Das Diakonenamt

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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Liest der Diakon oder der Priester das Evangelium im Gottesdienst? Wenn ich das weiß erleichert es mir die Schlangenauswahl beim anstellen zur Kommunion. Mit Priester ohne Diakon und nur mit Kommunionshelfern/-innen wäre das einfacher. :D
Schau halt genau hin! Schließlich sind die beiden ja an äußeren Dingen zu unterscheiden.

Als Über-Katholik, als der Du Dich hier gerne gerierst, müßtest Du das eigentlich wissen. Oder hast die Firmklasse geschwänzt?
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Liest der Diakon oder der Priester das Evangelium im Gottesdienst? Wenn ich das weiß erleichert es mir die Schlangenauswahl beim anstellen zur Kommunion. Mit Priester ohne Diakon und nur mit Kommunionshelfern/-innen wäre das einfacher. :D
Schau halt genau hin! Schließlich sind die beiden ja an äußeren Dingen zu unterscheiden.

Als Über-Katholik, als der Du Dich hier gerne gerierst, müßtest Du das eigentlich wissen. Oder hast die Firmklasse geschwänzt?
Ich habe noch nie Diakone gesehen. Erst seit dem ich zum wiederholten male umgezogen bin und diesmal sogar in ein anderes Bistum, sehe ich Diakone. Von der Ummantellung tragen natürlich beide unterschiedliche Garderoben, jedoch kann ich mir beide Garderoben als Priestergarderoben vorstellen.

********

OK, laut folgender Quelle; Der Diakon, der das Evangelium verkündet, habe ich mich an der falschen Schlange angestellt. :sauer:

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Linus
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Beitrag von Linus »

Was für Schlangen? Warst du bei den Snakehandler im Gottesdienst?
:D
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Gamaliel
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Gamaliel »

Kardinal Alfons Maria Stickler : Die verheirateten Diakone beruhen auf einem Irrtum des Konzils

Daraus:
Die Una-Voce Korrespondenz hat in ihrer neuesten Ausgabe einige Briefe veröffentlicht, die der 2007 verstorbene Kardinal Alfons Maria Stickler einem priesterlichen Freund, Pfarrer Franz Ehgartner, gesandt hatte. Darin schreibt er, dass die Entscheidung des II. Vatikanums, verheiratete Männer zu Diakonen weihen zu lassen und ihnen die Fortsetzung des ehelichen Umgangs zu gestatten, auf völliger Unkenntnis der apostolischen Tradition beruhte.
In dem jetzt veröffentlichten Briefen schreibt Kardinal Stickler: „Habe in meinem Büchlein [sc. "Der Klerikerzölibat"] bewusst das Problem der falschen Konzilsentscheidung zur Freigabe der ehelichen Unenthaltsamkeit für die verheirateten Diakone nicht berührt, um nicht polemisch zu werden und die Schwierigkeiten zu vermeiden, die langsam an die Oberfläche kommen.

[...]

Kardinal Ratzinger habe ihm nach der Lektüre seines Büchleins gesagt, dass er das alles nicht gewusst habe und dass auch die meisten Bischöfe es nicht wüssten. Kardinal Stickler war aber selbstverständlich bewusst, dass seine Untersuchungen bei der höchsten Kirchenleitung auf eine doppelte Reserve stießen: Erstens müsste man einen schweren Verstoß des II. Vatikanums gegen die Tradition der Kirche zugeben und zweitens wäre dies ein Hindernis für die Ökumene mit der Ostkirche, da die katholische Kirche den Verrat an der apostolischen Tradition zurückweisen müsste.
:glubsch:

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cantus planus
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von cantus planus »

Hier sehen wir klar, dass auch ein verdienter Kardinal wie Stickler mal einen kräftigen Bock schießen kann.
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Gamaliel
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Gamaliel »

Inwiefern?

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cantus planus
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von cantus planus »

Was für einen Beleg führt er denn für seine Thesen an? Ich kenne das Buch leider nicht. Aber es scheint mir ja nun in der Ausgestaltung des Diakonenamtes in der frühen Kirche ein anderer Konsens unter Fachleuten zu herrschen, darunter auch einige, denen man nicht nachsagen kann, Modernisten zu sein.
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Kilianus
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Kilianus »

Mit Belegen kann ich auch nicht dienen. Vielleicht sind die betreffenden Bücher schlicht noch nicht geschrieben. Mir scheint aber aus Gesprächen, daß Sticklers These auch bei (jüngeren) Kirchengeschichtlern auftaucht. So scheint es altkirchliche Belege dafür zu geben, daß verheiratete Kleriker aus dem Amt entlassen werden - und zwar einzig und allein, weil ihre Frauen schwanger geworden sind.

Überhaupt scheint mir das der einzige Ansatz, den - abgesehen vom Traditionsargument doch eher widersinnigen - Brauch zu begründen, Verheirateten die Diakonen- (und, was den byzantinischen Raum angeht, auch die Priester-)weihe zu spenden, aber gleichzeitig eine (Wieder-)Heirat des Klerikers auszuschließen. Das kann durchaus große Härten bedeuten - zum Beispiel für den früh Verwitweten. In so einem Fall könnte man tatsächlich einmal zurecht von einem Zwangszölibat sprechen.

Plausibel wird die Regelung eigentlich nur unter der Voraussetzung, daß der verheiratete Kleriker nach seiner Weihe ohnehin nur eine Josephsehe führt, was als "modifizierte" Fortführung einer bestehenden Ehe legitim ist (und in jener Zeit in etwas fortgeschrittenem Alter und nach Erreichen einer gewissen Kinderzahl vielleicht auch unabhängig vom Eintritt in den Klerikerstand nicht außergewöhnlich war), die Begründung einer neuen Ehe aber eben ausschließt.

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ad-fontes
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von ad-fontes »

Die ostkirchliche Begründung warum ein Kleriker nach seiner Weihe (in Russland bereits ab dem Subdiakonat, was zu Problemen bei einem Jurisdiktionswechsel führen kann, wenn ein Grieche, der diese Weihe bereits hat [entspricht dort sozusagen dem "Oberministranten"], heiraten möchte) keine Ehe mehr eingehen kann, ist, daß er nicht eine seiner geistlichen Töchter heiraten kann.

Das geistliche Band des Klerus zu seinen (Pfarr-)kindern ist das eigentliche Ehehindernis.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Kilianus
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Kilianus »

Und was spricht dann gegen eine Ehe mit einem Nicht-Pfarr-Kind?

(Und im Zusammenhang mit dem westlichen Diakon hilft diese Begründung ohnehin nur sehr bedingt weiter.)

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ad-fontes
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von ad-fontes »

Kilianus hat geschrieben:Und was spricht dann gegen eine Ehe mit einem Nicht-Pfarr-Kind?

(Und im Zusammenhang mit dem westlichen Diakon hilft diese Begründung ohnehin nur sehr bedingt weiter.)
Dann müßte man eine außerhalb der christianitas Stehende heiraten. Das ist schon bei einem Laien nicht erwünscht und würde bei einem Kleriker nicht geduldet.
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Kilianus
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Kilianus »

Ach so, ich hatte das erst einmal nur im Kontext der Pfarrstruktur verstanden.

Wenn man das so durchdenkt, heißt das umgekehrt aber auch: Die Pfarrersfrau müßte sozusagen exemt von der Seelsorge sein. Und niemals bei ihrem Mann kommunizieren, sich von ihm segnen lassen usw.

Unterm Strich: Diese Begründung scheint mir doch eher sekundär.

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ad-fontes
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von ad-fontes »

Kilianus hat geschrieben:Ach so, ich hatte das erst einmal nur im Kontext der Pfarrstruktur verstanden.

Wenn man das so durchdenkt, heißt das umgekehrt aber auch: Die Pfarrersfrau müßte sozusagen exemt von der Seelsorge sein. Und niemals bei ihrem Mann kommunizieren, sich von ihm segnen lassen usw.

Unterm Strich: Diese Begründung scheint mir doch eher sekundär.
Das Verhältnis der Presbytera, der Priestergemahlin, zu ihrem Ehemann, dem Popen, ist wie das zwischen Kirche und Christus (genau wie in jeder anderen Ehe).
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Berolinensis
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Berolinensis »

Der (noch?) anglikanische Fr Hunwicke hat übrigens gerade eine interessante Reihe von Beiträgen, in denen er argumentiert, daß das Diakonenamt seinem Wesen nach vor allem kultisch, also ein echtes Levitenamt ist:
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Gamaliel
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Gamaliel »

Interessante These eines Kirchenrechtlers:


Edward Peters, “Canonical considerations on diaconal continence”, Studia Canonica 39 (2005)147-180


These des Artikels: "All clerics in the West, even those married, are canonically obligated to observe perfect and perpetual continence." Den Artikel gibt's hier als pdf-Datei.


Eine Debatte gibt es dazu aktuell auf dem Blog des Sohnes von Ed Peters.

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cantus planus
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von cantus planus »

Berolinensis hat geschrieben:Der (noch?) anglikanische Fr Hunwicke hat übrigens gerade eine interessante Reihe von Beiträgen, in denen er argumentiert, daß das Diakonenamt seinem Wesen nach vor allem kultisch, also ein echtes Levitenamt ist:
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Das wundert mich gar nicht. Die krampfhaften Versuche, aus dem Diakon einen Sozialarbeiter (oder eine Art Ober-Jugendleiter wie bei den Protestanten) zu machen, waren mir stets suspekt.
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Berolinensis
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Berolinensis »

Gamaliel hat geschrieben:Interessante These eines Kirchenrechtlers:


Edward Peters, “Canonical considerations on diaconal continence”, Studia Canonica 39 (2005)147-180


These des Artikels: "All clerics in the West, even those married, are canonically obligated to observe perfect and perpetual continence." Den Artikel gibt's hier als pdf-Datei.


Eine Debatte gibt es dazu aktuell auf dem Blog des Sohnes von Ed Peters.
Das ist ja hochinteressant und wohl "explosiv". Ist es wirklich vorstellbar, daß diese Norm - die ja praktisch alles andere als irrelevant - bislang praktisch universell fehlinterpretiert bzw. nicht beachtet worden ist, einschließlich von der höchsten kirchlichen Autorität?

Darüber hinaus entnehme ich dem verlinkten Beitrag, daß es in den USA mehr als 15.000 ständige Diakone gibt. Das ist ja eine ganz unglaubliche Zahl. Erstaunlich, wie unterschiedlich sich das zur hiesigen Situation verhält.

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Robert Ketelhohn
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Berolinensis hat geschrieben:Das ist ja hochinteressant und wohl "explosiv". Ist es wirklich vorstellbar, daß diese Norm - die ja praktisch alles andere als irrelevant - bislang praktisch universell fehlinterpretiert bzw. nicht beachtet worden ist, einschließlich von der höchsten kirchlichen Autorität?
Nur wenn man voraussetzt, daß das zugrundegelegte kanonische Recht dem Autor von Gott Vater & Sohn bei einem Waldspaziergang in Form goldener Tafeln aufs Haupt geworfen ward.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Berolinensis
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Berolinensis »

Du möchtest uns damit sagen, daß du das Ganze für Unsinn hältst? Warum?

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Gamaliel
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Gamaliel »

Berolinensis hat geschrieben:Ist es wirklich vorstellbar, daß diese Norm - die ja praktisch alles andere als irrelevant - bislang praktisch universell fehlinterpretiert bzw. nicht beachtet worden ist, einschließlich von der höchsten kirchlichen Autorität?
Ich muß mir das selbst erst noch genauer anschauen, allerdings habe ich ja bereits ein paar Beiträge davor auf eine Aussage von Kardinal Stickler verwiesen, die der "Fehlinterpretationsthese" weitere Nahrung zuführt.

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Gamaliel
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Gamaliel »

Berolinensis hat geschrieben:Darüber hinaus entnehme ich dem verlinkten Beitrag, daß es in den USA mehr als 15.000 ständige Diakone gibt. Das ist ja eine ganz unglaubliche Zahl. Erstaunlich, wie unterschiedlich sich das zur hiesigen Situation verhält.
Der Schein trügt etwas, denn auch in Europa gibt es über 12.000 ständige Diakone (in Deutschland etwa 3000).

Hier gibt es eine sehr aufschlußreiche Übersicht (Stand Okt. 2009)

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ad-fontes
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von ad-fontes »

Berolinensis hat geschrieben:Der (noch?) anglikanische Fr Hunwicke hat übrigens gerade eine interessante Reihe von Beiträgen, in denen er argumentiert, daß das Diakonenamt seinem Wesen nach vor allem kultisch, also ein echtes Levitenamt ist:
Bisherige Beiträge:
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Dagegen spricht allein schon die Lesung von vorgestern:
Lectio iv. in II. Nocturno in Nat. Ss. Fabiani Papae et Sebastiani Mm. hat geschrieben:Fabianus Romanus a Maximino usque ad Decium regens Ecclesiam, septem diaconis regiones divisit, qui pauperum curam haberent.
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cantus planus
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von cantus planus »

Ich sehe da keinen Widerspruch, ad-fontes. Dass der Diakon immer ein liturgisches Amt innehatte, und für die sozialen Belange der Gemeinde verantwortlich war, ist ja bekannt. Die Frage stellt sich nur: wann und warum mit welchem Schwerpunkt. Das Amt ist zu einem rein liturgischem verkümmert, wurde dann zur Durchgangsstufe zum Priestertum. Heute gibt es die Umkehrbewegung: der Diakon als reiner Sozialarbeiter, oder das Diakonenamt als Freizeitbeschäftigung für Pensionäre.

Wie so oft dürfte die Wahrheit eher in der Mitte liegen. Die aktuelle Ausgestaltung des Diakonenamtes jedenfalls hat mich immer skeptisch gemacht.

Wenn es nun einen guten Beleg für die oben erwähnten Thesen gibt, bedeutet das ja nicht, dass man als Diakon nicht auch karikativ tätig wäre.
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Gamaliel
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Gamaliel »

Eine Dissertation aus dem Jahr 2010 zum Thema Enthaltsamkeit der verheirateten Diakone ist online verfügbar:

Anthony McLaughlin, The Obligation of Perfect and Perpetual Continence and Married Deacons in the Latin Church, Catholic University of America, 2010

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Gamaliel
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Gamaliel »

Berolinensis hat geschrieben:Ist es wirklich vorstellbar, daß diese Norm - die ja praktisch alles andere als irrelevant - bislang praktisch universell fehlinterpretiert bzw. nicht beachtet worden ist, einschließlich von der höchsten kirchlichen Autorität?
Inzwischen habe ich mir die Argumente von Peters näher angeschaut und ich muß sagen, daß sie mich überzeugen.
(Seine Arbeit ist nicht lange und sehr klar gegliedert. Die kurze Zeit zum Durchlesen sollte von jedermann investiert werden, der in der Sache fruchtbar mitsprechen möchte.)

In zahlreichen Blogs wird inzwischen darüber diskutiert und auch dort konnte ich - trotz ausführlicher Lektüre - bislang nichts finden, was seine These in kirchenrechtlicher Hinsicht erschüttert hätte. (Die vorgebrachten "Einwände" beschränken sich ohnehin in der überwiegenden Zahl auf persönliche Angriffe gegen Peters, Mutmaßungen über seine Motivation in dieser Frage, Herbeischaffung irgendwelcher Dokumente, die zwar alle in Peters Studie behandelt werden, was ab die Kritiker nicht wissen, da sie sich gar nicht die Mühe gemacht haben die Studie zu lesen, usw.)
Es scheint wirklich so, daß mit der Einführung der ständigen Diakone gleichsam über Nacht das Wissen über die Pflicht zur Enthaltsamkeit derselben "verschwunden" ist.

Ob das gut oder nicht gut ist, steht zunächst und aus kirchenrechtlicher Sicht einmal nicht zur Diskussion. Peters weist jedoch richtigerweise darauf hin, daß die aktuelle Praxis u.a. nicht mit der gültigen Gesetzeslage übereinstimmt. Eine Lösung kann daher nur in der Änderung der Gesetze (und damit auch im Bruch mit der westlichen Tradition) oder in einer Änderung der Praxis bestehen.

Angeblich sind bereits mehrer Anfragen an die US-Bischofskonferenz und direkt an den Vatikan in dieser Sache ergangen, eine Antwort wurde jedoch noch nicht gegeben.

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Berolinensis
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Berolinensis »

Ich habe den Artikel auch (schon vor ein paar Tagen) gelesen. Der Punkt, der mir (mit) entscheidend zu sein scheint und für mich prima facie nicht zufriedenstellend behandelt ist, betrifft die Gesetzgebungsgeschichte. Offenbar war ja in beiden Entwürfen des CJC/1983 eine ausdrückliche Ausnahme von der Kontinenzpflicht. Diese Ausnahme taucht dann in der Endfassung nicht mehr auf. Peters nimmt dies als zusätzliches Argument dafür, daß der Gesetzgeber eine Ausnahme gerade nicht wollte.

Dieser Schluß ist sicher möglich. Zunächst wundert mich aber, daß es zu dieser Gesetzgebungsgeschichte keine Materialien gibt. Sicher ist der Prozeß ein anderer (und weniger öffentlicher) als der bei der staatlichen Gesetzgebung, wo man die Drucksachen der die Materie behandelnden Ausschüsse hat und in der Regel auch eine Begründung, aus der man meist klar entnehmen kann, warum bestimmte Änderungen vorgenommen worden sind. Aber auch wenn es so etwas für den Bereich der kirchlichen Gesetzgebung naturgemäß nicht geben mag, wundert mich doch, daß es für so eine grundsätzliche Abweichung keine Erklärung gibt.

Wenn man also tatsächlich auf die bloßen von Peters refiererten Fakten, ohne weitere Möglichkeit der Erforschung der Intention des Gesetzgebers, verwiesen ist, ist der Schluß von Peters zwar möglich, aber m.E. nicht zwingend. Wenn einem etwas ähnliches im staatlichen Recht begegnet, ist so eine Streichung oft auch darin begründet, daß der Gesetzgeber der Ansicht war, eine ausdrückliche Regelung sei entbehrlich, da sie sich bereits aus übergeordneten Prinzipien, dem Gesamtzusammenhang oder anderen Normen ergebe. Mir erscheint zumindest nicht ausgeschlossen, daß der Gesetzgeber des CJC/1983 der Ansicht war, der ausdrücklichen Ausnahme bedürfe es nicht, da sich aus der Möglichkeit, Verheiratete zum Diakonat zuzulassen, die Ausnahme bereits logisch ergebe. Dabei müßte man auch die doch wohl ausnahmslos dorthin gehende bisherigen Praxis auch des Gesetzgebers selbst deuten, die ja an sich der beste Norminterpret ist.

Ich will damit Peters Ansicht keineswegs völlig zurückweisen, nur scheint sie mir eben bislang auch nicht zwingend. Das Ganze bedarf einer Klärung durch den dazu berufenen Rat für Gesetzestexte.

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taddeo
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von taddeo »

Berolinensis hat geschrieben:Zunächst wundert mich aber, daß es zu dieser Gesetzgebungsgeschichte keine Materialien gibt. Sicher ist der Prozeß ein anderer (und weniger öffentlicher) als der bei der staatlichen Gesetzgebung, wo man die Drucksachen der die Materie behandelnden Ausschüsse hat und in der Regel auch eine Begründung, aus der man meist klar entnehmen kann, warum bestimmte Änderungen vorgenommen worden sind. Aber auch wenn es so etwas für den Bereich der kirchlichen Gesetzgebung naturgemäß nicht geben mag, wundert mich doch, daß es für so eine grundsätzliche Abweichung keine Erklärung gibt.
Doch, sowas gibt es - aber nicht öffentlich einsehbar.
Ich hatte selber schon Akten in der Hand, die die Erstellung des CCEO betreffen. Solche Vorentwürfe (auch mit Kommentaren aus den Beratungen, mit Korrekturen oder handschriftlichen Anmerkungen) liegen normalerweise beim jeweiligen Dikasterium unter Verschluß. Sollte allerdings jemand für fundierte wissenschaftliche Zwecke (zB eine Dissertation zum Thema) Einsicht wünschen und einen aus Dikasteriumssicht potenten Fürsprecher haben, dann ist es schon möglich, daß man solche Unterlagen bekommt. Man hat allerdings kein Recht darauf, die Einsicht kann jederzeit ohne Begründung verweigert werden.

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Berolinensis
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Berolinensis »

Interessant in diesem Zusammenhang auch der jüngste Brief von Card. Brandmüller zum Zölibat: http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?p=483768#p483768

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Melody
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Melody »

cantus planus hat geschrieben:
Melody hat geschrieben:Ob ich selbst den ständigen Diakonat sinnvoll finde oder nicht, darüber habe ich noch nicht ernsthaft nachgedacht (tendiere allerdings zu "nein"),
Warum? :achselzuck:
anneke6 hat geschrieben:Wenn man meint, jedes Diakonat müßte ins das Priesteramt münden, müßte man sich eigentlich fragen, ob dann nicht gleich jedes Priesteramt ins Bischofsamt münden soll.
Jede Weihestufe hat ihren Sinn und Zweck, und nicht jeder Mann mit einer geistlichen Berufung ist zum Priester berufen.
Wie ich sagte, habe ich darüber noch nicht ernsthaft nachgedacht, so spannend finde ich diese Thematik für mich nicht.
Meine Bemerkung war eine Bemerkung am Rande, die sich aus einem anderen Zusammenhang ergab, nämlich dem, dass offenbar einem Diakon vor dem neuen CIC die Eheassistenz untersagt war, was er mit dem neuen CIC aber darf. Das hatte ich bis vor ein paar Tagen nicht gewusst.

Letztlich gab es jahrhundertelang keine ständigen Diakone bei uns. Wieso, weshalb, warum weiß ich nicht.

Ich denke, es gibt mit Sicherheit viele sehr gute ständige Diakone, und insbesondere haben aus meinem persönlichen Blickwinkel heraus diejenigen meine absolute Hochachtung, die sich zum Diakon weihen lassen, OHNE verheiratet zu sein... sie nehmen also den Zölibat auf sich, ohne jemals am Altar stehen zu dürfen und das Hl. Messopfer feiern zu können... etwas, was ich selbst nicht verstehen kann...

Doch die ersten ständigen Diakone, die ich seinerzeit an meinem vorigen Wohnort kennenlernte, waren leider keine guten Praxisbeispiele, denn dort hatte es sich eingebürgert, dass sie sich als Quasi-Priester sahen, und ihre Auffassungen glichen eben denen von WsK etc. pp. Im privaten Kreis hatte ich damals so einige Aussagen gehört, bei denen sich mir die Nackenhaare sträubten. Insofern hat das halt mein Bild von diesem Amt geprägt.
Ewa Kopacz: «Für mich ist Demokratie die Herrschaft der Mehrheit bei Achtung der Minderheitenrechte, aber nicht die Diktatur der Minderheit»

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Maurus
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Re: Das Diakonenamt

Beitrag von Maurus »

Melody hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:
Melody hat geschrieben:Ob ich selbst den ständigen Diakonat sinnvoll finde oder nicht, darüber habe ich noch nicht ernsthaft nachgedacht (tendiere allerdings zu "nein"),
Warum? :achselzuck:
anneke6 hat geschrieben:Wenn man meint, jedes Diakonat müßte ins das Priesteramt münden, müßte man sich eigentlich fragen, ob dann nicht gleich jedes Priesteramt ins Bischofsamt münden soll.
Jede Weihestufe hat ihren Sinn und Zweck, und nicht jeder Mann mit einer geistlichen Berufung ist zum Priester berufen.
Wie ich sagte, habe ich darüber noch nicht ernsthaft nachgedacht, so spannend finde ich diese Thematik für mich nicht.
Anneke stellt da einen interessanten Vergleich auf, aber der wäre eben früher nicht verstanden worden, weil die Sakramentalität der Bischofsweihe früher so nicht gesehen wurde: In der Priesterweihe wurden dem Kleriker sozusagen schon alle Gaben gegeben, in der Bischofsweihe wurden diese lediglich "entbunden".

Letztlich gab es jahrhundertelang keine ständigen Diakone bei uns. Wieso, weshalb, warum weiß ich nicht.
Es gab schon ständige Diakone, nämlich alle die, die dem Empfang der Priesterweihe ablehnten oder sich später als unwürdig erwiesen etc.
Der Hl. Franz von Assisi zB war zeitlebens "nur" Diakon. Man kann eben nicht zum Empfang einer Weihe verpflichtet werden.

Allerdings mussten Diakone schon den Zölibat halten, daher war die Zahl der "ständigen" Diakone eher gering. Der ständige Subdiakon dagegen war ziemlich häufig, vor allem unter Stiftsklerikern. Diese mussten eben nicht den Zölibat versprechen. Im Mainzer Domkapitel gab es im Mittelalter so weniger Priester, dass man eigens Priesterkanonikate schuf, deren Inhaber waren zum Empfang der Priesterweihe verpflichtet. Die nichtpriesterlichen Domkapitulare - die natürlich alle dem Klerikerstand angehörten - bezahlten einen Vikar, der an ihrer statt die Messe las.
Ich denke, es gibt mit Sicherheit viele sehr gute ständige Diakone, und insbesondere haben aus meinem persönlichen Blickwinkel heraus diejenigen meine absolute Hochachtung, die sich zum Diakon weihen lassen, OHNE verheiratet zu sein... sie nehmen also den Zölibat auf sich, ohne jemals am Altar stehen zu dürfen und das Hl. Messopfer feiern zu können... etwas, was ich selbst nicht verstehen kann...
Das ist auch selten.
Doch die ersten ständigen Diakone, die ich seinerzeit an meinem vorigen Wohnort kennenlernte, waren leider keine guten Praxisbeispiele, denn dort hatte es sich eingebürgert, dass sie sich als Quasi-Priester sahen, und ihre Auffassungen glichen eben denen von WsK etc. pp. Im privaten Kreis hatte ich damals so einige Aussagen gehört, bei denen sich mir die Nackenhaare sträubten. Insofern hat das halt mein Bild von diesem Amt geprägt.
Das ist wahrscheinlich dieselbe Problematik wie beim Pastoralreferenten: Es fehlte von Anfang an einer präzisen Beschreibung, im Fall des Diakons auf Dauer auch an einer bestimmten Theologie. Denn es war von vorneherein klar, dass ein hauptamtlicher Diakon und Diplomtheologe kaum lediglich mit Armenfürsorge zu beschäftigen wäre. Bei den ständigen Diakonen der ersten Generation kommt noch dazu, dass man denen zT erzählt hat, dass sich das mit dem Zölibat ohnehin bald erledigt hätte, dann erfolge ihre Priesterweihe. Sowas ist eben auch fahrlässig.

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