Hier kann man nachlesen, wie es einer
Augenzeugin ergangen ist.
Ein paar Auszüge daraus:
Wir folgten der Anweisung eines Polizisten, bogen gleich beim Ausgang nach rechts ab und mischten uns in die feiernde Menge, die uns Händchen haltend und ausgelassen bis zum Eingang in den Tunnel trug. Bereits da war es schon sehr eng und die ersten Betrunkenen versuchten, sich johlend durch die Menschenmasse zu drängen, während wir uns beeilten, unsere Glasflaschen loszuwerden, während wir fast schon an den Zaun gepresst wurden – so viele Menschen wollten endlich zum eigentlichen Festivalgelände. Nach einer kurzen und unangenehmen Wartezeit, in der der Ansturm immer größer wurde, betraten wir den Tunnel, der uns für immer in Erinnerung bleiben würde.
Wie kann man in so einer Situation in den Tunnel gehen?
Meine schweißnassen Hände hielten die meiner Freunde fest umklammert, als wir die Menschen die Treppe aufsteigen sahen, auf dem Weg in die Freiheit.
Dieser Anblick verlieh uns Hoffnung, wir beeilten uns, fühlten einen immensen Druck von hinten und Gliedmaßen überall um uns herum, während der Freiraum immer kleiner wurde und schließlich völlig ausblieb – wir waren eingequetscht in einer schreienden Meute, in der jeder nur eins im Sinn hatte – unbeschadet die Treppe hochkommen. Tatsächlich gelang dies auch etlichen, denen die Polizisten die hohen Stufen hochhalfen, während wir anderen unten blieben, mit immer stärker werdendem Luftmangel und einem immer kleiner werdenden Hoffnungsschimmer. Plötzlich kam ein gewaltiger Stoß von hinten, sodass wir Mühe hatten, uns auf den Beinen zu halten – die Hand meiner Freundin rutschte ab, ich schrie laut auf, versuchte die Leute hinter mir zu Ruhe zu bewegen, aber die Panik wurde immer größer. Ich krallte meine Fingernägel in die Haut meines Freundes und wünschte mir, die gesamte Situation ausblenden zu können, den Schmerz, den Luftmangel, den extremen Schweißgeruch, der die ersten Menschen in den Tod begleitete – und einfach in einen Tagtraum versinken zu können, bis es endlich vorbei war. Mein Gehirn arbeitete jedoch weiter, suchte und suchte nach einem Ausweg, suchte nach einem bekannten Gesicht in der Menge und fand es nicht – und brach schließlich in schiere Verzweiflung aus, ich schrie und schlug um mich, bis ich zwei starke Arme auf meinem Rücken spürte, als mein Freund mich an sich presste und mir liebevolle Worte ins Ohr schrie, die ich nicht verstand, dafür aber das, was er damit sagen wollte. Plötzlich sah ich das tränenüberströmte Gesicht meiner Freundin etwas rechts von mir und ließ meinen Freund los, drehte mich mit Mühe und Not um, obwohl das eigentlich kaum möglich war, streckte die Hand aus und ergriff die ihre, während ein halb ohnmächtiger betrunkener Kerl auf uns zuwankte und sie versuchte, ihn zu stützen, bevor ihn einige andere Leute aus der Menge ergriffen.
In diesem Augenblick fiel mein Blick nach unten und dem meinen folgten die Blicke meiner Freunde.
Was ich sah, blendete tatsächlich meinen Schmerz aus.
Da lagen Menschen übereinander. Einer über dem anderen, in Reihen auf dem Boden gestapelt, wie Heringe im Fischernetz oder wie Tote in einem Totengraben in Ausschwitz und sahen mich mit ihren gequälten sterbenden Augen an.
Von diesem "gewaltigen Stoß von hinten" wurde auch an anderer Stelle berichtet. Aus dem Bericht wird eindeutig klar, dass letztlich Unvernunft und Trunkenheit, insbesondere aber Drängelei Ursache für die Katastrophe war. Die Leute schalten ihren Verstand aus, weil sie in unserer Stewardessengesellschaft einfach nicht mehr mit Problemen rechnen. Dieses Fehlverhalten wird aber leider nur noch verstärkt durch diese Forderungen nach einer Rundumversorgung für "Betrunkene mit irrationalem Verhalten". Dies ist der Nährboden für die nächsten Katastrophen, weil sich die Menschen in absolut gefährliche Situationen begeben, ohne die Risiken selbst einzuschätzen.