Zunächst möchte ich feststellen, dass nicht "wir" von einem Angriffskrieg sprechen, sondern insbes. Du!Highlander hat geschrieben: ↑Mittwoch 13. April 2022, 09:47(...) Frage:kukHofnarr hat geschrieben: ↑Mittwoch 13. April 2022, 09:20Das ist eine berechtigte Frage, ob und inwieweit es sich bei Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin um einen naturrechtlich legitimierten HERRSCHER handelt... DAS wäre wirklich einen Thread wert!
Tatsächlich schrieb ich davon, die Handlung als solche als naturrechtlich legitim zu bewerten.
Wieso ist die Handlung als solche naturrechtlich als legitim zu werten?![]()
Wir reden hier immerhin über einen Angriffskrieg von russischen Streitkräften auf den souveränen Staat Ukraine!
Inwieweit wärst Du mit der folgenden Aufgabenstellung, den Begriffsklärungen sowie Quellen bzw. deren Übersetzungen einverstanden?
Um die Wahrheit herauszufinden muss die Kernfrage lauten:
"Handelt es sich bei dem militärischen Konflikt in der Ukraine um einen Angriffskrieg?"
Dazu stimme ich Deinem Verständnis vom gerechten Kriege zu, welches Du wie folgt bekannt hast:
Den von Thomas v. Aquin gesetzten Begriff "Gerechter Krieg" setze ich gleich mit "naturrechtlich legitimer Krieg".Highlander hat geschrieben: ↑Sonntag 10. April 2022, 06:51Ein "gerechter Krieg" ist ein Krieg, in dem die Kriterien vollumfänglich erfüllt werden, die nach der Lehre vom gerechten Krieg (Augustinus, Thomas von Aquin et al.) einschlägig sind.kukHofnarr hat geschrieben: ↑Samstag 9. April 2022, 22:25Was verstehst Du unter einem "gerechten Krieg"?
Einen "Angriffskrieg" verstehe ich als "naturrechtlich illegitimen Krieg" also als "ungerechten Krieg".
Die Aufgabe besteht also darin, eindeutig festzustellen, ob es sich bei dem, was aktuell in der Ukraine als "Krieg" bezeichnet wird, überhaupt um einen Krieg handelt, und wenn ja ob es sich um einen "gerechten Krieg" oder um einen "ungerechten Krieg" handelt.
Dazu möchte ich als Hilfsmittel vorschlagen, Dein Einverständnis vorausgesetzt:
》 ___A, das Zitat aus dem Abschnitt aus Thomas v. Aquin, S. Th., II, II, 40 in einer Übersetzung via DeepL.com (ich bitte eine Alternativübersetzung vorzuschlagen, falls Du über eine bessere deutsche Übersetzung verfügst) aus http://summa-theologiae.org/question/27301.htm, weiters
》 ___B, das Zitat aus dem Abschnitt aus Augustinus, Contra Faustum Manichaeum, 22, 74 f.. aus https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gerecht ... ite_ref-21 Zitiert nach: J. Migne: Sancti Aurelii Augustini, Hipponensis episcopi, opera omnia (Patrologia Latina Band 42). Eine englische Übersetzung dieser zentralen Passage findet sich bei J. Helgeland u. a. (Hg.): Christians and the Military, Philadelphia 1985, S. 81f.
》 ___C, das Zitat aus dem Abschnitt aus Thomas von Aquin, De Regno, I, 6..
Aufgabenstellung Vorschlag:
1. Lege dar, ob es sich bei dem militärischen Konflikt in der Ukraine um einen Krieg handelt!
2. Lege dar, ob es sich um einen naturrechtlich legitimen Krieg handelt!
3. Lege dar, ob es sich um einen naturrechtlich illegitimen Krieg handelt!
___A (Zitat)
A[1] Ob eine Art von Krieg rechtmäßig ist?
(...)
A[1] Ob es immer sündhaft ist, Krieg zu führen?
(a) Einwand 1:
Es scheint, dass es immer sündhaft ist, Krieg zu führen. Denn Strafe wird nur für Sünde verhängt. Diejenigen aber, die Krieg führen, werden von unserem Herrn mit Strafe bedroht, wie es in Mat. 26:52: "Alle, die das Schwert nehmen, sollen durch das Schwert umkommen." Deshalb sind alle Kriege ungesetzlich.
(b) Einwand 2:
Außerdem ist alles, was gegen ein göttliches Gebot verstößt, eine Sünde. Der Krieg aber verstößt gegen ein göttliches Gebot; denn es steht geschrieben (Mat. 5:39): "Ich aber sage euch, dass ihr dem Bösen nicht widerstehen sollt"; und (Röm. 12,19): "Rächt euch nicht, meine Lieben, sondern gebt dem Zorn Raum." Deshalb ist der Krieg immer sündhaft.
(c) Einwand 3:
Außerdem ist nichts, außer der Sünde, im Gegensatz zu einer tugendhaften Handlung. Der Krieg aber ist dem Frieden zuwider. Deshalb ist der Krieg immer eine Sünde.
(d) Einwand 4:
Außerdem ist die Ausübung einer rechtmäßigen Sache selbst rechtmäßig, wie man bei wissenschaftlichen Übungen sieht. Aber kriegerische Übungen, die in Wettkämpfen stattfinden, sind von der Kirche verboten, weil diejenigen, die in diesen Prüfungen getötet werden, des kirchlichen Begräbnisses beraubt werden. Es scheint also, dass der Krieg an sich eine Sünde ist.
(e) Im Gegenteil,
Augustinus sagt in einer Predigt über den Sohn des Zenturios [* Ep. ad Marcel. cxxxviii]: "Wenn die christliche Religion den Krieg gänzlich verbieten würde, hätte man denen, die im Evangelium einen heilsamen Rat suchten, eher geraten, die Waffen abzulegen und das Soldatentum ganz aufzugeben. Im Gegenteil, ihnen wurde gesagt: "Tut niemandem Gewalt an ... und begnügt euch mit eurem Sold" [* Lk 3,14]. Wenn er ihnen befahl, sich mit ihrem Sold zu begnügen, verbot er nicht das Soldatentum."
(f) Ich antworte:
Damit ein Krieg gerecht ist, sind drei Dinge notwendig.
Erstens
die Autorität des Herrschers, auf dessen Befehl hin der Krieg geführt werden soll. Denn es ist nicht Sache einer Privatperson, den Krieg zu erklären, weil sie ihre Rechte vor dem Gericht ihres Vorgesetzten geltend machen kann.
Es ist auch nicht die Sache eines Einzelnen, das Volk zu versammeln, was in Kriegszeiten geschehen muss. Und da die Sorge für das Gemeinwohl den Obrigkeiten obliegt, ist es ihre Aufgabe, über das Gemeinwohl der ihnen unterstellten Stadt, des Königreichs oder der Provinz zu wachen.
Und ebenso ist es rechtmäßig, daß sie zur Verteidigung dieses Gemeinwohls gegen innere Unruhen zum Schwert greifen, wenn sie Übeltäter bestrafen,
wie der Apostel sagt (Röm 13,4):
"Er trägt das Schwert nicht umsonst; denn er ist Gottes Diener, ein Rächer, der den Zorn über den richtet, der Böses tut"; so ist es auch ihre Aufgabe, zum Kriegsschwert zu greifen, um das Gemeinwohl gegen äußere Feinde zu verteidigen.
Daher heißt es zu den Verantwortlichen (Ps 81,4):
"Rette den Armen und befreie den Bedürftigen aus der Hand des Sünders";
und aus diesem Grund sagt Augustinus (Contra Faust. xxii, 75):
"Die natürliche Ordnung, die dem Frieden unter den Menschen förderlich ist, verlangt, dass die Macht, den Krieg zu erklären und zu beraten, in den Händen derer liegt, die die höchste Autorität innehaben."
(g) Zweitens
ist ein gerechter Grund erforderlich, nämlich dass diejenigen, die angegriffen werden, angegriffen werden, weil sie es aufgrund irgendeiner Schuld verdienen.
Deshalb sagt Augustinus (QQ. in Hept., qu. x, super Jos.):
"Ein gerechter Krieg wird gewöhnlich als einer bezeichnet, der das Unrecht rächt, wenn eine Nation oder ein Staat bestraft werden muss, weil er sich weigert, das von seinen Untertanen zugefügte Unrecht wiedergutzumachen oder das, was er ungerechtfertigt an sich gerissen hat, zurückzugeben."
(h) Drittens
ist es notwendig, dass die Kriegführenden eine rechtmäßige Absicht haben, dass sie also die Förderung des Guten oder die Vermeidung des Bösen beabsichtigen.
Daher sagt Augustinus (De Verb. Dom. [Die zitierten Worte finden sich nicht in den Werken des heiligen Augustinus, sondern in Can. Apud. Caus. xxiii, qu. 1]):
"Die wahre Religion betrachtet jene Kriege als friedlich, die nicht aus Gründen der Vergrößerung oder der Grausamkeit geführt werden, sondern mit dem Ziel, den Frieden zu sichern, die Übeltäter zu bestrafen und die Guten zu erheben."
Denn es kann vorkommen, dass der Krieg von der rechtmäßigen Autorität und aus einem gerechten Grund erklärt wird und dennoch durch eine böse Absicht unrechtmäßig gemacht wird.
Daher sagt Augustinus (Contra Faust. xxii, 74):
"Die Leidenschaft, Schaden zuzufügen, der grausame Durst nach Rache, ein unbarmherziger und unnachgiebiger Geist, das Fieber des Aufruhrs, die Lust an der Macht und dergleichen, all das wird mit Recht im Krieg verurteilt."
(i) Antwort auf Einwand 1:
Wie Augustinus sagt (Contra Faust. xxii, 70):
"Das Schwert zu nehmen heißt, sich zu bewaffnen, um jemandem das Leben zu nehmen, ohne den Befehl oder die Erlaubnis einer höheren oder rechtmäßigen Autorität."
Dagegen ist es nicht "das Schwert zu nehmen", sondern es im Auftrag eines anderen zu gebrauchen, wenn man (als Privatperson) aufgrund der Autorität des Herrschers oder Richters oder (als öffentliche Person) aus Eifer für die Gerechtigkeit und sozusagen aufgrund der Autorität Gottes zum Schwert greift, weshalb es keine Strafe verdient.
Und doch werden auch diejenigen, die das Schwert sündhaft gebrauchen, nicht immer mit dem Schwert getötet, sondern sie kommen immer mit ihrem eigenen Schwert um, weil sie, wenn sie nicht Buße tun, für ihren sündhaften Gebrauch des Schwertes ewig bestraft werden.
(j) Antwort auf den Einwand 2:
Solche Gebote sollen, wie Augustinus bemerkt (De Serm. Dom. in Monte i, 19), immer in Bereitschaft gehalten werden, damit wir bereit sind, sie zu befolgen und, wenn nötig, von Widerstand oder Selbstverteidigung abzusehen.
Dennoch ist es manchmal notwendig, dass ein Mensch zum Wohle der Allgemeinheit oder zum Wohle derer, mit denen er kämpft, anders handelt.
So sagt Augustinus (Ep. ad Marcellin. cxxxviii):
"Diejenigen, die wir mit freundlicher Strenge zu bestrafen haben, müssen wir auf vielerlei Weise gegen ihren Willen behandeln. Denn wenn wir einen Menschen der Gesetzlosigkeit der Sünde berauben, ist es gut für ihn, dass er besiegt wird; denn nichts ist hoffnungsloser als das Glück der Sünder, woraus eine schuldhafte Straflosigkeit und ein böser Wille wie ein innerer Feind erwächst."
(k) Antwort auf den Einwand 3:
Diejenigen, die den Krieg führen, streben mit Recht den Frieden an, und deshalb sind sie nicht gegen den Frieden, außer gegen den bösen Frieden, den unser Herr "nicht auf die Erde senden wollte" (Mat 10,34).
Deshalb sagt Augustinus (Ep. ad Bonif. clxxxix):
"Wir suchen nicht den Frieden, um Krieg zu führen, sondern wir ziehen in den Krieg, damit wir Frieden haben. Seid also friedlich, wenn ihr Krieg führt, damit ihr die besiegt, gegen die ihr Krieg führt, und sie zum Wohlstand des Friedens bringt."
(l) Antwort auf Einwand 4:
Nicht alle kriegerischen Übungen sind verboten, sondern nur jene, die unmäßig und gefährlich sind und mit Töten oder Plündern enden. In alten Zeiten stellten kriegerische Übungen keine solche Gefahr dar, und daher wurden sie "Waffenübungen" oder "unblutige Kriege" genannt,..
___B (Zitat)
Was, in der Tat, ist denn überhaupt so falsch am Krieg? Dass Menschen sterben, die ohnehin irgendwann sterben werden, damit jene, die überleben, Frieden finden können? Ein Feigling mag darüber jammern, aber gläubige Menschen nicht […].
Niemand darf jemals die Berechtigung eines Krieges bezweifeln, der in Gottes Namen befohlen wird, denn selbst das, was aus menschlicher Gier entsteht, kann weder den unkorrumpierbaren Gott noch seinen Heiligen etwas anhaben.
Gott befiehlt Krieg, um den Stolz der Sterblichen auszutreiben, zu zerschmettern und zu unterwerfen.
Krieg zu erdulden ist eine Probe für die Geduld der Gläubigen, um sie zu erniedrigen und seine väterlichen Zurechtweisungen anzunehmen.
Denn niemand besitzt Macht über andere, wenn er sie nicht vom Himmel erhalten hat. Alle Gewalt wird nur auf Gottes Befehl oder mit seiner Erlaubnis ausgeübt.
Und so kann ein Mann gerecht für die Ordnung kämpfen, selbst wenn er unter einem ungläubigen Herrscher dient. Das, was ihm befohlen wird, ist entweder eindeutig nicht gegen Gottes Vorschrift, oder wenn es nicht eindeutig ist, wenn zum Beispiel ein ungerechter Befehl ergeht, zeigt die Ordnung des Dienens, dass der König schuldig, der Soldat unschuldig ist. Wieviel unschuldiger muss da ein Mann sein, der einen Krieg führt, der von Gott befohlen wurde, der ja niemals etwas Falsches befehlen kann, wie jeder weiß, der ihm dient?
___C (Zitat)
Man muss, wenn man keine menschliche Hilfe gegen den Tyrannen finden kann, sich an den König aller wenden, an Gott [der das grausame Herz des Tyrannen bekehren oder ihn in einen elenden Zustande versetzen kann ...].
Aber damit das Volk es verdient, diese Wohltat Gottes zu erlangen, muss es sich von der Sünde losmachen, denn es ist zur Bestrafung der Sünden mit göttlicher Erlaubnis die Macht den Gottlosen gegeben, [da] es im Buche Hiob heißt, dass Gott "den heuchlerischen Menschen wegen der Sünden des Volkes zum Herrscher macht" (Hiob 34,30).
Man muss also die Schuld wegnehmen, damit die Plage der Tyrannei aufhört.