Pilgerer hat geschrieben:TillSchilling hat geschrieben:Pilgerer hat geschrieben:Die göttliche Offenbarung gab es in der Vergangenheit, siehe Bibel und apostolische Tradition. Doch ist die göttliche Offenbarung nicht auf wenige Eingeweihte oder bestimmte Zeiten begrenzt, sondern für jederman zugänglich.
Und was meinst du damit? Was ist eine nur christus-gläubigen" Religionsform? Und wie sieht dieser Kontakt, von dem du schreibst, aus? Visionen, Träume und innere Stimmen?
Erst wenn die mystische Grundlage des christlichen Glaubens da ist, kann sie über das Toben der Welt und der Hölle siegen. Kein noch so gutes Argument, kein Leid oder Glück kann größer sein als die Wahrnehmung der übernatürlichen göttlichen Realität.
Für mich ist diese mystische Grundlage der Schlüssel zu einer beständigen Gottesbeziehung. Einfach in Worte zu fassen ist das nicht, aber ich möchte es versuchen:
Das mystische Erleben findet immer in der Gegenwart Gottes statt. Es gilt deswegen, sich in der Gegenwart Gottes zu üben. Aus Gesprächen mit Geistlichen schließe ich, dass sie „Naturtalente“ darin sind, sich in die Gegenwart des Herrns zu versetzen. Wir, die wir den Ruf (noch) nicht gehört haben, können uns mit Geduld und Hingabe darin üben, denn die Gegenwart Gottes ist stets im Hier und Jetzt. Durch unser betriebsames Leben sind wir im Kopf meistens woanders, deswegen „verpassen“ wir quasi die göttliche Realität, die eigentlich die natürliche ist, weil sie uns ganz umfängt. Diese zu erkennen, werden wir durch die Reizüberflutung (die immer mehr zunimmt) gehindert: Unsere Gedanken kreisen, wir grübeln, wir denken ständig über die Vergangenheit oder die Zukunft nach, wir lenken uns permanent mit allem möglichen ab oder werden durch die Hektik und Sorgen des Alltags, auch durch den Konsumismus, vom Jetzt weggerissen. Das Jetzt hat eine friedvolle Qualität. Wenn ich im Jetzt bin, ist Friede in mir.
Sich des gegenwärtigen Augenblicks überhaupt gewahr werden zu können, erfordert tägliches Bemühen und Disziplin. Es gilt zunächst ruhig zu werden, um mit seinem Geist und seinem Herz in Kontakt zu kommen. Denn Geist und Herz sagen uns, wo wir gerade gedanklich stehen und was uns gerade emotional beschäftigt. Dazu gilt es eine innere Distanz aufzubauen. Die Distanz erkennt man daran, dass man sich wie ein innerer Beobachter „von Außen“ beim Denken und Fühlen zusieht. Hat man das begriffen und ist sein eigener Beobachter, kann man erkennen, dass man mehr ist als seine Gedanken, Emotionen und Gefühle. Mehr ist als das, was wir im Leben gerade darstellen oder noch erreichen möchten. Die Gedanken, Emotionen und Gefühle sind zu beruhigen mit dem Ziel innerlich „leer“ zu werden, um Platz für die Gegenwart Gottes zu schaffen. An diesem Punkt finden intensive Gebete, besser Gespräche mit Gott statt, die über das Rezitieren von Gebeten hinausgeht. Man trägt Gott sein ganzes Leben vor.
Anfangs ist es schwierig sich immer wieder im Jetzt zu verankern. Wenn man aber darin mehr und mehr geübt ist, wird man die Stimme Gottes von den eigenen Stimmen, von denen es in unserem Kopf nur so wimmelt, unterscheiden lernen. Oder man wird Gott in einer grundlos scheinenden Liebe und Freude wahrnehmen und von innen her verstehen, dass nur die Liebe zählt. Diese innere Wahrnehmung verändert uns, macht uns friedvoller. Wir nehmen die Stille, die göttliche Realität, auch in der größten Betriebssamkeit wahr und werden in unserem Handeln konzentrierter, wachsamer, bewusster und liebevoller.