ar26 hat geschrieben:Womöglich liegt hier der Knackpunkt. Als Katholik, der das alte Missale präferiert, erwarte ich von Priestergemeinschaften, die sich diesem verschrieben haben, daß alles was sie tun, der Stärkung des alten Missale dient. Die Konzelebration am Gründonnerstag hilft hier nicht weiter. Sie manifestiert vielmehr das Regel-Ausnahmeprinzip zu Lasten des alten Missale. Daher halte ich das Verhalten von Bischof Rifan schon für kritikwürdig, wenn auch nicht in dogmatischer oder moraltheologischer Hinsicht.
Ja - hier knackt es. Die Stärkung des alten Missales ist ein hohes Ziel - aber m.E. nicht das höchste. Das mit der "friedlichen Verdrängung" ist auch so eine Sache, und zwar nicht nur angesichts der bestehenden Machtverhältnisse. Ich zumindest möchte niemandem die spirituelle Heimatlosigkeit zumuten, die Paul VI. Millionen Katholiken zugemutet hat. Allerdings würde ich auf eine Reform der Reform dringen und den Priestern, die sich Mißbräuche zuschulden kommen lassen, die Hölle heiß machen.
PS: Mich würde ehrlich Deine Meinung dazu interessieren, ob ein Katholik, der zwar das neue Missale für geeignet hält, die Sonntagspflicht zu erfüllen, aber beispielsweise andere, kirchenrechtlich gedeckte Dinge wie die Handkommunion für in sich schlecht hält, Deiner Meinung nach ein Sedesvakantist ist. Oder gilt hier, weil der Hl. Vater die Handkommunion nicht praktiziert, muss man sie nicht für gut halten.
Gibt es jemanden, der die Handkommunion für in sich schlecht hält? ich denke (als leidenschaftlicher juristischer Laie), das Indult zur HK hat so niedrigen Rang, das man da gar nicht von intrinsisch sprechen kann. Was gegen die Handkommunion spricht ist, daß sie in der gegenwärtigen Situation vielleicht das spektakulärste unter vielen Zeichen ist, die in die falsche Richtung zeigen. Und wenn jemand die Handkommunion fordert, weil er damit unterstreichen will, daß hier nur ein Stück Brot zum Gemeinschaftsmahl gereicht werde, dann vertritt er eine Häresie, die ihn früher oder später ins Schisma führen wird. Aber nicht wegen der Handkommunion, sondern wegen der Realpräsenz.
Ich bedauere es ein wenig, daß ich den Begriff vom Sedisvakantismus ins Gespräch gebracht habe, weil er sehr schillernd und schwer zu fassen ist - was Absicht sein dürfte. Ein "normaler" Schismatiker sagt - ich erkenne euren Papst nicht an - ich mache meinen eigenen Laden auf, und was Ihr macht und wen ihr zum Papst wählt ist mir egal. Die Orthos handhaben das so: Sie erkennen den Papst nicht als den Nachfolger Petri mit universaler Autorität an - aber sie kämen nie auf den Gedanken, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob der aktuelle römische Papst nun rechtmäßig oder unrechtmäßig im Amt ist usw. (Vermute ich mal, daß die Orthos das so sehen).
Ein Sedisvakantist ist einer, der sagt: Nie würde ich meinen eigenen Laden aufmachen, bei meiner Treu nicht, ich stehe fest zu Petrus - aber leider haben die bösen Römer eine Situation herbeigeführt, in der es keinen gültig amtierenden Papst gibt, und nun muß ich, so leid es mir tut, eben meine Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen. Oder mich selbst zum Papst wählen lassen.
Gewisse Ähnlichkeiten zum praktischen Vorgehen von Pius sind hier (mit Ausnahme des letzten Satzes) unübersehbar - obwohl die FSSPX noch eine weitere Nuance entwickelt haben, die schwerer zu packen ist. Zumindest wenn man sich in Wortnebel einhüllen läßt. Den Weg des harten Kerns von Pius in den Sedisvkantismus sehe ich da, wo sie (bei Zweifeln an der Gültigkeit der neuen Messe nur konsequent) die Bischofsweihe nach dem neuen Formular nicht anerkennen: Dann wird es (in ihren Augen) eines nicht allzufenen Tages keinen gültig geweihten Bischof außerhalb des eigenen Vereins mehr geben, und auch keinen Papst..