Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

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Miserere Nobis Domine
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Christ86 hat geschrieben:Ach dann sieh dich selbst doch als Ungetauften an.
Vielleicht sollte ich das, jedenfalls werde ich dem Thema weiter nachgehen. Nicht nur dass der Spender ein Lutheraner war, auch die Form stimmte aus altkirchlicher Sicht nicht (leicht bespritzt statt untergetaucht).


Petur,
Unfehlbar ist er jedenfalls nicht. In der Orthodoxie werden ja auch einige andere Meinungen des Augustinus als problematisch angesehen.

Miserere Nobis Domine
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Christ86 hat geschrieben:
Petur hat geschrieben:
Der Hl. Augustinus war also ein Erzhäretiker... :neinfreu:
Und mit ihm die ganze Westkirche - seit jeher. Nur die Ostkirche allein ist unfehlbar. Der Westen ist ein Sauladen :roll:
Naja, der Westen jedenfalls hat filioque, Protestantismus und Unfehlbarkeit hervorgebracht, während der Osten an der Lehre der Väter festhielt.

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Petur
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Petur »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
Christ86 hat geschrieben:Ach dann sieh dich selbst doch als Ungetauften an.
Vielleicht sollte ich das, jedenfalls werde ich dem Thema weiter nachgehen. Nicht nur dass der Spender ein Lutheraner war, auch die Form stimmte aus altkirchlicher Sicht nicht (leicht bespritzt statt untergetaucht).


Petur,
Unfehlbar ist er jedenfalls nicht. In der Orthodoxie werden ja auch einige andere Meinungen des Augustinus als problematisch angesehen.
Dann sind auch jene Orthodoxen häretisch, die z.B. einen (ehemaligen) Katholiken ohne Taufe übernehmen.

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Petur
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Petur »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
Christ86 hat geschrieben:Ach dann sieh dich selbst doch als Ungetauften an.
Vielleicht sollte ich das, jedenfalls werde ich dem Thema weiter nachgehen. Nicht nur dass der Spender ein Lutheraner war, auch die Form stimmte aus altkirchlicher Sicht nicht (leicht bespritzt statt untergetaucht).
Ja, Gott ist ein strenger Jurist... :hmm: Was sind wir? Die Religion des Buchstaben oder des Geistes?

Miserere Nobis Domine
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Erstens: Ich habe nicht behauptet, dass es häretisch wäre, die andere Meinung zu vertreten. Nur dass mir die Meinung der Ungültigkeit der Ketzertaufe sinnvoller erscheint.

Zweitens: Die Orthodoxen, von denen du sprichst, glauben auch, dass die Ketzertaufe ungültig oder zumindest unvollkommen ist. Es ist reine oikonomia, nicht orthodox zu taufen.

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Petur
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Petur »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
Zweitens: Die Orthodoxen, von denen du sprichst, glauben auch, dass die Ketzertaufe ungültig oder zumindest unvollkommen ist. Es ist reine oikonomia, nicht orthodox zu taufen.
Das weiß ich. Unvollkommen. Ungültig kann sie nicht sein, das wäre ja illogisch.

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Christ86
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Christ86 »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
Christ86 hat geschrieben:
Petur hat geschrieben:
Der Hl. Augustinus war also ein Erzhäretiker... :neinfreu:
Und mit ihm die ganze Westkirche - seit jeher. Nur die Ostkirche allein ist unfehlbar. Der Westen ist ein Sauladen :roll:
Naja, der Westen jedenfalls hat filioque, Protestantismus und Unfehlbarkeit hervorgebracht, während der Osten an der Lehre der Väter festhielt.
:D :vogel:

Dafür kamen fast alle Irrlehren zur Zeit der Alten Kirche aus dem Osten. Also bitte
Wie bewundernswert sind deine Werke, o Herr, alles hast du mit Weisheit gemacht! Ps 104

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Miserere Nobis Domine
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Christ86 hat geschrieben: Dafür kamen fast alle Irrlehren zur Zeit der Alten Kirche aus dem Osten. Also bitte
Naja, das würde ich nicht sagen. Donatismus, Modalismus, Pelagianismus und filioque kamen aus dem Westen.

Ausserdem, was ist besser: in der Frühzeit Probleme, und 1000 Jahren nichts mehr, oder umgekehrt?

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Bernado
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Bernado »

ad-fontes hat geschrieben:In Deutschland (in der AKD) gibt es diesbezüglich weder eine Regelung noch ein Formular, aber wenn ein Priester dies mit seinem Gewissen vereinbaren kann, wird eine solche Segnungsfeier praktiziert und stillschweigend geduldet.
songul hat geschrieben: Oder ist es in der Altkatholischen Kirche richtig eine Sünde zu segnen?
Der Sünder wird samt Sünde willkommen geheißen, sozusagen.
Das redest Du dir nur ein - oder enthält diese "Segnung" irgendeinen Hinweis "Gehet hin und sündigt hinfort nicht mehr", wie ihn Christus bei der Begegnung mit Sündern anzubringen pflegte?
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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ad-fontes
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von ad-fontes »

Deswegen steht da ja auch "sozusagen", denn die AKD sieht eine solche Verbindung offiziell nicht mehr als sündhaft an:
Die Synode stellt fest, daß in vielen unserer Gemeinden gleichgeschlechtlich liebende Frauen und Männer integriert sind. Die Synode bittet die Gemeinden, sich um ein Klima der Akzeptanz, der Offenheit und Toleranz gegenüber homosexuell liebenden und lebenden Menschen weiterhin zu bemühen.

Beschlossen auf der 53. Ordentlichen Bistumssynode vom 1. bis 4.1.1997 in Mainz
http://www.alt-katholisch.de/informatio ... index.html

Mehr kann ich dazu auch nicht sagen. In der Sitte sind ja auch bereits genug beschäftigt. :pfeif:
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Lutheraner
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Re: SELK verliert weiter Mitglieder

Beitrag von Lutheraner »

KatholischAB hat geschrieben:Eine Frage muss aber mal an diesen gesamten Thread erlaubt sein: Ist es wirklich ein Qualitätsmerkmal, ob eine Gemeinde wächst oder schrumpft?
Nein. Das wird (nicht nur) in diesem Forum schön instrumentalisiert: Wenn eine Kirche/Gemeindeart wächst, die einem zusagt, dann ist das angeblich ein Zeichen für ihre Rechtgläubigkeit. Wenn eine Kirche/Gemeindeart wächst, die einem nicht zusagt, dann ist das angeblich ein Zeichen dafür, dass dort eine zu laue Lehre verkündet wird. :schnarch:
KatholischAB hat geschrieben: Bemisst sich die Qualität nicht viel mehr am Inhalt? Was hilft es, wenn in Südamerika Sekten wie die Pfingstler unglaublich schnell wachsen, während solche Kirchen, die den Menschen mit den Sakramenten und dem Wort Gottes wirklich das Heil anzubieten haben schrumpfen?
Wer sagt, dass die Pfingstler dort nicht das Heil anbieten oder nicht das Evangelium verkünden? Man kann sie nicht alle über einen Kamm scheren.
Kürzlich stand bei uns ein Pastor in der Fußgängerzone, der mit spanischem Akzent das Evangelium verkündete: Er sprach von der Erbsünde, von der Versöhnung durch das Kreuz, der Gnade, u.s.w. Hinter ihm stand seine Gemeinde, vielleicht 30 Leute, die südamerikanisch aussahen, mit ernstem Blick, Pastor und Gemeinde waren den vorbei laufenden Konsumenten zugewandt. Sie standen zum christlichen Glauben.
KatholischAB hat geschrieben: Es ist meine Überzeugung: Wenn wir mit der Tradition auf dem Boden der Schrift bleiben und tun, was die Kirche tut, glauben, was zu allen Zeiten und an allen Orten geglaubt wurde, dann wird Gott sich auch erbarmen und durch uns weiter zum einen Leib Christi hinzufügen.
Hier liegt vielleicht auch schon eine Antwort auf die Frage, was ich unter katholisch verstehe.
Das klingt mir schon wieder zu katholisch. ;)
Im Ernst, ich kann mit dem Begriff wenig anfangen. Jeder der sich für katholisch hält, hat dafür eine andere Definition. Das ist wie mit der sog. Apostolischen Sukzession, die ich früher auch einmal sehr interessant fand: Jeder der sie für wichtig hält, spricht sie dem anderen ab. Ich finde das mittlerweile nur noch langweilig.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Lutheraner »

Könnte ein Moderator diese ganzen altkatholischen Off-topics aus diesem Thread entfernen? Mit "lutherischer Katholizität" hat das alles hier nichts mehr zu tun.
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Re: SELK verliert weiter Mitglieder

Beitrag von NurNochKatholisch »

Lutheraner hat geschrieben:
KatholischAB hat geschrieben: Es ist meine Überzeugung: Wenn wir mit der Tradition auf dem Boden der Schrift bleiben und tun, was die Kirche tut, glauben, was zu allen Zeiten und an allen Orten geglaubt wurde, dann wird Gott sich auch erbarmen und durch uns weiter zum einen Leib Christi hinzufügen.
Hier liegt vielleicht auch schon eine Antwort auf die Frage, was ich unter katholisch verstehe.
Das klingt mir schon wieder zu katholisch. ;)
Im Ernst, ich kann mit dem Begriff wenig anfangen. Jeder der sich für katholisch hält, hat dafür eine andere Definition. Das ist wie mit der sog. Apostolischen Sukzession, die ich früher auch einmal sehr interessant fand: Jeder der sie für wichtig hält, spricht sie dem anderen ab. Ich finde das mittlerweile nur noch langweilig.
Schön, von dir eine Antwort zu bekommen. Und Danke an alle, die sich bemühen wenigstens etwas bei der Sache zu bleiben. :daumen-rauf:

Hier sind wir ja nun endlich wieder beim Thema:
Ja, das klingt nicht nur katholisch, das ist es auch. Ich möchte das Pferd aber mal so herum aufzäumen: Nach meinem Dafürhalten - und immerhin ist hier Hermann Sasse mein Gewährsmann - kann Kirche und kann auch jeder einzelne Christ gar nicht ohne den Anspruch von Katholizität auskommen. Wer diesen Anspruch aufgibt, kann im Grunde den 3. Artikel gar nicht mehr seiner Intention nach bekennen (sowohl Apostolikum als auch Nizänum).
Es ist meine Überzeugung, dass die rechte Auslegung der Heiligen Schrift sich in den lutherischen Bekenntnissen äußert. Allerdings sage ich auch, dass diese Bekenntnisse aus ihrer historischen Situation heraus verstanden sein müssen. D.h. wenn dort im 28. Artikel der CA gegen die Bischöfe resp. den Papst teilweise durchaus polemisiert wird, so muss man beachten, dass bei fast allen Bischöfen weltliche und geistliche Mach in ungebührlicher Weise zusammenfielen, dass die lutherischen Reichsstände teilweise schwer bedrängt wurden, dass Luther aus einem nichtigen Grund in Reichsacht genommen wurde usw.
In der Apologie wird dann auch entsprechend geklärt, dass die presbyteriale Ordination nur ein Notrecht in Ermangelung von lutherischen Bischöfen ist (mir geht es jetzt nicht schon wieder um die Diskussion um die apost. Sukzession).

In der Geschichte der Christenheit haben sich bestimmte Glaubensaussagen herausgebildet, die so nicht explizit in der Heiligen Schrift stehen. Diese sind m.E. (und übrigens handelte Luther auch immer danach) beizubehalten, solange sie nicht ausdrücklich dem Worte Gottes widersprechen.

Ob man eine Sache langweilig findet oder nicht, ist zumindest kein theologisches Kriterium. Dass aber lutherische Kirche zuerst einmal sich als Katholische Kirche verstehen sollte, ist mir sehr wichtig. Ich verweise in diesem Zusammenhang mal auf einen Artikel von Propst Gert Kelter (SELK) in den "Lutherischen Beiträgen" 4/2007: "Das Luthertum als inner-(römisch-)katholische Reformbewegung. Ein ökumenischer Weg?" Für mich war dieser Artikel, auch wenn ich nicht alle Argumente des Autors für überzeugend halte, eine ganz wichtige Hilfe auf meiner Suche nach kirchlicher Existenz.

Lieben Gruß,
KatholischAB
Ehemals "KatholischAB" ist nun "NurNochKatholisch" und glücklich in die vollen Gemeinschaft der Kirche aufgenommen zu werden

TillSchilling

Re: SELK verliert weiter Mitglieder

Beitrag von TillSchilling »

KatholischAB hat geschrieben: Ich verweise in diesem Zusammenhang mal auf einen Artikel von Propst Gert Kelter (SELK) in den "Lutherischen Beiträgen" 4/2007: "Das Luthertum als inner-(römisch-)katholische Reformbewegung. Ein ökumenischer Weg?"
Gibt es das online?

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Lutheraner
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Re: SELK verliert weiter Mitglieder

Beitrag von Lutheraner »

KatholischAB hat geschrieben:Ob man eine Sache langweilig findet oder nicht, ist zumindest kein theologisches Kriterium. Dass aber lutherische Kirche zuerst einmal sich als Katholische Kirche verstehen sollte, ist mir sehr wichtig.
Ich verstehe den Begriff "Katholische Kirche" mittlerweile nur noch im konfessionellen Sinne. Wo siehst Du den Unterschied zwischen "die Kirche" und "die katholische/allgemeine Kirche"?
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NurNochKatholisch
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Re: SELK verliert weiter Mitglieder

Beitrag von NurNochKatholisch »

Lutheraner hat geschrieben:Ich verstehe den Begriff "Katholische Kirche" mittlerweile nur noch im konfessionellen Sinne.
Ich eben nicht! Und genau das scheint hier auch das Problem zu sein - übrigens ein vor allem deutschsprachiges.
Lutheraner hat geschrieben:Wo siehst Du den Unterschied zwischen "die Kirche" und "die katholische/allgemeine Kirche"?
Da muss man wohl erstmal den Kirchenbegriff klären (Gebäude, Institution, una Sancta).

DIE Kirche als una Sancta ist immer katholisch und apostolisch, wäre sie das nicht, kann sie keine Kirche sein.

Die Institution sollte bei allen menschlichen Gebrechen so katholisch wie nur irgend möglich sein, weil sie sonst in der Gefahr steht zur Sekte zu werden. Genau darum sind die Pfingstler je nach Richtung eben durchaus eine sektiererische Gruppe (ihnen fehlt nämlich abgesehen von bestimmten Sonderlehren der Kirchenbegriff vollkommen) - auch wenn man sagen muss, dass die vor Ort doch alle ganz in Ordnung sind/fromm sind, was auch immer...
Kirchen bei der die Tradition keine Rolle mehr spielt, oder wo die Tradition, die gepflegt wird, nur 20 Jahre währt, entfernt sich immer mehr von der Quelle, auch wenn sie sich den Anschein geben "urchristlich" zu sein. Gerade unter diesem Stichwort firmieren dermaßen viele Häresien, dass man diese kaum noch zählen kann.

Und schließlich ist das geweihte Gebäude, in dem sich unsere Gemeinde versammelt und ich meinen Dienst tun darf ein ganz kleiner Teil der EINEN Kirche, weil hier diese mystische Gemeinschaft des Leibes Christi sichtbar wird, wenn wir uns um den Altar versammeln und SEINEN Leib und SEIN Blut zu unserem Heil empfangen. Denn hier geschieht, was die Kirche zur Kirche macht (nach CA7): "Est autem ecclesia congregatio sanctorum, in qua evangelium pure docetur et recte administrantur sacramenta." Die reine Lehre des Evangeliums und die rechte Verwaltung der Sakramente sind Kennzeichen der Kirche (notae ecclesiae). Genau dies haben sogar die Confutatoren stehen gelassen und für recht befunden. Also wenn das nicht katholisch ist! ;)
Ich sage es noch einmal, weil es m.E. wirklich wichtig ist: Katholizität und Kirche (in allen drei Bedeutungen) sind nicht trennbar. Wird das eine vom anderen abgetrennt, sind beide nichts!

KatholischAB
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Ich hätte da mal eine Frage an alle Lutheraner: In den Jahrhunderten unmittelbar vor Luther wurde das Evangelium doch nirgends so gepredigt und die Sakramente nirgends so verwaltet, wie Luther es lehrt. Kann man also sagen,dass es zu dieser Zeit, sagen wir im Hochmittelalter, keine wahre Kirche gab, und sie erst durch Luther wieder begründet wurde?

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Re: SELK verliert weiter Mitglieder

Beitrag von Lutheraner »

KatholischAB hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:Ich verstehe den Begriff "Katholische Kirche" mittlerweile nur noch im konfessionellen Sinne.
Ich eben nicht! Und genau das scheint hier auch das Problem zu sein - übrigens ein vor allem deutschsprachiges.
Dann übersetzen wir die Begriffe doch einmal. Ich muß aber gleich dazu sagen, dass ich kein griechisch kann. "Kirche" heißt angeblich "dem Herrn gehörig" und "katholisch "heißt "allgemein". Ich wüßte jetzt nicht, wie "allgemein" das "dem Herrn gehörig" steigern oder verfeinern könnte.
KatholischAB hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:Wo siehst Du den Unterschied zwischen "die Kirche" und "die katholische/allgemeine Kirche"?
Da muss man wohl erstmal den Kirchenbegriff klären (Gebäude, Institution, una Sancta).

DIE Kirche als una Sancta ist immer katholisch und apostolisch, wäre sie das nicht, kann sie keine Kirche sein.
Und sie ist doch auch genauso orthodox (rechtgläubig) und evangelisch (das Evangelium verkündend):
"Kirche ist die Versammlung aller Gläubigen, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden." Anhand dieses Kriteriums können Kirchentümer Kirchengemeinschaft eingehen, wenn sie gegenseitig feststellen, dass sie Teil der Kirche sind. Wo das nicht möglich ist, dort ist die Kirche nicht klar zu erkennen oder unsichtbar oder schlicht nicht vorhanden. Wir können z.B. nicht sagen, dass das Katholische Kirchentum Teil der Kirche ist. Laut CA7 ist sie es nicht vollständig, wir können es ihr aber nicht pauschal absprechen. Es gibt Gemeinden in denen Teile von Kirchlichkeit sichtbar vorhanden sind oder die ganz Teil der Kirche sind.
KatholischAB hat geschrieben: Die Institution sollte bei allen menschlichen Gebrechen so katholisch wie nur irgend möglich sein, weil sie sonst in der Gefahr steht zur Sekte zu werden. Genau darum sind die Pfingstler je nach Richtung eben durchaus eine sektiererische Gruppe (ihnen fehlt nämlich abgesehen von bestimmten Sonderlehren der Kirchenbegriff vollkommen) - auch wenn man sagen muss, dass die vor Ort doch alle ganz in Ordnung sind/fromm sind, was auch immer...
Genauso sind dann aber doch auch Katholische und Orthodoxe Kirchentümer sektiererische Gruppen, da sie zwar den Kirchenbegriff kennen, aber abwandeln (nämlich nur auf sich selbst beziehen und nicht von der unverfälschten Verkündigung des Evangeliums abhängig machen) und gemäß CA7 als Institutionen selbst nicht Kirche sein können oder wo siehst Du den Unterschied?
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Lutheraner »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Ich hätte da mal eine Frage an alle Lutheraner: In den Jahrhunderten unmittelbar vor Luther wurde das Evangelium doch nirgends so gepredigt und die Sakramente nirgends so verwaltet, wie Luther es lehrt.
Doch. Es gab zu allen Zeiten Gemeinden, die das Evangelium verkündeten. Die Paulusbriefe und die Gnadenlehre des Augustinus waren auch in den Jahrhunderten vor Luther nicht in Vergessenheit geraten.
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Re: SELK verliert weiter Mitglieder

Beitrag von NurNochKatholisch »

Lutheraner hat geschrieben:Dann übersetzen wir die Begriffe doch einmal. Ich muß aber gleich dazu sagen, dass ich kein griechisch kann. "Kirche" heißt angeblich "dem Herrn gehörig" und "katholisch "heißt "allgemein". Ich wüßte jetzt nicht, wie "allgemein" das "dem Herrn gehörig" steigern oder verfeinern könnte.
Kirche heiß im Griechischen EKKLESIA das bedeutet wörtlich die Herausgerufenen. Das griechische Alte Testament verwendet diesen Begriff meist für das Hebräische Pendent KAHAL, was die ganze Gemeinde/Volk Israel bezeichnet. Die Lutherbibel versucht das nachzumachen und übersetzt EKKLESIA meistens mit Gemeinde. Da wir jedoch gewohnt sind, dieses Wort für die Ortsgemeinde zu verwenden, halte ich es aber eigentlich für unbrauchbar. Wie wir an unserer Diskussion sehen, scheint aber auch das Wort Kirche nicht wirklich zu taugen. Und doch trifft es das m.E. am besten. Die alten Lateiner haben es sich einfach gemacht, sie haben einfach das griechische Wort übernommen und latinisiert.
Ich definiere in diesem Sinne nun das Wort Kirche für das folgende jetzt mal als "Gemeinde der Heiligen" in dem Sinne, dass hiermit die Gesamtheit der an Christus Gläubigen gemeint ist, die dieser durch die hl. Taufe in seinen Leib eingefügt hat.
Lutheraner hat geschrieben:Und sie ist doch auch genauso orthodox (rechtgläubig) und evangelisch (das Evangelium verkündend):
Richtig, aber uns Lutheranern muss nicht zuerst vorgehalten werden, dass Kirche dem Evangelium gemäß ist. Das wissen wir nämlich schon längst. Uns muss auch nicht vorgehalten werden, dass die Kirche rechtgläubig zu sein hat. Das halten wir uns doch jeden Tag vor Augen, wie rechtgläubig wir doch sind.
Aber mit der Katholizität der Kirche hat das Luthertum so seine Probleme. Und das obwohl wir unsere Wurzeln entgegen den Zwiglianern und den Calvinisten eben nicht in einer eigenen kirchlichen Existenz haben, sondern im Sinne der Bekenntnisschriften uns als römisch-katholische Reformbewegung verstehen. Kurz gesagt: Weil und solange in der verfassten römisch-katholischen Kirche das Evangelium in bestimmter Weise verdeckt wird, müssen wir weiterhin in satu confessionis bleib und können nicht in die volle Gemeinschaft mit Rom eintreten. Zu dieser Gemeinschaft gehören wir aber! Der Papst ist auch unser geistliches Oberhaupt, auch wenn er vielleicht noch an verschiedenen Punkten unserer Meinung nach irrt.
Was mich von Rom vor allem noch trennt, ist die Aufrechnung von Sünde und Guten Werken (Ablass - RFL), die communicatio sub una (vorenthalten des Kelches beim Abendmahl), der Pflichtzölibat bei Priestern und letztendlich auch die überbordende Heiligenverehrung in der Volksfrömmigkeit, bei der manchmal die Grenze zwischen Verehrung und Anbetung doch deutlich verwischt - du hattest ja mit dem Portugalbeispiel darauf hingewiesen.
Lutheraner hat geschrieben:"Kirche ist die Versammlung aller Gläubigen, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden." Anhand dieses Kriteriums können Kirchentümer Kirchengemeinschaft eingehen, wenn sie gegenseitig feststellen, dass sie Teil der Kirche sind.
Das würde ich so nicht sehen. Es geht doch vielmehr darum, dass unterschiedliche Kirchentümer FESTSTELLEN, dass sie in Lehre und Sakrament miteinander übereinstimmen. Kirchengemeinschaft wird festgestellt, nicht aber das Sein in der gleichen Kirche. Denn es gibt nur EINE Kirche, wie wir es im Nizänum bekennen. Und diese eine Kirche ist: HEILIG, KATHOLISCH und APOSTOLISCH. So wird sie im Glaubensbekenntnis qualifiziert. Für alle, auf die diese Kriterien nicht zutreffen ist das mit dem Kirchesein halt schwierig...
Zur reinen Lehre des Evangeliums und schriftgemäßen Verwaltung der Sakramente gehören die Kriterien aus dem Nizänischen Glaubensbekenntnis.
Lutheraner hat geschrieben:Wo das nicht möglich ist, dort ist die Kirche nicht klar zu erkennen oder unsichtbar oder schlicht nicht vorhanden. Wir können z.B. nicht sagen, dass das Katholische Kirchentum Teil der Kirche ist.
Doch! Das müssen wir sogar sagen! Wenn dem nämlich nicht so wäre, gehörten wir selbst nicht mehr zur Kirche (s.o.). Darüber hinaus ist es auch nicht unsere Aufgabe als Menschen über diese Dinge zu entscheiden. "Verdamme nicht, auf dass du nicht verdammt wirst!" Vielleicht werden in Rom bestimmte Aspekte des Evangeliums verdunkelt oder verdeckt, aber sie sind da. Und vielleicht verdecken oder verdunkeln ja auch wir mit unserem Streben nach Rechtgläubigkeit so manche Aspekte des Evangeliums durch unseren Zank und Streit, unserer Besserwisserei, letztlich unsere sündlichen Verfasstheit.
Lutheraner hat geschrieben:Laut CA7 ist sie es nicht vollständig, wir können es ihr aber nicht pauschal absprechen. Es gibt Gemeinden in denen Teile von Kirchlichkeit sichtbar vorhanden sind oder die ganz Teil der Kirche sind. Genauso sind dann aber doch auch Katholische und Orthodoxe Kirchentümer sektiererische Gruppen, da sie zwar den Kirchenbegriff kennen, aber abwandeln (nämlich nur auf sich selbst beziehen und nicht von der unverfälschten Verkündigung des Evangeliums abhängig machen) und gemäß CA7 als Institutionen selbst nicht Kirche sein können...
Und gleiches müssen wir auch für uns annehmen! Alles andere wäre Hochmut! Außerdem sehe ich hier die Gefahr, dass du CA7 isoliert betrachtest (s.o.)
Lutheraner hat geschrieben:...oder wo siehst Du den Unterschied?
Was uns nach meinem Dafürhalten von der vollen Gemeinschaft mit Rom heute noch trennt ist neben dem oben Gesagten nicht so sehr der römische Katholizismus sondern die protestantisch-liberalen Tendenzen, besonders im westlichen Katholizismus. Wenn ich mir manche Äußerungen von Lehmann und Co. anhöre, bekomme ich als katholischer Christ (im eigentlichen Sinne), einfach nur das kalte Grausen. Ich nehme die verfasste katholische Kirche immer mehr als eine liberalisierte Großkirche war mit lauen Christen, die von einigen wenigen moralischen Rigoristen geführt wird, deren Meinung niemanden interessiert. Die Verbindung von theologischem Liberalismus (oder ist es Gleichgültigkeit?) und moralischem Rigorismus ist mir einfach zutiefst zuwider.
Für mich habe ich entschieden, dass ich mein katholisches Christsein derzeit am besten in der SELK leben kann.

KatholischAB
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TillSchilling

Re: SELK verliert weiter Mitglieder

Beitrag von TillSchilling »

KatholischAB hat geschrieben: Richtig, aber uns Lutheranern muss nicht zuerst vorgehalten werden, dass Kirche dem Evangelium gemäß ist. Das wissen wir nämlich schon längst. Uns muss auch nicht vorgehalten werden, dass die Kirche rechtgläubig zu sein hat. Das halten wir uns doch jeden Tag vor Augen, wie rechtgläubig wir doch sind.
Ich nehme an du bist in der SELK aufgewachsen dass du dies so zynisch sagen kannst. Wenn du noch nie etwas anderes erlebt hast, kannst du wohl auch nicht verstehen was du in den lutherischen Bekenntnisschriften und in der Konfessionsgebundenheit deiner Kirche fuer einen grossen Segen hast.

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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von NurNochKatholisch »

@Till
Ich weiß, dass Leute, die mit Ernst Lutheraner sein wollen, es in ihren Landeskirchen oft nicht leicht haben. Es sollte auch wirklich gar nicht zynisch sein, dass ich etwas über die lutherische orthodoxie gespöttelt habe.
Ja, ich bin in der SELK aufgewachsen und bin durchaus auch sehr froh, dass wir zumindest auf der Lehrebene eine klare Linie vertreten. Und ich bin auch dankbar dafür!

Manchmal wird aber eine klare Linie in der Lehre auch mit Besserwisserei und Hartherzigkeit vertauscht! Und dies nehme ich vor allem bei solchen SELKis war, die den katholischen Horizont aus dem Auge verlieren.
Für meine Kirche gilt das besonders für die liberalen Pfarrer, die einen protestantischen Kurs fahren, und für die "Gnesio-Lutheraner", die manchmal sogar sektirerische Tendenzen zeigen (nach dem Motto: Wir sind die EINZIG wahren! Ich und meine drei Freunde, wir sind die UNA SANCTA!). Erstere Tendenz zeigt sich derzeit bei der ELKiB, zweitere in der ELFK. Und die SELK steht mal wieder zwischen allen Stühlen.

Aus meiner Sicht ist eben eine überspitzte Orthodoxie (nicht konfessionell gemeint) genau so problematisch wie ein protestantisches (durchaus konfessionell gemeint) Lagerdenken.
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TillSchilling

Re: SELK verliert weiter Mitglieder

Beitrag von TillSchilling »

KatholischAB hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:"Kirche ist die Versammlung aller Gläubigen, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden." Anhand dieses Kriteriums können Kirchentümer Kirchengemeinschaft eingehen, wenn sie gegenseitig feststellen, dass sie Teil der Kirche sind.
Das würde ich so nicht sehen. Es geht doch vielmehr darum, dass unterschiedliche Kirchentümer FESTSTELLEN, dass sie in Lehre und Sakrament miteinander übereinstimmen. Kirchengemeinschaft wird festgestellt, nicht aber das Sein in der gleichen Kirche. Denn es gibt nur EINE Kirche, wie wir es im Nizänum bekennen. Und diese eine Kirche ist: HEILIG, KATHOLISCH und APOSTOLISCH. So wird sie im Glaubensbekenntnis qualifiziert. Für alle, auf die diese Kriterien nicht zutreffen ist das mit dem Kirchesein halt schwierig...
Zur reinen Lehre des Evangeliums und schriftgemäßen Verwaltung der Sakramente gehören die Kriterien aus dem Nizänischen Glaubensbekenntnis.
Also wenn ich richtig verstehe was auf diesem Forum so geschrieben wird ist das jetzt die vierte Definition der katholischen Kirche. Bisher für mich die schwammigste. Die anderen - so wie ich theologisch ungebildeter Laie sie verstanden habe - waren:

1. Die katholische Kirche ist die orthodoxe Kirche. Sonst nichts.
2. Die katholische Kirche ist die RKK und irgendwie auch noch die Orthodoxen. Obwohl sie Schismatiker sind.
3. Die katholische Kirche ist die Gemeinschaft der "katholischen Kirchen", also der Kirchentümer, die über die "apostolische Sukzession verfügen", noch an sieben Sakramente glauben und Bischöfe haben. Diese Kirchen sind die katholische Kirche ungeachtet dessen dass sie sich untereinander Ketzertum und Schisma vorwerfen.

Die vierte jetzt also:
Die katholische Kirche ist die Gemeinschaft der Kirchentümer die heilig, katholisch und apostolisch sind. Wobei die Begriffe heilig, katholisch und apostolisch noch zu definieren sind.


Bis dahin glaube ich weiterhin dass die katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, unsichbar ist und zu ihr Mitglieder aller möglichen und auch keiner Konfession gehören.

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Lutheraner
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Re: SELK verliert weiter Mitglieder

Beitrag von Lutheraner »

Hallo KatholischAB,
KatholischAB hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:Und sie ist doch auch genauso orthodox (rechtgläubig) und evangelisch (das Evangelium verkündend):
Richtig, aber uns Lutheranern muss nicht zuerst vorgehalten werden, dass Kirche dem Evangelium gemäß ist. Das wissen wir nämlich schon längst. Uns muss auch nicht vorgehalten werden, dass die Kirche rechtgläubig zu sein hat. Das halten wir uns doch jeden Tag vor Augen, wie rechtgläubig wir doch sind.
Das ist auch wichtig. Die anderen wissen doch gar nicht richtig, was es mit dem Evangelium auf sich hat. Monergisten, Synergisten, Werkgerechtigkeit, egal.... Schau Dir die Diskussionen hier mal an, da wird Rechtgläubigkeit darüber definiert, ob jemand eine "Apostolische Sukzession" (als Kette von bischöflichen Handauflegungen) hat. Aus manchen Ecken kommt der Tenor, dass wir diese Sukzession bräuchten und schwupps wären wir "Kirche". So einfach sei das. Dann wird darüber diskutiert, wo man die denn herholt. Aus Schweden oder von den Anglikanern oder aus Rom oder sonst wo her. Das Evangelium spielt keine Rolle, das ist ja "eh klar". Da müssen doch bei jedem evangelischen Christen die Alarmsirenen schrillen.

KatholischAB hat geschrieben: Aber mit der Katholizität der Kirche hat das Luthertum so seine Probleme. Und das obwohl wir unsere Wurzeln entgegen den Zwiglianern und den Calvinisten eben nicht in einer eigenen kirchlichen Existenz haben, sondern im Sinne der Bekenntnisschriften uns als römisch-katholische Reformbewegung verstehen. Kurz gesagt: Weil und solange in der verfassten römisch-katholischen Kirche das Evangelium in bestimmter Weise verdeckt wird, müssen wir weiterhin in satu confessionis bleib und können nicht in die volle Gemeinschaft mit Rom eintreten. Zu dieser Gemeinschaft gehören wir aber! Der Papst ist auch unser geistliches Oberhaupt, auch wenn er vielleicht noch an verschiedenen Punkten unserer Meinung nach irrt.
Aus lutherisch-reformatorischer Sicht hast Du da natürlich recht. Vor zwei Jahren hätte ich Dir auch noch voll und ganz zugestimmt und darauf gesetzt. Aber mittlerweile bin ich hier ziemlich ernüchtert. Kirchenvereinigungen führen erfahrungsgemäß leider zu keiner Glaubenserweckung. Viele Katholiken hier im Forum, die von der Situation in den Ortsgemeinden in Deutschland enttäuscht sind, träumen von einer Vereinigung mit den Orthodoxen. Aber das würde doch in den Ortsgemeinden nichts ändern. Dasselbe gälte auch für eine Vereinigung von EKD und KK.

Ich denke, dass in der SELK die Welt noch in Ordnung ist und dass der (vor allem landeskirchliche) Pietismus das Rückgrat des Christentums in Deutschland bildet. Ich finde Zusammenschlüsse auf Gemeindeebene wie die Evangelische Allianz für viel wichtiger als Beschlüsse und gemeinsame Erklärungen auf Kirchenleitungsebenen. Ein gutes Beispiel ist doch die Leuenberger Konkordie. Ich halte sie inhaltlich mittlerweile für besser als ihren Ruf. Das Problem ist nur, dass sich in den Landeskirchen kaum noch Gemeinden finden, deren Glaubensleben wirklich mit dieser Erklärung übereinstimmt. Insofern bringen diese gemeinsame Erklärungen und Beschlüsse auf Kirchenleitungsebene m.E. doch recht wenig.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Florianklaus
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Re: SELK verliert weiter Mitglieder

Beitrag von Florianklaus »

TillSchilling hat geschrieben:
KatholischAB hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:"Kirche ist die Versammlung aller Gläubigen, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden." Anhand dieses Kriteriums können Kirchentümer Kirchengemeinschaft eingehen, wenn sie gegenseitig feststellen, dass sie Teil der Kirche sind.
Das würde ich so nicht sehen. Es geht doch vielmehr darum, dass unterschiedliche Kirchentümer FESTSTELLEN, dass sie in Lehre und Sakrament miteinander übereinstimmen. Kirchengemeinschaft wird festgestellt, nicht aber das Sein in der gleichen Kirche. Denn es gibt nur EINE Kirche, wie wir es im Nizänum bekennen. Und diese eine Kirche ist: HEILIG, KATHOLISCH und APOSTOLISCH. So wird sie im Glaubensbekenntnis qualifiziert. Für alle, auf die diese Kriterien nicht zutreffen ist das mit dem Kirchesein halt schwierig...
Zur reinen Lehre des Evangeliums und schriftgemäßen Verwaltung der Sakramente gehören die Kriterien aus dem Nizänischen Glaubensbekenntnis.
Also wenn ich richtig verstehe was auf diesem Forum so geschrieben wird ist das jetzt die vierte Definition der katholischen Kirche. Bisher für mich die schwammigste. Die anderen - so wie ich theologisch ungebildeter Laie sie verstanden habe - waren:

1. Die katholische Kirche ist die orthodoxe Kirche. Sonst nichts.
2. Die katholische Kirche ist die RKK und irgendwie auch noch die Orthodoxen. Obwohl sie Schismatiker sind.
3. Die katholische Kirche ist die Gemeinschaft der "katholischen Kirchen", also der Kirchentümer, die über die "apostolische Sukzession verfügen", noch an sieben Sakramente glauben und Bischöfe haben. Diese Kirchen sind die katholische Kirche ungeachtet dessen dass sie sich untereinander Ketzertum und Schisma vorwerfen.

Die vierte jetzt also:
Die katholische Kirche ist die Gemeinschaft der Kirchentümer die heilig, katholisch und apostolisch sind. Wobei die Begriffe heilig, katholisch und apostolisch noch zu definieren sind.


Bis dahin glaube ich weiterhin dass die katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, unsichbar ist und zu ihr Mitglieder aller möglichen und auch keiner Konfession gehören.

Da möchte ich doch noch die fünfte Definition beisteuern: Die katholische Kirche ist nur die RKK (inkl. die unierten Ostkirchen). Alle anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften stehen in einer mehr oder weniger unvollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche (z.B. durch die Taufe).

Miserere Nobis Domine
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Lutheraner hat geschrieben: Doch. Es gab zu allen Zeiten Gemeinden, die das Evangelium verkündeten. Die Paulusbriefe und die Gnadenlehre des Augustinus waren auch in den Jahrhunderten vor Luther nicht in Vergessenheit geraten.
Das Evangelium verkündeten (tut jede christliche Gruppierung ja irgendwie) oder das Evangelium rein verkündeten (im Sinne des lutherischen Bekenntnisses?

Falls letzteres gemeint ist: Behauptest du das einfach oder hast du konkrete historische Beispiele zwischen Augustinus und Luther?

TillSchilling

Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von TillSchilling »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben: Das Evangelium verkündeten (tut jede christliche Gruppierung ja irgendwie) oder das Evangelium rein verkündeten (im Sinne des lutherischen Bekenntnisses?
Es wurde doch getauft, oder? Es wurden doch Kreuze aufgehängt, oder? Es wurden doch zum Beispiel den Sterbenden Kruzifixe vor Augen gehalten und ihnen gesagt "Sieh an Christum, der für dich gestorben ist".

Was willst du hören? Welche theologische Arbeit der Zeit zwischen Paulus und Luther das lutherische Rechtfertigungsverständnis genauso enthält wie es dann in der Augsburger Konfession zu finden ist? Selbst wenn die Antwort wäre: "keine", was beweisst das? Entgegen all diesen albernen, hier immer wieder unüberlegt vorgebrachten Slogans "Die Schrift UND die Tradition" ist es frühchristliche Praxis Dogmen an den kanonischen Schriften zu messen und auf ihre Übereinstimmung mit den Aussagen derselben zu überprüfen. Und das die Aussagen der Briefe des Paulus an die Römer und die Galater zur Rechtfertigungslehre genau den Aussagen der lutherischen Bekenntnise zu diesem Thema entsprechen, kann man nun wirklich nur leugnen wenn man ein Interesse daran hat, dass es nciht so sei.

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Petur
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Petur »

Bund für evangelisch - katholische Einheit:

http://www.bund-fuer-kircheneinheit.de.vu/

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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Petur »

Wie kann eine Kirche gleichzeitig sowohl zum Luth. Weltbund als auch zum Internat. Luth. Rat gehören? (Evangelisch-Lutherische Kirche Ingermanlands in Russland)

TillSchilling

Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von TillSchilling »

Petur hat geschrieben:Wie kann eine Kirche gleichzeitig sowohl zum Luth. Weltbund als auch zum Internat. Luth. Rat gehören? (Evangelisch-Lutherische Kirche Ingermanlands in Russland)
Gute Frage. Das habe ich mich in Bezug auf die Lutheran Church of Australia auch schon gefragt. Die gehört nämlich auch zu beiden.

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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Bischof »

Die Lutheran Church Australia ist sowohl im LWB als auch ILR assoziiertes Mitglied und keinen der Bünde Vollmitglied.

Zum LWB: Die Mitgliedskirchen des LWB stehen miteinander in voller Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft. Das ist auch so gewollt und so angelegt.
Zum ILR: Die Mitgliedskirchen des LWB stehen nicht automatisch in Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft. So hat die SELK z.B. keine Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche Ingermannland (Rußland). Bilateral hat jedoch die Lutheran Church - Missouri Synod volle Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft mit dieser Kirche festgestellt.

Der Unterschied ist also in der Art der Gemeinschaft. Der ILR ist wirklich nur ein Bund Lutherischer Kirchen zum Gedankenaustausch etc., wo Kirchen zwar bilateral Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft mit einigen festgestellt haben mit anderen aber nicht, während die LWB Mitgliedskirchen allesamt Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft untereinander festgestellt haben.

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Petur
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Re: Lutherische Katholizität - Was ist das und geht das?

Beitrag von Petur »

Danke für die Information!

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