taddeo hat geschrieben:Finde ich nicht, denn an dem von mir genannten Beispiel wird m. E. überdeutlich, warum es vermutlich nicht zu einer Aussöhnung mit Rom kommen kann, solange die FSSPX mit gespaltener Zunge spricht und den Gläubigen Wasser predigt, aber selber Wein säuft. Diese prinzipielle Unglaubwürdigkeit der FSSPX, die ich mit meinem Beicht-Beispiel illustrieren wollte, verhindert jede Annäherung an ihre inhaltlichen Positionen, so richtig die in manchen Einzelfällen auch sein mögen.
Es trifft nicht zu, dass die FSSPX mit zweierlei Maß messe, dass sie den Gläubigen Wasser predige, aber selber Wein saufe. Die Sachlage ist ziemlich simpel und für alle dieselbe. Ein jeder Mensch, ob Piusbruder, ob Sympathisant, ob sonstwer hat seine Gehorsamspflichten gegenüber seinen rechtmäßigen Oberen zu erfüllen. Diese sind nicht schrankenlos, schrankenlos ist nur der Gehorsam gegenüber Gott. Ungehorsam kann ansonsten u.U. Pflicht sein. Ob Ungehorsam geboten ist, entscheidet das eigene Gewissen, das an der Lehre der Kirche zu schulen ist.
Es verhält sich weder so, dass die FSSPX für sich als FSSPX irgendwelche Sonderregeln pflegte, was den Gehorsam angeht, noch dass ihre Priester für sich irgendwelche Sonderregeln pflegten, was den Gehorsam angeht. Dein Vorwurf, sie messe mit zweierlei Maß, trifft nicht zu.
taddeo hat geschrieben:Warum sollte sich der Bischof auf eine vermeintliche "Notlage" berufen können, während ich das nicht darf?
Was Du nicht, ich nicht, kein Piusbruder und auch sonst niemand darf, ist etwas in sich Schlechtes tun, etwas tun, das durch nichts zu rechtfertigen ist.
Natürlich darf auch jedes Schaf sich entscheiden, seinem rechtmäßigen Oberen nicht zu folgen, wenn das geboten ist. Wer es sich zutraut, zu entscheiden, ob das in einem bestimmten Fall geboten ist, dem kann man nur empfehlen, sich gut zu informieren und ein entsprechend gut geschultes Gewissen mitzubringen, denn dafür hat er ggf. vor einem zuständigen Gericht bzw. vor dem höchsten Richter geradezustehen.
taddeo hat geschrieben:War es nicht Marion, die mal irgendwo steif und fest behauptete, "wer einen Teil des Glaubens nicht annimmt, nimmt den ganzen Glauben nicht an" oder so ähnlich? Genau das tut die Bruderschaft, behaupte ich.
Wer zu unrecht den Gehorsam verweigert, der sündigt. Wie bei fast ausnahmlos jeder anderen Sünde lässt sich daraus, dass jemand sie begeht, nicht folgern, dass er den Glauben auch nur in einzelnen Punkten leugne. Ein Sünder leugnet nicht automatisch den Glauben. Selbst wenn Du also vermutest, ein Piusbruder habe zu unrecht geschuldeten Gehorsam verweigert, kannst Du daraus nicht schließen, dass er den Glauben auch nur in einzelnen Punkten leugne.
taddeo hat geschrieben:Sempre hat geschrieben:Die Frage, ob ich katholisch bin, ist recht einfach geklärt. Ich bekenne den Glauben und bin Glied der Kirche. Zeigt mir nun jemand, dass ich in irgendeiner relevanten Frage irre, dann lässt sich nachprüfen, ob das tatsächlich der Fall ist. Je nach dem muss ich dann meinen Standpunkt korrigieren, oder aber ich kann ihn beibehalten, oder aber die Sache bleibt ungeklärt.
Die FSSPX ist keine Instanz, die irgendwie berufen wäre, die "Richtigkeit" meines Glaubens zu beurteilen. Dafür akzeptiere ich ausschließlich die legitimen Hirten der Kirche. Und falls die nicht eindeutig genug sind, stehen mir doch einige Möglichkeiten offen, das auch selber aus erster Hand zu überprüfen - für was hab ich Theologie studiert und gelernt, wo man die kirchliche Lehre nachlesen kann.
Ja, genau. Im Zweifelsfall gibt es hinreichend viele Möglichkeiten sich zu informieren.
Dass die FSSPX irgendwie berufen wäre, die "Richtigkeit" Deines Glaubens zu beurteilen, habe ich hier im Forum noch nirgendwo gelesen.
taddeo hat geschrieben:Freilich kann und darf man sich immer auch von anderen Menschen darauf aufmerksam machen lassen, wo man selber vielleicht Defizite in seinem Glaubenswissen hat. Da ist gerade das Forum hier eine wirklich feine Sache.
So ist es.
taddeo hat geschrieben:Es kommt aber sehr darauf an, in welcher Form das geschieht.
Mir ist das gleich. Jeder halbwegs ernst klingende Hinweis kann mir nur helfen.
taddeo hat geschrieben:Als Grundvoraussetzung für so eine correctio würde ich postulieren, daß derjenige, der sie ausspricht, selber uneingeschränkt auf dem Boden der kirchlichen Lehre und Disziplin steht, die er einfordert. Und genau das tut die FSSPX definitiv nicht, zumindest nicht vollständig. Dazu gehört nämlich einerseits die kanonische Einordnung in die Disziplin der Kirche (die zumindest unklar ist momentan) als auch die prinzipielle Anerkennung des kirchlichen Lehramts bis in die Gegenwart. Einfach mit dem Jahr 1962 einen Schnitt zu machen und zu sagen "was danach kommt, interessiert uns nicht und ist für uns nicht mehr verbindlich", ist Willkür und letztlich nichts anderes als das, was etwa die Alt-Katholiken gemacht haben.
Welcherlei Hinweise von wem auch immer im Forum Du nutzt, um Deinen Glauben zu überprüfen, bleibt Dir selbst überlassen. Kein Beitrag von irgendeinem Teilnehmer im Forum verpflichtet irgendwen zu irgendetwas. Ich finde seit Jahren immer wieder viele gute Tipps in Foren und auch sonst im Internet.
Die FSSPX ist hier im Forum nicht vertreten. Jedenfalls ist mir nicht bekannt, dass sich jemand als Glied der FSSPX zu erkennen gegeben hätte.
taddeo hat geschrieben:Sicher, das ist eine katholische Haltung. Warum, meinst Du, daß ich hier stundenlang meine Zeit opfere, um auf solche Beiträge einzugehen?
Allerdings ist die FSSPX weder "die Kirche" noch eine Art "Glaubensüberwachungsinstanz", wie es hier im Forum andauernd rüberkommt.
Das muss an einem Missverständnis liegen. Es existiert keine `Glaubenslehre der FSSPX'. Die Teilnehmer hier im Forum legen Dokumente des zuständigen Lehramts vor oder zitieren aus der allgemein anerkannten dogmatischen Literatur, wenn sie sich auf die Glaubenslehre beziehen.
taddeo hat geschrieben:Sie kann ihre Positionen vertreten, aber die müssen genauso hinterfragbar sein wie das, was von "amtskirchlichen" Vertretern kommt. Jeder, der sich nicht am vollständigen Lehramt der Kirche orientiert, sondern da subjetiv irgendwelche Grenzen zieht, hat ein Problem mit seiner Glaubwürdigkeit.
Dem stimme ich unbedingt zu. Jegliche Lehre, ob die des Pfarrers, die des Bischofs, die des Papstes, muss sich an der verbindlichen Lehre des höchsten Lehramts messen lassen. Niemand ist ausgenommen und kann da subjektiv irgendwelche Grenzen ziehen. Die Piusbrüder selbstverständlich auch nicht. Nicht einmal der Papst, ein Konzil oder der Papst in Einheit mit einem Konzil.
taddeo hat geschrieben:Mehr als Diskussionsbeiträge kann die FSSPX deshalb nicht liefern, auch wenn sie regelmäßig so tut, als können sie "Rom" vorschreiben, wie und was es zu lehren habe.
Die FSSPX kann Rom nicht vorschreiben, was es zu lehren habe. Das trifft zu. Sie kann aber Rom daran erinnern, was das höchste Lehramt in der Vergangenheit so alles gelehrt hat. Besonders natürlich auch dann, wenn Rom zur Debatte einlädt.
taddeo hat geschrieben:chau Dir die Formulierungen in Williamsons oben zitiertem Kommentar an, dann fällt es schwer, das anders aufzufassen.
Formulierungen wie `Rom muss sich bekehren' haben in der FSSPX eine gewisse Tradition. Das Vaticanum II. hat die Kirche zur Welt geöffnet und die `französische Revolution der Kirche' (Ratzinger) gebracht. Im Vaticanum II. und seitdem fast überall in der Kirche schlägt sich die anthropozentrische Wende nieder. Daher muss Gott wieder in den Mittelpunkt gerückt werden. Die verbindlichen Lehren der Kirche müssen wieder als Maßstab dienen. Bischof Williamson spricht auch gerne von der `Religion des Menschen', die die Religion Gottes ersetzt hat.
taddeo hat geschrieben:Und diese Zuspitzung empfinde nicht nur ich auch hier im Forum bei sehr vielen Beiträgen, die aus der FSSPX-Ecke kommen. Zumindest klingen sie oft genug so.
Na und? Das müsste doch aus Deiner Sicht harmlos im Vergleich mit allerlei anderen Ideen, Sichtweisen, Thesen u.v.a.m. sein, die in diesem Forum sonst so vertreten werden.
taddeo hat geschrieben:Was das "Mobbing" angeht, stimme ich Dir zu.
Du übersiehst dabei allerdings einen gravierenden Unterschied: Der Vorwurf bzw. die Feststellung des Schismas und des "nicht mehr Katholischseins" in Richtung der FSSPX kam nicht von irgendwem, sondern von der höchsten kirchlichen Autorität selbst, die zur Feststellung dieses Sahverhalts berechtigt und berufen ist.
Das passt halt nicht zum neuen, menschenfreundlichen Konzilskatholizismus. Der Papst sagt `schismatischer Akt' und das Volk weiß, in welche Richtung man spucken muss. Derweil Stuhlkreis mit den tatsächlich abgespaltenen Gemeinschaften. In den Gemeinden wird `Ökumene eingeübt', und wer nicht kommen will, der ist ein Spielverderber, ab mit dem in die Ecke. Irgendwie so in die Richtung jedenfalls. Das ist die Entfundamentalisierung der Kirche, von der u.a. der Artikel von piusbruderschaft.de handelt, den Du gestern bemängelt hattest.
Gruß
Sempre