Lutheraner hat geschrieben:Dann übersetzen wir die Begriffe doch einmal. Ich muß aber gleich dazu sagen, dass ich kein griechisch kann. "Kirche" heißt angeblich "dem Herrn gehörig" und "katholisch "heißt "allgemein". Ich wüßte jetzt nicht, wie "allgemein" das "dem Herrn gehörig" steigern oder verfeinern könnte.
Kirche heiß im Griechischen EKKLESIA das bedeutet wörtlich
die Herausgerufenen. Das griechische Alte Testament verwendet diesen Begriff meist für das Hebräische Pendent KAHAL, was die ganze
Gemeinde/Volk Israel bezeichnet. Die Lutherbibel versucht das nachzumachen und übersetzt EKKLESIA meistens mit
Gemeinde. Da wir jedoch gewohnt sind, dieses Wort für die Ortsgemeinde zu verwenden, halte ich es aber eigentlich für unbrauchbar. Wie wir an unserer Diskussion sehen, scheint aber auch das Wort
Kirche nicht wirklich zu taugen. Und doch trifft es das m.E. am besten. Die alten Lateiner haben es sich einfach gemacht, sie haben einfach das griechische Wort übernommen und latinisiert.
Ich definiere in diesem Sinne nun das Wort Kirche für das folgende jetzt mal als "Gemeinde der Heiligen" in dem Sinne, dass hiermit die Gesamtheit der an Christus Gläubigen gemeint ist, die dieser durch die hl. Taufe in seinen Leib eingefügt hat.
Lutheraner hat geschrieben:Und sie ist doch auch genauso orthodox (rechtgläubig) und evangelisch (das Evangelium verkündend):
Richtig, aber uns Lutheranern muss nicht zuerst vorgehalten werden, dass Kirche dem Evangelium gemäß ist. Das wissen wir nämlich schon längst. Uns muss auch nicht vorgehalten werden, dass die Kirche rechtgläubig zu sein hat. Das halten wir uns doch jeden Tag vor Augen, wie rechtgläubig wir doch sind.
Aber mit der Katholizität der Kirche hat das Luthertum so seine Probleme. Und das obwohl wir unsere Wurzeln entgegen den Zwiglianern und den Calvinisten eben nicht in einer eigenen kirchlichen Existenz haben, sondern im Sinne der Bekenntnisschriften uns als römisch-katholische Reformbewegung verstehen. Kurz gesagt: Weil und solange in der verfassten römisch-katholischen Kirche das Evangelium in bestimmter Weise verdeckt wird, müssen wir weiterhin
in satu confessionis bleib und können nicht in die volle Gemeinschaft mit Rom eintreten. Zu dieser Gemeinschaft gehören wir aber! Der Papst ist auch unser geistliches Oberhaupt, auch wenn er vielleicht noch an verschiedenen Punkten unserer Meinung nach irrt.
Was mich von Rom vor allem noch trennt, ist die Aufrechnung von Sünde und Guten Werken (Ablass - RFL), die communicatio sub una (vorenthalten des Kelches beim Abendmahl), der Pflichtzölibat bei Priestern und letztendlich auch die überbordende Heiligenverehrung in der Volksfrömmigkeit, bei der manchmal die Grenze zwischen Verehrung und Anbetung doch deutlich verwischt - du hattest ja mit dem Portugalbeispiel darauf hingewiesen.
Lutheraner hat geschrieben:"Kirche ist die Versammlung aller Gläubigen, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden." Anhand dieses Kriteriums können Kirchentümer Kirchengemeinschaft eingehen, wenn sie gegenseitig feststellen, dass sie Teil der Kirche sind.
Das würde ich so nicht sehen. Es geht doch vielmehr darum, dass unterschiedliche Kirchentümer FESTSTELLEN, dass sie in Lehre und Sakrament miteinander übereinstimmen. Kirchengemeinschaft wird festgestellt, nicht aber das Sein in der gleichen Kirche. Denn es gibt nur EINE Kirche, wie wir es im Nizänum bekennen. Und diese eine Kirche ist: HEILIG, KATHOLISCH und APOSTOLISCH. So wird sie im Glaubensbekenntnis qualifiziert. Für alle, auf die diese Kriterien nicht zutreffen ist das mit dem Kirchesein halt schwierig...
Zur reinen Lehre des Evangeliums und schriftgemäßen Verwaltung der Sakramente gehören die Kriterien aus dem Nizänischen Glaubensbekenntnis.
Lutheraner hat geschrieben:Wo das nicht möglich ist, dort ist die Kirche nicht klar zu erkennen oder unsichtbar oder schlicht nicht vorhanden. Wir können z.B. nicht sagen, dass das Katholische Kirchentum Teil der Kirche ist.
Doch! Das müssen wir sogar sagen! Wenn dem nämlich nicht so wäre, gehörten wir selbst nicht mehr zur Kirche (s.o.). Darüber hinaus ist es auch nicht unsere Aufgabe als Menschen über diese Dinge zu entscheiden. "Verdamme nicht, auf dass du nicht verdammt wirst!" Vielleicht werden in Rom bestimmte Aspekte des Evangeliums verdunkelt oder verdeckt, aber sie sind da. Und vielleicht verdecken oder verdunkeln ja auch wir mit unserem Streben nach Rechtgläubigkeit so manche Aspekte des Evangeliums durch unseren Zank und Streit, unserer Besserwisserei, letztlich unsere sündlichen Verfasstheit.
Lutheraner hat geschrieben:Laut CA7 ist sie es nicht vollständig, wir können es ihr aber nicht pauschal absprechen. Es gibt Gemeinden in denen Teile von Kirchlichkeit sichtbar vorhanden sind oder die ganz Teil der Kirche sind. Genauso sind dann aber doch auch Katholische und Orthodoxe Kirchentümer sektiererische Gruppen, da sie zwar den Kirchenbegriff kennen, aber abwandeln (nämlich nur auf sich selbst beziehen und nicht von der unverfälschten Verkündigung des Evangeliums abhängig machen) und gemäß CA7 als Institutionen selbst nicht Kirche sein können...
Und gleiches müssen wir auch für uns annehmen! Alles andere wäre Hochmut! Außerdem sehe ich hier die Gefahr, dass du CA7 isoliert betrachtest (s.o.)
Lutheraner hat geschrieben:...oder wo siehst Du den Unterschied?
Was uns nach meinem Dafürhalten von der vollen Gemeinschaft mit Rom heute noch trennt ist neben dem oben Gesagten nicht so sehr der
römische Katholizismus sondern die protestantisch-liberalen Tendenzen, besonders im
westlichen Katholizismus. Wenn ich mir manche Äußerungen von Lehmann und Co. anhöre, bekomme ich als
katholischer Christ (im eigentlichen Sinne), einfach nur das kalte Grausen. Ich nehme die verfasste katholische Kirche immer mehr als eine liberalisierte Großkirche war mit lauen Christen, die von einigen wenigen moralischen Rigoristen geführt wird, deren Meinung niemanden interessiert. Die Verbindung von theologischem Liberalismus (oder ist es Gleichgültigkeit?) und moralischem Rigorismus ist mir einfach zutiefst zuwider.
Für mich habe ich entschieden, dass ich mein katholisches Christsein derzeit am besten in der SELK leben kann.
KatholischAB