Lateinschule

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Galilei
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Re: Lateinschule

Beitrag von Galilei »

ad-fontes hat geschrieben:"Durch unseren Herrn Jesum Christum, deinen Sohn, der mit dir lebt und regiert in der Einheit des Heiligen Geistes <als> Gott, durch alle Ewen der Ewen."
In dieser Übersetzung wäre »Deus« nur auf Gott Sohn bezogen.
Ja, was denn nun? Gibt es da wirklich keine eindeutige Antwort?

Ad-fontes, wo hast Du denn das Wort »Ewen« ausgegraben? Ist mir noch nie begegnet.

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ad-fontes
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Re: Lateinschule

Beitrag von ad-fontes »

Galilei hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:"Durch unseren Herrn Jesum Christum, deinen Sohn, der mit dir lebt und regiert in der Einheit des Heiligen Geistes <als> Gott, durch alle Ewen der Ewen."
In dieser Übersetzung wäre »Deus« nur auf Gott Sohn bezogen.
Ja, was denn nun? Gibt es da wirklich keine eindeutige Antwort?

Ad-fontes, wo hast Du denn das Wort »Ewen« ausgegraben? Ist mir noch nie begegnet.
Ja, deus bezieht sich auf den Sohn. Etwas anderes halte ich für ausgeschlossen. Was die Übersetzung mit "<als> Gott" betrifft, kann dir Robert sicherlich weiterhelfen.

Ewe ist das altdeutsche (~ 1500?) Äquivalent zu Aion (im Niederländischen gibt es etwas ähnlich klingendes).
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Vulpius Herbipolensis
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Re: Lateinschule

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

Unseren Latein-LK-Lehrer habe ich (bisher zweimal) dazu gebracht jeweils in einer einzelnen Stunde mit dem Kurs auch mittellateinische Hymnen zu übersetzen bzw. mich mit dem Kurs übersetzen zu lassen. (Der Erfolg des Kurses beim Übersetzen wäre allerdings eher ein Thema für den Frustthread. Die Übersetzung eines Satzes wie "Non omnis moriar." stellt für manche ein nicht zu bewältigendes Problem dar. :traurigtaps: ) Jedenfalls wollten wir in der letzten Stunde das Stabat Mater lesen, sind allerdings aus Zeitgründen nicht ganz durchgekommen, sodass ich den anderen LKlern zumindest eine relativ wörtliche Wiedergabe des Gedichtes und die Nachdichtung von Bone schicken möchte - unabhängig davon, ob das dann jemand liest. Ich stelle hier meinen Übersetzungsvorschlag und die Textversion, die wir verwendet haben, einschließlich Worterklärungen rein, weil ich die ja berücksichtigen muss, auch wenn ich sonst anders übersetzen würde. Es wäre nett, wenn sich das einer (oder mehrere) anschauen und völlig niedermachen oder gegebenenfalls sagen könnten, wenn es in Ordnung ist. ;)

Stabat Mater dolorosa
juxta Crucem lacrimosa,
dum pendebat Filius.
Cuius animam gementem,
contristatam et dolentem
pertransivit gladius.

O quam tristis et afflicta | afflīctus: niedergeschlagen
fuit illa benedicta
Mater Unigeniti,
quæ mærebat et dolebat | mærēre: trauern
et tremebat, dum videbat | tremere: zittern
Nati pœnas incliti. | pœna, -æ: Pein – inclitus: berühmt

Quis est homo, qui non fleret,
Matrem Christi si videret
in tanto supplicio? | supplicium, -ī: Marter
Quis non posset contristari,
piam Matrem contemplari
dolentem cum Filio?

Pro peccatis suæ gentis | peccātum, -ī: Sünde
vidit Jesum in tormentis
et flagellis subditum. | flagellum, -ī: Geißel – subditus: preisgegeben
Vidit suum dulcem Natum
morientem desolatum, | dēsōlātus: verlassen
dum emisit spiritum.

Pia Mater, fons amoris,
me sentire vim doloris
fac, ut tecum lugeam!
Fac, ut ardeat cor meum
in amando Christum Deum,
ut sibi complaceam! | sibi ~ eī

Sancta Mater, istud agas,
Crucifixi fige plagas | fīgere: drücken – plāga, -æ: Wunde
cordi meo valide! | validē: fest
Tui Nati vulnerati
tam dignati pro me pati, | dīgnārī: sich entschließen, sich herablassen
pœnas mecum divide!

Fac me vere tecum flere,
Crucifixo condolere,
donec ego vixero.
Juxta Crucem tecum stare
et me tibi sociare
in planctu desidero. | planctus, -ūs: Klage

Virgo virginum præclara,
mihi jam non sis amara,
fac me tecum plangere. | plangere: klagen
Fac, ut portem Christi mortem,
passionis fac consortem
et plagas recolere! | recolere: mitempfinden

Fac me plagis vulnerari,
Cruce hac inebriari | inēbriārī: erfüllt sein
et cruore Filii,
flammis urar ne succensus, | succēnsus: entzündet
per te, virgo, sim defensus
in die judicii!

Christe, cum sit hinc exire,
da per Matrem me venire
ad palmam victoriæ.
Quando corpus morietur,
fac, ut anima donetur
Paradisi gloriæ.

Die Mutter stand voller Schmerzen tränenreich beim Kreuz, während der Sohn da hing. Ihre seufzende, trauererfüllte und schmerzende Seele durchdrang ein Schwert.

O wie traurig und niedergeschlagen war jene gebenedeite Mutter des Eingeborenen, die trauerte, litt und zitterte, während sie die Pein ihres berühmten Sohnes sah.

Welchen Menschen gibt es, der nicht weinte, wenn er Christi Mutter in so großer Marter sähe? Wer könnte nicht mittrauern, die liebevolle Mutter zu betrachten, wie sie mit dem Sohn leidet?

Für die Sünden seines Volkes sah sie Jesus in Qualen und den Geißeln preisgegeben. Sie sah ihren süßen Sohn verlassen sterben, als er seinen Geist aushauchte.

Fromme Mutter, Quell der Liebe, lass mich die Gewalt des Schmerzes fühlen, damit ich mit dir trauere! Mach, dass mein Herz in Liebe zu Christus, meinem Gott, brenne, sodass ich ihm gefalle!

Heilige Mutter, tue dies, drücke die Wunden des Gekreuzigten fest in mein Herz! Teile die Pein deines verwundeten Sohnes, der sich so sehr herabließ, für mich zu leiden, mit mir!

Lass mich wahrhaft mit dir weinen, mit dem Gekreuzigten mitleiden, solange ich lebe. Neben dem Kreuz mit dir zu stehen und mich mit dir im Klagen zu verbinden, ersehne ich.

Glänzende Jungfrau der Jungfrauen, sei mir nun nicht grausam, lass mich mit dir klagen. Mache, dass ich Christi Tod trage, mache mich seines Leidens teilhaftig und lass mich die Wunden mitempfinden!

Lass mich von seinen Wunden verletzt, von diesem Kreuz und dem Mord am Sohn erfüllt werden, damit ich von den Flammen entzündet nicht verbrenne, sei ich durch dich, Jungfrau, am Tag des Gerichtes verteidigt!

Christus, wenn es Zeit ist, von hier zu gehen, gewähre mir durch deine Mutter, zur Siegespalme zu gelangen. Wenn der Leib stirbt, mach, dass die Seele der Herrlichkeit des Paradieses gegeben wird.

Ich fürchte, die Formulierungen sind durch mein Bemühen, „wörtlich“ zu übersetzen, etwas mechanisch geraten, da sie ja nicht nur objektiv, sondern auch aus der Sicht des Kurses wörtlich sein mussten. Würde mich über Verbesserungsvorschläge freuen.

Vulpius
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Vulpius Herbipolensis
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Re: Lateinschule

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

Offensichtlich bin ich damit übersehen worden.
Könnte vielleicht irgendjemand von Vierzehnheiligen oder sonstwo in Deutschland oder Österreich aus mal drüberschauen?
:traurigtaps:
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Bernado
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Re: Lateinschule

Beitrag von Bernado »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Ich fürchte, die Formulierungen sind durch mein Bemühen, „wörtlich“ zu übersetzen, etwas mechanisch geraten, da sie ja nicht nur objektiv, sondern auch aus der Sicht des Kurses wörtlich sein mussten. Würde mich über Verbesserungsvorschläge freuen.
Ja - ich hätte deshalb gewisse Hemmungen, einen solchen Text zum Gegenstand einer Unterrichtsstunde zu machen: Er lebt eben nicht nur vom Inhalt, sondern auch von den Worten und ihrer Form. Erst beides Zusammen bewegt das Herz.

Ansonsten habe ich bei der Übersetzung nur eine Stelle gefunden, die mir richtig falsch erscheint: In der zweiten Strophe übersetzt Du bei "quae maerebat..." ein "non", was nicht dasteht, und kommst damit auch zu einem ganz anderen Sinn als die traditionellen Übersetzungen. Anscheinend siehst Du da Konjunktive, wo ich ohne (lang nachzuschauen) nur ein indikatives Imperfekt sehe: "welche (nämlich mater unigeniti, also relativisch und nicht fragend) trauerte, klagte und zitterte, als sie die Pein ihres ruhmvollen Sohnes sah.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

Vulpius Herbipolensis
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Re: Lateinschule

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

Vielen Dank, Bernado, dass du dich meiner erbarmst! :ja:
ich hätte deshalb gewisse Hemmungen, einen solchen Text zum Gegenstand einer Unterrichtsstunde zu machen
Ich spätestens seit der letzten Lateinstunde ebenfalls. Allerdings sollte man bedenken, dass die Schüler andernfalls vom Kirchenlatein überhaupt nichts mitbekommen.
Die zweite Strophe habe ich übersetzt mit:
O wie traurig und niedergeschlagen war jene gebenedeite Mutter des Eingeborenen, die trauerte, litt und zitterte, während sie die Pein ihres berühmten Sohnes sah.
Wo habe ich denn da eine Negation (ich kann keine erkennen.)?
Mit meinem "berühmt" war ich schon die ganze Zeit nicht so recht glücklich. Dein "ruhmvoll" werde ich natürlich übernehmen, danke!

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Bernado
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Re: Lateinschule

Beitrag von Bernado »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben: Wo habe ich denn da eine Negation (ich kann keine erkennen.)?
Tschuldigung - wirf's weg. Ich war in die falsche Zeile geraten - erstens, weil ich sowieso immer eilig bin, und zweitens weil mich der Wechsel von Kurz- und Langzeilen irritiert hat.

Ich finde nämlich, daß man Gedichte eigentlich immer in einer Art gebundener Sprache übersetzen sollte - was nicht heißt, daß man sie unbedingt reimen muß.

Und was ich noch dazufügen sollte: ich freue mich enorm, daß jemand in Deinem Alter die lateinischen Hymnen "entdeckt" hat - sie gehören zu den großen und leider seit Jahrhunderten missachteten Schätzen unserer Tradition. Allerdings gibt es in den letzten Jahren wieder ein leicht zunehmendes Interesse, freilich außerhalb von Theologie und Kirche bei den Sprachwissenschaftlern und Historikern.

Und es würde mich in der Tat interessieren, wie Lehrer und Mitschüler des LK auf solche Texte reagieren.
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Re: Lateinschule

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

Du meinst, die Trennung, ihnen einerseits eine wörtliche Übersetzung und andererseits eine Nachdichtung zu geben, ist nicht sinnvoll? Vermutlich hast du recht, aber was schlägst du stattdessen vor; soll ich jetzt etwa zum Pöten werden?
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Re: Lateinschule

Beitrag von Bernado »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Du meinst, die Trennung, ihnen einerseits eine wörtliche Übersetzung und andererseits eine Nachdichtung zu geben, ist nicht sinnvoll? Vermutlich hast du recht, aber was schlägst du stattdessen vor; soll ich jetzt etwa zum Pöten werden?
Vulpius
Ich weiß es nicht. Vielleicht würdfe ich von einer gelungenen Nachdichtung ausgehen - das deutsche "Christi Mutter stand mit Schmerzen" ist m.E. ziemlich gut - und dann versuchen, aus der Arbeit am lateinischen Original zu erschließen, wo die Stärken und Schwächen dieser Übersetzung liegen. Aber das ist vielleicht nicht leistungskursgemäß. Dann vielleicht der umgekehrte Weg: Erst überhaupt keine Übersetzung anbieten, sondern ohne "Vorbelastung" ans Werk gehen - und nachher vergleichen.
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Vulpius Herbipolensis
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Re: Lateinschule

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

Und es würde mich in der Tat interessieren, wie Lehrer und Mitschüler des LK auf solche Texte reagieren.
Ich zitiere nochmal, was ich zu Beginn geschrieben habe:
Unseren Latein-LK-Lehrer habe ich (bisher zweimal) dazu gebracht jeweils in einer einzelnen Stunde mit dem Kurs auch mittellateinische Hymnen zu übersetzen bzw. mich mit dem Kurs übersetzen zu lassen. (Der Erfolg des Kurses beim Übersetzen wäre allerdings eher ein Thema für den Frustthread. Die Übersetzung eines Satzes wie "Non omnis moriar." stellt für manche ein nicht zu bewältigendes Problem dar. :traurigtaps: ) Jedenfalls wollten wir in der letzten Stunde das Stabat Mater lesen, sind allerdings aus Zeitgründen nicht ganz durchgekommen, sodass ich den anderen LKlern zumindest eine relativ wörtliche Wiedergabe des Gedichtes und die Nachdichtung von Bone schicken möchte - unabhängig davon, ob das dann jemand liest.
Unser Lehrer hat mir einmal, während er mit anderen Klassen bei einem Schüleraustausch was, eine Doppelstunde zur Verfügung gestellt, in der ich mit dem Kurs zwei Lieder aus den Carmina Burana und das Pange lingua gelesen habe. Wir sind zeitlich genau fertig geworden und nach der Stunde bekam ich eigentlich ganz positive Rückmeldungen. In der Stunde vor den Ferien hat der Lehrer so viel anderes spontan eingeschoben, dass wir beim Stabat Mater nur zu den ersten drei Strophen gekommen sind. Mehr Zeit möchte unser Lehrer nicht meht investieren :nein: , sodass ich eben zumindest eine wörtliche Übersetzung und eine Nachdichtung - ich habe diejenige von Bone etwas nach der GL-Version modifiziert - geben will.
Und es würde mich in der Tat interessieren, wie Lehrer und Mitschüler des LK auf solche Texte reagieren.
In welchem Maße den anderen Schülern der Inhalt der Texte klar geworden ist, weiß ich nicht, da bin ich eher pessimistisch. Vom derzeitigen Religionsunterricht kann man ja meist wenig bis nicht erwarten. :motz:

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Robert Ketelhohn
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Re: Lateinschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Galilei hat geschrieben:
Orationsendung hat geschrieben:Per Dóminum nostrum Iesum Christum Fílium tuum, qui tecum vivit et regnat in unitáte Spíritus Sancti, Deus, per ómnia sǽcula sæculórum.
Welche grammatikalische Funktion hat »Deus«?
Welche Bedeutung hat »Deus«?
Bevor ich das weitere lese:
  1. Grammatisch ist deus Nominativ Singular. Syntaktisch (worauf die Frage wohl eigentlich zielt) handelt es sich um ein Prädikativum, näherhin um ein Subjektsprädikativum (oder Prädikatsnomen), also: „… der mit dir lebt und herrscht … (als) Gott …“.
  2. Lexikalisch Bedeutet deus „Gott“. Theologisch betrachtet, ist konkret die zweite Person der Trinität gemeint.
[/color]
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Niels
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Re: Lateinschule

Beitrag von Niels »

Ich las gerade zuerst "synkretistisch" statt "syntaktisch" (und das im Zusammenhang mit der Trinität).
:auweia: :tuete:
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Robert Ketelhohn
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Re: Lateinschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Galilei hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Grammatikalische Funktion: Subjekt zu "qui ...", würde ich sagen.
Verstehe ich nicht. Subjekt des Relativsatzes ist doch das Relativpronomen »qui« und das bezieht sich auf »Dominum nostrum Iesum Christum« (Akkusativ), »Deus« steht aber nicht im Akkusativ. Könnte es eventuell Vokativ sein?
Taddeo fiel bloß der Begriff „Subjektsprädikativum“ nicht ein; das meinte er. Subjekt ist natürlich qui selbst, deus bestimmt es näher. – Vokativ ist es nicht, siehe oben.
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Re: Lateinschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Galilei hat geschrieben:aber dann wundert mich das Komma nach »Deus«.
Das Komma ist neuzeitliche Zutat, das vergiß mal gleich.
Galilei hat geschrieben:Und die derzeit noch gültige deutsche Übersetzung ist dann wohl gründlich daneben, da hier das »Deus« nach vorne gezogen wurde und sich nur auf Christus bezieht: »Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn und Gott, ...«
Da ist das Prädikativum in eine Adverbiale Bestimmung hineingezogen worden, in der es überhaupt nichts zu suchen hat. Das ist natürlich verkehrt.
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Robert Ketelhohn
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Re: Lateinschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Unseren Latein-LK-Lehrer habe ich (bisher zweimal) dazu gebracht jeweils in einer einzelnen Stunde mit dem Kurs auch mittellateinische Hymnen zu übersetzen bzw. mich mit dem Kurs übersetzen zu lassen. (Der Erfolg des Kurses beim Übersetzen wäre allerdings eher ein Thema für den Frustthread. Die Übersetzung eines Satzes wie "Non omnis moriar." stellt für manche ein nicht zu bewältigendes Problem dar. :traurigtaps: )
Im Latein-Leistungskurs??? – :hae?: Wer das nicht bringt, ist überhaupt nicht gymnasiumsfähig.
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ad-fontes
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Re: Lateinschule

Beitrag von ad-fontes »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Offensichtlich bin ich damit übersehen worden.
Könnte vielleicht irgendjemand von Vierzehnheiligen oder sonstwo in Deutschland oder Österreich aus mal drüberschauen?
:traurigtaps:
Vulpius
Nicht traurig tapsen, über meine Benedictus-Übers. hat auch niemand kommentierend drübergeschaut. Dabei gibt es doch auch diese Funktion, und diese, mit der man Verbesserungen vornehmen kann, aber ich denke, menschliche Trägheit steht dem entgegen. Auch interessiert nicht jeden das gleiche.
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Re: Lateinschule

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

nseren Latein-LK-Lehrer habe ich (bisher zweimal) dazu gebracht jeweils in einer einzelnen Stunde mit dem Kurs auch mittellateinische Hymnen zu übersetzen bzw. mich mit dem Kurs übersetzen zu lassen. (Der Erfolg des Kurses beim Übersetzen wäre allerdings eher ein Thema für den Frustthread. Die Übersetzung eines Satzes wie "Non omnis moriar." stellt für manche ein nicht zu bewältigendes Problem dar. :traurigtaps: )
Im Latein-Leistungskurs??? – :hae?: Wer das nicht bringt, ist überhaupt nicht gymnasiumsfähig.
Doch, im LK! Nach einigem Zögern kam dann: "Ich sterbe nicht für alle." :erschrocken: Ähnliches kam schon mehrmals vor.

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Galilei
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Re: Lateinschule

Beitrag von Galilei »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Galilei hat geschrieben:
Orationsendung hat geschrieben:Per Dóminum nostrum Iesum Christum Fílium tuum, qui tecum vivit et regnat in unitáte Spíritus Sancti, Deus, per ómnia sǽcula sæculórum.
Welche grammatikalische Funktion hat »Deus«?
Welche Bedeutung hat »Deus«?
Bevor ich das weitere lese:
  1. Grammatisch ist deus Nominativ Singular. Syntaktisch (worauf die Frage wohl eigentlich zielt) handelt es sich um ein Prädikativum, näherhin um ein Subjektsprädikativum (oder Prädikatsnomen), also: „… der mit dir lebt und herrscht … (als) Gott …“.
  2. Lexikalisch Bedeutet deus „Gott“. Theologisch betrachtet, ist konkret die zweite Person der Trinität gemeint.
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Eigentlich hatte ich es auch immer so verstanden, aber neulich bin ich doch mal ins Stutzen gekommen und habe deshalb nachgefragt.
Dank an Robert und alle anderen, die geantwortet haben!

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Galilei
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Re: Lateinschule

Beitrag von Galilei »

Die nächste Frage: Warum stehen im Lateinischen Festbezeichnungen immer im Genitiv (z. B. Ss. Petri et Pauli, apostolorum) bzw. mit »in« + Abl. (z. B. In Annuntiatione Domini)?
Die einzige mir bekannte Ausnahme ist das Missale der Kartäuser, wo alles im Nominativ steht.

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Re: Lateinschule

Beitrag von taddeo »

Galilei hat geschrieben:Die nächste Frage: Warum stehen im Lateinischen Festbezeichnungen immer im Genitiv (z. B. Ss. Petri et Pauli, apostolorum) bzw. mit »in« + Abl. (z. B. In Annuntiatione Domini)?
Die einzige mir bekannte Ausnahme ist das Missale der Kartäuser, wo alles im Nominativ steht.
Vermutlich ist da jeweils "Dies" zu ergänzen. Oder evtl. "Festum", "Sollemnitas", "Memoria" etc.

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Niels
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Re: Lateinschule

Beitrag von Niels »

taddeo hat geschrieben:
Galilei hat geschrieben:Die nächste Frage: Warum stehen im Lateinischen Festbezeichnungen immer im Genitiv (z. B. Ss. Petri et Pauli, apostolorum) bzw. mit »in« + Abl. (z. B. In Annuntiatione Domini)?
Die einzige mir bekannte Ausnahme ist das Missale der Kartäuser, wo alles im Nominativ steht.
Vermutlich ist da jeweils "Dies" zu ergänzen. Oder evtl. "Festum", "Sollemnitas", "Memoria" etc.
Davon gehe ich auch aus.
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Re: Lateinschule

Beitrag von Maurus »

Niels hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Galilei hat geschrieben:Die nächste Frage: Warum stehen im Lateinischen Festbezeichnungen immer im Genitiv (z. B. Ss. Petri et Pauli, apostolorum) bzw. mit »in« + Abl. (z. B. In Annuntiatione Domini)?
Die einzige mir bekannte Ausnahme ist das Missale der Kartäuser, wo alles im Nominativ steht.
Vermutlich ist da jeweils "Dies" zu ergänzen. Oder evtl. "Festum", "Sollemnitas", "Memoria" etc.
Davon gehe ich auch aus.
Ich meine, dass ich das auch schon ausgeschrieben gesehen hätte... "In Festo..." etc.

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Niels
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Re: Lateinschule

Beitrag von Niels »

Maurus hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Galilei hat geschrieben:Die nächste Frage: Warum stehen im Lateinischen Festbezeichnungen immer im Genitiv (z. B. Ss. Petri et Pauli, apostolorum) bzw. mit »in« + Abl. (z. B. In Annuntiatione Domini)?
Die einzige mir bekannte Ausnahme ist das Missale der Kartäuser, wo alles im Nominativ steht.
Vermutlich ist da jeweils "Dies" zu ergänzen. Oder evtl. "Festum", "Sollemnitas", "Memoria" etc.
Davon gehe ich auch aus.
Ich meine, dass ich das auch schon ausgeschrieben gesehen hätte... "In Festo..." etc.
Ich auch - in manchen Büchern auf jeden Fall...in anderen gibt's nur die leidigen abbrevitationes ...
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Robert Ketelhohn
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Re: Lateinschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Niels hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Galilei hat geschrieben:Die nächste Frage: Warum stehen im Lateinischen Festbezeichnungen immer im Genitiv (z. B. Ss. Petri et Pauli, apostolorum) bzw. mit »in« + Abl. (z. B. In Annuntiatione Domini)?
Die einzige mir bekannte Ausnahme ist das Missale der Kartäuser, wo alles im Nominativ steht.
Vermutlich ist da jeweils "Dies" zu ergänzen. Oder evtl. "Festum", "Sollemnitas", "Memoria" etc.
Davon gehe ich auch aus.
Darum gibt es ja auch Nikolaikirchen, Petri-, Silvestri- oder Michaeliskirchen u. dgl. m.
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Re: Lateinschule

Beitrag von Galilei »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Darum gibt es ja auch Nikolaikirchen, Petri-, Silvestri- oder Michaeliskirchen u. dgl. m.
Wobei ich vermute, dass viele den zugehörigen Schutzheiligen aus der Genitivform nicht ablesen können, insbesondere nicht Nikolaus.
taddeo hat geschrieben:Vermutlich ist da jeweils "Dies" zu ergänzen. Oder evtl. "Festum", "Sollemnitas", "Memoria" etc.
Maurus hat geschrieben:Ich meine, dass ich das auch schon ausgeschrieben gesehen hätte... "In Festo..." etc.
Das sind nun sprachlich zwei verschiedene Dinge: In Taddeos Variante steht da ein Nominativ, in Maurus' wieder »in« + Abl., wie im obigen Beispiel »In Annuntiatione Domini«.
Die in+Abl.-Variante interpretiere ich formal so, dass nicht der Name des Festes angegeben wird, sondern eine Zeitangabe vorliegt, im Sinne von »Am Fest der hll. Petrus und Paulus [ist Folgendes zu beten]«.
Für mich ergibt sich daraus die Frage, wann im Lateinischen Zeitangaben mit »in« stehen und wann ohne. Bei Wochentagen steht in den lit. Büchern jedenfalls nie die Präposition, sondern immer der bloße Ablativ, z. B. »sabbato« (bei allen anderen Wochentagen nicht vom Nominativ zu unterscheiden).

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ad-fontes
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Re: Lateinschule

Beitrag von ad-fontes »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Syntaktisch (worauf die Frage wohl eigentlich zielt) handelt es sich um ein Prädikativum, näherhin um ein Subjektsprädikativum (oder Prädikatsnomen), also: „… der mit dir lebt und herrscht … (als) Gott …“.
Victor ille resurrexit.
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ad-fontes
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Re: Lateinschule

Beitrag von ad-fontes »

Galilei hat geschrieben: Das sind nun sprachlich zwei verschiedene Dinge: In Taddeos Variante steht da ein Nominativ, in Maurus' wieder »in« + Abl., wie im obigen Beispiel »In Annuntiatione Domini«.
Die in+Abl.-Variante interpretiere ich formal so, dass nicht der Name des Festes angegeben wird, sondern eine Zeitangabe vorliegt, im Sinne von »Am Fest der hll. Petrus und Paulus [ist Folgendes zu beten]«.
Da, wo es ausgeschrieben wird, findet sich dann aber oft in+die, z.B. in die natalis domini.
(Bevor in nativitate bzw. Nativitas DNIC üblich wurde.)
Galilei hat geschrieben: Für mich ergibt sich daraus die Frage, wann im Lateinischen Zeitangaben mit »in« stehen und wann ohne. Bei Wochentagen steht in den lit. Büchern jedenfalls nie die Präposition, sondern immer der bloße Ablativ, z. B. »sabbato« (bei allen anderen Wochentagen nicht vom Nominativ zu unterscheiden).
Bislang ging ich davon aus, sabbato sei ein (vulgärlateinischer) Nominativ, vergleichbar dem Wandel von [dies] dominicum zu dominica.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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taddeo
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Re: Lateinschule

Beitrag von taddeo »

ad-fontes hat geschrieben:vergleichbar dem Wandel von [dies] dominicum zu dominica.
Dies kann aber im klassischen Latein sowohl Maskulinum sein (dies dominicus müßte es dann heißen, so wie in der Antike etwa dies ater) als auch Femininum (dies dominica). Beides gibt es völlig parallel und ohne Bedeutungsunterschied.

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Galilei
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Re: Lateinschule

Beitrag von Galilei »

ad-fontes hat geschrieben:Bislang ging ich davon aus, sabbato sei ein (vulgärlateinischer) Nominativ, vergleichbar dem Wandel von [dies] dominicum zu dominica.
Das denke ich eher nicht; im MR 2002 steht der Karsamstag unter der Überschrift »Sabbato sancto«.
taddeo hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:vergleichbar dem Wandel von [dies] dominicum zu dominica.
Dies kann aber im klassischen Latein sowohl Maskulinum sein (dies dominicus müßte es dann heißen, so wie in der Antike etwa dies ater) als auch Femininum (dies dominica). Beides gibt es völlig parallel und ohne Bedeutungsunterschied.
Im Lateinunterricht lernt man, dass »dies« als Femininum die Bedeutung »Termin« hat. Werden im christlichen Latein beide Genera synonym verwandt?

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ad-fontes
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Re: Lateinschule

Beitrag von ad-fontes »

taddeo hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:vergleichbar dem Wandel von [dies] dominicum zu dominica.
Dies kann aber im klassischen Latein sowohl Maskulinum sein (dies dominicus.
Verschrieben.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Robert Ketelhohn
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Re: Lateinschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

ad-fontes hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Syntaktisch (worauf die Frage wohl eigentlich zielt) handelt es sich um ein Prädikativum, näherhin um ein Subjektsprädikativum (oder Prädikatsnomen), also: „… der mit dir lebt und herrscht … (als) Gott …“.
Victor ille resurrexit.
Genau.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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Re: Lateinschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Galilei hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Bislang ging ich davon aus, sabbato sei ein (vulgärlateinischer) Nominativ, vergleichbar dem Wandel von [dies] dominicum zu dominica.
Das denke ich eher nicht
Natürlich nicht.
Galilei hat geschrieben:Im Lateinunterricht lernt man, dass »dies« als Femininum die Bedeutung »Termin« hat.
Bei M. Tullio persönlich, nicht generell klassisch, und nicht eigentlich bloß „Termin“, sondern das Wort wird bei Datierung u. dgl. feminin verwandt.
Galilei hat geschrieben:Werden im christlichen Latein beide Genera synonym verwandt?
Nein, nicht komplett, aber sie überlappen sich natürlich stark. Aber in Daten wirst du immer ganz überwiegend die feminine Form finden, in einen Tag charakterisierenden Wendungen wie dies ater fast immer die maskuline.
Galilei hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Vermutlich ist da jeweils "Dies" zu ergänzen. Oder evtl. "Festum", "Sollemnitas", "Memoria" etc.
Maurus hat geschrieben:Ich meine, dass ich das auch schon ausgeschrieben gesehen hätte... "In Festo..." etc.
Das sind nun sprachlich zwei verschiedene Dinge: In Taddeos Variante steht da ein Nominativ, in Maurus' wieder »in« + Abl., wie im obigen Beispiel »In Annuntiatione Domini«.
Die in+Abl.-Variante interpretiere ich formal so, dass nicht der Name des Festes angegeben wird, sondern eine Zeitangabe vorliegt, im Sinne von »Am Fest der hll. Petrus und Paulus [ist Folgendes zu beten]«.
Für mich ergibt sich daraus die Frage, wann im Lateinischen Zeitangaben mit »in« stehen und wann ohne. Bei Wochentagen steht in den lit. Büchern jedenfalls nie die Präposition, sondern immer der bloße Ablativ, z. B. »sabbato« (bei allen anderen Wochentagen nicht vom Nominativ zu unterscheiden).
Bei Zeitangaben, die auf die Frage „wann?“ antworten, werden Nomina, die lexikalisch bereits Zeitbezeichnungen sind (dies, hora, feria, nox, æstas, hiems, ver, autumnus, annus, mensis etc. pp.), regulär als bloße Ablative ohne die Präposition in gebraucht, andere mit in (z. B. in solemnitatibus). In der Praxis tritt aber doch auch bei den eigentlichen Zeitbezeichnungen oft in hinzu, also etwa in die illa statt die illa (obiit ancilla, e. g.).
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rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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