Deutschschule

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Juergen
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Re: Deutschschule

Beitrag von Juergen »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:In älteren Büchern findet man statt der zwei Striche über den Buchstaben (a, o, u)häufig ein kleines (oft schräg gestelltes) "e".
Kannst du Belege für ein »schräg gestelltes« e bringen?
Vielleicht wirkt es auch manchmal nur "schräg"... :hmm: Leider stehen in meinem Bücherregal keine Bücher, die alt genug wären.

Bild
Mit scheint das "e" über dem "u" jedenfalls um ein paar Grad nach links gedreht zu sein.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Lioba
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Re: Deutschschule

Beitrag von Lioba »

Ich weiss nicht, ob wir das schon mal hatten- Indikativ in der indirekten Rede. Zu meiner Zeit :ikb_wheelchair: hieß es noch, in der indirekten Rede solle der Konjunktiv verwendet werden bis auf ganz spezielle Ausnahmen, an die ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern kann.
Heute finde ich immer wieder selbst in der Schriftsprache den Indikativ.
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lifestylekatholik
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Re: Deutschschule

Beitrag von lifestylekatholik »

Lioba hat geschrieben:Ich weiss nicht, ob wir das schon mal hatten- Indikativ in der indirekten Rede. Zu meiner Zeit :ikb_wheelchair: hieß es noch, in der indirekten Rede solle der Konjunktiv verwendet werden bis auf ganz spezielle Ausnahmen, an die ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern kann.
Heute finde ich immer wieder selbst in der Schriftsprache den Indikativ.
Die indirekte Rede wird durchgehend im Konjunktiv I (Konjunktiv Präsens) wiedergegeben.

(In den Fällen, in denen der Konjunktiv I formgleich mit dem Indikativ ist, wird üblicherweise auf die Form des Konjunktiv II ausgewichen.)

Alles andere ist umgangssprachlich.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Lioba
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Re: Deutschschule

Beitrag von Lioba »

Gut, also lag ich doch richtig. Für mich ist es immer unangenehm, wenn das, was ich höre und lese, meinem Sprachgefühl zuwiderläuft, da ich mich mehr auf dieses verlasse als auf sachliches Wissen.
Dadurch hat mich auch die Rechtschreibreform ganz schön aus der Bahn geworfen. "Es sieht nicht richtig aus" oder "es hört sich nicht richtig an" ist eben kein sachliches Kriterium und wenn die offiziellen Regeln geändert werden versagt so eine Herangehensweise völlig.
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Robert Ketelhohn
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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Lioba hat geschrieben:Ich weiss nicht, ob wir das schon mal hatten- Indikativ in der indirekten Rede. Zu meiner Zeit :ikb_wheelchair: hieß es noch, in der indirekten Rede solle der Konjunktiv verwendet werden bis auf ganz spezielle Ausnahmen, an die ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern kann.
Heute finde ich immer wieder selbst in der Schriftsprache den Indikativ.
Die indirekte Rede wird durchgehend im Konjunktiv I (Konjunktiv Präsens) wiedergegeben.

(In den Fällen, in denen der Konjunktiv I formgleich mit dem Indikativ ist, wird üblicherweise auf die Form des Konjunktiv II ausgewichen.)
Bei Gleichzeitigkeit, nicht bei Vor- oder Nachzeitigkeit.
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Robert Ketelhohn
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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

lifestylekatholik hat geschrieben:OK, dann beteilige ich mich mal an der Korinthenkackerei 8) :

Das Trema ist ein auch grafisch in jedem Falle anderes Zeichen als das diakritische Zeichen über den deutschen Umlautbuchstaben ä, ö, ü. In der Handschrift und in den gebrochenen Schriften stehen über umgelautetem a, o, u zwei kleine Strichelchen. Das Trema besteht immer aus zwei Punkten.

In den Antiquaschriften wird das Zeichen auf umgelauteten a, o, u ähnlich wie das Trema als zwei Punkte realisiert. Die umlautmarkierenden Punkte sind jedoch (dies gilt für deutsche Texte) kleiner und liegen sowohl näher beieinander als auch etwas tiefer als die Punkte des Tremas.
Gut, hast prinzipiell natürlich recht. In älterer Fraktur findet man ja auch nicht selten noch das übergeschriebene e. Faktisch wird heute typographisch kaum noch unterschieden. Wenn ich recht orientiert bin, sehen nicht einmal die Unicode-Definitionen distinkte Grapheme für unser -ü- und z. B. das spanische -u- mit Trema vor. Diesem Usui hatte ich mich oben vereinfachenderweise angeschlossen. :tuete:
lifestylekatholik hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:„Umlaut“ ist sinnvoll nur verwendet als Synonym des Begriffs „Ablaut“.
Umlaut und Ablaut bezeichnen verschiedene Phänomene und sind keineswegs synonym.
Erklär mal.
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lifestylekatholik
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Re: Deutschschule

Beitrag von lifestylekatholik »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
Lioba hat geschrieben:Ich weiss nicht, ob wir das schon mal hatten- Indikativ in der indirekten Rede. Zu meiner Zeit :ikb_wheelchair: hieß es noch, in der indirekten Rede solle der Konjunktiv verwendet werden bis auf ganz spezielle Ausnahmen, an die ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern kann.
Heute finde ich immer wieder selbst in der Schriftsprache den Indikativ.
Die indirekte Rede wird durchgehend im Konjunktiv I (Konjunktiv Präsens) wiedergegeben.

(In den Fällen, in denen der Konjunktiv I formgleich mit dem Indikativ ist, wird üblicherweise auf die Form des Konjunktiv II ausgewichen.)
Bei Gleichzeitigkeit, nicht bei Vor- oder Nachzeitigkeit.
OK, zur Verdeutlichung:

Er sagte: »Gestern war ich im Schwimmbad.«
Er sagte, er sei gestern im Schwimmbad gewesen.

Sie sagten: »Wir sind spazieren gegangen.«
Sie sagten, sie seien spazieren gegangen.

Sie sagte: »Anna lachte/hat gelacht.«
Sie sagte, Anna habe gelacht.

Nachdem es zu regnen aufgehört hatte, betrat er wieder die Straße.
Sie erzählten, nachdem es zu regnen aufgehört habe, habe er wieder die Straße betreten.


Morgen wird die Entscheidung fallen.
Er meinte, morgen werde die Entscheidung fallen.
Beachten Sie bitte, dass es für die indirekte Rede im Deutschen egal ist, in welcher Zeit das Einleitungswort steht. Die oben gezeigten Beispiele der indirekten Rede bleiben auch dann gleich, wenn das Einleitungswort im Präsens oder im Futur steht (»Er sagt/sagte, er habe laut gelacht«; »Sie werden erzählen, nachdem es geregnet habe ...«). Im Englischen zum Beispiel muss die indirekte Rede angepasst werden (he says it will do, aber: he said it would do).
Das finite Verb steht immer im Konj. I (bzw. bei Formgleichheit mit Ind. in der Ersatzform des Konj. II).
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Robert Ketelhohn
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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ja, klar, was du meinst (und daß du das weißt, sowieso).

Mit den Nummern der Konjunktive kann ich nichts anfangen. Ich wollte sagen: Nicht immer gilt Konjunktiv Präsens, sondern bei Vor- oder Nachzeitigkeit Konjunktiv Perfekt oder Futur. Freilich werden die analytisch mit dem Hilfsverb in der Form des Konjunktiv Präsens gebildet. Aber „er habe gelesen“ ist für mich nun mal Konjunktiv Perfekt und nicht Konjunktiv Präsens.

(Mit „morgen“ bei Nachzeitigkeit hätte ich übrigens Schwierigkeiten, wofern nicht das „morgen“ der direkten Rede noch mit dem „morgen“ des Rezipienten der indirekten Rede identisch ist. Bei lebhafter, eindringlicher Erzählweise kann man das mal machen, aber i. d. R. sollte man’s in der indirekten Rede doch durch „am nächsten Tag“ o. ä. ersetzen.)
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Lioba
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Re: Deutschschule

Beitrag von Lioba »

Ist der umgangssprachliche Gebrauch regional verschieden? Hier in NRW höre ich den Indikativ in der indirekten Rede viel häufiger als im Süden.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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Berolinensis
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Re: Deutschschule

Beitrag von Berolinensis »

Lioba hat geschrieben:Ist der umgangssprachliche Gebrauch regional verschieden? Hier in NRW höre ich den Indikativ in der indirekten Rede viel häufiger als im Süden.
Vielleicht liegt das daran, daß im Süden die Schulbildung besser ist? *Duck und weg*

Vulpius Herbipolensis
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Re: Deutschschule

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:„Umlaut“ ist sinnvoll nur verwendet als Synonym des Begriffs „Ablaut“.
Umlaut und Ablaut bezeichnen verschiedene Phänomene und sind keineswegs synonym.
Erklär mal.
Ich nehme an, dir ist klar, wofür wir (also die Mehrheit unter denjenigen Deutschen, die "Literatur" mit einfachem t schreiben :breitgrins: ) die beiden Begriffe jeweils verwenden!?
Daß die Phänomene, die gemeinhin unter dem Begriff "Umlaut" zusammengefaßt werden, denen, für die "Ablaut" normalerweise ausschließlich gebraucht wird, sehr stark ähneln, mag sein.
Dennoch ist die Unterscheidung wohl ganz zweckmäßig. :achselzuck:

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Sempre
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Re: Deutschschule

Beitrag von Sempre »

Ich verwende Konjunktiv/Indikativ so:

"Der Lehrer sagte, dass die Zahl 13 die kleinste zweistellige Primzahl sei." (neutrale Wiedergabe des Gesagten)

"Der Lehrer sagte, dass die Zahl 11 die kleinste zweistellige Primzahl ist." (zustimmende Wiedergabe des Gesagten)

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Gruß
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Robert Ketelhohn
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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:„Umlaut“ ist sinnvoll nur verwendet als Synonym des Begriffs „Ablaut“.
Umlaut und Ablaut bezeichnen verschiedene Phänomene und sind keineswegs synonym.
Erklär mal.
Ich nehme an, dir ist klar, wofür wir (also die Mehrheit unter denjenigen Deutschen, die "Literatur" mit einfachem t schreiben :breitgrins: ) die beiden Begriffe jeweils verwenden!?
Daß die Phänomene, die gemeinhin unter dem Begriff "Umlaut" zusammengefaßt werden, denen, für die "Ablaut" normalerweise ausschließlich gebraucht wird, sehr stark ähneln, mag sein.
Dennoch ist die Unterscheidung wohl ganz zweckmäßig. :achselzuck:
Keineswegs. In der heute üblichen Verwendung als Bezeichnung von Graphemen ist der Begriff „Umlaut“ ganz abwegig. Im ursprünglich von Klopstock und Grimm gemeinten Sinn ist er halbwegs synonym mit „Ablaut“, Fortschritte der Linguistik mal außen vor gelassen.
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Robert Ketelhohn
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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Sempre hat geschrieben:Ich verwende Konjunktiv/Indikativ so:
"Der Lehrer sagte, dass die Zahl 13 die kleinste zweistellige Primzahl sei." (neutrale Wiedergabe des Gesagten)
"Der Lehrer sagte, dass die Zahl 11 die kleinste zweistellige Primzahl ist." (zustimmende Wiedergabe des Gesagten)
Zustimmung. Im ersten Fall ist die primäre Satzaussage, daß der Lehrer was gesagt hat. Gegenüber dem Inhalt von dessen Rede wahrt der Verfasser des Texts Distanz, er bleibt neutral oder beurteilt ihn negativ.

Im andern Fall ist die Hauptaussage des Satzes der Inhalt der Rede des Lehrers, vom Verfasser des Texts ohne erkennbare Distanz wiedergegeben, um sie als wahr hinzustellen.
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Galilei
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Re: Deutschschule

Beitrag von Galilei »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:OK, dann beteilige ich mich mal an der Korinthenkackerei 8) :

Das Trema ist ein auch grafisch in jedem Falle anderes Zeichen als das diakritische Zeichen über den deutschen Umlautbuchstaben ä, ö, ü. In der Handschrift und in den gebrochenen Schriften stehen über umgelautetem a, o, u zwei kleine Strichelchen. Das Trema besteht immer aus zwei Punkten.

In den Antiquaschriften wird das Zeichen auf umgelauteten a, o, u ähnlich wie das Trema als zwei Punkte realisiert. Die umlautmarkierenden Punkte sind jedoch (dies gilt für deutsche Texte) kleiner und liegen sowohl näher beieinander als auch etwas tiefer als die Punkte des Tremas.
Gut, hast prinzipiell natürlich recht. In älterer Fraktur findet man ja auch nicht selten noch das übergeschriebene e. Faktisch wird heute typographisch kaum noch unterschieden. Wenn ich recht orientiert bin, sehen nicht einmal die Unicode-Definitionen distinkte Grapheme für unser -ü- und z. B. das spanische -u- mit Trema vor.
Es gibt durchaus Open-Type-Schriftarten, die da unterſchiedliche Glyphen zur Verfügung ſtellen, das iſt nur leider mit den üblichen Anwendungsprogrammen noch kaum nutzbar.
Jedenfalls iſt es ein Irrglaube, allein durch den Unicode-Standard gute Typographie sicherstellen zu können. (Vgl. auch die im Typographie-Strang angeſprochene Unterſcheidung zwiſchen Zeichen und Glyphen.)

Vulpius Herbipolensis
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Re: Deutschschule

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:In der heute üblichen Verwendung als Bezeichnung von Graphemen ist der Begriff „Umlaut“ ganz abwegig. Im ursprünglich von Klopstock und Grimm gemeinten Sinn ist er halbwegs synonym mit „Ablaut“, Fortschritte der Linguistik mal außen vor gelassen.
Ach so! Von der Verwendung des Begriffs für Grapheme halte ich freilich auch nichts. Es ist klar, daß sich sowohl "Um-" als auch "Ablaut" auf Lautentwicklungen und -verhältnisse beziehen.
Ich dachte, es ginge dir darum die beiden Begriffe unterschiedslos auf genau dieselben Erscheinungen anzuwenden, was mir nicht sehr sinnvoll zu sein scheint.
Deshalb würde ich sie nicht als synonym betrachten ... "halbwegs synonym" - vielleicht. :hmm:

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Robert Ketelhohn
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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:In der heute üblichen Verwendung als Bezeichnung von Graphemen ist der Begriff „Umlaut“ ganz abwegig. Im ursprünglich von Klopstock und Grimm gemeinten Sinn ist er halbwegs synonym mit „Ablaut“, Fortschritte der Linguistik mal außen vor gelassen.
Ach so! Von der Verwendung des Begriffs für Grapheme halte ich freilich auch nichts. Es ist klar, daß sich sowohl "Um-" als auch "Ablaut" auf Lautentwicklungen und -verhältnisse beziehen.
So lernt’s aber jeder Sprachschüler: Das deutsche Alphabet habe zusätzlich die drei Umlaute, nämlich ä, ö und ü. :vogel:
Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Ich dachte, es ginge dir darum die beiden Begriffe unterschiedslos auf genau dieselben Erscheinungen anzuwenden, was mir nicht sehr sinnvoll zu sein scheint.
Ich wende ohnehin bloß den einen an, denn der andere, „Umlaut“, wird allzu leicht mißverstanden. Wie auch immer, worin sollte denn, wollte man ihn gleichwohl gebrauchen, der Bedeutungsunterschied bestehen? – Genau danach hatte ich ja bereits Lifie gefragt, aber noch keine Antwort erhalten. :hae?:
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Lioba
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Re: Deutschschule

Beitrag von Lioba »

Sempre hat geschrieben:Ich verwende Konjunktiv/Indikativ so:

"Der Lehrer sagte, dass die Zahl 13 die kleinste zweistellige Primzahl sei." (neutrale Wiedergabe des Gesagten)

"Der Lehrer sagte, dass die Zahl 11 die kleinste zweistellige Primzahl ist." (zustimmende Wiedergabe des Gesagten)

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Berolinensis
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Re: Deutschschule

Beitrag von Berolinensis »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:In der heute üblichen Verwendung als Bezeichnung von Graphemen ist der Begriff „Umlaut“ ganz abwegig. Im ursprünglich von Klopstock und Grimm gemeinten Sinn ist er halbwegs synonym mit „Ablaut“, Fortschritte der Linguistik mal außen vor gelassen.
Ach so! Von der Verwendung des Begriffs für Grapheme halte ich freilich auch nichts. Es ist klar, daß sich sowohl "Um-" als auch "Ablaut" auf Lautentwicklungen und -verhältnisse beziehen.
So lernt’s aber jeder Sprachschüler: Das deutsche Alphabet habe zusätzlich die drei Umlaute, nämlich ä, ö und ü. :vogel:
Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Ich dachte, es ginge dir darum die beiden Begriffe unterschiedslos auf genau dieselben Erscheinungen anzuwenden, was mir nicht sehr sinnvoll zu sein scheint.
Ich wende ohnehin bloß den einen an, denn der andere, „Umlaut“, wird allzu leicht mißverstanden. Wie auch immer, worin sollte denn, wollte man ihn gleichwohl gebrauchen, der Bedeutungsunterschied bestehen? – Genau danach hatte ich ja bereits Lifie gefragt, aber noch keine Antwort erhalten. :hae?:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ablaut
http://de.wikipedia.org/wiki/Umlaut

Wenn du damit nicht einverstanden bist, dann sag's uns doch einfach, anstatt uns wie den Tanzbären am Nasenring herumzuführen.

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Lioba
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Re: Deutschschule

Beitrag von Lioba »

@Berolinensis- du musst nicht weglaufen. Ich selbst stamme übrigens aus den südlichen Gefilden Deutschlands.
Meine Frage ging dahin, ob der Dialekt die Umgangssprache und die Rezeption der Hochsprache beeinflusst.
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Robert Ketelhohn
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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Herzlichen Dank für die lang erbetene und nun so unerwartet liebenswürdige Antwort.

Die von Wikipedia s. v. „Umlaut“ als zweites genannte Bedeutung ist die heute allgemein
übliche, aber – wie bereits dargelegt – völlig verfehlt.

Die als erstes genannte Bedeutung ist mir bisher bloß in älterer linguistischer Litteratur
am Rande mal untergekommen. Gemeint seien also Phänomene, die sonst auch als
„Brechung“, „Trübung“ o. dgl. m. bezeichnet werden. Gut, kann man machen. Wegen
des verbreiteten Mißbrauchs des Worts in völlig anderm Sinn würde ich das jedoch tun-
lich vermeiden.

Wenn auch Wikipedia hier meint, der Begriff „Umlaut“ gehe auf Grimm zurück, so bleibt
das dennoch falsch. Grimm selber beruft sich zitierend auf Klopstock.
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Re: Deutschschule

Beitrag von Berolinensis »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Herzlichen Dank für die lang erbetene und nun so unerwartet liebenswürdige Antwort.
Tut mir leid wegen des etwas gereizten Tons, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß du wirklich nicht weißt, wovon wir sprechen, zumal die Informationen ja so leicht erreichbar waren. 'schulljung.

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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

:prost:
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lifestylekatholik
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Re: Deutschschule

Beitrag von lifestylekatholik »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:worin sollte denn, wollte man ihn gleichwohl gebrauchen, der Bedeutungsunterschied bestehen? – Genau danach hatte ich ja bereits Lifie gefragt, aber noch keine Antwort erhalten.
Antwort kömmt heute Abend. Dann habe ich zitierbare Literatur zur Hand.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Re: Deutschschule

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Ich nehme an, dir ist klar, wofür wir (also die Mehrheit unter denjenigen Deutschen, die "Literatur" mit einfachem t schreiben ) die beiden Begriffe jeweils verwenden.
Deswegen habe ich nicht auf die Frage geantwortet. Ich dachte auch, du wolltest uns "wie den Tanzbären am Nasenring herumführen". Tschuldigung.
Ich persönlich verwende den Begiff "Umlaut" in der im zitierten Wikipediaartikel zuerst angeführten Bedeutung.

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Re: Deutschschule

Beitrag von lifestylekatholik »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:„Umlaut“ ist sinnvoll nur verwendet als Synonym des Begriffs „Ablaut“.
Umlaut und Ablaut bezeichnen verschiedene Phänomene und sind keineswegs synonym.
Erklär mal.
Ablaut ist ein Phänomen des Indogermanischen. Vokalwandel aufgrund der Akzentverhältnisse:
Hans Krahe in »Indogermanische Sprachwissenschaft« hat geschrieben:Die große Mehrzahl der im vorstehenden als Einzellaute betrachteten Vokale steht seit der Zeit der idg. Grundsprache in einem festen Beziehungsverhältnis zueinander. Ganz bestimmte Gruppen von Vokalen gehören unter sich zusammen und können innerhalb von Wörtern, sei es in Wurzelsilben, sei es in Wortbildungs- oder Felxionselementen miteinander nach festen Gesetzen wechseln Ein derartiges Verhältnis liegt z. B. vor in nhd. singe -- sang -- gesungen oder in gr. λείπω -- λέλοιπα -- ἔλιπον oder in lat. fīdus -- foedus -- fĭdēs. Diese Erscheinung, die als eine besondere Eigentümlichkeit des Idg. zu gelten hat, bezeichnet man mit dem von Jacob Grimm geprägten Ausdruck Ablaut. Man kann sagen: Ablaut ist der regelmäßige Wechsel ganz bestimmter Vokale in etymologisch zusammengehörigen Wortteilen, der aus der idg. Grundsprache ererbt ist.

Man hat zwei Arten von Ablaut zu unterscheiden. In fällen wie nhd. binde -- band oder lat. tegō -- toga oder gr. δέρκομαι -- δέδορκα wechselt die Qualität des betr. Vokals (germ. i -- a; gr. lat. e -- o); daher spricht man hier von qualitativem Ablaut oder Abtönung. In fällen aber wie nhd reite -- geritten oder gr. φεύγω -- ἔφυγον oder lat. vōx -- vŏcāre wechselt die Quantität des betr. Vokals (Diphthong oder Länge einerseits, Kürze andrerseits); daher spricht man hier von quantitativem Ablaut oder Abstufung.

Beide Arten von Ablaut sind gewöhnlich gleichzeitig in ein und derselben Vokalgruppe vorhanden. So wechselt z. B. in qualitativem Ablautsverhältnis idg. e mit o: etwa gr. πέτεσθαι »fliegen« -- ποτή »Flug«. Auf Grund des quantitativen Ablauts kann aber der Vokal e oder o auch völlig beseitigt werden: gr. πτέσθαι (Inf. Aor.). Andrerseits kann (ebenfalls im Rahmen des quantitativen Ablauts) der vokal e oder o zu ē oder ō gedehnt werden: gr. πωτᾶσθαι »flattern«. Auf diese Weise erhält man bestimmte Ablautreihen, in deren jeder drei Stufen zu unterscheiden sind: die Normalstufe (oder Vollstufe), die Schwundstufe oder (Nullstufe) und die Dehnstufe. Innerhalb der Normal- und Dehnstufe können dann die quantitativ gleichwertigen Vokale unter sich in qualitativem Wechsel stehen. Als Beispiel für eine solche »Reihe« diene das Bildungselement idg. *-ter in gr. πατήρ »Vater« usw.:

Normalstufe: ĕ -- ŏ: Akk. πατέρα -- εὐπάτορα

Schwundstufe: --: Gen. πατρός

Dehnstufe: ē -- ō: Nom. πατήρ -- εὑπάτωρ

Der Grundvokal einer Reihe (d. h. der Vokal der Normalstufe) kann entweder eine Kürze (auch Kurzdiphthong) oder eine Länge (auch Langdiphthong) sein; danach unterscheidet man kurzvokalische und langvokalische Ablautsreihen.

[...]

Zur Entstehung des Ablauts: Beide Arten des idg. Ablauts, der qualitative (Abtönung) sowohl als der quantitative (Abstufung) hängen mit dem Wortakzent zusammen. Freilich muß die Natur desjenigen Akzentes, welcher die Abstufung verursachte, eine grundsätzlich andere gewesen sein als die desjenigen, welcher die Abtönung hervorrief. Die Abtönung kann nur bei einer vorwiegend musikalischen, die Abstufung nur bei einer vorwiegend dynamischen Betonung entstanden sein. Beide Arten von Betonung müssen, zu verschiedenen Zeiten, der grundsprache eigen gewesen sein. Die Entstehung der Schwundstufe gehört also beispielsweise einer anderen Periode an als die entstehung der Abtönung. Die Abhängigkeit beider Ablautsarten vom Akzent läßt sich gut mit Hilfe des Griechischen belegen. Für den quantitativen Ablaut vgl. etwa πτ-έσθαι gegenüber πέτ-εσθαι oder λιπ-εῖν gegenüber λείπ-ειν; für den qualitativen Ablaut etwa σπουδ-ή gegenüber σπεύδ-ω oder φορ-έω gegenüber φέρ-ω. Die akzentlosen Formen haben jeweils entweder die Schwundstufe oder die o-Abtönung.
Umlaut ist ein Phänomen des Germanischen. Änderung der Vokalfarbe aufgrund eines bestimmten Vokals in der (unbetonten) Folgesilbe. (Leider finde ich gerade den entsprechenden Band der Germanischen Sprachwissenschaft nicht, deshalb stellvertretend die Betrachtung für die skand. Sprachen):
Einar Haugen in »Die skand. Sprachen« hat geschrieben:Simultan mit der reduktion der Klangfarben der unbetonten Vokale entstanden neue Vokale in den betonten Silben. Die Zahl der Monophthonge wuchs von zehn auf zwanzig und die der Diphthonge von drei auf sechs. Die neuen Vokale waren das Resultat einer vorgezogenen Angleichung an den Vokal der nachfolgenden Silbe. Zuerst waren die neuen Vokale nur Stellungsvarianten (Allophone) der alten Vokale, und es war nicht notwendig, sie in der Schrift zu bezeichnen. Sogar nach dem partiellen Schwund der den Umlaut verursachenden Vokale um 700 waren die grammatischen Alternanzen der alten und neuen Vokale in dem Sinne lebendig, daß das Gefühl ihrer wechselseitigen Zusammengehörigkeit weiterhin bestand. Die Schreiber des jüngeren Futhark fühlten kaum je die Notwendigkeit, sie als verschieden zu markieren: <manR> kann mannR und męnnR bezeichnen.

[...]

Jede der Eckstellungen des Vokaldreiecks hat die betonten Vokale beeinflußt, wobei a-Umlaut, i-Umlaut und u-Umlaut entstanden, wahrscheinlich in dieser Reihenfolge.

A-Umlaut (= Öffnung) ist nordwestgermanisch und im Gemeinskandinavischen teilweise nicht mehr zu erkennen; i-Umlaut (= Zungenrücken nach vorne [= Palatalumlaut, unser deutscher Umlaut]) ist aktiv im Gemeinskandinaviscen, aber mit einigen dialektalen Varianten; u-Umlaut (= Rundung) ist auf das Nordgermanische beschränkt (obwohl es einige ähnliche Veränderungen im Altenglischen und anderswo gibt) und weist große dialektale Unterschiede auf. Die andere wichtige Neuerung ist die Brechung, die nur den Vokal e (> ia, iǫ) betrifft, aber mit sehr komplizierter Verteilung. Die Brechung ist für das Nordgermanische charakteristisch (es sei denn, daß man die altenglische dialektale Brechung als das gleiche Phänomen deutet.)

A-Umlaut: i u > e o

(wiraz > weraz
»Mann«, AN [= Altnordisch] verr; hurna > horna »Horn«; dies erklärt solche alternierende Formen wie AN sunr (aus *sunuz) »Sohn«, Gen. Sing. sonar (aus *sunōz) »Sohnes« mit einer später erfolten analogen gleichung zu sonr, sonar usw. (vgl. Nom. Pl. synir aus *suniuz, Gen. Pl. sona aus *sunō)).

I-Umlaut: a o u ā ō ū au > ę ø y ˉę ˉø ȳ ęy

(katilaz > kętilR »Kessel«; komiz > kømR, AN kemr »kommt«; langiRā > lęngRe »länger«, AN lengri; māliu > mˉęli »(ich) spreche« 1. P. Sing.; dōmiðō > dˉømða »urteilte« 1. P. Sing.; lūkiz > lȳkR »schließt, beendet« 3. P. Sing.; hauzian > hęyRa »hören«) Wenn das i ein konsonantischer Gleitlaut ist wie in dem letzten Beispiel, oder wenn es erhalten bleibt wie in talian > tęlja »zählen; meinen«, beeinflußt es alle vorangehenden Vokale. Wenn es verlorengeht, beeinflußt es nicht die vorangehenden Vokale vor einfachen Konsonanten, ausgenommen der Fall, daß auf das i ein R folgt (katilōz > katlaR »Kessel« Pl.; waliðō > walða »wählte« 1. P. Sing., aber batizā > bętRi »besser«). Viele Erklärungen sind vorgeschlagen worden. Die traditionelle Erklärung ist Kocks Umlautperiodentheorie (600 -- 700 Umlaut durch ein verlorenes i in langen Silben; 700 -- 800 kein Umlaut durch ein verlorenes i in kurzen Silben; 800 -- 1000 Umlaut durch erhaltenes i) [...]

Brechung: e > ia (woraus durch u-Umlaut entsteht) vor nicht vorderen Vokalen (a u) mit der Ausnahme, daß w l r vor e stehen oder daß ein h in der nächsten Silbe folgt. (ebna > iabn »eben«, AN jafn; erðu > iarðu »Erde«, AN jǫrð; aber werþan > werþa »werden«, AN verða; sehwan > sehan > sēa »sehen«).

U-Umlaut: a e i ā ē ī ęi > ǫ ø y ¯ǫ ¯ø ȳ ęy

(barnu > bǫrn »Kinder«, teguz > tøgR »Zehner«, trigguz > tryggR »treu«, sāru > s¯ǫr »Wunden«, bliu > blȳ »Blei«, ęiu > ęy »immer«). Es gibt wenig Beispiele für die langen Vokale, und für ē ist hier kein Beispiel aufgenommen worden. Der Vokal a kann sowohl durch i als auch durch u beeinflusst werden. Das Resultat ist ein offenes ø˛ wie im Protoskandinavischen akuisi > Gemeinskandinavisch ø˛ks »Axt« (a > e > ø˛ oder möglicherweise a > o > ø˛; Bergsveinsson 1955). Der u-Umlaut, verursacht durch ein verlorengegangenes u oder einen entsprechenden Gleitlaut (»w-Umlaut«), ist eine allgemeine Erscheinung [der skand. Sprachen, nicht des Deutschen]. Auf der anderen Seite ist der u-Umlaut, der durch ein erhaltenes u verursacht wird, fast ausschließlich auf das Westskandinavische beschränkt.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Robert Ketelhohn
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Re: Deutschschule

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Sehr schön. Danke. – Diese Sprachverhältnisse sind mir natürlich grundsätzlich bekannt,
aber der Begriff „Umlaut“ ist in meinem Schädel nun mal festgesetzt als Sprachlehrer-
Ausdruck für die deutschen Grapheme ä, ö und ü. Ich assoziiere da sofort amerikanische
Deutschlehrer. Gugel mal nach „Umlaute“. Alle Treffer der ersten Seite nach dem Wiki-
pedia-Eintrag verwenden den Begriff in diesem dämlichen Sinn. Die folgenden zwanzig
wahrscheinlich auch, aber das habe ich jetzt keine Lust nachzuschauen.

Will sagen: Ich reagiere höchst allergisch auf den Begriff und meide ihn darum. Bei Bedarf
verwende ich andere Ausdrücke. Aber ich gestehe gern ein, daß er in der von dir beschrie-
benen Bedeutung sinnvoll ist und vom „Ablaut“ auch klar abgrenzbar.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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OTs aus "Wertschätzung der Bibel"

Beitrag von Robert Ketelhohn »

anneke6 hat geschrieben:Umlauten ä ö und ü
:motz:
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Raimund J.
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Re: Wertschätzung der Bibel

Beitrag von Raimund J. »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Umlauten ä ö und ü
:motz:
Ach Robert, seit Kindesbeinen an wurde es uns so beigebracht. :regel:

Das sind und bleiben Umlaute. Umlaute, Umlaute, Umlaute!
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

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anneke6
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Re: Wertschätzung der Bibel

Beitrag von anneke6 »

Und ich muß zugeben, daß ich das Wort "Umlaut" nur vom schulischen Deutschunterricht kenne…und es danach nie wieder gehört habe. Auch nicht im Phonetik-Studium. Natürlich, da gab es das Vokaldreieck, das anzeigt, wie offefn oder geschlossen bestimmte Phoneme sein können, die Art, wie sie artikuliert werden, z.B. durch ihren Ort (dental, alveolor, palatal, velar usw.) und die Technik (Afrikaten, Frikative usw.)…aber das Wort Umlaut kam nicht vor. Das nächste Mal, das mir das Wort "Umlaut" begegnete, war im Zusammenhang mit Heavy Metal. Metalbands verwenden offenbar gerne "Tüddelchen" (an der Uni nannten wir dieses diakritische Zeichen mit dem französischen Begriff tréma) damit der Bandname cooler aussieht und nennen das "metal umlaut". Die Parodieband Spinal Tap hat zwei Tüddelchen über dem "n" (!) …allerdings keinen I-Punkt.

Als nächstes werde ich mal "Umlaut" googeln…mal sehen, was Wikipedia sagt. ;)
???

Raimund J.
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Re: Wertschätzung der Bibel

Beitrag von Raimund J. »

anneke6 hat geschrieben: Als nächstes werde ich mal "Umlaut" googeln…mal sehen, was Wikipedia sagt. ;)
http://en.wikipedia.org/wiki/Umlaut_%28diacritic%29
In German, the umlauts are ä, ö and ü.
:breitgrins:
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

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Berolinensis
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Re: Deutschschule

Beitrag von Berolinensis »

viewtopic.php?p=424431#p424431 :

"in keinster Weiser"

:panisch:

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