Hallo Thomas.
Schön, dass Du weitterhin hier mitschreibst und Dich einbringst.
Für mich persönlich war der Glaube an die Auferstehung (erst einmal an die A. Jesu, dann kommt der Rest automatisch) der Knackpunkt schlechthin bei meinem Weg zum Glauben. Ich konnte monatelang nicht glauben, dass Jesus wirklich von den Toten auferstanden war und jetzt lebt. Da half auch Bibel lesen und Theologiebücher wälzen nicht viel (und die Lektüre eines mir damals unbekannten Theologen namens Hans Küng war mir viel zu weichspülerhaft), eher gar nicht. Die Frage war klar, die Antwort konnte nur ich geben, glaube ich daran oder nicht.
Ohne den Hinweis von Paulus damals bewusst wahrgenommen zu haben, war mir klar, dass es daran hängt. Dir scheint es ähnlich zu gehen.
"Was ist, wenn es doch wahr ist?" Diese Frage des Zweiflers an seiner eigenen intellektuellen Überheblichkeit nagte auch an mir. Und wenn man sich darauf einlässt, dass es wahr ist, so meine ganz eigene Erfahrung, dann stürzt es einiges um. Und baut viel Schöneres auf.
Mit der Erfahrung ist das so eine Sache. Wir denken heutzutage bei "religiöser Erfahrung" oft an den sehr schwammigen Begriff der "Mystik" - ich dachte natürlich genauso. Daher gehörten die Dt. Predigten und Traktate von Meister Eckhart auch zu meinen religiösen Frühbesitztümern (Meister Eckhart war ein Dominikaner des 13. Jh. und wird oft der größte dt. Mystiker genannt, ist aber auch umstritten). Ich las ein wenig darin, verstand sehr wenig, fand vieles aber sehr bedenkenswert.
Lange hat es gedauert, bis mir klar wurde (auch dank des Hl. Franziskus), dass sich die Erfahrung Gottes im Schnöden und Langweiligen abspielt.
Was wird heute "mystisch" genannt? Die erfolgreiche Besteigung eines Berges, die extreme Körpererfahrung eines Marathons, die Erfahrung des Wesentlichen bei einem Aufenthalt in der Wüste etc.
Alles Ausnahmeerscheinungen verbunden mit starken einmaligen Emotionen. Und genau deswegen nicht wirklich christlich. Sicher, manchmal zeigt sich Gott im Leben des einzelnen sehr imposant und man denkt einfach nur "wow!" Doch liegt das eher an unserer Wahrnehmung denn an Gott.
Ich war mal bei einer sehr interessanten Tagung über Mystik und ihre Bedeutung in der modernen Medizin. Obwohl dort ganz klar wurde, dass Mystik (im Sinne der Gotteserfahrung) eben genau das Alltägliche ist, dass gerade der Arzt in jedem Kranken, besonders auch den schwierigeren Patienten, Christus begegnet, gab es med. Teilnehmer, die hielten bis zum Schluss Mystik für etwas Elitäres.
Wo kannst Du eine "sichere" Gotteserfahrung machen? Die klassische katholische Antwort (

): in der Hl. Messe, der Eucharistie. Geht's da "mystisch" einher? Weltlich gesehen nein, christlich gesehen dagegen enorm.
Gott erschien Elija nicht im Sturm, nicht im Feuer, nein, sondern im leicht säuselnden Wind.
Gott wurde Mensch in einem Dreckloch, lebte 90% seines Leben, als wäre nichts Wichtiges passiert und ging seinem Lebensnunterhalt als einer von vielen nach.
Gott wird gegenwärtig, anfassbar, in einer Mischung aus Mehl und Wasser, wirklich nichts kulinarisch Außergewöhnliches.
Das ist die christl. Erfahrungswissenschaft.