Peter hat geschrieben:
Ich habe den Artikel vor zwei Wochen bereits in der Printausgabe des Spiegel gelesen. Wie traurig, wie öde muss es um den Journalismus hierzulande aussehen, wenn ein Bericht, der inhaltlich nichts bringt – und nur mal gerade beim oberflächlichen Lesen auf gewisse Stereotypen verzichtet, bereits als «guter Artikel» gelten muss.
Ganz einfach, Peter. Er ist gut, weil er stimmt. Der ganze Gästebetrieb in Klöstern führt tatsächlich dazu, dass Gemeinschaftsleben und Spiritualität langsam aber sicher immer mehr darunter leiden und sich langsam eine gewisse Oberflächlichkeit einschleicht. Die Kräfte und Kapazitäten sind eben begrenzt, und wie die Überschrift treffend sagt, es wird irgendwann für die Gemeinschaft und für den einzelnen darin ziemlich kontraproduktiv.
Ich spreche aus eigener Erfahrung. Schon zu meiner Zeit war das teilweise spürbar und da fing der Kloster-Boom gerade erst an.
Ich kann mir gut vorstellen, dass solche Extrembeispiele wie die von Bilgri und Jäger die Klöster hellhörig werden lassen. Das ist ja nur die bekannte Spitze des berühmten Eisberges, bestehend aus all denen, die sich Tag für Tag in der Bewältigung des Ansturms derer einsetzten, die so einem Kloster Tag für Tag die Türen einrennen. Wenn Grün halbwegs richtig zitiert wird, ist das jedenfalls ein deutliches Zeichen, dass die Alarmglocken bereits geklingelt haben.
Es gibt viele Orden, die üblicherweise "aktiv" genannt werden, und deren ureigenste Aufgabe die unterschiedlichsten "Außentätigkeiten" sind. Deren ganze Spiritualität und das Gründungscharisma sind darauf hin entworfen und angelegt, diese Aufgaben zu erfüllen und sie in ein geistliches Leben einzubetten. Das klassische Mönchtum aber, wie etwa in der Benediktregel grundgelegt, entwirft letztlich eine Spiritualität, die nur in einer gewissen Geschütztheit des Ortes, eben des Klosters, zur Entfaltung kommt.
Von Gästen ist die Rede, die dem Kloster nie fehlen. Heute ist daraus ein Gäste
betrieb geworden. Die Ordensregel wird als Lebenshilfe für alles und jedes vermarktet. Die Leute sind teilweise wochenlang vom Kloster weg auf Kursen, Seminaren, Fortbildungen etc. Das hat dann auf Dauer auch seinen Preis.