Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Gamaliel
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Gamaliel »

Sempre hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben:Der freie Wille in dem Sinn, was wir auf der Erde darunter vestehen, existiert tatsächlich nicht mehr.
Eine schlüssige Begründung für diese Behauptung lieferst Du leider nicht.

ad_hoc hat geschrieben:Da muss man den Hl. Thomas von Aquin auch vollständig zu versehen suchen.
Dazu legst Du auch nichts weiter dar.
Hier muß ich "ad_hoc" Recht geben, er hat die Lehre des hl. Thomas über die Unveränderlichkeit des Willens zutreffend wiedergegeben.

Eine gute Darstellung zum Thema findet sich beim hl. Thomas in der Summa contra gentiles Buch 4, Kapitel 95. Den Text gibt es online auf Latein und in englischer Übersetzung.

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Nassos
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Nassos »

ad_hoc hat geschrieben:Nassos. Es geht nicht darum, Gott für etwas verantwortlich zu machen!
Genau das wollte ich ja ausführen. Oder meintest Du, dass es darum gar nicht ging? Ich blick hier langsam nicht durch... :panisch:
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Marion
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Marion »

ad_hoc hat geschrieben:Ich befürchte, dass sich einige User deshalb hier nicht zu Wort melden, weil ihnen schwant, worauf ich hinaus will.
Willst de wissen wer die Verantwortung für den 2. Weltkrieg hat?
Komm, erzähl und lass uns hier nicht so lang rumraten :)
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Marion
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Marion »

Nassos hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben:Nassos. Es geht nicht darum, Gott für etwas verantwortlich zu machen!
Genau das wollte ich ja ausführen. Oder meintest Du, dass es darum gar nicht ging? Ich blick hier langsam nicht durch... :panisch:

Geht es nicht darum, daß Verantwortung verschoben wird? Warum steht dann dieser Satz im ersten Beitrag?
ad_hoc hat geschrieben:Kann man von einer von Verantwortungsübergabe von Gott auf den Menschen sprechen?
Ich denke Gott hat erstmal auf jeden Fall die Verantwortung für alles. Ob ich mich nur für oder gegen ihn entscheide ist egal. Er hat ja ohne irgendeinen von uns zu fragen, ob der nun wollte oder nicht wollte auf diese Erde nunmal hierhingestellt. Wenn er hier Leute hinstellt, denen das Angebot und die Regeln von IHM nicht passen und die hier Theater machen und zerstören, dann ist das schon seine Verantwortung meine ich.

Wenn ich irgendwann im Himmel sitze, werde ich mit Sicherheit sagen, daß der Herr dafür Verantwortlich ist, daß ich da sitze und nicht ich (und wer sonst noch könnte dafür verantworlich sein?). Denn ohne IHN könnte ich da nicht sitzen.
Und falls ich irgendwann in der Hölle sitze hab ich keine Ahnung was da so im Hirn schwirren wird, ob es da auf sich selber geschoben wird, ober auf die Oma, die vom Glauben abgefallen ist und dafür gesorgt hat, daß man atheistisch erzogen wird, oder auf den Herrn.
Verantwortung abgeben bedeutet ja auch den verursachten Schaden selber nicht gutzumachen, sondern dem dem die Verantwortung übergeben wurde zu überlassen. Wie soll denn z.B. ein Mörder, der dann in der Hölle sitzt den Schaden der Familie, die ihr Kind dadurch verloren hat wieder gutmachen? Das kann der gar nicht, das wird dort der Herr höchstpersönlich wieder gutmachen.
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Sempre
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Sempre »

Gamaliel hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben:Der freie Wille in dem Sinn, was wir auf der Erde darunter vestehen, existiert tatsächlich nicht mehr.
Eine schlüssige Begründung für diese Behauptung lieferst Du leider nicht.

ad_hoc hat geschrieben:Da muss man den Hl. Thomas von Aquin auch vollständig zu versehen suchen.
Dazu legst Du auch nichts weiter dar.
Hier muß ich "ad_hoc" Recht geben, er hat die Lehre des hl. Thomas über die Unveränderlichkeit des Willens zutreffend wiedergegeben.

Eine gute Darstellung zum Thema findet sich beim hl. Thomas in der Summa contra gentiles Buch 4, Kapitel 95. Den Text gibt es online auf Latein und in englischer Übersetzung.
ad_hoc spricht von einer letzten willentlichen Entscheidung, als ob die Seligen keinerlei willentliche Entscheidungen mehr träfen bzw. treffen könnten.

St. Thomas betont, dass die Seligen weiterhin den freien Willen haben. Sie treffen zwar nicht mehr die Entscheidung in bezug auf den letzten Zweck ihres Wollens und Tuns, wohl aber freie Willensentscheidungen in bezug auf die Wahl der Mittel zum letzten Zweck. Nur die Entscheidung pro/contra Gott ist sozusagen eingefroren. Dies steht nicht im Gegensatz zum freien Wille an sich. Der freie Wille ist in gleicher Weise, wie wir ihn im Diesseits verstehen, gegeben als Konsequenz aus der Begabung mit Verstand.

ad_hoc hat geschrieben:Der Wille setzt voraus, dass man ein Ziel kennt und eine zielgerichtete Entscheidung treffen und danach handeln kann.
St. Thomas sagt, dass nur das (letzte) Ziel fixiert ist. Die Verdammten hassen Gott, die Seligen lieben Gott. Der freie Wille ist damit aber nicht aufgehoben. Die Seligen können willentliche Entscheidungen treffen, was die Wahl der Mittel angeht, das fixierte Ziel zu erreichen (etwa im Sinne von Harfe oder Flöte spielen).

Dass man danach handeln kann, ist nicht Voraussetzung für den freien Willen. Ich kann den Bus nehmen wollen, ihn aber verpassen.

Gruß
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Nassos
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Nassos »

Marion hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben:Nassos. Es geht nicht darum, Gott für etwas verantwortlich zu machen!
Genau das wollte ich ja ausführen. Oder meintest Du, dass es darum gar nicht ging? Ich blick hier langsam nicht durch... :panisch:

Geht es nicht darum, daß Verantwortung verschoben wird? Warum steht dann dieser Satz im ersten Beitrag?
ad_hoc hat geschrieben:Kann man von einer von Verantwortungsübergabe von Gott auf den Menschen sprechen?
Ich denke Gott hat erstmal auf jeden Fall die Verantwortung für alles. Ob ich mich nur für oder gegen ihn entscheide ist egal. Er hat ja ohne irgendeinen von uns zu fragen, ob der nun wollte oder nicht wollte auf diese Erde nunmal hierhingestellt. Wenn er hier Leute hinstellt, denen das Angebot und die Regeln von IHM nicht passen und die hier Theater machen und zerstören, dann ist das schon seine Verantwortung meine ich.

Wenn ich irgendwann im Himmel sitze, werde ich mit Sicherheit sagen, daß der Herr dafür Verantwortlich ist, daß ich da sitze und nicht ich (und wer sonst noch könnte dafür verantworlich sein?). Denn ohne IHN könnte ich da nicht sitzen.
Und falls ich irgendwann in der Hölle sitze hab ich keine Ahnung was da so im Hirn schwirren wird, ob es da auf sich selber geschoben wird, ober auf die Oma, die vom Glauben abgefallen ist und dafür gesorgt hat, daß man atheistisch erzogen wird, oder auf den Herrn.
Verantwortung abgeben bedeutet ja auch den verursachten Schaden selber nicht gutzumachen, sondern dem dem die Verantwortung übergeben wurde zu überlassen. Wie soll denn z.B. ein Mörder, der dann in der Hölle sitzt den Schaden der Familie, die ihr Kind dadurch verloren hat wieder gutmachen? Das kann der gar nicht, das wird dort der Herr höchstpersönlich wieder gutmachen.
Liebe Marion,

kann es sein, dass Du "Verantwortung" mit "(letzte) Entscheidungsinstanz" verwechselst?

Und falls ad_hoc nicht bald mit der Sprache rausrückt ("tralala, meine Bekannten haben mich doch alle verstanden, flöööt ;) ), dann wird er verhauen.

Gruß,
Nassos
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ad_hoc
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von ad_hoc »

Sempre hat geschrieben:
Du gehst offenbar implizit davon aus, dass demjenigen, der strikt dem Willen Gottes folgt, jede Entscheidungsfreiheit genommen sei.
und:
ad_hoc spricht von einer letzten willentlichen Entscheidung, als ob die Seligen keinerlei willentliche Entscheidungen mehr träfen bzw. treffen könnten.
Das kommt davon, wenn man entweder zu eng denkt oder das falsche denken will. ;-)

Auch wer strikt dem Willen Gottes folgen will, hat immer und jederzeit seine Entscheidungsfreiheit; diese verliert er zeit seines irdischen Lebens nicht.
Die letzte willentliche Entscheidung ist immer die Entscheidung für oder gegen Gott. Diese Entscheidung findet letztmalig im Augenblick des Todes statt. Im Jenseits ist diese Entscheidung endgültig wirksam und kann nicht mehr aufgehoben werden.
Die Seligen sind in Gott und Gott ist in Ihnen. Es gibt nur einen Willen, der gleich ist dem Willen Gottes.

Was einen möglichen Handlungswillen bzw. die Entscheidung über die Art und Weise sowie das Ziel des Handelns im Paradies anbelangt, so ist es müßig, darüber diskutieren zu wollen. Wir wissen es nicht. Wir dürfen uns das Paradies nicht nach irdischen Maßstäben vorstellen wollen. Sonst könnte einem ja die ewige Lobpreisung Gottes womöglich langweilig erscheinen, nicht? Tatsache ist für den Gläubigen:
"Keines Menschen Auge hat je gesehen, und keines Menschen Ohr hat je gehört, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben."
Also begnügen wir uns mit dem, was wier hier auf der Erde erkennen dürfen; das Paradies in seiner Vollkommenheit und Schönheit können wir uns nicht vorstellen, und das Wirken der Engel und der Seligen im Paradies ebenfalls nicht.

Marion und Nassos:
Bitte noch etwas Geduld und einfach in eine andere Richtung denken. Es ist im Prinzip ganz einfach: Wer Macht gibt, gibt Macht ab. Welche Auswirkungen und Konsequenzen haben die von Gott dem Menschen gegebene Willens- und Entscheidungsfreiheit - einerseits auf Gott und andererseits auf den Menschen und dessen Schicksal?
Bitte in aller Konsequenz zu Ende denken (dann muss ich nicht mehr so viel schreiben. ;) ).

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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Sempre
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Sempre »

ad_hoc hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Du gehst offenbar implizit davon aus, dass demjenigen, der strikt dem Willen Gottes folgt, jede Entscheidungsfreiheit genommen sei.
Sempre hat geschrieben:ad_hoc spricht von einer letzten willentlichen Entscheidung, als ob die Seligen keinerlei willentliche Entscheidungen mehr träfen bzw. treffen könnten.
Das kommt davon, wenn man entweder zu eng denkt oder das falsche denken will. ;-)
Nein, ad_hoc, das ist ganz einfach mein Widerspruch gegen Behauptungen Deinerseits, die ich als widervernünftig ansehe.

ad_hoc hat geschrieben:Auch wer strikt dem Willen Gottes folgen will, hat immer und jederzeit seine Entscheidungsfreiheit; diese verliert er zeit seines irdischen Lebens nicht.
Die letzte willentliche Entscheidung ist immer die Entscheidung für oder gegen Gott. Diese Entscheidung findet letztmalig im Augenblick des Todes statt. Im Jenseits ist diese Entscheidung endgültig wirksam und kann nicht mehr aufgehoben werden.
Die Seligen sind in Gott und Gott ist in Ihnen. Es gibt nur einen Willen, der gleich ist dem Willen Gottes.
Du hattest Dich auf St. Thomas von Aquin berufen. Du hattest aber nicht konkret angegeben, wo er ausführt, was Du hier behauptest. Gamaliel hat die entsprechenden Ausführungen aus der Summa gegen die Heiden verlinkt. Dort erklärt St. Thomas klipp und klar, dass und warum die Entscheidung für oder gegen Gott nicht mehr geändert wird. Ebenso klipp und klar erklärt er, dass damit der freie Wille der Seligen weder aufgehoben noch kompromittiert ist. Die Seligen besitzen weiterhin denselben freien Willen, mit dem sie über die Mittel entscheiden, die sie anwenden, um das nun unveränderliche Ziel zu verfolgen. Die Willensentscheidung, Gott zu dienen, wird nicht mehr widerrufen. Willensentscheidungen bzgl. der Art und Weise dies zu tun, werden weiterhin getroffen.

Du kannst das ja meinetwegen anders sehen. Dann aber berufe Dich nicht auf St. Thomas von Aquin. Gerne wüsste ich, ob Du irgendwelchen ad hoc Ideen folgst oder Ideen der Väter, Doctores und Heiligen der Kirche. Mir kommt nämlich spanisch vor, was Du vorträgst. Ähnliches habe ich zwar schon gehört, nicht aber aus Quellen, die ich für den Glauben als relevant erachte.

ad_hoc hat geschrieben:Was einen möglichen Handlungswillen bzw. die Entscheidung über die Art und Weise sowie das Ziel des Handelns im Paradies anbelangt, so ist es müßig, darüber diskutieren zu wollen.
Das haben diverse Väter und Heilige der Kirche anders gesehen und sie haben getan, was Du als müßig ansiehst. Du nennst es jetzt hier müßig, diskutierst aber dennoch darüber und bemüßigt Dich, meine Auffassung als "dicken Hund" zu bewerten.

ad_hoc hat geschrieben:Wir wissen es nicht.
Wer sind denn jetzt hier "Wir"? ad_hoc und ad_hoc oder St. Bonaventura und St. Thomas?

ad_hoc hat geschrieben:Wir dürfen uns das Paradies nicht nach irdischen Maßstäben vorstellen wollen.
Ja, natürlich nicht. Und die Kirchenlehrer erklären auch inwiefern nicht. Und dennoch lehren uns die Kirchenlehrer, dass der Mensch auch als Seliger oder Verdammter Mensch bleibt. Mit einer Serie von Prädikaten, die zum Menschsein dazugehören. Wir reden hier über ewiges Leben im Himmelreich und ewiges Leiden in der Hölle. Was soll denn ewiges Leben eines Menschen bedeuten, wenn der ewig Lebende seines Verstandes und seines Willens beraubt wäre? Das wäre im besten Falle ewiges Vegetieren zu nennen. Oder halt - wie der Hl. Vater in der Enzyklika Spe Salvi andeutet - ein `seliger' Augenblick. Ein Augenblick des Eintauchens in den Ozean der unendlichen Liebe, in dem es keine Zeit, kein Vor- und Nachher mehr gibt. Da folgt der regierende Papst weder Augustinus, noch Bonaventura noch Thomas. Vielleicht folgt er dem `Erwachten', Siddhartha Gautama. Der Hl. Vater gibt dazu an, warum er kein Bock auf ewiges Leben hat: Denn bei "ewig" denken wir an Endlosigkeit, und die schreckt uns; (Spe Salvi) Mein Beileid hat er.

ad_hoc hat geschrieben:Sonst könnte einem ja die ewige Lobpreisung Gottes womöglich langweilig erscheinen, nicht?
Diesen Gedanken kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Die Plackerei hier auf Erden, dass die eines Endes bedarf, ok. Man braucht nicht einmal mit jemandem zu reden, der einen nicht versteht, um zu diesem Schluss zu kommen. Dass aber das Lob Gottes, im Himmelreich, dort, wo es keine Ungeduld gibt, wo das Joch exakt null Gramm wiegt (falls nicht noch weniger), dass man dort Angst vor Langeweile haben könnte, dort, wo alle wirklich interessanten Prommies und weniger Prommies um den versammelt sind, der überhaupt nur interessiert ... wie kann man sich da daran erinnern, dass das Wort Langeweile überhaupt existiert? Kann ich nicht nachvollziehen.

ad_hoc hat geschrieben:Tatsache ist für den Gläubigen:
"Keines Menschen Auge hat je gesehen, und keines Menschen Ohr hat je gehört, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben."
Also begnügen wir uns mit dem, was wier hier auf der Erde erkennen dürfen; das Paradies in seiner Vollkommenheit und Schönheit können wir uns nicht vorstellen, und das Wirken der Engel und der Seligen im Paradies ebenfalls nicht.
Genau das tust Du nicht. Du begnügst Dich nicht damit, was wir hier auf der Erde erkennen dürfen. St. Thomas erkennt, dass wir dort weiterhin einen freien Willen haben, mit dem wir Entscheidungen treffen können. Du aber predigst, wir seien dort des freien Willens beraubt. Wir seien wie Tiere, ohne freien Willen. Keines Menschen Auge hat je gesehen - aber Du hast gesehen, dass es dort keinen freien Willen gibt? Keines Menschen Auge hat je gesehen, klar. Aber wir haben ja nicht nur Augen, sondern auch Verstand und dazu auch noch göttliche Offenbarung. Und wie man damit umgeht, das lehrt u.a. St. Thomas.

Gruß
Sempre
Zuletzt geändert von Sempre am Sonntag 14. November 2010, 06:30, insgesamt 2-mal geändert.
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Sempre
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Sempre »

Nassos hat geschrieben:Resultat: wenn es jemand mit seinem freien Willen ablehnt, dem einzigen Weg zu folgen, der ihn befreien kann (denn die Freiheit setzt die selber gewollte Begehung des Weges zu ihr voraus), kann und darf nicht als Versagen oder Unterlassung Gottes angesehen werden, der den Weg der Befreiung festgelegt hat!
Ja. Gott bietet jedem den Weg der Befreiung aus der Sünde an. Wer das Angebot ablehnt, der landet an dem Ort (bzw. à la Kalomiros: in dem Zustand), den Gott für ihn vorgesehen hat.

Gruß
Sempre
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Marion
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Marion »

Nassos hat geschrieben:kann es sein, dass Du "Verantwortung" mit "(letzte) Entscheidungsinstanz" verwechselst?
Nein, das meine ich nicht. Jemand der Verantwortung an einen dritten abgibt (in diesem Fall hier soll der Herr mit Hilfe von Begabung des freien Willens uns Verantwortung abgeben) steht ja dann nicht mehr gerade für den Schaden der angerichtet wird. Da der Herr aber für alles geradesteht (was wir selber nicht wieder gutmachen - egal ob können oder wollen) sieht man, daß er mit diesem freien Willen den er uns gibt überhaupt keine Verantwortung abgibt, weitergibt oder sich davon distanziert.

Er bezahlt alles, wie ein Vater für sein Kind alle mit dem Fußball zerstörten Scheiben in der Nachbargegend bezahlt.
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Marion
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Marion »

ad_hoc hat geschrieben:Es ist im Prinzip ganz einfach: Wer Macht gibt, gibt Macht ab.
Der Herr ist und bleibt aber für immer der Allmächtige egal was er tut. Bei uns Menschen ist das so, wenn einer etwas Macht dem andern gibt verliert er an Macht, zumindest wenn die vergebene Macht missbraucht wird.
ad_hoc hat geschrieben:Welche Auswirkungen und Konsequenzen haben die von Gott dem Menschen gegebene Willens- und Entscheidungsfreiheit - einerseits auf Gott ...
Gott ist unveränderlich, auf ihn hat das alles keine Auswirkung oder Konsequenz.

Sind das nicht sogar Glaubenssätze?
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Raimund J.
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Raimund J. »

ad_hoc hat geschrieben:Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und /oder Zeichen der Größe Gottes?

Wir wissen, dass Gott dem Menschen die Freiheit der eigenen Entscheidung, der Bejahung und der Verneinung, der aktiven und der passiven Haltung gewährt.
Kann man von einer von Verantwortungsübergabe von Gott auf den Menschen sprechen?
Welcher Art sind die Auswirkungen und die Ergebnisse in Bezug auf Gott einerseits und in Bezug auf den Menschen andererseits?

Gruß, ad_hoc
In meiner laienhaften Vorstellung hängt das untrennbar mit der Liebe Gottes zu uns Menschen zusammen. Einseitige Liebe, ohne dem Gegenüber die Möglichkeit zu gewähren diese Liebe in völliger Entscheidungsfreiheit zu erwidern, geht ja eigentlich gar nicht.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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Nassos
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Nassos »

Hallo ad_hoc,

die Bedeutung für den Menschen und Konsequenzen habe ich ja ziemlich lange ausgeführt. Ich kann nur hoffen, dass das nicht nur überflogen wurde.
Mehr kann ich leider nicht sagen und harre daher der Dinge.

Was die Konsequenz für Gott angeht, so denke ich, dass Gott außerhalb der Konsequenzen steht. In ihm beginnt alles und endet alles. Dazu müsste ich aber nochmal ne Runde drehen. Ich bin aber ziemlich unsicher, ob sich das hier lohnt, weil mir dauernd das Gefühl gegeben wird, ich verfehle das Thema (das ist nicht schlimm, ich bin gespannt).

Machtabgabe: da bin ich ganz bei Marion. Wenn Gott unendlich viel Macht hat, und etwas Macht abgibt, wieviel Macht bleibt ihm übrig?
Das sind schon wieder diese Unendlichkeitsthemen...

Gruß,
Nassos
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ad_hoc
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von ad_hoc »

Hallo Sempre

Du schreibst entweder Quatsch, und / oder Du legst meine Aussagen bewußt falsch aus und unterstellst mir Dinge, worüber ich mich nicht ausgelassen habe.
Du hast, um nur ein Beispiel zu nennen, geschrieben:
Wir reden hier über ewiges Leben im Himmelreich und ewiges Leiden in der Hölle. Was soll denn ewiges Leben eines Menschen bedeuten, wenn der ewig Lebende seines Verstandes und seines Willens beraubt wäre? Das wäre im besten Falle ewiges Vegetieren zu nennen.
Wo habe ich geschrieben, dass der Mensch im Jenseits seines Verstandes und seines Willens beraubt wäre??

Auch wenn die Verdammten in der Hölle ihren Verstand und ihren Willen noch besitzen, der an der unumstößlichen Tatsache der Ewigkeit der Verdammung allerdings nichts mehr ändert, so ist ihr Wille deshalb nutzlos, weil sie aus sich selbst heraus zu keiner Willensbekundung einer Veränderung ihrer Lage und deren Umsetzung durch Wort und Tat mehr fähig sind und dies vor allem aus ihrem Hass gegenüber Gott auch nicht mehr wollen. Sie sind insofern in Ewigkeit verstockt, in dem im Moment ihres Todes letztmalig bekundeten Willen, von Gott getrennt sein zu wollen. Auch ihr Verstand dient nur dazu, sich in alle Ewigkeit ihrer Sünden bewusst zu sein und der Vorstellung, wie leicht es ihnen auf Erden möglich gewesen wäre, der Hölle zu entgehen. Zugleich mit dieser Vorstellung geht der Hass einher; zur Liebe sind sie nicht mehr fähig.
Sie vegetieren tatsächlich bei erhaltenem Verstand und erhaltenem Willen ohne jegliche Freiheit, ohnmächtig, jemals irgendetwas an ihrem Zustand zu verändern.
Umgekehrt bei den Seligen im Himmel. Auch sie haben weiterhin ihren Verstand und ihren Willen. Ihr Verstand ist allerdings bereinigt von allen irdischen Anhängseln und der damit verbundenen Einschränkungen. In der Ewigkeit ist ihr Verstand so, wie er Adam und Eva vor ihrem Sündenfall von Gott geschenkt worden war, nur dass nunmehr noch die Anschauung Gottes hinzukommt. Ihr Wille ist mit dem Willen Gottes vollkommen identisch und es ist unvorstellbar, dass sie jemals etwas wollen oder tun könnten, was nicht im Willen Gottes liegen würde. Darum allein ging es mir, nicht darum, wie sie mit ihrem Willen in der Ewigkeit verfahren.

Dazu wirfst Du mir noch die evtl. im irdischen Verständnis womöglich langweilig erscheinende ewige Lobpreisung Gottes vor. Mein Gott, ich habe hiermit auf den "Münchener im Himmel" angespielt. Aber wer Kritikpunkte sucht, findet sie wohl auch.

In welcher Ecke würdest Du mich denn gerne sehen, schließlich schreibst Du:
Du kannst das ja meinetwegen anders sehen. Dann aber berufe Dich nicht auf St. Thomas von Aquin. Gerne wüsste ich, ob Du irgendwelchen ad hoc Ideen folgst oder Ideen der Väter, Doctores und Heiligen der Kirche. Mir kommt nämlich spanisch vor, was Du vorträgst. Ähnliches habe ich zwar schon gehört, nicht aber aus Quellen, die ich für den Glauben als relevant erachte.
Ja, ich greife tatsächlich auf die Quellen und Ideen der Väter, Doctores und Heiligen der Kirche zurück. Und wenn Dir das spanisch vorkommt, dann sei beruhigt, mir geht es nicht viel anders, denn wenn ich sehe, was Du hier schreibst und wie Du meine Beiträge auslegst, dann sind mir diese ungenannten Quellen, die Du für den Glauben als relevant erachtest, nicht unbedingt wichtig, da ich davon ausgehen muss, dass Du diese Quellen wohl nicht verstanden hast.

Also mache mir bitte mein schönes Thema mit Deinem eigenartigen Verständnis nicht kaputt. Das, worüber Du schreibst, berührt mein Thema nicht annähernd.

Marion hat geschrieben:
Der Herr ist und bleibt aber für immer der Allmächtige egal was er tut
Gott ist unveränderlich
Das ist selbstverständlich.
Wenn Gott unendlich viel Macht hat, und etwas Macht abgibt, wieviel Macht bleibt ihm übrig?
Das steht auch gar nicht zur Diskussion. :)

Raimund Josef H. hat geschrieben:
Einseitige Liebe, ohne dem Gegenüber die Möglichkeit zu gewähren diese Liebe in völliger Entscheidungsfreiheit zu erwidern, geht ja eigentlich gar nicht.
Das ist richtig. Meine Eingangsfrage bezieht sich auf die Folgen hieraus, sowohl im Positiven als auch im Negativen.


Ich werde meine Gedanken hierzu, die nicht auf eigenen Erkenntnissen beruhen (!), demnächst einstellen.
Noch mehr Sempre ist kaum zu ertragen. ;)
Dann aber wird wohl wirklich Sturm aufkommen. :palaver:

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Sempre »

@ad_hoc

Schön, dass Du inzwischen anerkennst, dass die Seligen und die Verdammten im Jenseits mit freiem Willen begabt sind. Genauso wie die Engel, deren Entscheidung pro/contra Gott ja ebenfalls bereits fixiert ist. Diese eine unveränderliche Grundentscheidung steht nicht im Gegensatz zum freien Willen, mit dem Selige, Verdammte, Engel und Dämonen die Mittel frei wählen, mit denen sie ihr letztes Ziel verfolgen.

Auf weitere Details will ich nicht weiter eingehen, denn die Vielen warten gespannt darauf, zu erfahren, worum es in Deinem schönen Thema nun eigentlich und endlich gehen soll.

Gruß
Sempre

St. Thomas hat geschrieben:libertas arbitrii ad dignitatem hominis pertinet
Summa theol. Iª q. 59 a. 3 s. c.

Der freie Wille gehört zur Würde des Menschen.

St. Thomas hat geschrieben:ubicumque est intellectus, est liberum arbitrium
Summa theol. Iª q. 59 a. 3 co.

Überall, wo es Erkenntnis gibt, da gibt es auch freien Willen.
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overkott
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von overkott »

Gibt es die unsichtbare Welt überhaupt? Was soll die unsichtbare Welt sein? Wie können wir etwas über die unsichtbare Welt sagen?

Mit der unsichtbare Welt ist die Geisteswelt gemeint. Wir erfahren von ihr in der Bibel. Von dort her verstehen wir, dass die unsichtbare Welt räumlich Himmel, Hölle und Fegefeuer umfasst (wobei uns hier schon eine trinitarische Denkstruktur auffällt: die eine Welt umfasst drei Räume), sie ist identisch mit der Ewigkeit, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in sich birgt (auch hier wieder ein trinitarische Denkstruktur). Die handelnden Personen in der unsichtbaren Welt sind Gott, Engel und ihre Widersacher (Teufel, Dämonen), Glückliche und Verurteilte, Freie und Unfreie. Die Guten sind frei, die Bösen sind unfrei. Die Guten sind Herr über ihre Begierden, sie können ihnen nachgeben, aber sie können auch verzichten. Sie lieben und helfen einander. Die Bösen sind von ihren Begierden beherrscht und leiden darunter. Sie machen sich gegenseitig das Leben schwer.

Die sichtbare und die unsichtbare Welt sind ineinander. Der Gläubige lebt in diesen beiden Welten; der Ungläubige unbewusst auch. In der gemischten Welt (Augustinus) sind Gute und Böse nicht leicht zu unterscheiden. Das Höchstrichterliche Urteil kommt beim Jüngsten Gericht Gott zu.

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Nassos
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Nassos »

Der Gläubige lebt nicht in diesen beiden Welten. Er lebt in dieser Welt. Sich Gott im Gebet und der Anstregung nähern zu wollen hat nichs, aber auch rein gar nichts mit der Geisteswelt zu tun. Und ich würde den Herrn bitten, nie mit jener Welt in Berührung kommen zu dürfen. Mit dem freien Willen kann man da hin, aber dann muss man auch die Konsequenzen tragen. Dort trifft einen die volle üble Wucht der Dämonen.
Außerdem handelt Gott auch in dieser Welt als πανταχού παρών, als Allgegenwärtiger.

Aber das ist eine andere Geschichte.
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overkott
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von overkott »

Du bist heute wieder sehr mystisch drauf. Hat dir der Schöpfer denn keinen Geist gegeben, dass du nur in dieser Welt lebst und die Geisteswelt verachtest?

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Nassos
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Nassos »

Na, ich hoffe doch, dass mir der Schöpfer einen Geist gegeben hat. :blinker:
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Marion
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Marion »

WolfgangF hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben:Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und /oder Zeichen der Größe Gottes?

Wir wissen, dass Gott dem Menschen die Freiheit der eigenen Entscheidung, der Bejahung und der Verneinung, der aktiven und der passiven Haltung gewährt.
Kann man von einer von Verantwortungsübergabe von Gott auf den Menschen sprechen?
Welcher Art sind die Auswirkungen und die Ergebnisse in Bezug auf Gott einerseits und in Bezug auf den Menschen andererseits?

Gruß, ad_hoc
Als Anfänger / Neuling in Fragen des Glaubens, will ich mich natürlich nicht dazu äußern. Aber exakt das ist eine Frage, die mich sehr beschäftigt (ohne dass ich bisher so richtig weitergekommen wäre). Ich hoffe also, dass sich in diesem Thread etwas dazu tun wird!

:) Wolfgang
Wolfgang, erzähl mal um was genau es dir geht.
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Heinrich
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Heinrich »

Ich sehe die Sache sehr einfach und klar: Gott hat den Menschen die Freiheit gegeben, die Welt zu gebrauchen, entweder um der Welt willen, oder um Gott zu dienen. Die Größe Gottes würde weder durch das eine noch durch das andere geschmälert. Aber Gott dienen zu dürfen ist Ergebnis der Gnade Gottes. Genau wir die Heilige Schrift, ist ja Gott auch in der Welt präsent und erkennbar. Es steht in der Verantwortung des Menschen, den Plan Gottes zu erfüllen, indem wir uns Gott als Geschenk darbieten, also alles in Gott tun, nicht für die Welt. Darin sehe ich zugleich das höchste Maß an Freiheit, weil die Welt nur fesselt, Gott dagegen befreit.

Thomas_de_Austria
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Registriert: Donnerstag 20. Mai 2010, 16:47

Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Sempre hat geschrieben:
St. Thomas hat geschrieben:libertas arbitrii ad dignitatem hominis pertinet
Summa theol. Iª q. 59 a. 3 s. c.

Der freie Wille gehört zur Würde des Menschen.
Da möchte ich aber auch kurz etwas einwerfen: Was ich weiß, sind die Verdammten in der Hölle, völlig würdelos ...

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Sempre
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Sempre »

Thomas_de_Austria hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
St. Thomas hat geschrieben:libertas arbitrii ad dignitatem hominis pertinet
Summa theol. Iª q. 59 a. 3 s. c.

Der freie Wille gehört zur Würde des Menschen.
Da möchte ich aber auch kurz etwas einwerfen: Was ich weiß, sind die Verdammten in der Hölle, völlig würdelos ...
Ja. Wären sie nicht völlig würdelos, dann wäre die schlimmste Strafe nicht angemessen. pertinet ist vielleicht besser übersetzt mit: Der freie Wille betrifft die Würde des Menschen; oder: erstreckt sich auf die Würde des Menschen. Den Verdammten den freien Willen zu nehmen, wäre keine Verletzung der Würde der Verdammten. Daraus aber, dass sie keine Würde haben, folgt nicht, dass ihnen der freie Wille genommen sei. Die Höllenstrafe wäre sinnlos, könnten die Verdammten sie nicht als Strafe erkennen. Und wo es Erkenntnis gibt, da gibt es auch freien Willen.

Gruß
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Amandus2
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Amandus2 »

Da hat also ein armes Menschenkind eine "Todsünde" begangen, vielleicht eine einzige, und dafür wird er Milliarden und Abermillarden von Jahren und noch länger, immer und immer und immer, ohne Ende, in der Hölle bestraft...

Kann es sein, dass bei dieser theologischen Konstruktion die Fantasien von irgendjemandem durchgegangen sind?

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Gamaliel
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Gamaliel »

Amandus2 hat geschrieben:Kann es sein, dass bei dieser theologischen Konstruktion die Fantasien von irgendjemandem durchgegangen sind?
Nein, das kann nicht sein.

Thomas_de_Austria
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Kann es sein, dass, wenn man eine Kugel in den Kopf kriegt, vielleicht nur eine einzige, man dann auch wirklich hinüber ist ...

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Gamaliel
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Gamaliel »

:kugel: :kugel: :kugel:

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overkott
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von overkott »

Sempre hat geschrieben:
Thomas_de_Austria hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
St. Thomas hat geschrieben:libertas arbitrii ad dignitatem hominis pertinet
Summa theol. Iª q. 59 a. 3 s. c.

Der freie Wille gehört zur Würde des Menschen.
Da möchte ich aber auch kurz etwas einwerfen: Was ich weiß, sind die Verdammten in der Hölle, völlig würdelos ...
Ja. Wären sie nicht völlig würdelos, dann wäre die schlimmste Strafe nicht angemessen. pertinet ist vielleicht besser übersetzt mit: Der freie Wille betrifft die Würde des Menschen; oder: erstreckt sich auf die Würde des Menschen. Den Verdammten den freien Willen zu nehmen, wäre keine Verletzung der Würde der Verdammten. Daraus aber, dass sie keine Würde haben, folgt nicht, dass ihnen der freie Wille genommen sei. Die Höllenstrafe wäre sinnlos, könnten die Verdammten sie nicht als Strafe erkennen. Und wo es Erkenntnis gibt, da gibt es auch freien Willen.

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Was unser Sempre damit sagen will ist:

a) Es gibt eine Auferstehung für alle.
b) Es gibt ein ewiges Leben für alle.
c) Das ewige Leben ist nicht für alle gleich angenehm.

Dem ist entgegen zu halten:

a) Der Mensch richtet sich nach Gott oder nach sich selbst.
b) Wer nicht an den Himmel glaubt, kommt nicht hinein.
c) Wer sich endgültig gegen Gott entscheidet, geht für immer verloren.
d) Gott allein weiß darüber Bescheid.
e) Posthum können Angehörige für einen Sünder im Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit zur Rettung seiner himmlischen Ehre beten und stellvertretend Buße tun, insbesondere angerichteten Schaden wiedergutmachen.

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Sempre
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Sempre »

Amandus2 hat geschrieben:Da hat also ein armes Menschenkind eine "Todsünde" begangen, vielleicht eine einzige, und dafür wird er Milliarden und Abermillarden von Jahren und noch länger, immer und immer und immer, ohne Ende, in der Hölle bestraft...
Als (subjektive) Todsünde wird eine schwere Sünde bezeichnet, die bei vollem Bewusstsein und in freier Willensentscheidung begangen wird. In etwa so: ich weiß genau, welch miese Übeltat ich hier begehe, tu es aber trotzdem. Wer so handelt, der handelt aus Boshaftigkeit bewusst und in schwerwiegender Angelegenheit gegen Gott.

Die Höllenstrafe wird aber nicht wegen einer Todsünde verhängt, auch nicht wegen vieler Todsünden. Die Höllenstrafe wird wegen Reuelosigkeit verhängt, gegen den, der nicht wenigstens kurz vor Feierabend noch antanzt.

Gruß
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Amandus2 »

natürlich sind es immer die anderen, die in der Hölle landen - mein widerlicher Nachbar, mein fieser Chef, die ekligen Sodomiten, die Emanzen.....

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Gamaliel
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von Gamaliel »

Amandus2 hat geschrieben:natürlich sind es immer die anderen, die in der Hölle landen - mein widerlicher Nachbar, mein fieser Chef, die ekligen Sodomiten, die Emanzen.....
"Amandus2", da Du Dich offenbar gerne mit der Hölle beschäftigst, Dich darüber beklagst, daß nur andere dort landen und Du selbst den Weg offenbar noch nicht gefunden hast, darf ich Dich hier entlang bitten:

viewtopic.php?f=3&t=95
viewtopic.php?f=1&t=8857
viewtopic.php?f=3&t=566
viewtopic.php?f=4&t=487

:huhu:

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taddeo
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Re: Freiheit des Menschen = Selbstbeschränkung Gottes und ...?

Beitrag von taddeo »

Amandus2 hat geschrieben:natürlich sind es immer die anderen, die in der Hölle landen - mein widerlicher Nachbar, mein fieser Chef, die ekligen Sodomiten, die Emanzen.....
Das verstehst Du anscheinend falsch. Die landen nicht (automatisch) in der Hölle, die sorgen nur dafür, daß DU nicht dort landest - weil sie Dir Gelegenheit geben, Dich in christlicher Geduld zu üben.

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