch nicht ratzi persönlich sondern einer seiner kardinäle.

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Linus hat geschrieben:Bei uns in Ö ( vornehmlich Diözese Linz)gibt es einige Leute, die die Kirchensteuer auf ein treuhandkonto überweisen: http://www.kirchentreu.info/ (Die Rechtsanwälte die die Treuhänderische Verwaltung über haben, treten jetzt auch zur Landtagswahl in Niederösterreich (immerhin in 20 von 21 Bezirken) mit einer eigenen Partei an...
Kuhl!
Gefällt mir, die Kirchensteuerinitiative! Aber in D (zumindest bei Evangelischen) eben nicht so einfach.

Und einer ähnlichen Partei (Familienpartei) habe ich mich auch einmal angeschlossen - aber sie bleibt doch so arg bedeutungslos. :cry:
Gehörst Du da auch dazu?

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Linus
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Beitrag von Linus »

Clemens hat geschrieben:Kuhl!
Muh!
Gefällt mir, die Kirchensteuerinitiative! Aber in D (zumindest bei Evangelischen) eben nicht so einfach.
Wie das die Protstanten Machen - keine Ahnung. die Treten bei uns so selten in Erscheinung. (ich kenne nur zwei, der Rest (zusammen nochmal 2 oder 3) ist vernünftig geworden und ist heimgekehrt:ja: )
Und einer ähnlichen Partei (Familienpartei) habe ich mich auch einmal angeschlossen - aber sie bleibt doch so arg bedeutungslos. :cry:
Gehörst Du da auch dazu?
Nein, drei Jahre Parteibuch haben gereicht. Ich werd nicht mehr parteipolitisch aktiv. Wobei ich endlich ne alternative sehe (55 % Mandate für Schwarz ist ein bißchen viel...)
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Hierfindet sich eine gute übersicht über Reaktionen auf die Aussagen vonZ. ...

Danke! :jump:
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Linus hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:Ei, kuck an!

Linus, wenn du nicht so weit weg wärst, könntest du mich jetzt verblüfft sehen.

Und was macht Zapp jetzt?
Einer katholischen Gemeinde seiner Wahl seine Steuern zuwenden? Und wie wird von kirchlicher Seite aus seine fortdauernde Mitgliedschaft verifiziert?
Immer wieder nachprüfen, ob er noch zur Messe kommt und angemessene Opfer einlegt/überweist?
:hmm:

Bei uns Evangelen würde das so wohl kaum gehen (wär ich sonst schwer in Versuchung)!
Bei uns in Ö ( vornehmlich Diözese Linz)gibt es einige Leute, die die Kirchensteuer auf ein treuhandkonto überweisen: http://www.kirchentreu.info/ (Die Rechtsanwälte die die Treuhänderische Verwaltung über haben, treten jetzt auch zur Landtagswahl in Niederösterreich (immerhin in 20 von 21 Bezirken) mit einer eigenen Partei an...
Ja der Wahnsinn macht auch vor Christen nicht halt, was solls, wir werden sie überleben. Eine Wahl und dann sind sie Geschichte.

LG
Fiore
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas

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Edi
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Beitrag von Edi »


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